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Kunst und Gärten

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Chapeau

Die Region Hauts de France wurde vom Ersten Weltkrieg tief gezeichnet. Anlässlich der Hundertjahrfeier des Konflikt ist ein landschaftliches Projekt entstanden, um die Botschaft des Friedens zu bekräftigen, die heute von den Gedächtnisstätten und Friedhöfen der Region ausgeht. 

Compiègne, Lichtung des Waffenstillstands: Gilles Brusset, Marc Blume und Francesca Liggieri, Le jardin du troisième train, Garten des deutsch-französischen Friedens, 2018. © Pierre-Yves Brunaud
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Vor mehr als 4.000 Jahren wurden Gärten erstmals erwähnt. Die Geschichte der Gärten ist lang, die der Kriege ebenfalls. Wir wissen nur wenig über die wunderbaren hängenden Gärten von Babylon oder die paradiesischen Gärten von Kyros dem Großen in Pasargadae, die von den Reisenden der Antike auf poetische Weise beschrieben wurden. Um einen Garten anzulegen und abzuwarten, bis er die vom Gestalter gewünschte Form annimmt, braucht es Zeit. Der Künstler ersinnt und errichtet ihn zuerst, dann pflegt er ihn Jahr für Jahr ausdauernd und aufmerksam, so dass er sich entfalten kann. In eben diesem Geiste sind die Friedensgärten der Region Hauts de France entstanden.

Die Region litt jahrhundertelang unter Invasionen und Schlachten. Der Krieg von 1914-1918 war für sie ein wahres Trauma, deren Narben für jeden Besucher, der hier herumspaziert, präsent sind. Im Rahmen der Hundertjahrfeiern zum Ersten Weltkrieg haben der Verein Art & jardins Hauts-de-France und der Ausschuss für die Hundertjahrfeier des Ersten Weltkriegs mit Unterstützung der Region Hauts de France und zahlreichen Partnern ein einzigartiges landschaftliches Projekt an den legendären Erinnerungsstätten entwickelt sowie einen kreativen und innovativen Weg in den Farben der am Konflikt beteiligten Länder ausgearbeitet. Es hat sich als notwendig erwiesen, die Friedensgärten in der Nähe der oder an den Gedenkstätten anzulegen.

Fünfzehn von ihnen wurden bereits realisiert, von Passchendaele in Belgien über Le Quesnoy, Flesquières, Arras, Vimy, Notre-Dame de Lorette, Neuville-Saint-Vaast - La Targette, Péronne, Thiepval oder auch Craonne auf dem Chemin des Dames bis zur Lichtung des Waffenstillstands in Compiègne. Sie alle weisen einen anderen, sensiblen Ansatz auf, der die Gedächtnisstätten ergänzt. Zum Beispiel der Garten des deutsch-französische Friedens im Wald von Compiègne, der einen sinnbildlichen Weg im Unterholz anbietet, bevor man an die Gedenkstätte vordringt, oder auch jener der Schotten von Arras, der mit seinen an die schottischen Landschaften erinnernden Pflanzen und seinen Dudelsackskulpturen die schottischen Truppen würdigt, die im Ersten Weltkrieg im Einsatz waren. Bis 2023 werden zwanzig weitere Gärten geschaffen.

Das französisches Verteidigungsministerium unterstützt über seine Direktion für Kulturerbe, Erinnerung und Archive (DPMA) den Verein seit 2018, um die kulturelle, landschaftliche und touristische Aufwertung der in seinem Verantwortungsbereich liegenden Friedhöfe sicherzustellen, auch im Rahmen seiner Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität. Daher hat es uns am Friedhof von Neuville-Saint-Vaast - La Targette eine Fläche für einen tschechischen und slowakischen Garten zur Verfügung gestellt und sich an der Finanzierung des französischen Gartens von Passchendaele beteiligt. Seit 2020 beteiligt sich die DPMA auch an der Pflege des französischen Gartens am Friedhof Notre-Dame de Lorette. Aufgrund des Erfolgs dieser Gärten und der touristischen Anziehungskraft, die sie bei den nicht unbedingt für Gedenkfragen sensibilisierten Besuchern an den Gedächtnisstätten haben, möchte die DPMA den Verein weiterhin bei der Schaffung weiterer Friedensgärten auf den Friedhöfen der Region Hauts de France und anderer französischer Regionen unterstützen.

Der Verein versucht mit diesen Gärten, die von Landschaftsgärtnern aus verschiedenen am Ersten Weltkrieg beteiligten Ländern (aus Deutschland, England, Belgien, Kanada, Schottland, Frankreich, Wales, beiden Teilen Irlands, Italien, Marokko, Neuseeland, Polen, Portugal, der Slowakischen Republik und der Tschechischen Republik) errichtet wurden, einen Blick in die Zukunft zu eröffnen und Räume für den Gedankenaustausch und Fragestellungen zum Frieden zu schaffen, in denen man sich erholen und zu sich selbst finden kann.


Auteur
Gilbert Fillinger - Direktor von Art & jardins Hauts-de-France

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