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Les causes de la Grande Guerre

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Der Präsident der Republik in Russland. Der Zar und der Präsident der französischen Republik nehmen die Parade der Matrosen der Wache in Peterhof ab
Corps 1
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Corps 2


Im Ersten Weltkrieg kamen etwa 8 Millionen Menschen ums Leben. Aus dem heutigen zeitlichen Abstand ist es schwierig zu verstehen, wie und warum sich die großen europäischen Nationen 1914 mit solcher Wut aufeinander gestürzt haben. Dies ist ein Grund mehr, genau zu untersuchen, wie es zu dem Krieg gekommen ist.Wenn auch die Ursachen für ein historisches Ereignis im Allgemeinen vielfältig und komplex sind, so erscheint es doch erstaunlich, dass man 90 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs immer noch nach den Gründen für diesen Konflikt fragt. Der Grund dafür ist, dass man sich sehr lange weniger damit beschäftigt hat, die Ursachen zu analysieren als die Verantwortlichkeiten festzustellen, die natürlich bei dem anderen lagen! Man muss die Erklärung für den Krieg in dem Zustand Europas zu Beginn des 20. Jahrhunderts suchen. Nicht in den Folgen von früheren Ereignissen wie der Revanche oder dem Verlust von Elsass-Lothringen, sondern in der Entwicklung der Nationen während des gesamten 19. Jahrhunderts. Die nationale Idee war zum Leitgedanken in Europa geworden.

Aber weit davon entfernt, die Harmonie unter den Völkern herzustellen, hatten mit ihrer Hilfe viel öfter die nationalen Antagonismen zugenommen, die sich im Übrigen nicht unbedingt mit den "Erbfeinden" aus früheren Zeiten deckten. So hatte sich der Jahrhunderte alte Antagonismus zwischen Frankreich und England gegeben, um sich in die "Entente cordiale" von 1904 zu verwandeln. Dagegen schien sich die französisch-deutsche Feindschaft weiter zu entwickeln, als Folge der Erinnerung an den Krieg von l870, aber mehr noch an die Krisen, die sich zwischen Frankreich und Deutschland wegen Marokko ergeben hatten, vor allem die von 1911, die die öffentliche Meinung in beiden Ländern verwundet und misstrauisch gemacht hatte. - Die Franzosen, zumindest bestimmte Journalisten und Generäle, fürchteten einen plötzlichen deutschen Angriff, während die Deutschen überzeugt waren, dass in Frankreich immer noch der Geist der Revanche herrschte. Diese Meinung kam einem Teil der französischen Presse und der Art von "militaristischer Demagogie" entgegen, (1) die sich bei der Wiedereinführung des dreijährigen Militärdienstes 1913 gezeigt hatte. Ein weiteres Schüsselelement: die Allianz zwischen Frankreich und Russland, auf Grund derer Deutschland im Ernstfall einen Zweifrontenkrieg fürchten musste. Als sich Russland darüber hinaus 1907 auch noch England annäherte, verbreitete sich in Deutschland das Gefühl, eingekesselt zu werden, zumal zu der Zeit die ständige Angst vor dem slawischen Riesen umging.

Das Attentat von Sarajevo, der Funke auf dem Balkan



Das Misstrauen, das zwischen den Nationen herrschte, hatte Europa in gewisser Weise in ein Pulverfass verwandelt. Aber ein Pulverfass ist nur dann gefährlich, wenn jemand die Flamme daran hält. Die europäischen Regierungen und vor allem die Völker waren aber bis auf wenige Ausnahmen friedlich.Allerdings bildete die Unruhe, die auf dem europäischen Balkan herrschte, eine potentielle Gefahr. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts hatten Serben, Griechen, Rumänen und Bulgaren nicht geruht, bis sie der türkischen Herrschaft entfliehen und ihre eigene Nation werden konnten. Von dem früheren türkischen Reich war in Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch ein breiter Streifen übrig, der im Wesentlichen von Albanien, Mazedonien und Thrazien gebildet wurde. Während des ersten Balkankrieges 1912 wurden die Türken praktisch aus Europa verjagt, aber die Teilung der eroberten Gebiete löste 1913 einen zweiten Balkankrieg aus, den die Bulgaren verloren und die Serben gewannen. Letztere, die als einzige auf dem Balkan eine nationale Dynastie hatten, legten einen heftigen Nationalismus an den Tag und forderten die Befreiung der Slawen aus dem Süden, die unter der österreichisch-ungarischen Herrschaft lebten, vor allem in Bosnien - Herzegowina, das vorwiegend von Serben bevölkert war. Österreich-Ungarn ertrug nur mühsam diesen aggressiven serbischen Nationalismus an seinen südlichen Grenzen.

