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Die Herausforderungen

Die Herausforderungen

Links: Präsident Charles de Gaulle, Verteidigungsminister Pierre Messmer (rechts) und der Minister für Kriegsveteranen Alexandre Sanguinetti (links) anlässlich des 50. Jahrestags der Schlacht von Verdun (Meuse). Samstag, 28. Mai 1966. © Roger-Viollet. Rechts: Der deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker bei seiner viel beachteten Rede im Bundestag in Bonn am 8. Mai 1985 anlässlich des 40. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs. © akg-images/picture-alliance/dpa

Anlässlich des 150. Jahrestags des Frankfurter Vertrags, in dem sich die deutsche und die französische Regierung gegenseitig verpflichteten, Kriegsgräber auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu pflegen, ist es interessant zu hinterfragen, wie die Gedenkpolitik in den beiden Nachbarländern entstanden ist. Das Kriegsgedenken, das einen tugendhaften und mobilisierenden Nationalroman schaffen sollte, wurde nach dem Krieg von 1870 zunächst von der Kirche angeregt, bevor es vom Staat übernommen wurde. Nach den beiden großen Weltkriegen wurde der Diskurs allmählich offener, so dass auch die Sichtweisen und Anliegen anderer Akteure einbezogen wurden; die der Veteranenverbände, aber auch der Zivilgesellschaft insgesamt. Die zunehmende Zahl an Erinnerungen, die bisweilen zu einer Segmentierung führt, ist heutzutage eine echte Herausforderung. Dies gilt umso mehr, als die Schilderung zeitgenössischer Konflikte inzwischen einen komplexen multilateralen Rahmen umfasst, der sich auf die europäische Ebene ausdehnt. So besteht die eigentliche Herausforderung in Frankreich wie auch in Deutschland letztlich weiterhin darin, aus der Erinnerung ein staatsbürgerliches Projekt zu machen, das die Bürger zusammenführen soll.