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Louis Adrian

1859-1933

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Louis Auguste Adrian. Quelle: Archives départementales de la Manche

Von der erfolgreichen Teilnahme am Auswahlverfahren bis zum Ritter der Ehrenlegion

Louis Auguste wird 1859 in einer einfachen katholischen Familie aus Metz geboren. Seine Eltern sind Jean Louis (Gasbeamter) und Cornélie Joseph. Die Niederlage von 1871 zwingt die Adrians ins Exil, zunächst nach Saint-Omer dann nach Bourges und schließlich nach Tours (5 rue Sully). Der Stipendiat und brillante Schüler des Lycée Descartes nimmt erfolgreich am allgemeinen Auswahlverfahren, dem Concours Général im Jahr 1878 teil. Er tritt 1880 in die Ingenieursschule Ecole Polytechnique ein und wählt das Pionierwesen. Er bleibt ein Jahr in der Militärschule Ecole d'application in Fontainebleau bevor er zum Leutnant im 3. Regiment von Arras ernannt wird. Hier die physische Beschreibung in der Datei der ehemaligen Schüler der Ecole Polytechnique: "Hellbraunes Haar - gewöhnliche Stirn - durchschnittliche Nase - blaue Augen - durchschnittlicher Mund - rundes Kinn - ovales Gesicht - Größe 170"

Er wird 1885 zum Hauptmann ernannt und kommt in den Verwaltungsbezirk Cherbourg, wo er an der Errichtung der neuen Kasernen der Manche sowie an den Verteidigungsanlagen der Küste arbeitet. Durch das Leben in der Garnison lernt er Saumur, Rennes und Granville kennen, wo er 1889 Marguerite Pigeon heiratet. 1885 organisierte er die Entsendung und nimmt selbst am Expeditionscorps nach Madagaskar teil. Vor Ort koordiniert er die Logistik: Verbesserung des Straßennetzes, Errichtung von Brücken und leichten Baracken. Erschöpft von Klima und Dienst kehrt er 1895 nach Hause zurück, wo er mit 36 Jahren für seine Kriegsdienste mit dem Kreuz des Ritters der Ehrenlegion ausgezeichnet wird.

Der Reformer der Intendantur

Adrian wird in den Verwaltungsbezirk Paris (rechtes Ufer) versetzt und besucht dann den Vorbereitungskurs für die Aufnahme in die Intendantur. Im März 1898, im Rang eines militärischen Unterintendanten 3. Klasse, arbeitet er als Abteilungsleiter in der Unterintendantur von Valenciennes. In der Revue de l'Intendance veröffentlicht er Artikel über die Forschung und die Nutzung der Ressourcen im Norden und schreibt ein Handbuch für die Offiziersstellvertreter der Unterintendanten. 1900 wird er in die erste Unterintendantur von Paris in die Versorgungsabteilung versetzt. Im darauf folgenden Jahr überprüft er die Konten der Truppencorps der zweiten Unterintendantur von Vincennes, und unterrichtet die Offiziersanwärter der Intendanz. Im Juli 1904 kommt er mit einem Rang als 2. Klasse nach Arras zurück. Adrian wird zum Unterdirektor der Intendantur im Kriegsministerium ernannt und soll Betrug und Korruptionsversuche der Armeelieferanten aufdecken. Er bekämpft diese mit einem neuen Lastenheft der Intendantur, das zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen der Truppen führt. Diese Arbeit beschert ihm 1908 eine Beförderung in die 1. Klasse und seine Eintragung, am 20. Juli 1911, in die Listen für den Rang eines Offiziers der Ehrenlegion für "außergewöhnliche Dienste anlässlich der Übernahme durch den Staat des Materials der Hersteller von Militärbetten". Er erhält die Auszeichnung am 31. Dezember 1912. Er wird auf eigenen Wunsch 1913 in den vorzeitigen Ruhestand entlassen und lässt sich im Haus der Familie in Genêts (Manche) nieder, bevor er als Experte den Rinderzüchtern von Orinoco (Venezuela) bei der Produktion und Konservierung von Rindfleisch zur Seite steht. Für sie konzipiert er vorgefertigte und abbaubare Holzbaracken.

 

Der "Chef der Abteilung für Improvisierung"

Auf eigenen Wunsch 1914 wieder aktiviert, wird er als Aushilfsbeamter in der Versorgungsabteilung in der Beauce und in der Touraine eingesetzt. Als Stellvertreter des Direktors der Intendantur im Kriegsministerium kümmert er sich um die Fragen der Kleidung und der Ausrüstung, wobei es ihm völlig an Mitteln fehlt. Anfang 1914 ist er mit der Beschaffung von Textilien in Lille beauftragt, schnappt den Deutschen über 4000 Tonnen Tuch, Leinen und Wollstoffe unter der Nase weg und organisiert die Weiterbehandlung der Stoffe. Nach der Rückkehr von seiner Mission plant er den Ersatz der Uniformen, reorganisiert die Anlagen zur Textilherstellung, lässt die Uniformen der Feuerwehrleute und Briefträger beschlagnahmen. Er ist über das tägliche Leben an der Front informiert und lässt den Soldaten auf eigene Initiative Umhänge aus Schaffell zukommen, um sie besser vor dem harten Winter zu schützen. 1915 schlägt er ein Modell von Schützengrabenstiefeln und sein in Venezuela erprobtes Barackenmodell vor, das die konischen Militärzelte ersetzen soll. 1915 geht der Bau von Baracken vom Genie auf die Intendantur über. In Voraussicht auf den Winterfeldzug dezentralisiert Adrian die Herstellung der Baracken und setzt über zweihundert Unternehmen für eine Tagesproduktion von fünfzig Stück ein.


Der Militärintendant und sein Helm

Der Name Adrian ist eng mit dem Helm des "Poilu" verbunden. Der Krieg in den Schützengräben wird mit Streugeschossen geführt. Drei Viertel der Verletzten haben Kopfverletzungen, 88 % davon enden tödlich. Die Soldaten benötigen einen schützenden und gleichzeitig leichten Helm. Adrian entwickelt also einen Kopfschutz, die Cervelière, eine metallische Haube aus 0,5 mm dickem Metall, das in der Schirmmütze getragen wird und den Schädel vor Steinen, Kugeln etc. schützen soll. Aber dieses in 700.000 Exemplaren hergestellte und Ende des Winters 1915 verteilte Modell wird als unzureichend angesehen, auch wenn es vor 60 % der Splitter schützt. Am 21. Februar 1915 entscheidet sich das Kriegsministerium auf Empfehlung des Generals Joffre für den Einsatz eines Stahlhelms für die Infanterie. Weniger als einen Monat später einigt man sich auf das vom Militärmaler Georges Scott entworfene Modell "Drachenhelm", dessen zu komplizierte Form die Fabrikationszeiten verlängert und damit dem Prototyp von Adrian zu Gute kommt. Um den Schutz vor den Kugeln zu verbessern, entwirft Adrian einen Helm, der auf einem neuen Konzept beruht und eine einfache Herstellung mit Wirksamkeit verbindet. Im April 1915 wird der Helm, der aus 700 g Stahlblech besteht, vorgestellt und genehmigt. 1.600.000 Exemplare dieses Helms werden am 5. Juni 1915 bestellt. Über 7 Millionen Stück werden bereits im ersten Jahr hergestellt. Der Helm ist ein solcher Erfolg in Militärkreisen, dass die westlichen Armeen ihn massenweise bestellen (Italien, Belgien, Serbien, Rumänien, Holland und Russland). Im Oktober 1915 wird Adrian für seine gesamte Arbeit zum Kommandanten der Ehrenlegion ernannt.


