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Les Frontstalags

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Kriegsgefangene aus den französischen Kolonien
Corps 1
Bei den "Front-Stammlagern" (kurz "Stalag") handelt es sich um von den Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs außerhalb des Reichsgebiets eingerichtete Kriegsgefangenenlager. Die meisten befanden sich in Frankreich und Polen. Sie waren für gefangen genommene Soldaten aus den französischen Kolonien bestimmt. Im April 1941 zählt man im gesamten besetzten Staatsgebiet 22 Lager mit ca. 69.000 "Eingeborenen" als Insassen: An die 50.000 Nordafrikaner und 16.000 Senegalesen, die übrigen verteilt je nach Einsatzstärke (Madagaskar, Antillen, Indochina, etc.).Durch das Zusammenspiel der aufeinander folgenden Befreiungen und verschiedener Umstände (politische Übereinkünfte, Krankheit, Arbeitsunfähigkeit) sowie aufgrund der Todesfälle und einzelner erfolgreicher Ausbrüche geht die Gefangenenzahl zwischen März 1942 und Mai 1946 von 44.000 auf 37.000 zurück. Diese Befreiungsaktionen betreffen allerdings weder die Veteranen aus dem I. WK noch Großfamilienväter.
Corps 2


Das Lagerleben ist beschwerlich. Die Gefangenen werden in Arbeitskommandos in Kohlebergwerken, in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Baugewerbe eingeteilt. Einige kommen sogar in den Rüstungsbetrieben zum Einsatz. Die Tuberkulose-Erkrankungen sind zahlreich. Trotz der Unterstützung der örtlichen Bevölkerung und von Hilfsorganisationen leiden die Gefangenen an Hunger und Kälte. Der Solidarität der Bevölkerung ist es auch zu verdanken, dass einigen die Flucht gelingt - die Betroffenen wären nur allzu leicht zu erkennen gewesen. Angesichts dieser Hilfsbereitschaft drängen zahlreiche Lagerflüchtlinge in die Résistance-Netzwerke.

Die deutschen Wachsoldaten, die als Lageraufseher abgestellt werden, sind häufig Kriegsveteranen aus 1914-18 und behandeln die Gefangenen verhältnismäßig schonend. Ab Januar 1943 mobilisiert die Wehrmacht angesichts des dringenden Bedarfs an der Ostfront sämtliche Ressourcen - die französische Regierung übernimmt daraufhin die Bewachung einiger Front-Stalags mit französischen Offizieren. Dieser Wechsel führt zu einer zwiespältigen Situation und wirft einige Frage auf, fungieren doch frühere französische Offiziere der Kolonialkorps plötzlich als Aufseher der gefangen genommen "Eingeborenen". Dies verschlimmert die Verfassung der Lagerinsassen, die das Gefühl haben, zum Wohle der Staatsraison verraten worden zu sein... Die deutschen Wachposten werden nicht überall abgelöst Von karitativen Einrichtungen oder Einzelpersonen vor Ort werden Patinnenschaften ins Leben gerufen, mit denen ein Naheverhältnis geschaffen werden soll, das über die einfache Korrespondenz (wie im I. WK) hinausgeht. Durch das Betreiben der Patinnen werden Freigänge häufiger bewilligt, insbesondere um an den Mahlzeiten im Familienkreis teilzunehmen. Fallweise fertigen diese - mitunter sehr jungen - Patinnen Wollsachen an, bereiten Essen vor oder schreiben Briefe. Einige unterrichten Lesen und Schreiben oder Religion, sodass einzelne Gefangene sich taufen lassen. Es kommt zu vereinzelten Liebschaften und Geburten von Mischlingskindern. Angesichts der allgemeinen Situation bleiben die meisten dieser Beziehungen jedoch von kurzer Dauer.

Mit der Befreiung ändert sich für die Gefangenen überraschenderweise wenig. An die 30.000 Mann - darunter 17.000 Nordafrikaner - werden in die Freiheit entlassen, unterstehen jedoch weiterhin den Militärgesetzen: Das bedeutet, sie werden in Kasernen zusammengelegt.

