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Philippe Leclerc

1902-1947

Aktie :

Der General Leclerc. Foto SHAT

 

Am 22. November 1902 wird Philippe de Hauteclocque als fünftes der sechs Kinder des Grafen Adrien und Marie-Thérèse Van der Cruisse de Waziers in Belloy (Picardie) geboren. Die aus der Region Artois stammende Familie, deren Adligkeit seit dem XII Jahrhundert bescheinigt ist, hat an Kreuzzügen teilgenommen, unter Fontenoy und Wagram gedient und Stadtratsämter innegehabt. Dank seiner Kindheit auf dem Lande in traditionellen Umgebung ist er aussergewöhnlich widerstandsfähig und jagt leidenschaftlich gerne, zeigt einen brennenden Patriotismus, einen christlichen Glauben, der auf dem römischen Katholizismus beruhrt und durch die Erziehung der Jesuitenmönchen der Vorhersehung in Amiens bestärkt wird. Er beginnt eine Laufbahn an den Waffen. Nach Abschluss des Jahrgangs "Metz-Straßburg" der Schule Saint-Cyr, wählt er nach einer ersten Stelle in Deutschland eine Aufgabe in Marokka, zunächst als Lehrer an der Schule der einheimischen Offiziere von Dar El-Beida, dann an der Spitze einer Truppe bei Befriedungseinsätzen von abtrünnigen Stämmen.

Er wird dann Lehrer an der Militärschule von Saint-Cyr, 1938 wird er an der Kriegschule aufgenommen, was ihm die Perspektive einer guten Karriere eröffnet. 1925 heiratet er Marie-Thérèse de Gargan, die mit Wendel verwandt ist und mit der er sechs Kinder hat. Kapitän de Hauteclocque wird im Juni 1940 in Lille zum Generalstab der 4. Infanteriedivision ernannt. Gefangen genommen, geflüchtet kehrt er zur Front zurück, wo er der 2. Panzergruppe zugeordnet wird. Er wird verletzt und auf Befehl hospitalisiert, flüchtet vor dem Vorschreiten des Feindes und erreicht Paris mit dem Fahrrad. Dort entschließt er sich, General de Gaulle über Spanien in London zu treffen, nicht ohne zuvor seine Frau gesehen zu haben, die ihm zustimmt und über die Kinder wacht. Aus Kapitän de Hauteclocque wird Leclerc. In London versteht er den politischen Sinn des Kampfes von General de Gaulle: Frankreich als souveränen Staat im Krieg erhalten. Der Chef des freien Frankreichs vertraut dem Kommandant Leclerc mit dem Anschluss von Kamerun am 26. August eine politische Mission an; eine weitere Mission bringt am 12. November den Anschluss von Gabon, welches Vichy als Basis für die Rückgewinnung des freien französischen Afrikas nutzen wollte.Dannach folgt die Verfolgung der Italiener in Lybien: dies wird zur Priorität, um zu zeigen, dass die Franzosen den Krieg nicht aufgeben. Oberst Leclerc wird zum Militärkommandanten des Tchad, der logistischen Basis dieser Operationen, befördert.

Nach einer sorgfältigen Vorbereitung nimmt Leclerc am 1. März 1941 Koufra ein, eine italienische Oasis im Südwesten Libyens, dies ist der erste alleinige Sieg Frankreichs. Leclerc schwört "die Waffen nicht niederzulegen, bis dass unsere Flagge, unsere schöne Flagge über der Kathedrale von Straßburg weht". Das Echo des Kampfes dringt bis in das besetzte Frankreich. Eine Übereinkunft zwischen Frankreich und England sieht eine aus dem Tschad kommende Aktion zur Hilfe der englischen Offensive gegen das Afrika-Korps an der libyschen Küste ab Ägypten vor. Mit den Kolonien des Tschads erobert Leclerc 1942 den Fezzan und trifft am 26. Januar 1943 auf General Montgomery, Kommandant der 8. britischen Armee, den er überzeugt, ihn in den tunesischen Feldzug einzubinden. Die "Kraft L", wie die Einheiten Leclercs nun genannt werden, überzeugt am 10. März im Kampf von Ksar Rhilane, wo sie mit Hilfe der Royal Air Force schwere Verluste bei einer deutschen Panzergruppe hervorruft. Nach einem mehrmonatigen Exil in Libyen während der Zeit, in der General de Gaulle sich gegenüber General Giraud behauptet, gründet die 2. freie französische Division ("Kraft L") am 24. Oktober 1943 offiziell die 2. Panzerdivision. Die Zusammensetzung der 2. PD in Temara (Marokko) verdankt ihre Homogenität ihrem Chef, obwohl sie ein Schmelztiegel aus Männern und Frauen verschiedenster politischer und militärischer Herkunft ist.

