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Hinrichtung in der Festung auf dem Mont-Valérien am 21. Februar 1944

Am 21. Februar 1944, fast auf den Tag genau vor 78 Jahren, wurden 25 Widerstandskämpfer auf dem Mont-Valérien auf einer kleinen Lichtung im Inneren der Festung erschossen.

Clairière du Mont-Valérien. © ONACVG_CharlotteBourdon

Lichtung auf dem Mont-Valérien. © ONACVG_CharlotteBourdon

Unter ihnen befanden sich drei junge Bretonen, Gymnasiasten aus Saint-Brieuc, die „wegen Freischärlertätigkeit und Beteiligung an einem Mord" zum Tode verurteilt wurden. Bei den anderen handelt es sich um 22 Mitglieder eines Netzwerks, das von der französischen Polizei bereits im November 1943 zerschlagen wurde, unter ihnen Missak Manouchian, der militärische Anführer der FTP-MOI in der Pariser Region.


Drei heimliche Fotos wurden an diesem Tag von Clemens Rüther gemacht, einem Unteroffizier der deutschen Armee, der dem Prozess, der Hinrichtung und der Beisetzung der Gruppe von Widerstandskämpfern beiwohnte. Es sind vermutlich die einzigen Fotografien, die von einer Hinrichtung auf dem Mont-Valérien existieren.
 

Exécution du 21 février 1944. Photographie prise par Clemens Rüther ©ECPAD-Association des amis de Franz STOCK

Hinrichtung am 21. Februar 1944. Fotografiert von Clemens Rüther. © ECPAD - Verein der Freunde von Franz STOCK

 

Der Prozess gegen die „Gruppe Manouchian", der am 15. Februar 1944 eröffnet wurde, sollte ein „Schauprozess" sein, der einen „von Ausländern befehligten, (...) von Juden inspirierten" Widerstand (Auszug aus dem von den deutschen Propagandadiensten erstellten Flugblatt) aufzeigen sollte, eine „Armee des Verbrechens", die das zu diesem Anlass von den deutschen Propagandadiensten veröffentlichte hier abgebildete Plakat anprangern wollte.
 

tract affiche rouge

Flugblatt „Rotes Plakat" Vorder- und Rückseite. © Musée de la Résistance nationale

 

Dieses antisemitische, fremdenfeindliche und antikommunistische Propagandaplakat, das in einer Auflage von 15.000 Stück an den Hausmauern Frankreichs prangte, verfehlte sein Ziel jedoch völlig. Es ließ Manouchian und seine Kameraden aus der Anonymität heraustreten und wurde sehr schnell zum Symbol für Freiheit und Brüderlichkeit.

Missak Manouchian und seine Kameraden, die als Ausländer „für Frankreich gestorben" sind, verkörpern somit, was der Mont-Valérien während des Zweiten Weltkriegs war: die wichtigste Hinrichtungsstätte in Frankreich für Ausländer, Juden und Kommunisten.

„Heute ist ein sonniger Tag. Mit einem Blick auf die Sonne und die schöne Natur, die ich so sehr geliebt habe, werde ich mich vom Leben und von euch allen, meiner lieben Frau und meinen lieben Freunden, verabschieden. “

„Wenige Stunden vor seiner Hinrichtung an der Seite von 22 Kameraden der nach ihm benannten FTP-MOI-Gruppe beschloss der armenische Dichter Missak Manouchian am 21. Februar 1944, seine letzten Zeilen in französischer Sprache aus dem Gefängnis in Fresnes an seine Frau zu schreiben. Ein letzter Brief, den er mit seinem französisierten Vornamen Michel unterzeichnet, als letzte Liebeserklärung an das Land, das 1944 sein Streben nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit teilte. Ein letzter Brief, dessen Fehler daran erinnern, dass damals viele von ihnen aus anderen Ländern kamen, um gegen Unterdrückung und Faschismus zu kämpfen, zuerst in Spanien und dann in Frankreich.
Dieser Brief, der Aragon später als Inspirationsquelle für das Gedicht „L'Affiche rouge" dienen sollte, (...) ist die letzte Lebensspur eines Mannes, der seit seiner Jugend mit dem Tod konfrontiert war. Der Armenier Missak Manouchian war erst neun Jahre alt, als er 1915 mit ansehen musste, wie seine Eltern an den Folgen dessen sterben, was gemeinhin als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts gilt. Sein engagierter Werdegang begann 1934, als er der Kommunistischen Partei beitrat. Da er dem Schicksal seiner Heimat zutiefst verbunden war, engagierte er sich parallel dazu im Hilfskomitee für Armenien. Während des Spanischen Bürgerkriegs war er Mitglied des Hilfskomitees für die spanischen Republikaner und ging nach der Bekanntgabe der Niederlage Frankreichs 1940 in den Untergrund. 1943 wurde er Leiter eines FTP-MOI-Netzwerks in der Region Île-de-France. (…)".

Auszug aus dem Buch „Mont-Valérien, un lieu d'exécution dans la Seconde Guerre mondiale (Mont-Valérien, eine Hinrichtungsstätte im Zweiten Weltkrieg). Histoires intimes, mémoire nationale (Intime Geschichten, nationales Gedenken)", Editions Ouest-Franc

 

Mehr erfahren:

Namen der am 21. Februar 1944 Erschossenen (mehr dazu auf der Website Mémoire des hommes)

  • Mitglieder der Gruppe Manouchian:

Spartaco FONTANO, Missaly « Missac » MANOUCHIAN, Roger Joseph ROUXEL, Amédée USSEGLIO-POLATERA, Robert WITCHITZ, Georges Fernand CLOAREC, Rino Primo DELLA NEGRA, César LUCARINI, Antoine Antonio SALVADORI, Celestino ALFONSO, Joseph BOCZOR WOLF, Emeric GLASZ, Marcel Mieczyslaw RAJMAN, Thomas ELEK, Mojsze FINGERCWEIG, Jonas GEDULDIG « MARTINIUK », Wolf WAJSBROT, Lejb Léon GOLDBERG, Armenak-Arpen MANOUKAN-LAVITIANT, Salomon Wolf SZAPIRO « Willy », Szlama GRZYWACZ, Stanislas KUBACKI.

Olga BANCIC, die ebenfalls zum Tode verurteilt wurde und die einzige Frau in der Gruppe war, wurde deportiert, eingesperrt und am 10. Mai 1944 in Stuttgart guillotiniert.

Am selben Tag werden drei bretonische Widerstandskämpfer, Gymnasiasten aus Saint-Brieuc, erschossen. Henri GEFFROY, Léon LE CORNEC, Yves SALAÜN

Clairière du fort du Mont-Valérien

Clairière du fort du Mont-Valérien

Clairière du fort du Mont-Valérien

Cloche et chapelle du Mont-Valérien

Intérieur de la chapelle du Mont-Valérien

Chapelle du Mont-Valérien

Mémorial du Mont-Valérien

Mémorial du Mont-Valérien