Ein Erfinder im Dienst der Soldaten

Adrian entwickelt bereits im Herbst 1915 einen Bauchpanzer, der effizient vor Stacheldraht und Bajonetten schützt und versieht die Träger der Rucksäcke mit einem Haltesystem, um das Gewicht besser zu verteilen und die Abnutzung durch die Gurte zu verringern. Der Militärintendant ist auch einer der Erfinder der Taxis de la Marne. Joffre und Gallieni übernehmen später seine Idee, das Automobil zu verwenden, um rasch Truppen an die Front zu bringen.


Die Wiedereingliederung, der "Retter von Paris", der der Großoffizier der Ehrenlegion

Im April 1916 ermöglicht ein Gesetz über die Rekrutierung der Intendantur die Wiedereingliederung von militärischen Unterintendanten, die in Friedenszeiten vorzeitig in den Ruhestand gegangen sind und während des Kriegs außergewöhnliche Dienste geleistet haben, in den aktiven Dienst. Seine Ernennung durch das Dekret von 17. Mai 1916 löst Beschwerden und Neid aus. Der Untersuchungsbericht beschuldigt ihn unter anderem sich illegal um Geschäfte gekümmert zu haben und sich seine militärischen Erfindungen patentiert haben zu lassen. Ende 1916 wird die Abteilung von Adrian aufgelöst und die Herstellung der Baracken kehrt zum Pionierwesen zurück. Im Februar 1917 wird Adrian zur Mission für technische Versuche, Studien und Experimente im Untersekretariat der Erfindungen versetzt. Er setzt seine Arbeiten an Rüstungen, splitterfesten Brillen, gepanzerten Geschütztürmen für Flugzeugsitze und der Nutzung der Sonnenenergie fort. Ein zweiter Bericht unterstreicht die Bedeutung der von ihm geleisteten Dienste und rechtfertigt seine Handlungsweise unter den besonderen Umständen. Er wird am 26. Juni 1917 zum Militärintendanten ernannt und vom Ratspräsidenten Clemenceau mit der Leitung der Generalinspektion der Quartiere des Unterstaatssekretariats der Administration beauftragt. Der Militärintendant kontrolliert die Beschaffungsabteilungen der Armee und ab 1918 kümmert er sich um die Abteilung der Evakuierten, Flüchtlinge und Heimkehrer. Seine Beliebtheit wächst weiter, als er durch Triangulation, ausgehend von den auf Paris gefallenen Bomben, die "Grosse Bertha " im Wald von Compiègne ausfindig macht. Der Militärintendant wird von der Kommission zur Verjüngung der Führungskräfte im August 1918 in die Reservesektion abgeschoben. Aber die von Unterstaatssekretär Abrami durchgeführte Gegenuntersuchung annulliert im Dezember 1918 die Entscheidung der Kommission und gliedert den Militärintendanten im März 1919 wieder in seine Funktion als Generalinspektor ein. Louis Auguste Adrian erhält am 16. Juni 1920 die Auszeichnung als Großoffizier der Ehrenlegion. Er erkrankt und zieht sich auf sein Gut in Genêts in der Normandie zurück. Im August 1933 stirbt er im Militärkrankenhaus Val-de-Grâce.

Victor-Emmanuel II

1820 -1878

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Portrait von Victor-Emmanuel. Quelle: www.fuhsd.net

 

König von Sardinien und später von Italien (Turin, 14.03.1820 - Rom, 09.01.1878)

 

Victor-Emmanuel ist eine der Hauptfiguren der Ereignisse auf der italienischen Halbinsel im 19. Jh. Er war der Sohn von Charles-Albert und der Königin Theresa, Tochter des Großherzogs Ferdinand von Toscana, und verband damit die Macht der beiden führenden italienischen Fürstenhäuser. Seine Hochzeit mit Adelaide von Österreich ist der Beweis für den seit Karl dem V. unverändert starken Einfluss des Hauses Habsburg. Diese Allianz machte ihn allerdings bei der italienischen Bevölkerung unbeliebt, als sein Vater am 23. März 1849 - mitten im Krieg gegen Österreich - zu seinen Gunsten abtrat. Victor-Emmanuel war gezwungen, den Mailänder Vertrag am 6. August 1849 zu unterzeichnen, blieb jedoch der Politik seines Vaters und der Dynastie treu, einen vereinten und unabhängigen italienischen Staat zu bilden. Somit hielt er den Status einer konstitutionellen Monarchie Piemont (Proklamation von Moncalieri) entgegen der Forderungen Österreichs aufrecht, auch wenn dabei er hinnehmen musste, dass ein Teil Piemonts von den österreichischen Truppen besetzt wurde. Er setzte sich verstärkt für die Einheit und Unabhängigkeit Italiens ein, was ihm den Rufnamen "Re Galatuomo" (edler König) einbrachte. Er machte sich insbesondere Graf Cavour zum Verbündeten, den er 1852 zum ersten Premierminister Italiens ernannte.

Seine Außenpolitik zielte darauf ab, die Identität und Präsenz Italiens im Konzert der Nationen zu bekräftigen. Im Krimkrieg 1855 schickte er den General La Marmora mit zwei Divisionen dorthin und gewann damit eine Sitz im Kongress von paris Paris. Bei dem Geheimabkommen von Plombières im Juli 1858 zwischen Graf Cavour und Napoleon III. und dem Militärbündnis vom Januar 1859 fand er einen starken Alliierten in seinem Kampf gegen Wien und erweiterte seine Dynastie durch die Heirat zwischen Clotilde und Prinz Jéröme, dem Vetter von Napoleon III. Bei den Kämpfen 1859 zeichnete sich Victor-Emmanuel bei der Schlacht von Palestro aus. Kurz nach dem Sieg von Solferino zog er als Befreier in Mailand ein und verfolgte die Einigung Italiens mit den Waffen trotz des Abfalls von Napoleon III., der in Villafranca einen Waffenstillstand mit Österreich schloss. Mit seinen sardinischen Truppen eroberte er im Laufe des Jahres 1860 nacheinander Parma, Modena und die Romagna. Als Gegenleistung für das Bündnis mit Frankreich musste er diesem mit dem Vertrag von Turin am 24. März 1860 Nizza und das Herzogtum Savoyen abtreten.

Das Königreich beider Sizilien wurde durch die "Expedition der Tausend" von Garibaldi unterworfen, die insgeheim von der Regierung von Piemont unterstützt wurde. Nachdem die militärische Einigung Italiens erfolgreich abgeschlossen war, ließ sich Victor-Emmanuel vom Senat (mit hundertneunundzwanzig gegen zwei Stimmen) als König von Italien bestätigen.

 

Als König einer konstitutionellen Monarchie ab 14. März 1861 führte er eine gemäßigte Politik, indem er den Eifer der Anhänger Garibaldis dämpfte und sich bemühte, die Konflikte mit del Heiligen Stuhl zu beizulegen, gleichzeitig jedoch auch das wirtschaftliche und diplomatisch Werk von Graf Cavour fortzusetzen. Mit Napoleon III. als Vermittler (Treffen in Biarritz im Oktober 1865) verbündete er sich mit Preußen unter Bismarcks Kanzlerschaft im Krieg zwischen Österreich und Preußen im Jahre 1866 und so wurde Italien im Anschluss an die Verträge von Prag und Wien Venezien zugeschlagen. Die Niederlage Frankreichs als recht schwierigem Alliierten im Krieg 1870-71 bot ihm die Gelegenheit, Rom 1870 militärisch zu besetzen und dort am 2. Juli 1871 Einzug zu halten. Die Konsolidierung im Inneren Italiens, aber insbesondere die territoriale Bekräftigung des neuen Staates bildeten die Hauptbeschäftigung in den letzten Jahren seiner Regierung. So betrieb er eine "offensive" Politik der Besatzung und Verstärkung der Grenzen. Die Opposition zu Frankreich in der Zeit der Dritten Republik fand ihren konkreten Ausdruck im Bau der Befestigungsanlagen am Tende-Pass als Reaktion auf die Befestigungsanlagen von Séré de Rivières.

