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Der 11. November: Gedenktag

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Des canons allemands sont traînés, le 11 novembre 1918, sur la place de l'Opéra et les boulevards, au milieu des farandoles.
Warum zählt der 11. November heutzutage zu einem der wichtigsten Gedenktage Frankreichs?
Der 11. November ist zum Gedenktag geworden, um sich an den Waffenstillstand von 1918 zu erinnern, der das Ende des Ersten Weltkrieges (1914 - 1918) einläutete.

Der Zug, in dem der Waffenstillstand am 11. November 1918 unterzeichnet wurde. Quelle: Sammlung SHD

Corps 1

Um 16 Uhr verliest Clemenceau im Palais Bourbon die Bedingungen des Waffenstillstands. Er heißt das Elsass und Lothringen willkommen und dankt der Nation.

Am 11. November 1918 werden deutsche Kanonen auf den Place de l'Opéra und die
Boulevards gezogen, begleitet von Freudentänzen. Quelle: l'album de la guerre 1914-1919. © L'illustration

Dieser “Tag des Glückes” lässt die Kämpfe der Vergangenheit nicht vergessen, auch nicht die Tragödien und Folgen für die Bürger, die Erlebnisse und die Botschaft, die dieser Tag zum Ausdruck bringen soll. Der Tag ist insbesondere wichtig, um den Soldaten zu gedenken, die in den vier Kriegsjahren Mut bewiesen und Opfer gebracht haben.

11. November 1918. Quelle: Paris - Roger-Viollet

Es ist dem nachhaltigen Einsatz der Kriegsveteranen zu verdanken, dass der 11. November schlussendlich zum Nationalfeiertag erklärt wurde.



11. November 1919: Ein Tag der diskreten Ehrung



Am 11. November 1919 findet nur eine einzige Zeremonie in der Kapelle des Invalidendoms statt, der auch Marschall Foch beiwohnt.
Im selben Jahr waren es zwei Gedenktage, die die allgemeine Gesinnung geprägt haben:

Am 14. Juli 1919 wurden der Sieg und der Frieden mit Prunk und unter lautem Jubel gefeiert. Die Hommage galt allen Soldaten, sowohl den Überlebenden als auch den Gefallenen. Clemenceau war es wichtig, dass der Tag zu “ihrem” Tag wurde. In Paris führten Tausende Kriegsversehrte die Parade der siegreichen Armee sowie der Alliierten an, die am Triumphbogen vorbeizogen und von einer riesigen Menschenmenge bejubelt wurden. In der Nacht vom 13. auf den 14. wird unterhalb dem Triumphbogen eine Gedenktafel angebracht zum Gedenken an all diejenigen, die für ihr Vaterland gestorben sind.

Siegesfeiern in Paris - 14. Juli 1919 - Marschall Joffre und Marschall Foch. Quelle: Postkarte


- Am 2. November 1919, erstes Allerseelen nach Einkehr des Friedens, werden zahlreiche symbolische Zeremonien abgehalten. Dem Parlament war es hierbei wichtig, dass das Gedenken an die Toten in allen Gemeinden Frankreichs zur selben Uhrzeit stattfand. Nach einem Tag offizieller Zeremonien wird dieser 2. November auch zur Hommage an die vielen Mütter, Witwen und Waisen, die auf den Friedhöfen und Gräberstädten an der Front zu finden sind.



11. November 1920: erste Würdigung des unbekannten Soldaten



Im Jahr 1920 feiert die Dritte Republik ihren fünfzigsten Jahrestag.
Am 11. November dieses Jahres würdigt die Republik erstmals den unbekannten Soldaten, der während des Ersten Weltkrieges gefallen ist; die Ehrung eines anonymen Soldaten, Mitglied der heldenhaften ”Poilus”-Truppe, ein symbolischer Akt seiner Kriegskameraden.

Die 1916 entstandene Idee, einen unbekannten Soldaten zu ehren, wurde 1918 fortgesetzt. Am 12. November 1919 wurde das Panthéon als Grabstätte auserwählt. Durch eine von Schriftstellern organisierte Kampagne wurde 1920 jedoch der Triumphbogen als endgültige Grabstätte festgelegt.
Das Parlament beschließt sodann einstimmig folgendes Gesetz:
“Artikel 1: Dem Panthéon fällt die Ehre zuteil, die sterblichen Überreste des unbekannten Soldaten zu beherbergen, der im Ersten Weltkrieg zwischen 1914 und 1918 ehrenhaft gefallen ist. Die feierliche Überführung der sterblichen Überreste dieses Soldaten wird auf den 11. November 1920 festgelegt.
Artikel 2: Am selben Tag werden die sterblichen Überreste des unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen beigesetzt”.
Die Abgeordneten stimmen dem Text am 8. November zu, die Zustimmung des Senats erfolgt am 9.