Die Sehnsucht nach der Heimat und der Familie wächst. Die hygienischen Verhältnisse, in denen sie leben müssen, sind prekär. Nahrung und Kleidung sind vielfach mangelhaft. Ihr weiteres Schicksal nach der Rückkehr in die Heimat ist unterschiedlich, müssen doch viele die bittere Feststellung machen, dass sie vergessen oder betrogen worden sind. In Frankreich wird dieser Geschichte kaum gedacht, abgesehen von einzelnen meistens anonymen Gräbern. © Armelle MABON, Maître de conférences an der Université Bretagne Sud E-Mail: armelle.mabon@univ-ubs.fr Université de Bretagne Sud 4, rue Jean Zay - BP 92116 56321 LORIENT

Quellen: Cahiers de l'AMCB, 1995, n°1, Le Frontstalag 222 de Bayonne "La singulière captivité des prisonniers de guerre coloniaux durant la Seconde Guerre mondiale", French Colonial History, n° 7, 2006, Michigan, State University Press Archives nationales (Staatsarchive) F9, 2258. Brief des Adjudant-Chef Gernet, Frontstalag 194, an Herrn Sacapini, Nancy, 21. August 1943. F9, 2959. Wiesbaden, Vermerk Nr. 3690/PG vom 9. September 1940 des Unterausschusses für Kriegsgefangene, Waffenstillstandsausschuss für den deutschen Waffenstillstandsauschuss, gezeichnet Chauvin. F9, 2883. [list]Brief für seine Exzellenz den Botschafter de Brinon. [list]Brief an den Oberbefehlshaber der Streitkräfte in Frankreich. F9, 3811. Minister für Kriegsgefangenenwesen, 21. November 1945, gezeichnet Ciosi. F9, 3815. Geschichtlicher Dienst für Verteidigungsfragen / Abteilung Land 2P78. [list]Kriegsstaatsekretariat, Direktion für Kriegsgefangene, 3. Juli 1942. Gesamtbericht zu den "Front-Stalags". [list]Gesamtbericht zu den "Front-Stalags", 3. Juli 1942. [list]Bericht vom 23. Juni 1943. 3P84, Akte 2. [list]Brief für seine Exzellenz den Botschafter de Brinon. [list]Brief an den Oberbefehlshaber der Streitkräfte in Frankreich. [list]Mai 1943. 6P6, Akte 5. General Ingold, Leiter der Kolonialtruppen, 02. Mai 1945. Übersee-Zentralarchiv DAM 3, Akte 8. Bericht von General de Périer, Kolonialtruppeninspektor, 6. Februar 1945. DAM 74. Bericht von Oberst Le Masie, Oberbefehlshaber, Dakar, 5. Dezember 1944. Departemental-Archive Maine et Loire 97W38. Mitteilung der Feldkommandantur, Angers am 04. März 1941. Privatarchive Jeanne Joly. Claude Le Minous. Bibliographie des Autors [list]" La singulière captivité des prisonniers de guerre africains (1939-1945), in Les prisonniers de guerre dans l'Histoire, Contacts entre peuples et cultures ", sous la direction de Sylvie Caucanas, Rémy Cazals, Pascal Payen, Toulouse, Privat, 2003, pp.137-155. [list]" La tragédie de Thiaroye, symbole du déni d'égalité ", Hommes et Migrations, n° 1235, Januar/Februar 2002, pp. 86-97. [list]- " Les prisonniers de guerre coloniaux durant l'Occupation en France ", Hommes et Migrations, n° 1228, November/Dezember 2000, pp.15-28. [list]L'action sociale coloniale, l'exemple de l'Afrique occidentale française du Front populaire à la veille des Indépendances, Paris, L'Harmattan, 2000, 221 p. Dokumentarfilm: [list]" Oubliés et Trahis Les prisonniers de guerre coloniaux et nord-africains " mit Violaine Dejoie-Robin (Regie) und Grenade Productions (Paris).