François-Joseph Ier de Habsbourg

1830-1916

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Portrait von Franz-Joseph. Quelle: www.elysee.fr

 

Franz-Joseph gelangt nach dem revolutionären Aufstand von 1848 an die Macht und folgt somit seinem Onkel Ferdinand I (am 2. Dezember 1848) in Olmütz.Er ist der älteste Sohn des Erzherzogs Franz-Karl und der Prinzessin Sophie von Bayern. 1854 heiratet er Elisabeth von Bayern. Die Siege seines Kanzlers, dem Prinz von Schwarzenberg und des Generals Radetzki erneuern die Vorherrschaft Österreichs über die Ungarn und die Italiener (1849). Von Russland unterstützt, richtet er eine autoritäre Politik ein, die nationalen Minderheiten feindselig gegenübersteht. 1855 verliert er den Schutz Russlands durch sein Zögern während des Krimkrieges. Der Kaiser wird 1859 durch die Truppen von Victor-Emmanuel und Napolean geschlagen (Schlachten von Solferino und Magenta). Er muss die Lombardie durch das Abkommen von Zürich (10. November 1859) abgeben. Die Rivalität mit Preussen bezüglich der Vorherrschaft über die Herzogschaften Schleswig und Holstein, welche 1864 von Dänemark erstanden wurden, bietet Preussen 1866 die Gelegenheit, den Krieg zu erklären. Am 3. Juli 1866 wird er in Sadowa geschlagen und schliesst Frieden mit Preussen (Abkommen von Prag am 23. August 1866). Er gibt damit seine Rechte in Norddeutschland sowie jedes Eingreifen in den Zusammenschluss von Deutschland zugunsten des Siegers auf - die Regierung von Wien ist 1851 an der von Preussen angeführte Bewegung des "Kleinen Deutschlands" gescheitert. Außerdem muss er Venetien über Frankreich (Abkommen von Wien, 3. Oktober 1866), welches sich nach einer geheimen Zusammenkunft von Napoleon III und Bismarck in Biarritz mit Preussen verbündete, an Italien abgeben.

Um die nationalistischen Bewegungen seines Reiches zu beruhigen, bewilligt er Österreich 1867 einen Status, welcher das Land in eine doppelte Monarchie verwandelt (österreichisch-ungarisch), die föderalistisch geführt wird. Die Gebiete des früheren Reiches von Österreich werden in zwei Teile beiderseits der Leitha werden aufgeteilt und bilden die Gebiete Cisleithanien um Österreich und Transleithanien um Ungarn. Cisleithanien besteht aus Österreich, Böhmen, Mähren, Gabissien, Slowenien, Istrien und der Gebiete entlang der dalmatischen Küste. Transleithanien besteht aus Ungarn, Kroatien, der Begiete um Temesvar und Transsylvanien. Es gibt kein allgemeines männliches Wahlrecht, welches die Rolle der anderen Völker unter der Vorherrschaft von Budapest hervorgehoben hätte. Der Kaiser schwankte immer zwischen dem autoritären Weg (von Deutschland inspiriert) und dem Föderalismus der Ministerien Taaffe und Badeni. Franz-Joseph versucht, diese Blockade durch die Innenpolitik auszugleichen.

Die von Andrassy geleitete Annäherungspolitik an Preußen führt zu einer Aussöhnung mit der Politik Bismarcks: 1873 Bündnis der drei Kaiser (Deutschland, Russland, Österreich), was 1879 zum Doppelbündnis von Deutschland und Österreich und 1883 durch das Dazukommen von Italien zum Dreierbündnis wurde - ab 1892-1893 spricht man sogar von einer "diplomatischen Unterordnung gegenüber Deutschland". Österreich besetzt (1878) Bosnien-Herzegowina und annektiert dies 1908, um den russischen Einfluss in den Balkanländern zu vermindern. Seit dem Austritt aus dem Bündnis führten die Russen eine panslawistische Politik und griffen in die Angelegenheiten der Doppelten Monarchie ein. Der Anschluss von Bosnien-Herzegowina bringt eine internationale Krise mit sich. Das Problem Bosniens scheint mit dem Serbiens und der Lage der Südslawen unter der Vorherrschaft von Budapest verbunden zu sein, die sich in Richtung Belgrad orientieren. Zwischen dem erobernden Panslawismus und Pangermanismus scheitert Franz-Joseph mit seinem Willen, einen Weg der Mitte in Zentral-Ost-Europa zu verkörpern. In seiner lange Herrschaft von 68 Jahren musste er die Hinrichtung seines Bruders Maximilian im Jahre 1867 in Mexiko, den Selbstmord seines Sohnes Rudolph 1889 in Mayerling, das Attentat auf seine Gattin durch einen Anarchisten 1889 in Genf und das auf seinen Neffen und mutmaßlichen Erben Franz-Joseph am 28. Juni 1914 in Sarajevo, ein Ereignis, welches den 1. Weltkrieg auslöste, ertragen. Die doppelte Monarchie tritt somit politisch relativ stabil in den Krieg ein. Ihr Herrscher konnte bei den meisten Untertanen, jedoch auch in der Armee und anderen Einrichtungen eine gewisse Untergebenheit erreichen. Als sein Gründer verstirbt, muss Österreich-Ungarn mehr unter den Härten des Krieges und seiner Million Toten leiden als unter antimonarchistischen Bewegungen.

Jean Degoutte

1866-1938

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Porträt des Generals der Infanterie Degoutte. Foto DMPA

Jean-Marie Degoutte tritt am 7. März 1887 in das 31. Regiment der Artillerie ein und besucht seit Oktober 1888 Saint-Cyr, im Jahrgang "Grand Triomphe". Er verlässt die Schule als 9. von 435. Er entscheidet sich für die Zuaven und dient vier Jahre in Tunesien. Ein Akteur in dem kolonialen Abenteuer Frankreichs Er bittet um die Teilnahme an der Madagaskar - Expedition im Jahr 1895. Die Weigerung seiner Vorgesetzten umgeht er, indem er um einen dreimonatigen Urlaub bittet und sich an Bord eines zivilen Dampfers in eine Jesuitenmission begibt. An Ort und Stelle bietet er bei der Landung des französischen Expeditionskorps General Dechesnes seine Dienste an, der ihn für dreißig Tage in Arrest schickt. Der junge Offizier Degoutte verdankt dann seine Rettung Oberst Bailloud, dem Leiter der Etappen der Expedition, der seine Vorgesetzten von dem Nutzen seiner Kenntnis der madagassischen Sprache überzeugt. Er kehrt im März 1896 für drei Jahre nach Tunesien zurück. 1899 wird er in die Kriegsakademie aufgenommen, die er mit der Generalstabsurkunde verlässt. 1900 nimmt ihn Baillaud in das Expeditionskorps von China auf. Er wird zwei Mal im Tagesbefehl des Korps ehrenvoll erwähnt. Nach der Rückkehr nach Nordafrika ist er im Januar 1905 Ordonnanzoffizier des kommandierenden Generals der Division von Algier und im folgenden Jahr bei dem kommandierenden General des 20. Korps.