Ende 1943 vertraut de Gaulle Leclerc eine weitere politische Aufgabe an: die Befreiung der Hauptstadt. Die 2. PD wird Ende April 1944 nach England befördert, um dort ihre Ausbildung abzuschließen. Sie wird in die II. Armee des General Patton integriert, landet am 01. August in Utah-Beach und empfängt in Mortain die Feuertaufe. Dann hebt sie sich in der Schlacht von La Poche de Falaise hervor. Mitte August erwartet Leclerc ungeduldig den Befehl zur Befreiung von Paris und den dortigen Einsatz der vorläufigen Regierung. Die Bestimmtheit Leclercs, die von Oberst Roi-Tanguy, welcher die Innenstreitkräfte der Ile-de-France befehligt, gesandten Botschaften und das Beharren des General de Gaulle überzeugen Eisenhower, die Hauptstadt nicht zu umgehen. Die 2. PD richtet die Verbindung zu den Innenstreitkräften ein, zwingt den Feind zur Kapitulation und bereitet die Ankunft von General de Gaulle vor. Dank der Bestimmtheit ihres Chefs befreite die 2. PD Paris schnell und ohne Schaden. Obwohl Befreier und Retter von Paris, ist der Krieg nicht beendet und seine Einheit muss im Bourget noch schwere Kämpfe bestehen, um die deutsche Gegenoffensive zurückzuwerfen. Die 2. PD nimmt ihren Vormarsch wieder auf: am 13. September zerstört die Koordination aus Feuer und einem Manöver der Luftwaffe einen feindlichen Angriff in Dompaire. Baccarat wird am 30., Badonviller und Cirey-sur-Vezouze am 17. und 18. November befreit, die Vogesen am 22. Mit einem mutigen Vorstoß als Ergebnis einer methodischen Vorbereitung wird Straßburg befreit. Leclerc hat sein Versprechen von Koufra gehalten. Die 2. PD nimmt zusammen mit der I. Armee (de Lattre) an der Verminderung der Schlucht von Colmar teil. Der elsässische Feldzug ist sehr belastend und kostet viele Menschenleben. Leclerc bittet, in der amerikanischen Einrichtung ersetzt zu werden. Nach einer Erholungszeit in Châteauroux, während dem ein Teil der Division unter Befehl von Langlade an der Verminderung der Schlucht von Royan (15.-17. April 1945) teilnimmt, erhält Leclerc die Erlaubnis der Alliierten, an der letzten Schlacht in Deutschland teilzunehmen mit dem Ergebnis, dass Berchtesgaden eingenommen und die französische Fahne am 05. Mai auf der Villa Hitlers gehisst wird.

Als Oberst-Major der Truppen im Fernen Osten unter dem Befehl des Admirals Thierry d'Argenlieu, Regierungskommissar und Chefkommandant, reist Leclerc mit einer zweifachen Aufgabe nach Indochina: die französische Staatsgewalt wieder herzustellen und Frankreich bei der japanischen Kapitulation zu vertreten. Sein Aufenthalt in Ceylon bei Admiral Mountbatten überzeugt ihn, dass die diplomatischen und politischen Maßnahmen in seinem Manöverplan beinhaltet sein müssen. Er misst, viel mehr als seine Zeitgenossen, die Wichtigkeit der nationalen Bewegung im Vietnam. Nach seiner Rückkehr aus Tonkin stellt er die Ordnung in Cochinchine und in Annam Ende 1945- Anfang 1946 wieder her und bereitet gleichzeitig die militärische und diplomatische Maßnahme vor (Abkommen Sainteny - Hô Chi Minh vom 6. März 1946). Die Sichtweise des Mannes vor Ort steht hier den Prinzipien derer gegenüber, die, wie de Gaulle oder d'Argenlieu, Moutet oder Bidault fürchten, die französische Union durch eher zerrissene als vereinbarte Maßnahmen zu erschüttern. Er erbittet daher eine andere Aufgabe. Im Juli 1946 wird er zum Heeresinspektor in Nordafrika ernannt, eine Aufgabe, die durch eine Mission in Indochina auf Anfrage des Ministerpräsidenten Léon Blum im Dezember 1946 unterbrochen wird. Leclerc weist die Hypothese einer Übereinkunft mit den nationalistischen Führern nicht zurück, verweigert jedoch jedes militärische Eingreifen. Er nimmt das Angebot zur Nachfolge von d'Argenlieu nicht an, da er fürchtet, politisch isoliert zu werden und nicht die von ihm verlangten Mittel zu erhalten.

Er übernimmt erneut seine Funktion als Inspektor, die auf alle drei Armeen ausgeweitet wurde. Angesichts der politischen Schwierigkeiten in Nordafrika begünstigt er eine zeitlich eher gemäßigte Entwicklung mit weniger drastischen Ergebnissen als für Indochina. Sein Flugzeug zerschellt am 28. November 1947 an der algerisch-marokkanischen Grenze bei Colomb-Béchar. Mit ihm kommen sieben Offiziere seines Stabs und vier Flieger um. Am 8. Dezember wird die nationale Begräbnisfeier des Chefs begangen, von dem de Gaulle schreibt: "Nie gab es in ihm etwas Mittelmäßiges, weder in seinen Gedanken, noch in seinen Aussagen oder seinen Taten". Nach seinem Tode wird ihm im Jahre 1952 der Titel des Marschalls von Frankreich verliehen. Sein Mut und seine Beharrlichkeit, sein Einfluss auf die Soldaten, sein plötzliches Verschwinden machen aus ihm eine legendäre Persönlichkeit, die in die Geschichte eingeht.