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Kanada im Zweiten Weltkrieg

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Die kanadische Infanterie landet am Juno Beach und marschiert in Richtung Bernières-sur-Mer, am 6. Juni 1944.
Die kanadische Infanterie landet am Juno Beach und marschiert in Richtung Bernières-sur-Mer, am 6. Juni 1944. Quelle: Staatliches Archiv Kanada.

Am 7. September 1939 beschließt das kanadische Parlament in einer Sondersitzung die Unterstützung Englands und Frankreichs, die sich seit 3. September im Krieg gegen Deutschland befinden.

Corps 1

Binnen eines Monats melden sich 58.000 Freiwillige und die Einheiten der 1. Infanteriedivision brechen im Dezember in Richtung England auf. Gemeinsam mit der im Sommer 1940 eintreffenden 2. Infanteriedivision bilden diese Einheiten das 1. Kanadische Korps, das dem 7. Armeekorps unter General Mc Naughton untersteht.
1 - 1940 und der Krieg auf dem offenen Meer
Im Mai 1940 beteiligen sich vier kanadische Zerstörer an der Wiedereinschiffung der Truppen in Dünkirchen.

Der kanadische Zerstörer NCSM Saguenay. Quelle: Staatliches Archiv Kanada

Während der Schlacht um England gelingt es der Royal Canadian Air Force, 31 deutsche Flugzeuge zu zerstören und weitere 43 zu beschädigen. Selbst verlor man jedoch ebenfalls 16 Flugzeuge. Andere Kanadier dienen in der 242. Escadrille RAF.
Die Atlantikschlacht ist ausschlaggebend für das Fortbestehen Großbritanniens. 1940 verfügt Kanada über 13 Schiffe und 3.000 Männer; bis Ende 1944 erhöhten sich die Zahlen auf 373 bzw. 90.000.
Mehr als die Hälfte der Nachschubkonvois wurden von kanadischen Schiffen eskortiert. Die ersten Fregatten kommen zum Einsatz, fallen jedoch häufig deutschen U-Booten zum Opfer. Im September 1941 geht das Kommando über die kanadischen Seestreitkräfte an die Amerikaner über, was deutlich zum Erfolg ihrer Verteilung über den Atlantik beiträgt. Den U-Booten gelingt es sogar in den Golf von Saint-Laurent vorzudringen und 23 Schiffe zu versenken.

Ein Schiffskonvoi bewegt sich in das Hafenbecken Bedford, im Hafen von Halifax, im April 1941. Quelle: Nationales Verteidigungsministerium / Staatliches Archiv Kanada, PA-105262.

Während einer im März 1943 stattfindenden Konferenz werden England und Kanada mit der Verteidigung des Nordatlantiks betraut. Admiral Murray erhält die Befehlsgewalt über den Nordwest-Atlantik.
Die bessere Ausrüstung und die Aufstockung der Waffen auf Seite der Alliierten führten zu einer entscheidenden Wende im Herbst 1943. Die kanadische Marine spielt auch bis zum Ende des Seekrieges eine entscheidende Rolle.
2 - Operationen in Asien
In Asien mussten die kanadischen Soldaten ihre Feuertaufe bestehen. Am 27. Oktober 1941 werden zwei kanadische Bataillons (Royal Rifles of Canada und Winnipeg Grenadiers) zur Unterstützung von Hongkong ausgesandt. Trotz der geringen Anzahl an Soldaten und Waffen gelang es der Kolonie, sich gegen die Angriffe Japans erfolgreich zu wehren und den Sieg für sich zu verbuchen.
Im asiatischen Kampfgebiet waren die Kanadier insbesondere an Luftangriffen beteiligt: Die Royal Canadian Air Force übernimmt während der japanischen Angriffe im Oktober 1942 auf Indien die Verteidigung. Weiterhin ist sie an Operationen beteiligt, die am 3. Mai 1945 zur erfolgreichen Einnahme von Rangoon führten.
3 - Die Westfront
3-1 - Dieppe
An der Westfront stellen die Kanadier den Großteil der Soldaten, die am 18. und 19. August 1942 den Überfall auf Dieppe durchführen. Der Plan war kühn, jedoch schlecht vorbereitet, weshalb die gesamte Operation verheerende Folgen hatte: Unter den 4.965 kanadischen Soldaten kam es zu 3.300 Opfern, von denen 907 gestorben sind.

Kanadische Gefangene werden von deutschen Wachen durch die Straßen von Dieppe geführt, am 19. August 1942. Quelle: Nationales Verteidigungsministerium / Staatliches Archiv Kanada, PA-200058.