10. November 1920, Verdun. Quelle: Roger-Viollet

Am 10. November wählt der Soldat Auguste Thin in Verdun den Sarg des unbekannten Soldaten aus. Der Sarg wird für die Zeremonie am 11. November nach Paris gebracht. Am selben Tag wird auch das Herz von Gambetta in die Krypta des Panthéon überführt.
Der Trauerzug vom Panthéon zum Triumphbogen wird von Tausenden Menschen begleitet. Der Sarg wird provisorisch in einer Kapelle im ersten Stockwerk des Monuments platziert und ist somit zugänglich für Besucher.

11. November 1920, Paris Quelle: Roger-Viollet

1921: Beisetzung des unbekannten Soldaten



Am 28. Januar 1921 wird der unbekannte Soldat unter dem Gewölbe des Triumphbogens beigesetzt.
Die Granitplatte trägt folgende Inschrift: “Hier ruht ein französischer Soldat, der für sein Vaterland gestorben ist (1914 - 1918).”

28. Januar 1921, Paris. Quelle: Roger-Viollet

1922: Der 11. November wird als nationaler Gedenktag gefeiert



Im Jahr 1922 kämpfen die Kriegsveteranen beständig um die Anerkennung des 11. Novembers als Nationalfeiertag, was vom Parlament mit Gesetz vom 24. Oktober 1922 beschlossen wird.



1923: Die Ewige Flamme



Am 11. November 1923 entzündet der Kriegs- und Pensionsminister André Maginot im Beisein zahlreicher Vereinigungen der Kriegsveteranen erstmals die Ewige Flamme. Die Feuerstelle der Flamme wird von dem Kunstschmied Brandt entworfen.

11. November 1923, Paris. Quelle: Roger-Viollet

Das für die Ewige Flamme zuständige Komitee ist verantwortlich dafür, dass die Flamme täglich in der Dämmerung neu entzündet wird.

Im Laufe der Jahre wird die Ewige Flamme von den Vereinigungen der Kriegsveteranen entzündet und das Goldene Gedenkbuch erhält viele Widmungen zahlreicher Gäste Frankreichs. In nur vier Jahren entsteht ein jährliches Zeremonienritual, das sehr schnell zur Tradition wird.



Gleichermaßen erhalten alle Gemeinden Frankreichs Unterstützung, um in ihrer Stadt ein Monument für ihre Toten errichten zu können. An diesen Gedenkstätten werden dann auch die Zeremonien am 11. November abgehalten: Parade der politischen Organe, der patriotischen Vereinigungen, Kinder und Schulklassen sowie der Bevölkerung.

Corps 2

Der 11. November im Dienste des Widerstands (1940 - 45)



11. November 1940: Schwere Zeiten für die Besatzungsmacht


Kurz vor dem 11. November 1940 verbieten die deutschen Machtinhaber gemeinsam mit der Polizeipräfektur sämtliche Demonstrationen anlässlich des Gedenktages.
Der Rektor der Académie de Paris entscheidet sich jedoch zu einem Rundschreiben an alle Lehrkörper der Gymnasien, ihre Schüler zur Teilnahme an den Demonstrationen zu ermutigen. Bereits seit Beginn des Schuljahres rufen Flugblätter zum Kampf gegen die Besatzer auf und die Wände der Pariser Fakultäten und Schulen sind voll mit anti-deutschen Parolen. Die Verhaftung von Paul Langevin, Lehrer für Physik mit internationalem Ruf am Collège de France, am 30. Oktober führt unmittelbar zu heftigen Reaktionen.


Am 8. November findet die erste Demonstration statt. Und obwohl sie nicht den erwarteten Umfang bot, wuchs die Idee für eine Großdemonstration immer mehr. Am 11. November waren auf dem Triumphbogen Parolen und Aufrufe zu lesen, die zu Widerstand und Zusammenhalt aufriefen.

An diesem Tag marschierten Trauerzüge mit 3.000 bis 5.000 Schülern und Studenten in Richtung Champs-Élysées. Die Feindseligkeit gegenüber der Besatzungsmacht ist allgegenwärtig, der Verweis auf General de Gaulle präsent.

Parolen zum Aufruf zu Demonstrationen am 11. November 1940. Quelle: BDIC

Die Niederschlagung erfolgt auf grausame Art und Weise: Es gibt zahlreiche Verletzte und über hundert Studenten werden verhaftet und inhaftiert.

Kundgebung am 11. November 1940. Studenten des Instituts für Agrarwissenschaften versammeln sich auf der Champs Élysées,
um Blumen am Grab des unbekannten Soldaten niederzulegen. Quelle: Museum über den nationalen Widerstand - Champigny-sur-Marne

Erstmals seit Juni 1940 kommt es zur Konfrontation zwischen den Franzosen und der Besatzungsmacht. Der 11. November 1940 wird zum wahrhaftigen Symbol des Widerstands in Paris. Er ist bedeutsam für das ganze Frankreich, für die besetzten Gebiete gleichermaßen wie für die freien Gebiete. Auch alle in Freiheit lebenden Franzosen, von London bis Brazzaville, erfahren per Radio von der Widerstandsbewegung und deren Ausmaß.