Ende des Jahres 1906 geht er wieder als Bataillonschef zu den Zuaven, bevor er drei Jahre später in den Divisionsstab von Algier eintritt. Von Februar 1911 bis Dezember 1912 nimmt er als Leiter der Etappen an den Operationen in Westmarokko teil.
Bei seiner Rückkehr nach Frankreich, inzwischen Oberstleutnant, nimmt er an den Kursen des Zentrums für höhere militärische Studien teil. Zunächst als stellvertretender Chef, dann als Chef des Stabes des 4. Korps von Februar bis März 1914 zeichnet er sich in den Kämpfen aus und wird am 1. November desselben Jahres zum Oberst befördert, bevor er am 10. April 1915 zum Offizier der Ehrenlegion ernannt wird. Nach den Angriffen vom September 1915 in der Champagne wird er zum Stabschef ernannt. Am 25. März 1916 wird er Brigadegeneral und übernimmt im August das Kommando über die marokkanischen Truppen. Das Korps zeichnet sich an der Somme, in der Champagne und in Verdun aus, was ihm zwei ehrenvolle Erwähnungen und die Krawatte eines Kommandeurs der Ehrenlegion einbringt. Im September 1917 wird er Generalmajor und führt das 21. Korps der 6. Armee von General Maistre. Er nimmt an der Offensive von la Malmaison teil, die zum Fall des Chemin des Dames führt, woraufhin er von Neuem im Tagesbefehl der Armee ehrenvoll erwähnt wird. Am 10. Juni 1918, als Führer der 6. Armee, hält er den Vormarsch der Deutschen an der Marne auf und unternimmt mit General Mangin am 15. Juli 1918 den Angriff, der den Anfang der Schlacht um Frankreich bildet. Er befreit Château-Thierry und drängt die Deutschen an Marne, Ourcq und Vesle zurück. Im September wird er zum Generalmajor beim belgischen König ernannt. Er leitet die Offensive in Flandern, nimmt den Kamm von Passchendaele und erobert den Süden Belgiens mit belgischen, britischen und französischen Truppen zurück. Nach Kriegsende wird er zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt und damit beauftragt, unter der Leitung von Foch die Bedingungen des Versailler Vertrages auszuarbeiten.
Nach seiner Ernennung zum Kommandeur der Rheinarmee im Oktober 1919 wird er im Januar 1920 Mitglied des Obersten Kriegsrats. 1923 besetzt er das Ruhrgebiet bis zu seiner völligen Räumung im Jahr 1925. Auf Grund seiner Verdienste erhält er 1923 das Großkreuz der Ehrenlegion. Er erhält 1928 die Militärmedaille. Er bleibt weiterhin aktiv und nimmt Einfluss auf die strategischen Überlegungen zur Verteidigung des Territoriums im Obersten Kriegsrat. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigt er sich mit der Planung der Verteidigungslinie in den Alpen.

Alain-Fournier

1886-1914

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Portrait von Henri-Alban Fournier

 

"Wie sollten wir diesen schrecklichen Weg finden, auf dem sie vor uns geflohen ist, über die Wenden zu Tod hinweg, diese Seele, die nie ganz eins mit uns war, die uns zwischen den Fingern entwich wie ein träumerischer und verwegener Schatten" ? "Ich bin vielleicht nicht vollkommen reell."

Als Alain-Fournier auf diese vertrauliche Anmerkung von Benjamin Constant stieß, wurde er davon tief bewegt. Sofort bezog er diesen Satz auf sich selbst und empfahl uns feierlich - ich erinnere mich noch genau daran - ihn nie zu vergessen, wenn wir in seiner Abwesenheit etwas über ihn erklären müssten." Ich sehe genau, was in seinen Gedanken war: "Bei allem, was ich tue, fehlt etwas, um es ernsthaft, offensichtlich, unbestreitbar zu machen. Aber auch der Bereich, in dem ich mich bewege, ist nicht ganz dieselbe wie der eure. Er ermöglicht es mir vielleicht, dahin zu gelange, wo ihr einen Abgrund seht : Für mich besteht vielleicht nicht dieselbe Zusammenhangslosigkeit wie für Euch zwischen dieser Welt und der anderen."

Auszug aus dem Vorwort von Jacques Rivière zum posthumen Werk "Miracles" (1924), einer Sammlung verschiedener Gedichte und Prosatexte von Alain-Fournier.

Henri-Alban Fournier wurde am 3. Oktober 1886 in La Chapelle-d'Angillon im Departement Cher geboren. Sein Vater wurde 1891 zum Volksschullehrer in Epineuil-le-Fleuriel ernannt, in der Henri ebenfalls bis 1898 Schüler war, bis er in die 6. Klasse des Gymnasium Voltaire in Paris kam. 1901 besuchte er das Gymnasium in Brest und hatte zunächst die Absicht, in die Marineschule einzutreten, gab diesen Plan jedoch sehr bald auf und kam Ende 1902 ins Gymnasium von Bourges, wo er 6 Monate später das Abitur ablegte.

Im Herbst 1903 trug er sich im Gymnasium Lakanal in Sceaux zur Vorbereitung auf den Wettbewerb für die Aufnahme in die École Normale Supérieure ein. Dort lernte er Jacques Rivière kennen, der sein bester Freund (ihre Korrespondenz - eine der schönsten der französischen Literatur - wurde zwischen 1926 und 1928 veröffentlicht), und etwas später sein Schwager wurde, als er 1909 seine jüngere Schwester Isabelle Fournier heiratete. 1906 misslang Fournier sein Projekt, in die Ecole Normale Supérieure aufgenommen und Lehrer zu werden. Er versuchte es zum zweiten Mal mit einer Vorbereitung auf den Wettbewerb im Gymnasium Louis Le Grand, aber auch hier misslang es ihm, in die Ecole Normale Supérieure aufgenommen zu werden.

In dieser Zeit erlebte Alain Fournier ein Ereignis, dass ausschlaggebend für sein späteres seelisches und literarisches Leben: Am 1. Juni 1905 kreuzte er beim Verlassen des Grand Palais ein junges Mädchen, das sehr schön war. Er folgte ihm in einiger Entfernung bis zu seinem Haus am Boulevard Saint Germain. Am 11. Juni begab er sich erneut dorthin und sprach sie beim Verlassen des Hauses mit einem leisen "Sie sind schön" an. Yvonne de Quiévrecourt antwortete nicht, sondern ging in die Kirche von Saint-Germain des Près. Nach der Messe hatten die beiden jungen Leute jedoch ein langes Gespräch, an dessen Ende Yvonne ihm mitteilte, dass sie verlobt und damit ihr Schicksal bereits festgelegt sei. Yvonne de Quiévrecourt wurde Yvonne de Galais in dem Roman "Der große Meaulnes" (oder auch "Der große Kamerad") und heiratete 1907.
Im Jahr darauf wurde Henri-Alban Fournier zum Wehrdienst eingezogen. Er besuchte dabei zuerst die Offizierschule in Laval und wurde anschließend als Leutnant dem 88. Infanterieregiment in Mirande im Departement Gers zugewiesen. Immer noch von der Gestalt von Yvonne besessen, verfasste er dort seine ersten Gedichte und Essais, d.h. seine ersten literarischen Werke, die nach seinem Tod von seinem Freund Jacques Rivière unter dem Titel "Miracles" veröffentlicht wurden (1924). Nach dem Wehrdienst fand Henri-Alban Fournier im April 1910 Arbeit als Journalist bei der Zeitung "Paris-Journal" für die er regelmäßig einen "courrier littéraire" schrieb. In dieser Zeit hatte er auch eine Beziehung mit Jeanne Bruneau, einer Modistin in der Rue Chanoinesse, die er bereits in Bourges kennengelernt hatte. Diese Beziehung, die bis April 1912 dauerte, inspirierte ihn wahrscheinlich für die Rolle von Valentine in dem Roman "Der große Meaulnes".