In dem Pulverfass Europa war der Balkan also eine empfindliche Zone, wo man lieber vermeiden sollte, dass etwas passierte. Alle Regierungen wussten das (außer in gewisser Weise die österreichisch-ungarische Regierung), aber sie hatten mit dem Vorfall nichts zu tun. Am 28. Juni ermordeten junge serbische Nationalisten aus Bosnien-Herzegowina in Sarajevo den Erben des Erzherzogtums Franz Ferdinand von Österreich-Ungarn und seine Frau. Nach den Vorstellungen der damaligen Zeit musste Österreich-Ungarn, um seine internationale Glaubwürdigkeit zu bewahren, Wiedergutmachung verlangen. Aber da die jungen Terroristen österreichische Untertanen waren, musste man zeigen, dass der wirklich Schuldige Serbien war. Im Übrigen hatte dieses Attentat für einige Hitzköpfe wie den Armeechef Conrad von Hotzendorf und den Außenminister, Graf Berchtold, die von einer stark antiserbischen allgemeinen Stimmung unterstützt wurden, den Vorteil, dass es einen Grund dafür lieferte, Serbien matt zu setzen. Allerdings konnte Österreich-Ungarn nicht ohne das Einverständnis seines mächtigen deutschen Alliierten handeln. Dieses Einverständnis verstand sich nicht von selbst, da sich die deutsche Regierung ein Jahr vorher, wenn auch unter anderen Umständen, dagegen gesträubt hatte, dass Österreich-Ungarn Serbien angreifen wollte. Jedoch vertrat die deutsche Regierung in diesem Fall eine andere Haltung, und zwar aus zwei Gründen. Der erste war, dass Deutschland nicht zulassen konnte, dass sein einziger wirklicher Alliierter, mit dem es im Herzen Europas einen beachtlichen germanischen Block bilden konnte (auch wenn die Deutschen im Kaiserreich Franz Josephs eine Minderheit waren), geschwächt wurde. Der zweite war darin begründet, dass die anderen europäischen Mächte angesichts des schrecklichen Attentats und auch ganz allgemein wegen ihrer fehlenden Sympathie für die Serben, nicht reagieren würden. Diese deutsche Argumentationsweise erwies sich als falsch, denn als Deutschland sein Einverständnis gegeben hatte, handelte die österreichische Regierung nach eigenem Gutdünken, ohne sich beraten zu lassen. Sie wollte sofort gegen Serbien Krieg führen, ohne sich um die Haltung zu kümmern, die dieses Land einnehmen würde. Nachdem sie ihm ein "unakzeptables" Ultimatum gestellt hatte, kümmerte es sie in keiner Weise, dass die Serben es zum großen Teil akzeptiert hatten, und sie erklärte ihnen am 28. Juli den Krieg. Dieses war eine sehr überstürzte Entscheidung, zumal die österreichisch-ungarische Armee erst nach einer gewissen Zeit für einen Krieg bereit war. Diese zur Schau gestellte Kriegstreiberei änderte die Voraussetzungen. Ein Teil der Meinung der Europäer und vor allem die russische Meinung machte eine Wendung.Zunächst hatten weder die russische Regierung noch die öffentliche Meinung reagiert (die der Städte, die einzige, auf die es ankam). Man hatte Serbien nur geraten, Mäßigung zu zeigen (was von der serbischen Presse überhört wurde, die das Attentat so gut wie guthieß). Aber die Kriegstreiberei Österreich-Ungarns brachte die Russen schließlich, nachdem sich die Emotionen gelegt hatten, zu dem Gefühl, dass man "den kleinen serbischen Bruder" angesichts der österreichischen Anschuldigungen nicht im Stich lassen konnte. Nach einigem Schwanken gelang es den russischen Generälen, unterstützt von der öffentlichen Meinung, dem Zar Nicolas II am 30. Juli den Befehl zur allgemeinen Mobilmachung abzutrotzen.