11. November 1944: Französisch-britische Zeremonie im befreiten Paris


Im Jahr 1944 ist der Großteil des Territoriums bereits befreit. Am 11. November finden in Paris Gedenkfeierlichkeiten statt. Anwesend ist auch eine britische Delegation, angeführt von Premierminister Winston Churchill und General de Gaulle, Vorsitzender der provisorisch eingesetzten Regierung Frankreichs. Die provisorisch eingesetzte Regierung nutzt diese Einladung als Verherrlichung der großen Allianz während der Kriegsjahre. Beide Regierungen nutzen diese Gelegenheit, um sich über das weitere gemeinsame Vorgehen gegen die Achsenmächte zu beraten.

Parade am 11. November 1944 auf der Champs-Elysées. General de Gaulle, Vorsitzender der provisorisch eingesetzten Regierung Frankreichs
und Winston Churchill, britischer Premierminister, gefolgt von offiziellen Teilnehmern des Trauerzugs. © Ecpad

General de Gaulle verkündet in diesem Zusammenhang:

“Wir freuen uns, nicht nur unsere Gäste nun endlich in unserer Hauptstadt begrüßen zu können, sondern auch ein deutliches Zeichen unser Allianz zeigen zu können, die im Angesicht der grausamen Taten der Vergangenheit wichtiger ist als je zuvor.”

11. November 1944, Churchill und de Gaulle. Quelle: Roger-Viollet

11. November 1945: Ehrung für alle Veteranen



Im darauf folgenden Jahr sind die Feierlichkeiten am 11. November 1945 davon geprägt, dass Mont Valérien, der für viele Widerstandskämpfer zum Märtyrer geworden war, von General de Gaulle in hohem Maße geehrt wurde. Gleichermaßen gewürdigt werden auch die Verdienste der Soldaten und der Opfer des Naziregimes.
Am 10. November werden die sterblichen Überreste von 15 Franzosen, die für ihr Vaterland gestorben sind von der Portes de Paris zum Invalidendom überführt: Unter den Opfern befinden sich Soldaten aus drei Armeen, Gefangene, Deportierte, Männer und Frauen, die allesamt symbolisch für die nationale Einheit, die verschiedenen Schauplätze und Leidensorte stehen.
Am 11. November werden die 15 Särge von einem einmaligen Trauerzug an den Triumphbogen begleitet, wo sie von General de Gaulle in Empfang genommen werden. Im Laufe des Tages erhalten die Menschenmassen die Möglichkeit, den Opfern ihre letzte Ehre zu erweisen. Bei Anbruch der Dunkelheit werden sie auf dem Mont Valérien beigesetzt.



Der 11. November als Gedenktag (von 1945 bis heute)

11. November 2012. Quelle: Foto Jacques Robert

Der 11. November, Gedenktag zu Ehren des Waffenstillstands von 1918, wird immer häufiger zum Anlass genommen, die Geschichte in Frage zu stellen und zu verstehen.


Dieser Gedenktag ermöglicht es nunmehr, regelmäßig an eine ganz besondere Episode des Ersten Weltkrieges zu erinnern, indem anlässlich der Jahrestage auch weitere Themen aufgegriffen werden: 1989, der Erste Weltkrieg und Gedenken der Französischen Revolution; 1992, Kolonialtruppen im Ersten Weltkrieg; 1998, das Eingreifen der Alliierten in den Ersten Weltkrieg; 2003, 85. Jahrestag des Waffenstillstands im Jahr 1918 und 80. Jahrestag der ersten Entzündung der Ewigen Flamme durch André Maginot; 2004, Kriegsbeginn und der Sieg an der Marne; 2006, Verdun; 2008, 90. Jahrestag des Waffenstillstands im Jahr 1918.


Auch erfüllen diese Feierlichkeiten noch ihren ursprünglichen Zweck. Die Zeremonie bietet den passenden Rahmen, die Kriegsveteranen für ihre Verdienste zu ehren, damit die Opfer und Leiden einer ganzen Generation nicht in Vergessenheit geraten. Diese Gelegenheit muss genutzt werden, um der Jugend das Erbe der Werte zu verdeutlichen, die sie verteidigt haben.


Am 28. Februar 2012 beschließt das Parlament einen Gedenktag zu Ehren aller Toten, die für Frankreich gestorben sind (Gesetz Nr. 2012-273). Ohne das historische Erbe des Ersten Weltkrieges und der anderen nationalen Gedenktage außer Acht zu lassen, misst dieses Gesetz den Feierlichkeiten am 11. November eine noch höhere Würde bei.

Die Ewige Flamme unter dem Triumphbogen. Quelle: Foto Jacques Robert