In diesem Zeitraum begann er in seiner Wohnung in der Rue Cassini mit der Aufzeichnung seines autobiografischen Romans "Le Grand Meaulnes". 1912 verließ er die Redaktion der Zeitung und trat - mit der Unterstützung durch Charles Péguy - in den Dienst von Claude Casimir-Perier, dem Sohn des ehemaligen französischen Staatspräsidenten. Dort unterhielt der junge Mann eine recht ungetüme Beziehung zur Gattin des Politikers, der Schauspielerin Pauline Benda, die in den Künstlerkreisen der Hauptstadt besser unter ihrem Pseudonym "Madame Simone" bekannt war.

Im Februar 1913 erhielt Henri-Alban Fournier zum letzten Mal eine Zusammenkunft mit seiner Jugendromanze Yvonne de Quiévrecourt (inzwischen Madame Vaugrigneuse), die inzwischen Mutter von zwei Kindern war. Zwischen Juli und November 1913 begann die Nouvelle Revue française mit der Veröffentlichung seines Romans "Le Grand Meaulnes", den er Anfang desselben Jahres beendet hatte. Das Werk wurde anschließend als Buch (1913) bei dem Verleger Émile-Paul herausgegeben, wobei der Autor bei derselben Gelegenheit den Namen Alain-Fournier annahm. "Le Grand Meaulnes" wurde in diesem jahr auch für den Literaturpreis "Prix Goncourt" vorgeschlagen und wurde nur knapp von dem Buch "Le Peuple de la Mer" von Marc Elder geschlagen. Anfang des Jahres 1914 machte sich Alain-Fournier an ein Theaterstück, "La Maison dans la forêt" (Das Haus im Wald) und einen neuen Roman, "Colombe Blanchet". Beide Werke sind unvollendet geblieben. Denn der Autor wurde nach der Kriegserklärung im August 1914 eingezogen. Er kam als Leutnant der Infanterie mit seinem 288. Infanterieregiment an die Front. Nach einigen Wochen Kämpfen wurde Alain Forunier am 22. September südlich von Verdun im Gebiet der Maas getötet. Wie zwanzig andere seiner Waffengefährden galt er als vermisst, bis sein Körper 1991 in einem Sammelgrab entdeckt wurde, das von den deutschen Soldanten gegraben worden war. 1992 wurden die Gebeine der 21 Infanteristen des 288. RI - darunter die des Schriftstellers Alain-Fournier im Wald von Saint-Rémy exhumiert und gesammelt. Henri-Alban Fournier ruht nun im Soldatenfriedhof von Saint-Remy-la-Calonne im Departement Meuse.

 

"Ich erhalte alle Deine Briefe, meine liebe kleine Isabelle. Manche erhielt ich sogar mitten im Gefecht. Ich bin bei bester Gesundheit und hoffe, demnächst näher bei Jacques zu sein. Ich bin jetzt dem Stab der Kavallerie zugewiesen. Ich habe viel Zuversicht für den Ausgang des Kriegs. Betet zu Gott für uns. Und habt Ihr ebenfalls Vertrauen. Ich umarme Dich und Deine Jacqueline recht stark und herzlich Dein Bruder Henri"

Hubert Lyautey

1854-1934

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Portrait des Marschalls Lyautey, photo collection DMPA

 

Im Dezember 1977 wird er Oberleutnant und wird dem 20. Regiment der Jäger zu Pferd in Rambouillet zugewiesen, dann auf seine Anfrage nach Châteaudun versetzt. Im 2. Husarenregiment der Kavallerie bewandert, stößt er im August 1880 in Sézanne auf sein Regiment, welches sich zwei Monate später nach Algerien einschifft. Zunächst in Orléansville, dann in Alger begeistert er sich für die arabische Bevölkerung, lernt die Sprache und macht sich mit den Kolonialangelegenheiten, der französischen Verwaltung und Politik in Algerien vertraut. Er bevorzugt die Selbständigkeit oder das Schutzgebiet vor einer vollständigen Angleichung und der direkten Verwaltung durch Frankreich. Die Maßnahmen Frankreichs können nur unter Achtung der Bevölkerungen und Kulturen, auf welche das Land trifft und in Zusammenarbeit mit den örtlichen Eliten ausgeführt werden.

Nach einigen Monaten in Teniet-el-Haad, einem fortgeschrittenen Posten in Südalgerien, wird Kapitän Lyautey 1882 dem 4. Regiment der Jäger in Bruyères, Vogesen, zugewiesen. Im Oktober des darauf folgenden Jahres wird er Adjutant des General L'Hotte, Generalinspektor der Kavallerie, dem er bei seinen Einsätzen nach Commercy und anschließend nach Tours folgt. Am 19. November 1887 übernimmt er das Kommando über das 1. Geschwader des 4. Regiments der berittenen Jäger von Saint-German-en-Laye. In dieser Funktion bemüht er sich, die Lebensbedingungen seiner Männer auf materiellem und kulturellem Niveau zu verbessern, zudem ihre Ausbildung, indem er die seine reformistischen Prinzipien hinsichtlich der sozialen Aufgabe eines Offiziers anwendet. Er erhält die Gelegenheit, seine neuen Theorien in einem Artikel mit großem Widerhall niederzuschreiben, welcher den Titel "Über die Rolle des Offiziers im universellen Militärdienst" trägt und am 15. März 1891 in La Revue des Deux Mondes veröffentlicht wird.

Kommandant Lyautey wird dem 12. Husarenregiment in Gray und 1893 dem Generalstab der 7. Kavalleriedivision in Meaux zugeteilt; 1894 wird er nach Indochina gesandt. Stabschef des Oberst Gallieni und Kommandant des Militärgebiets an der Grenze Chinas (Gebiet von Lang Son) nimmt er an den Expeditionen des oberen Tonkin gegen chinesische Piraten teil, die die Gegend plündern. An den Seiten Gallienis und überzeugt von dem Gedanken, dass er den Bevölkerungen die Stärke der französischen Armee zeigen muss, um sich dieser nciht bedienen zu müssen, nimmt er die nötigen Maßnahmen zur Aufwertung der Region vor: Wiederaufbau der Dörfer, Einrichtung der Verbindungsstraßen, Wiederaufnahme und Entwicklung der Kulturen und des Handels. Zunächst Souschef, dann Generalstab des Besatzungskorps wird er dann Leiter der Militärkanzlei von Armand Rousseau und Generalgouverneur von Indochina. Er vertieft sein Wissen bezüglich der politischen, verwaltungstechnischen und finanziellen Fragen Indochinas und verfolgt seine Maßnahmen auf dem gesamten Gebiet. Im März 1897 trifft er wieder auf Gallieni, der einige Monate zuvor zum Generalgouverneur von Madagaskar ernannt wurde. Dieser beauftragt ihn mit der Befriedung des Nordosten und Westens der Insel und schließlich mit der Organisation des Südens. Die Besetzung der Gebiete wird von weitläufigen Ausbauarbeiten begleitet, die den Wirtschafts- und Handelssektor des Landes eröffnen sollen.