3-2 - Italien
Den bereits am 10. Juli in Sizilien gelandeten Alliierten gelingt es im September 1943, die Meerenge von Messina zu passieren. Die 1. kanadische Division und die 1. kanadische Panzerbrigade kämpfen gemeinsam mit der 8. britischen Armee. Die Kanadier nehmen Reggio ein und erreichen am 10. September Catanzaro, während es einer Brigade gelingt Potenza einzunehmen und somit der Weg für die 5. Armee der USA in Richtung Neapel frei wird.
Am 1. Oktober dringen die Kanadier tief in Italien vor und kämpfen in Motta und Campobasso, bevor sie dann am 15. Oktober Vinchiaturo einnehmen. Am 5. November treffen das 1. kanadische Korps (General Crerar) und die 5. kanadische Panzerdivision (General Simmonds) in Italien ein.

Das 22. Royal Regiment landet am Strand von Reggio di Calabria, Am Morgen des 3. September 1943. Quelle: Foto Alexander M. Stirton. Nationales Verteidigungsministerium / Staatliches Archiv Kanada, PA-177114.

Anfang Dezember erfolgt ein Angriff durch die 8. Armee, wodurch die Deutschen entlang von Sangro bis zum Moro Fluss zurückgedrängt werden. Nach einigen Tagen verbissener Kämpfe gelingt es den Kanadiern am 28. Dezember, nach Ortona vorzudringen. General Crerar kehrt nach England zurück und übernimmt die Führung der 1. kanadischen Armee.
Im Winter 1943 sind 76.000 kanadische Soldaten im Einsatz. Seit der Landung in Sizilien wurden bereits 2.119 Soldaten getötet.
Corps 2
3-3 - Die Normandie
Am 6. Juni 1944 gibt General Keller der 3. kanadischen Infanteriedivision (14.000 Soldaten) den Befehl zur Landung am Juno Beach, inmitten der britischen Stellungen.

Die kanadische Infanterie landet am Juno Beach und marschiert in Richtung Bernières-sur-Mer, am 6. Juni 1944. Quelle: Staatliches Archiv Kanada.

Aufgabe der Kanadier war es, einen Brückenkopf zwischen Courseulles und Saint-Aubin-sur-Mer zu errichten. Anschließend sollten sie ihren Vormarsch in Richtung des Flughafens von Carpiquet fortsetzen. Die 3. kanadische Infanteriedivision erhält den Befehl, die Straße und die Eisenbahnstrecke zwischen Caen und Bayeux zu blockieren, um den Briten den Weg frei zu halten. Die 2. kanadische Panzerdivision steht in zweiter Reihe bereit. Auch die Royal Canadian Air Force, 109 Schiffe und 10.000 Soldaten der königlichen Marine Kanadas sowie 450 Soldaten des 1. kanadischen Fallschirmjägerbataillons sind an der Operation Overlord beteiligt.
Nach den blutigen Schlachten an den Küsten gelingt den Kanadiern die Einnahme von Courseulles. Bernières-sur-Mer wird befreit. Am Nachmittag dringen die Kanadier ins Landesinnere bis Sainte-Croix und Banville vor. Unterstützt von einem Panzerschwadron gelingt dem Regiment von Chaudière die Befreiung von Bény-sur-Mer. Auf dem weiteren Vormarsch wird der von den Deutschen genutzte Stützpunkt in Moulineaux besetzt, eine Batterie mit vier 105 mm Kanonen, bevor der Einmarsch nach Basly gelingt.

Französische Zivilisten laufen mit Hilfe eines Unteroffiziers in Bernières im Schutz eines Panzers. Quelle: Foto Frank L. Dubervill. Nationales Verteidigungsministerium / Staatliches Archiv Kanada, PA-132725.

Am Abend des 6. Juni halten die Kanadier wichtige Stellungen. Obwohl die kanadischen Truppen bis ins Landesinnere und somit deutlich weiter als die anderen Alliierten vorgedrungen waren, hatten die Soldaten unter General Keller ihr für den D-Day gesetztes Ziel nicht erreicht: Den Briten ist es nicht gelungen, Caen oder Bayeux zu befreien. Am Abend des D-Day betragen die Verluste auf kanadischer Seite 960 Soldaten, von denen nahezu 360 getötet wurden. Nach sechs weiteren Kampftagen ziehen die 3. Infanteriedivision und die 2. Panzerdivision Bilanz: Über 1.000 Kanadier sind gefallen, nahezu 2.000 verletzt. Dennoch haben die Kanadier am alliierten Brückenkopf hervorragend durchgehalten.

