Die letzten Kämpfe und insbesondere die Schlachten während der beiden Weltkriege haben in Frankreich ein reichhaltiges und vielfältiges Erbe hinterlassen, wie es auf der ganzen Welt kein zweites gibt. Schlachtfelder, Überreste von Festungsanlagen, Denkmäler, Soldatenfriedhöfe und Museen finden sich an vielen Orten. Sie laden ein, die in diesen Kämpfen Gefallenen zu ehren und sie helfen, die Ereignisse zu verstehen, die die nationale und Weltgeschichte geprägt haben.
Eine führende Rolle für diese wichtigen Gedenkstätten nimmt das Verteidigungsministerium ein, heutzutage einer der Hauptakteure für den Gedächtnistourismus in Frankreich. Gemeinsam mit anderen Ministerien fungiert es als Partner zwischen zahlreichen externen Akteuren, wie z. B. Gebietskörperschaften, Gedenkstätten oder ausländischen Regierungsvertretern, um sie für die Politik des Gedächtnistourismus in Frankreich zu begeistern. Innerhalb des Ministeriums ist es die Direction de la mémoire, du patrimoine et des archives (DMPA), die als Vermittler zwischen der Berufung des Akteurs und der Motivation der Politik des Gedächtnistourismus agiert.
Es ist ein altbekanntes Phänomen, jedoch immer noch schlecht strukturiert, dass der Gedächtnistourismus momentan einen beachtlichten Aufschwung genießt, der durch das von den Gebietskörperschaften erneut vorgebrachte Thema und Aktionen bestimmter ausländischer Regierungen unterstrichen wird.
Von der Pilgerfahrt zum Schlachtfeld zum Gedächtnistourismus
Bereits 1917 verfasst Michelin Reiseführer zu Schlachtfeldern für Angehörige von Soldaten, die in den Krieg gezogen sind. Bereits vor Ende der Schlachten waren diese Orte Besuchsziele von Familien und der Öffentlichkeit. Einst zur Bewältigung von Gefühlen einzelner Menschen, sehr intim und familiär, begegnen wir heute einem Gedächtnistourismus in einem deutlich höheren Umfang, bei dem sich während des Besuchs dieser Orte eine persönliche und gemeinschaftliche Wahrnehmung mischen.
Heutzutage ist im Staat eine gesteigerte Dynamik von Gebietskörperschaften zu spüren, die im Gedächtnistourismus einen gewinnbringenden Ansatz für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung sehen.
In diesem Sinne unternehmen oder unterhalten die Körperschaften ehrgeizige Projekte zum Gedenken, oftmals untergebracht in Einrichtungen, die Teile der lokalen und nationalen Geschichte beleuchten. Auch der Staat ist daran interessiert, auf das Interesse ausländischer Regierungen einzugehen, die Gedenkstätten instand zu halten, um auch ihren Staatsangehörigen, die im Kampf gefallen sind, zu gedenken.
Der Gedächtnistourismus ist quasi die Schnittstelle zwischen verschiedenen Ambitionen zahlreicher Akteure: Eine staatsbürgerliche und pädagogische Ambition nach Vermittlung der gemeinsamen Geschichte an möglichst viele Menschen und für die Franzosen das Gedächtnis an die zeitgenössischen Konflikte; eine kulturelle und patrimoniale Ambition, diese Gedenkstätten und das zivile und militärische Erbe Frankreichs zu schätzen; sowie schlussendlich eine wirtschaftliche Ambition, dieses Erbe behutsam in den Tourismusbetrieb einzubinden und das lokale Angebot durch attraktive Gedenkstätten zu erhöhen.
Diese Dynamik findet die Unterstützung des Staates, indem mit betroffenen Gebieten entsprechende Partnervereinbarungen getroffen werden, die eine kohärente Bewertung der Standorte sicherstellen sollen.