1900 wird er zum Oberst befördert und kehrt 1902 nach Frankreich zurück, um das Kommando über das 14. Husarenregiment in Alençon zu übernehmen, bevor er 1903 von Charles Jonnart, Generalgouverneur von Algerien, nach Süd-Oranais abberufen wird. Als Brigadegeneral übernimmt er im Oktober das Kommando der Unterdivision von Ain Sefra und Ende des Jahres 1906 das der Division von Oran. 1907 wird er zum Divisionär ernannt und wird im folgenden Jahr Oberkommissar der Regierung für das besetzte marokkanische Gebiet von Oudjda. Er beginnt damit, die Einrichtungen des algerisch-marokkanischen Grenzgebiets zu überprüfen, die ein ständiger Unruheherd sind und richtet dort neue Posten ein, die einerseits die Sicherheit der Region garantieren, die ständig von Angriffen feindlicher Stämme auf die französische Übernahme bedroht ist, und andererseits den Weg nach Marokko freimachen sollen. Somit richtet er eine Reihe von Posten ein, ausgehend von Béchar, welches in Colomb umgetauft wurde und im Oktober 1903 besetzt wurde, bis zum Norden in Berguent, in der Oasis Ras el Ain, im Juni 1904.Die folgenden Monate dienen der Verstärkung und Ausdehnung der Anlage nach Westen. Da Lyautey sowohl Diplomat als auch Militär ist, vervielfacht er die Kontakte mit den verschiedenen Ortsvorstehern, um ihre Zugehörigkeit zur französischen Politik zu wecken. Nach der Befriedung des algerisch-marokkanischen Grenzgebiets kommt er 1910 nach Frankreich zurück, wo er die Spitze des 10. Armeekorps von Rennes einnimmt.

Im März 1912 legt der Beschluss von Fes das französische Protektorat auf Marokko fest, der Norden des Landes bleibt unter spanischem Einfluß. Lyautey wird am 28. April Generalkommissar vor Ort. In Marokka wird das Protektorat nicht einstimmig akzeptiert. Die Gegner des Beschlusses und des Sultans, der diesen unterzeichnet hat, sind zahlreich. Die Lage verschlechtert sich ständig. Lyautey kommt Mitte Mai in Casablanca an und wendet sich nach Fes, was von den Streitmächten der Berberleiter besetzt ist. Dies ist der Anfang eines schwierigen Feldzugs. Das Land lebt im verwaltungstechnischen und wirtschaftlichen Chaos, das Protektorat muss vollständig aufgebaut werden. Am Ende der heftigen Kämpfe kehrt der Frieden schließlich wieder in Fes und dessen Umgebung ein. Im Laufe des Sommers wird ein neuer Sultan ernannt. Lyautey bemüht sich, die religiöse und politische Autorität dieses neuen Herrschers im gesamten Land herzurichten. Die Befriedung des Landes erfolgt nach und nach. Im Mai 1914 wird Taza, eine entscheidender Zugang zu Algerien, erobert. Die Ebenen und die Küstenstädte befinden sich nun unter französischer Kontrolle. Neben den militärischen Operationen unternimmt er bedeutende Arbeiten zur wirtschaftlichen und sozialen Modernisierung für den Aufschwung des Landes. Wichtige administrative, rechtliche und wirtschaftliche Reformen werden in Angriff genommen. Einsatz von administrativen Führungskräften, Ausbau der Häfen, der Landwirtschaft, der Forschung und der Minenarbeit, Infrastrukturen für Städte, Verbindungsstraßen, Gründung von Schulen, Bau von Krankenhäusern, Gesundheitszentren und Eröffnung von festen und mobilen Sanitärposten... es gibt viel Arbeit.

Während des Ersten Weltkrieges wird er von Dezember 1916 bis März 1917 kurz Kriegsminister unter dem Kabinett Briand. Dann kehrt er nach Marokko zurück. Trotz der eingeschränkten Mittel gelingt es ihm nicht nur, die französische Gegenwart aufrechtzuhalten, sonder auch, seinen Einfluss während des Konflikts zu stärken. Bei seiner Rückkehr und noch acht Jahre lang arbeitet er ohne Pause und bewirkt eine intensive politische und wirtschaftliche Aktivität, die den Aufbau des Landes begünstigt. Als Krönung seiner Karriere wird er 1921 in den Stand des Marschalls von Frankreichs erhoben. Im Rif ist die Lage allerdings bedenklich. Die von Abd el-Krim geführte Erhebung gegen die Spanier schreitet fort und bedroht die französischen Marokkaner. Im Frühjahr 1925 greift Abd el-Krim an und bedroht die Bereiche von Taza und Fes. Lyautey, dessen Streitmächte in den letzten Jahren vermindert worden sind, organisiert sofort eine Verteidigungsschranke, während er auf Verstärkung wartet. Da er sich der französischen Regierung bezüglich der Durchführung der Operationen widersetzt, wird er von dieser verleugnet und kehrt im Oktober definitiv nach Frankreich zurück, wo er sich nach Thorey in Lothringen zurückzieht. Von 1927 bis 1931 führt er eine letzte Mission aus : die Organisation der internationalen Kolonialausstellung von Vincennes.

Der Marschall Lyautey stirbt am 27. Juli 1934. Er wird zunächst in Rabat beerdigt, seine Leiche wird jedoch 1961 nach Frankreich zurückgeführt, um dort im Invalidendom bestattet zu werden. Hubert Lyautey erhielt das Grosse Kreuz der Ehrenlegion und Inhaber eines Militärordens, des Kolonialordens Tonkin und Marokka, des marokkanischen Orderns mit der Inschrift "Casablanca" - "Oudjda" - "Haut-Guir" sowie vieler ausländischer Dekorationen. Er wurde am 31. Oktober 1912 an die französische Akademie gewählt und war Autor mehrerer Studien und Werke, darunter "Über die soziale Rolle des Offiziers im universellen Militärdienst", welche1891 in La Revue des Deux Mondes veröffentlicht wurde, Die Kolonialrolle der Armee, 1900, Im Süden von Madagaskar, militärisches Eindringen, politische und wirtschaftliche Lage, 1903, Briefe aus Tonkin und Madagaskar: 1894-1899, 1920, Worte der Aktion : 1900 - 1926, 1927, Briefe der Jugend : 1883-1893, 1931.

Raymond Poincaré

1860-1934

Aktie :

Porträt Raymond Poincarés. Foto der "University of Texas at Austin""

 

Poincaré wird am 20. August 1860 in Bar-le-Duc in einer bürgerlichen Familie geboren.Sein Vater, ein Brücken- und Straßenbauingenieur, hätte sich vielleicht eher eine wissenschaftliche Laufbahn für seinen Sohn gewünscht, doch dieser bevorzugt Literaturwissenschaften und Recht. Nach einem gründlichen Studium in Bar-le-Duc und Paris wird er im Jahr 1880 Anwalt. Im Alter von 26 Jahren macht er seine ersten Schritte in der Welt der Polititk als Kabinettsleiter des Landwirtschaftsministers. In den Jahren 1887 bis 1903 ist er Abgeordneter des Wahlkreises Commercy und wird in dieser Zeit Senator des Departements Meuse. 1893 wird er erstmals Minister - für das öffentliche Schulwesen - (dieses Amt wird er fünf Mal bekleiden), 1912 nach der Affäre Agadir Ratspräsident (diesen Posten wird er vier Mal innehaben); er ist ein Verfechter der Wiederherstellung der Exekutivmacht gegenüber der Nationalversammlung, eines liberalen, aber starken Staaates. Der "weltliche Republikaner", ein Mann der Ordnung, wird im Jahr 1913 zum Staatspräsidenten gewählt. Vor dem außenpolitischen Hintergrund eines sich abzeichnenden Krieg verstärkt er seine Allianzen...

