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Charlotte Schenique

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Charlotte Schénique studiert an der Université de Lorraine und interessiert sich für das Gedenken und Kulturerbe in der Kriegsregion von 1870-71. Sie arbeitet darüber hinaus im Museum des Krieges von 1870 und der Annexion in Gravelotte.

Charlotte Schénique. © DR
Texte

Warum ist die Zeit nach dem Krieg von 1870 durch das Erscheinen der ersten Stätten geprägt, die Landmarken des Gedenkens sind?

Der Krieg von 1870 ist hinsichtlich der materiellen Mobilisierung bereits ein moderner Krieg. Er führte zu einem Massensterben. Diese harte Realität der Schlachtfelder hatte die Planung von anständigen Grabstätten für diese im Kampf gefallenen Soldaten zur Folge. Provisorische Gräber entstehen sogar auf dem Privateigentum von Zivilisten, die gezwungen werden, ihre Grundstücke für deren Aufnahme im Austausch gegen eine Entschädigung abzutreten. Der Soldat genießt nun eine individuelle Anerkennung und hat das Recht auf eine dauerhafte Ruhestätte. Das deutsche Gesetz vom 2. Februar 1872 gewährt das Recht, auf den annektierten Gebieten von Elsass-Lothringen das Gedenken in Denkmälern darzustellen. Das französische Gesetz vom 4. April 1873 bezieht sich seinerseits auf die Erhaltung der Gräber der im Konflikt gefallenen Soldaten. Der Staat, der vor allem auf die Gemeindefriedhöfe angewiesen ist, kann daher Eigentümer der Grundstücke werden, die als Bestattungsorte verwendet werden.

War es durch die Errichtung dieser Kriegsdenkmäler möglich, die Folgen des Krieges bewusst zu machen?

Geografisch nimmt man diese neu entstehenden Landschaften der Erinnerung gleich riesigen Friedhöfen wahr. Die Kriegserinnerungen werden so tatsächlich Teil des Alltags. Ihre Errichtung trägt auch zur weiteren Zersplitterung des Gedenkens mit dem Verlust von Elsass und einem Teil Lothringens für Frankreich bei, der im Frankfurter Frieden vorgesehen ist: ein französisches Gedenken, das auf den Totenkult und die großen Symbolen der III. Republik gerichtet ist, aber auch ein deutsches Gedenken, das sich der Verehrung seiner militärischen Anführer zuwendet, weshalb ein Diskurs über die Aufrechterhaltung der Einheit des neuen deutschen Kaiserreichs um sich greift. Diese Denkmäler begründen auch die Anfänge der Gedenkfeiern, die sich nach dem Ersten Weltkrieg zunehmend institutionalisieren.

Kann man heute vom Gedenktourismus des Krieges von 1870 sprechen?

In der Umgebung von Metz besteht diese Reise an die Grenze oder die annektierten Gebiete für alle diese „Pilger“ aus Frankreich und aus vielen Regionen Deutschlands aus einem Besuch der Schlachtfelder. Diese Orte sind zu Top-Stationen solcher Gedenkwallfahrten geworden. Die Hotels in den Orten sind voll und Vorträge werden in der Nähe der Denkmäler im Freien angeboten. Am 25. Jahrestag der Schlachten von Metz nehmen 25000 Personen an den Gedenkfeiern teil. Heute sprechen wir eher von einer „Wiederentdeckung“ des Gedenkens von 1870. Im Gegensatz zu den Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs, die in unserer Landschaft größer und sichtbarer sind, betreffen jene von 1870 ein örtlich beschränkteres Gebiet. Zu diesem 150. Jahrestag des Konflikts wollen wir die Bereiche und Museen neu entdecken, die ihm zum Teil gewidmet sind.

Stehen diese Orte der Besinnung im Mittelpunkt der Gedenkfeiern zum 150. Jahrestag?

Das ist einer der ehrenhaften Punkte. In den Departements Moselle und Meurthe-et-Moselle arbeiten mehrere Nachbargemeinden (Gravelotte, Mars-la-Tour...) zusammen, um diese Orte im Rahmen einer Feier aufzuwerten. In Gravelotte konzentriert sich das Museum des Krieges von 1870 und der Annexion auf den 15. und 16. August, indem es auf seinen ehemaligen Schlachtfeldern historische Nachstellungen organisiert. Von Forbacher Seite aus, östlich der Mosel, denkt eine deutsch-französische Arbeitsgruppe über das Gedenken an den 6. August auf den Höhen von Spichern nach. Es soll vermittelt werden, dass der Krieg von 1870 immer noch tief in unseren Landschaften verwurzelt ist. Diese steinernen Wächter waren symbolische Orte für die Bildung der jeweiligen Identität des französischen und deutschen Volkes und sind immer noch Mittel zur Kanalisierung der Kriegserinnerungen, um zur Einheit und zum Frieden zwischen den Ländern aufzurufen.


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