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Das deutsch-französische Historial HWK

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Am 3. August wird das erste deutsch-französische Historial des Ersten Weltkriegs am Hartmannswillerkopf (HWK) im Elsass eröffnet. Aus diesem Grund möchte die Redaktion der Chemins de la mémoire auf die Geschichte und das Gedenken dieser Stätte eingehen.

Das deutsch-französische Historial am Hartmannswillerkopf. © Aerostati
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Am 3. August wird das erste deutsch-französische Historial des Ersten Weltkriegs am Hartmannswillerkopf (HWK) im Elsass eröffnet. Aus diesem Grund möchte die Redaktion der Chemins de la mémoire auf die Geschichte und das Gedenken dieser Stätte eingehen.

In wenigen Wochen werden die Besucher, sechs Jahre nach Projektbeginn, einen ganz neuen Ort der Bildung und Vermittlung an der historischen Stätte „Vieil Armand“, wie sie von den französischen Frontsoldaten (Poilus) im Ersten Weltkrieg genannt wurde, vorfinden: 85 Jahre nach der Einweihung des nationalen Denkmals wird der Hartmannswillerkopf das erste deutsch-französische Historial des Ersten Weltkriegs beherbergen. Diese Einrichtung, die vom Verteidigungsministerium gefördert wird, möchte sowohl aus französischer als auch aus deutscher Sicht einen neuen Blick auf die Geschichte nach den Kämpfen in der Region bieten, die Versöhnung und deutsch-französische Freundschaft feiern, die in einem Gebiet wie dem Elsass von zentraler Bedeutung sind, und als Zeugnis sowie Sensibilisierung für die jungen Generationen dienen. Ein saisonales Kulturprogramm wird die Eröffnung des Historials begleiten, wobei die temporäre Ausstellung „Vivre en temps de guerre - Menschen im Krieg“, die von den Archives départementales des Departements Haut-Rhin und dem Generallandesarchiv Karlsruhe erarbeitet wurde, einen der Höhepunkte bilden wird.

 

SCHAUPLATZ HEFTIGER KÄMPFE 1914-1918

Hier, in den Vogesen, hat sich eine der schwierigsten Schlachten des Ersten Weltkriegs abgespielt. Ab Dezember 1914 finden Angriffe in den Vogesen statt, welche die einzige Gebirgsfront Frankreichs ist, in der sich französische und deutsche Soldaten in gegenüberliegende kilometerlange Schützengräben eingraben. Die Ziele sind einfach: die Einnahme der Gipfel, um die Kontrolle über die Täler und Verkehrswege sicherzustellen. Einer dieser Gipfel, der Hartmannswillerkopf, überragt die Ebene des Elsass mit seinen 956 Metern. Am 21. Dezember 1915 werden fast 350.000 Granaten abgefeuert. Es sind etwa 25.000 französische und deutsche Soldaten, die in der Schlacht der Vogesen in einem Jahr sterben, verwundet oder vermisst werden; sie lässt die großen Offensiven des Jahres 1916 erahnen. Der Hartmannswillerkopf, den die Soldaten „Menschenfresser“ nannten, hat die Kämpfe in den Bergen zu einem besonderen Stellungskrieg gemacht, der den Soldaten äußerst harte Lebensbedingungen auferlegte: Kälte und Schnee erschwerten jeden Nachschub und verschlimmerten das Leid.

 

VON DER GESCHICHTE ZUM GEDENKEN

Unmittelbar nach dem Krieg wird der „Vieil Armand“ (Hartmannswillerkopf) zu einem Pilgerort, an den französische und deutsche Veteranen kommen, um den vermissten Kameraden Ehre zu erweisen. 1920 ließ sich General Tabouis, der ehemalige Kommandant der 1. Jägerbrigade, ein Denkmal an diesem Ort einfallen, das im folgenden Jahr unter Denkmalschutz gestellt wurde. Es umfasst eine Krypta mit den Gebeinen tausender Soldaten, deren Namen mit ihnen verschwunden sind. 1921 wird der Nationalfriedhof Silberloch mit 1.276 Gräbern errichtet. 1925 wird das Denkmalprojekt dem Präsidenten der Republik, Gaston Doumergue, vorgestellt, der offiziell die Schirmherrschaft dafür übernimmt. Der von General Tabouis gebildete Ausschuss startet einen landesweiten Spendenaufruf. Die Ergebnisse entsprechen den Erwartungen, zumal das Denkmal ohne finanzielle Beteiligung des Staates errichtet werden soll. Das vom Architekten Robert Danis gemeinsam mit dem Bildhauer Antoine Bourdelle entworfene Denkmal am Hartmannswillerkopf wird 1932 vom Präsidenten der Republik, Albert Lebrun, eingeweiht.