Als Senator des Departements Meuse von 1903 bis 1913 übernimmt er 1906 das Ressort der Finanzen im Kabinett Sarrien. 1909 wird er in die Académie française aufgenommen. Im Januar 1912, nach der Agadir - Affäre, in der sich Deutschland und Frankreich in Marokko gegenüber stehen, wird er Präsident des Rates und Außenminister. Er setzt sich für die erneute Stärkung der Exekutive gegenüber der Nationalversammlung ein, für einen liberalen aber starken Staat und stellt sich die Aufgabe, die Probleme der Außenpolitik zu lösen. Am 30. März unterzeichnet er mit dem Sultan von Marokko den Vertrag für das Protektorat. Im Übrigen setzt er sich für engere Beziehungen Frankreichs mit Großbritannien und Russland ein. Zu diesem Zweck wird mit Großbritannien über ein Abkommen zur Hilfe auf See verhandelt, und im August begibt er sich nach Russland, um das Bündnis neu zu beleben. Der "Laienrepublikaner" und Mann der Ordnung wird am 17. Januar 1913 zum Präsidenten der Republik gewählt. Während sich der Krieg abzuzeichnen beginnt, lässt er im August über das Gesetz für den dreijährigen Wehrdienst abstimmen und festigt außenpolitisch die Bündnisse, wozu er im Juli 1914 eine weitere Reise nach Russland unternimmt. Als der Krieg erklärt ist, sieht er es als seine wesentliche Aufgabe an, den Krieg zu gewinnen. Zu diesem Zweck müssen alle Energien aufgebracht, aller gute Wille mobilisiert werden, ob von links oder rechts, d.h. es muss die "Union sacrée", die heilige Einheit geschaffen werden. Die Regierung wird nacheinander von Viviani, Briand, Ribot und Painlevé geführt, ohne dass sich ein endgültiger Erfolg in den Kriegshandlungen einstellt. Es gibt immer mehr militärische und politische Schwierigkeiten: die französische Niederlage am Chemin des Dames, Meutereien an der Front, Aufkommen sozialer Spannungen und das Ende der Union sacrée. Poincaré unterdrückt seine persönlichen Gefühle und ruft seinen politischen Gegner, Clemenceau, zu Hilfe, der am 16. November 1917 Ratspräsident wird. 1918 kommt der Sieg und die Rückkehr von Elsass - Lothringen zu Frankreich.

 

Nach Ablauf seiner siebenjährigen Amtszeit als Präsident wird Poincaré wieder Senator im Departement Meuse. Von Februar bis Mai 1920 ist er Präsident der für die Reparationen zuständigen Kommission und wird 1922 wieder zum Ratspräsidenten und Außenminister ernannt. Als Verfechter der vollständigen Durchsetzung des Versailler Vertrages lässt er am 11. Januar 1923 trotz des Zögerns der Alliierten das Ruhrgebiet durch die Truppen von General Degoutte besetzen, da Deutschland die Reparationsleistungen nicht pünktlich zahlt. Das Ergebnis der Parlamentswahlen, in denen das "Linkskartell" die Mehrheit erhält, zwingt ihn im Juni 1924 zurück zu treten. Als er am 23. Juli 1926 wieder in das Amt berufen wird, um zu versuchen, die katastrophale finanzielle Situation in Ordnung zu bringen, stellt er sofort das Vertrauen wieder her, und es gelingt im, den Franc zu stabilisieren. Da ihn die Geldprobleme vollkommen in Anspruch nehmen, überlässt er die Außenpolitik Briand, der sich für eine Politik des Ausgleichs mit Deutschland entscheidet. Wegen einer Krankheit tritt Poincaré im Juli 1929 zurück und widmet sich seinen Memoiren "Au service de la France" (Im Dienst Frankreichs) (1926-1933). Er stirbt am 15. Oktober 1934. Nach dem Staatsbegräbnis in Paris wird er in Nubécourt beigesetzt.

Aristide Briand

1862-1932

Aktie :

Porträt Aristide Briands. Archivaufnahme aus dem Außenministerium

Aristide Briand wird am 28. März 1862 in Nantes geboren, in einer Familie von ursprünglich vom Land stammenden Cafebesitzern. Nach einem Studium der Rechte lässt er sich im Anwaltsbezirk Saint-Nazaire nieder, ehe er nach Paris geht, wo er bei der "Lanterne" arbeitet, der populistischen und antiklerikal eingestellten Zeitung Eugène Mayers. An der Seite von Jean Jaurès bemüht er sich darum, die streitenden Strömungen innerhalb der sozialistischen Bewegung zusammenzuhalten. Im Jahr 1902 wird er zum Abgeordneten gewählt und nimmt immer mehr politische Ämter an. Als brillanter Redner wird er beim Gesetzesprojekt zur Trennung zwischen Kirche und Staat, das 1905 verabschiedet wird, zum Kommissionssprecher ernannt. 1906 wird er Minister für Unterrichtswesen und Kultus. Er folgt Georges Clemenceau im Jahr 1909 als Ministerpräsident nach und setzt sich insbesondere für die Verabschiedung des Gesetzes über die Renten für Arbeiter und Landwirte ein (April 1910).

Am Vorabend des Ersten Weltkriegs bemüht sich Aristide Briand - obgleich er die Verlängerung des Militärdienstes befürwortet - um eine friedliche Lösung des Konfliktes. Als der Krieg dennoch erklärt wird, tritt er dem Kabinet des Oppositionsbündnisses "Union Sacrée" als Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident bei und unterstützt die Kommandoführung während der Marne-Schlacht. Als Regierungschef und Außenminister spielt er in den Jahren 1915 bis 1917 eine wichtige Rolle, insbesondere bei der Organisation der Saloniki-Expedition und bei der Koordination der Militär- und Wirtschaftsmaßnahmen mit den Alliierten. Nach vier Jahren Krieg ist Europa ausgeblutet. Die ehemaligen Kriegführenden, die sich hoch verschuldet haben, um ihre Versorgung sicherzustellen, gehen äußerst geschwächt aus dem Konflikt hervor. In Frankreich sind die reichsten und industrialisiertesten Regionen verwüstet. Mit nahezu eineinhalb Millionen Toten und über einer Million Invaliden ist das Land an seinem Lebensnerv getroffen. Die Kriegsrenten und der Wiederaufbau belasten die Staatskasse noch mehr. Der am 28. Juni 1919 in Versaille unterzeichnete Friedensvertrag mit Deutschland verpflichtet Deutschland zu Reparationszahlungen für die Kriegsschäden. Die heikle Frage der Bezahlung dieser Reparationsleistungen ist für die nächsten etwa zehn Jahre vorherrschendes Thema in den deutsch-französischen Beziehungen und sorgt auch unter den Alliierten selbst für Divergenzen.