Der Obergefreite W.J. Curtis vom Königlichen militärischen medizinischen Korps Kanadas versorgt die Brandwunde eines jungen Franzosen, beobachtet von seinem jüngeren Bruder. Zwischen Colomby-sur-Thaon und Villons-les-Buissons, Normandie, 19. Juni 1944. Quelle: Foto Ken Bell. Nationales Verteidigungsministerium / Staatliches Archiv Kanada, PA-141703.

Anfang Juli 1944 gelingt es ihnen erneut, deutlich in Richtung des Feindes vorzupreschen, der sich in den zerstörten Häusern in den Städten und Dörfern der Normandie zurückgezogen hatte, nachdem Hitler den Befehl erteilt hatte, das Terrain keinesfalls aufzugeben.

Die Truppen der 3. kanadischen Infanteriedivision marschieren nach intensiver Bombardierung durch Luftstreitkräfte und alliierte Infanterie in Caen in der Normandie ein, 10. Juli 1944. Quelle: Foto Harold G. Aikman. Nationales Verteidigungsministerium / Staatliches Archiv Kanada, PA-116510.

Während der Schlacht in der Normandie spielen die kanadischen Truppen, die der 1. kanadischen Armee unterstehen (2. und 3. Infanteriedivision, 4. Panzerdivision sowie britische Truppen und die 1. polnische Panzerdivision) eine entscheidende Rolle. Sie sind insbesondere beteiligt an der Einnahme des Flughafens von Carpiquet, der Befreiung von Caen (9. Juli) und der Schließung des Kessels von Falaise-Chambois am 19. August 1944. Im Laufe dieser furchtbaren Schlacht um die Normandie sterben 5.021 Kanadier, weitere 13.423 Soldaten werden verletzt oder geraten in Gefangenschaft. Unter allen Divisionen, die ihren Dienst unter der 21. Armeetruppe von General Montgomery leisteten, hatten die 2. und 3. Division der Kanadier die höchsten Verluste zu erleiden.
3-4 - Belgien und die Niederlande
Die 1. kanadische Armee befreit die Häfen an der Manche und setzt dann ihren Vormarsch in Richtung Belgien fort, wo sie maßgeblich an der Befreiung Flanderns beteiligt ist. Die 4. Panzerdivision trifft am 6. September in Ypern auf deutsche Truppen. Am 8. September treffen die Kanadier am Kanal von Gent ein, wo weitere Häfen zerstört waren. Trotz heftigen Widerstands seitens der deutschen Truppen kann der Kanal befreit werden. Ziel der 1. Armee ist es, die feindliche Verteidigung in Schelde zu zerschlagen und Antwerpen zu befreien, wo sich der wichtigste Hafen für den Nachschub der Alliierten befindet.

Eine Alligatorkolonne vor zwei Terrepin Amphibienfahrzeugen an der Schelde, in der Nähe von Terneuzen, am 13. Oktober 1944. Quelle: Foto Donald I. Grant. Nationales Verteidigungsministerium / Staatliches Archiv Kanada, PA-114754.

Vom 8. bis 16. Oktober kommt es im überschwemmten und verminten Marschland zu erbitterten Kämpfen. Am 13. ist das Black Watch Bataillon der 5. Brigade nahezu zerschlagen. Unter massiver Bombardierung ziehen sich die Deutschen zurück und die Kanadier marschieren in Woensdrecht ein. Die 4. Panzerdivision besetzt Bergen op Zoom und schreitet weiter voran in Richtung Ostfriesland.

Kanadische Soldaten neben deutschen Flüchtlingen auf der Straße in der Nähe von Xanten, Deutschland, am 9. März 1945. Quelle: Foto Ken Bell. Nationales Verteidigungsministerium / Staatliches Archiv Kanada, PA-137462.

Am 23. März 1945 beginnen die Alliierten mit der Erstürmung des Rheingebiets. Die 9. kanadische Infanteriebrigade trifft in Rees ein, das 1. kanadische Fallschirmbataillon rückt an die Wesel vor und die 3. Division nimmt Emmerich ein.

Voller Freude werden die Stormont, Dundas und Glengarry Highlanders of Canada bei ihrem Einmarsch in Leeuwarden, Niederlande von der Bevölkerung empfangen, am 12. April 1945. Quelle: Foto Donald I. Grant. Nationales Verteidigungsministerium / Staatliches Archiv Kanada, PA-131564.

Das 1. kanadische Armeekorps kämpft im Westen der Niederlande, während das aus Italien zurückgekehrte 2. Korps die Deutschen im Nordosten und auf der deutschen Elbseite angreift.
Für die Niederschlagung des Naziregimes zahlten 45.000 Kanadier mit ihrem Leben.