Heute kommen immer noch viele Besucher zum Hartmannswillerkopf. Fast 250.000 Menschen ziehen jedes Jahr an der Stätte vorbei, was sie zu einem Motor des Gedenktourismus im Elsass macht. Jedoch verfügte sie weder über eine museologische Infrastruktur noch über ein Aufnahmesystem. Es war unbedingt notwendig, die Besucher beim Verständnis der Geschichte, die sich in den Vogesen abgespielt hatte, zu unterstützen.

Daher hat der nationale Denkmalausschuss Hartmannswillerkopf verschiedene Projekte durchgeführt, um diese historische Stätte zu sanieren und aufzuwerten: zuerst die Restaurierung des nationalen Denkmals, die zwischen 2009 und 2013 mit Unterstützung des Verteidigungsministeriums durchgeführt wurde. Dann die Schaffung eines 4,5 Kilometer langen Lehrpfades über das Schlachtfeld durch die Kampfzonen rund um die Gedenkplatte auf den Gipfel. Schließlich die Errichtung des ersten deutsch-französischen Historials des Ersten Weltkriegs, dessen Grundsteinlegung am 3. August 2014 anlässlich des hundertsten Jahrestages des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs durch die Präsidenten der französischen und der deutschen Republik erfolgte.

 

DEUTSCH-FRANZÖSISCHE PARTNERSCHAFT

Das deutsch-französische Historial, das aus dem Wunsch entstand, gleichzeitig ein Instrument der Geschichte, des Gedenkens, des Tourismus und der Lehre zu schaffen, ist in vier Bereiche gegliedert, in denen Bild und Ton einen hohen Stellenwert haben. Der Besucher beginnt den Rundgang im Auditorium, wo ein zweisprachiger Einführungsfilm über die Ursachen des Ersten Weltkriegs gezeigt wird. Er gelangt anschließend in einen Raum, wo in einer räumlichen Darstellung das Schlachtgebiet des Elsass mit seiner Umgebung und seinen geografischen Gegebenheiten präsentiert wird.

Der Tourist setzt seine geschichtliche und gedenkende Reise inmitten der Kämpfe von 1915 fort und entdeckt dabei den Stellungskrieg im Mittelgebirge, die Kampferfahrung, die Errichtung der Front im Gebirgsmassiv und die Organisation dieses mit anderen nicht vergleichbaren Schlachtfeldes. Abschließend bietet das Historial einen Raum, der sich dem Aufbau des Gedenkens an den Hartmannswillerkopf und den Ersten Weltkrieg im Allgemeinen widmet, von der Zeit der Konfrontation bis zu jener der deutsch-französischen Zusammenarbeit, welche dieses Interpretationszentrum beweist, dessen wissenschaftlicher Ausschuss von den Historikern Gerd Krumeich und Nicolas Offenstadt geleitet wurde.

Als Ausgangs- oder Endpunkt der Besichtigung der Schlachtfelder besitzt das Historial auch eine starke pädagogische Dimension, die vom Ausschuss für das nationale Denkmal am Hartmannswillerkopf empfohlen wurde. Im September 2015 führten 13 französische Auszubildende vom Lycée Gustave Eiffel aus Cernay und 13 deutsche Auszubildende aus Konstanz Renovierungsarbeiten in den ehemaligen Schützengräben durch und trugen damit zum Erfolg dieser ersten „Gedächtnisarbeit“ bei.
2016 machte sich eine Klasse (CM1/CM2) der Schule in Berrwiller mit Hilfe eines Künstlers an eine Arbeit, bei der es um die Schaffung von Grafiken aus Räumen ging, die in der Nekropole identifiziert wurden. Das deutsch-französische Historial des Ersten Weltkriegs ist nicht nur ein Ort der Vermittlung, sondern soll auch ein echtes Vermächtnis für künftige Generationen und ein Zugang zu einer hundert Jahre alten Geschichte sein, die aber immer noch die Identität der Region bildet.


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