Das Aufflammen patriotischer und kriegerischer Begeisterung



Was sich jeder vorstellen konnte, trat ein: die allgemeine Mobilmachung in Russland wirkte wie ein "rotes Tuch" auf die öffentliche Meinung in Deutschland: Die pazifistische Bewegung, die ziemlich stark war, machte einer patriotischen und kriegerischen Begeisterung mit ungeheuren Konsequenzen Platz. In der Tat sah der deutsche Kriegsplan, der "Schlieffenplan", für den Fall eines europäischen Konflikts vor, die französische Armee außer Gefecht zu setzen, bevor man sich gegen Russland wandte. Nach einer sehr heftigen Reaktion im Juli wurde Kaiser Wilhelm II klar, wie absurd es war, Frankreich anzugreifen, um einen Konflikt in Bosnien zu lösen. Er verstand die extremistische Haltung Österreichs nicht und meinte, man müsse die Anwendung des "Schlieffenplans" verschieben. Aber er wurde von dem Oberkommando in dem Sinne bearbeitet, dass man die Pläne nicht mehr ändern könne, wenn man Deutschland nicht in große Gefahr bringen wolle.

Wie reagierte Frankreich auf das Risiko, an vorderster Front in einem Konflikt zu kämpfen, der es gar nichts anging? Die französische Regierung hatte sich abwartend verhalten, zumal der Präsident der Republik, Raymond Poincaré, und der Ratspräsident, René Viviani, die von einem Routinebesuch in Sankt - Petersburg zurück kamen, als die Krise ausbrach, noch auf der Ostsee waren und keine Initiativen ergreifen konnten. Russland hatte Frankreich nicht einmal informiert, als es die allgemeine Mobilmachung anordnete, was Frankreich im Prinzip die Möglichkeit gab, sich aus dem Konflikt heraus zu halten.

Aber das war kaum möglich: Die Anwendung des deutschen Planes ließ ihm dazu keine Zeit, und die von Poincaré seit einigen Jahren verfolgte Politik verpflichtete dazu, sich mit Russland solidarisch zu erklären, unter welchen Umständen auch immer. Während in Frankreich pazifistische Demonstrationen sehr viel häufiger waren als nationalistische und die Bevölkerung - zur Hauptsache auf dem Land - sich kaum über das Geschehen im Klaren war, wurde auch die französische Regierung durch den Chef des Generalstabs, General Joffre, erpresst. Er warf seinen Rücktritt in die Waagschale, weil er meinte, es sei nicht mehr möglich abzuwarten, um die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Auf diese Weise erklärten Frankreich und Deutschland am Nachmittag des Samstags, dem 1. August, fast zur gleichen Uhrzeit, die allgemeine Mobilmachung.Unter den Großmächten - abgesehen von Italien, das es im Moment vorzog, seine Neutralität zu erklären (3. August) -, blieb noch England übrig. Seine Politik während der Krise war zurückhaltend gewesen. Seine innenpolitischen Probleme und ein tiefer Pazifismus der Bevölkerung führten dazu, dass es sich aus dem Konflikt heraus hielt. Aber die Haltung der Regierung, der bald die öffentliche Meinung folgte, änderte sich durch das am 2. August an Belgien gerichtete Ultimatum, in dem gefordert wurde, die deutsche Armee durchmarschieren zu lassen: Da die britische Regierung fürchtete, dass der Bruch des europäischen Gleichgewichts, der im Gang war, das Land direkt bedrohte, erklärte sie Deutschland am 4. August den Krieg, nachdem Deutschland ihn am 1. Russland und am 3. Frankreich erklärt hatte.

Angreifer oder Angegriffene?



Die Ursachen des Krieges sind also sehr viel komplexer als man denkt. In gewisser Weise haben alle europäischen Staaten eine Rolle in dem Ausbruch des Konfliktes gespielt, der Europa in Brand setzte. Aber der Ablauf der Ereignisse - die Invasion in Belgien und der Angriff auf Frankreich (ohne die sich mit der Zeit entwickelnden Machtmissbräuche der deutschen Truppen zu berechnen) - haben die Franzosen dauerhaft von der deutschen Aggression überzeugt. Die Franzosen der damaligen Zeit konnten sich daher nicht vorstellen, dass im gleichen Moment alle europäischen Völker in gleicher Weise überzeugt waren, direkt oder indirekt angegriffen zu werden, einschließlich des deutschen Volkes.

(1) Nach dem von dem Historiker Henry Contamine benutzten Ausdruck