Bei Kriegsausgang ist Aristide Briand als Anhänger einer strikten Umsetzung des Versailler Vertrags einer von denen, die Deutschland zur Zahlung von Reparationen verpflichten wollen. Er gibt diese unerbittliche Haltung jedoch rasch auf und bekehrt sich im Rahmen des Völkerbundes zu einer Friedenspolitik, bei der er sich für die Aussöhnung mit Deutschland einsetzt. Anlässlich der Konferenz von Cannes im Januar 1922 zeigt er sich offen für den Vorschlag eines Schuldenplans für die deutsche Kriegsschuld als Gegenleistung für eine Garantie der französischen Grenzen. Da er von Staatspräsident Alexandre Millerand keine Unterstützung mehr erhält, reicht er seinen Rücktritt ein. 1924 geht er als Abgesandter Frankreichs zum Völkerbund und bemüht sich dort um eine Politik der Aussöhnung, ganz im Bewusstsein dessen dass eine deutsch-französische Annäherung nur unter gewissen Zugeständnissen erfolgen kann. Diese Politik drückt sich aus in den Worten "Innerer Friede, politischer und sozialer Friede werden meiner Meinung nach vom ganzen Land sehnlichst herbeigewünscht....In einem Land wie Frankreich, dass so sehr unter dem Krieg gelitten hat und sich seit dem Waffenstillstand mit unzähligen Herausforderungen und Provokationen konfrontiert sah, welche Ungeduld durchaus rechtfertigen würden, erfordert der Wunsch nach Frieden außerordentlich viel Geduld." Im Jahr 1925 wird er erneut Außenminister und setztt seine Politik der Aussöhnung mit Deutschland fort, als einzige Möglichkeit für dauerhaften Frieden in Europa. Er nähert sich seinem deutschen Amtskollegen Gustav Stresemann an, auch er ein Anhänger der Aussöhnung. Anlässlich der Konferenz von Locarno, auf der die Abgeordneten Deutschlands, Belgiens, Italiens, Frankreichs und Großbritanniens zusammenkommen, unterzeichnet er am 16. Oktober 1925 den Vertrag, der die Grenzen Frankreichs und Belgiens zu Deutschland garantiert und einen gegenseitigen Hilfspakt besiegelt. Nach Locarno unterstützt er die deutsche Kandidatur beim Völkerbund, der im folgenden Jahr stattgegeben wird. Im Jahr 1926 erhält er gemeinsam mit Gustav Stresemann den Friedensnobelpreis.

Die Verträge von Locarno und die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund - von manch einem als Beginn einer neuen Ära und Ende des deutsch-französischen Antagonismus' gefeiert - stellen für Aristide Briand jedoch nur einen ersten Schritt dar. Die Tatsache, dass die USA nicht Mitglied des Völkerbunds sind, schmälert außerdem die Bedeutung dieser Ereignisse. Im Jahr 1927 setzt er sich daher dafür ein, die Vereinigten Staaten zur Aufgabe ihrer Isolationismuspolitik zu bewegen. Sein Appell an die "amerikanische Nation" wird von mächtigen Pazifistenverbänden unterstützt. Am 27. August 1928 brandmarkt der "Briand-Kellogg-Pakt" - so benannt nach dem amerikanischen Staatssekretär, der Briands Verhandlungspartner war - Krieg als "ungesetzlich": "Artikel 1: Die Hohen Vertragschließenden Parteien erklären feierlich im Namen ihrer Völker, daß sie den Krieg als Mittel für die Lösung internationaler Streitfälle verurteilen und auf ihn als Werkzeug nationaler Politik in ihren gegenseitigen Beziehungen verzichten. Artikel 2: Die Hohen Vertragschließenden Parteien vereinbaren, daß die Regelung und Entscheidung aller Streitigkeiten oder Konflikte, die zwischen ihnen entstehen könnten, welcher Art oder welchen Ursprungs sie auch sein mögen, niemals anders als durch friedliche Mittel angestrebt werden soll." Obgleich dieser Pakt von siebenundfünfzig Ländern - darunter insbesondere Deutschland, Japan und die Sowjetunion - ratifiziert wird, hat er doch nur moralischen Wert, da er die Frage der im Falle einer Nichtbeachtung der Bestimmungen zu verhängenden Sanktionen offen lässt. Die Vereinigten Staaten, die sich zu dieser Zeit in einer Phase des wirtschaftlichen Wohlstands befinden, zeigen sich so auch zurückhaltend hinsichtlich ihrer Haltung im Falle eines möglichen europäischen Konfliktes.

Aristide Briand schlägt nunmehr den Weg einer neuen, entschieden europäischen Politik ein.Im September 1929 greift er in einer Diskussion in Genf die Idee des Grafen Coudenhove-Kalergi, eines österreichischen Diplomaten und Begründers der Pan-Europa-Bewegung, auf und schlägt die Gründung einer regionalen Union vor, einer "europäischen Föderation", die vor allem im Wirtschaftsbereich Kompetenz erhalten soll und die nationalen Souveränitäten nicht beeinträchtigt. Dieser Vorschlag wird begeistert aufgenommen und die Delegierten aus siebenundzwanzig europäischen Staaten beauftragen ihn mit der Abfassung eines Memorandums zu diesem Thema. Dieses Memorandum wird ihnen im Mai 1930 vorgelegt. Aristide Briand entwickelt darin sein Projekt. Diese Institution, die sich unter das Dach des Völkerbundes eingliedern soll, soll aus einer Konferenz der Europäischen Union bestehen, einem repräsentativen Organ, in dem die Vertreter aller europäischen Mitgliedsregierungen des Völkerbundes versammelt sind, sowie aus einem ständigen Politikausschuss, dem Exekutivorgan, dem die Mitgliedsstaaten abwechselnd vorsitzen und aus einem Sekretariat. Eines der Hauptziele soll "die Errichtung eines gemeinsamen Marktes sein, um den Menschen im gesamten Gebiet der europäischen Gemeinschaft größtmöglichen Wohlstand zu sichern."

Das Memorandum löst nicht dieselbe Begeisterung aus wie seine Rede vor dem Völkerbund. In Frankreich und der übrigen Welt stößt das Handeln Aristide Briands auf immer stärkeren Widerstand. Als größtes Hindernis erweist sich das anhaltende nationalistische Denken. Wenngleich der Grundsatz einer Zusammenarbeit nicht in Frage gestellt wird, so erregt die Vorstellung einer umfassenden und sowohl im politischen als auch im wirtschaftlichen Bereich omnipotenten Europäischen Union doch Furcht. Besonders der politische Aspekt des Projekts mit den angedachten "föderalen Verbindungen" sorgt für Mißtrauen. Am 23. September 1930 wird eine Untersuchungskommission mit Aristide Briand als Vorsitzendem eingesetzt. Sie ist damit beauftragt, die Möglichkeiten einer eventuellen Zusammenarbeit in Europa zu untersuchen, kommt jedoch nicht wirklich zu Ergebnissen. . Aristide Briand, der "Pilger des Friedens", hat zu keinem Zeitpunkt in seiner politischen Laufbahn aufgehört, die Gelegenheiten für Frieden in Europa zu mehren. Sein Projekt einer Europäischen Union hielt jedoch der Wirtschaftskrise und den aufkommenden Diktaturen leider nicht Stand. Aristide Briand stirbt am 7. März 1932.

Charles Péguy

1873 - 1914

Aktie :

Charles Péguy - Portrait von Pierre Laurens. ©Harlingue-Viollet

 

Heureux ceux qui sont morts pour la terre charnelle,

Mais pourvu que ce soit pour une juste guerre.

Heureux ceux qui sont morts pour quatre coins de terre.

Heureux ceux qui sont morts d'une mort solennelle »

Charles PEGUY, Prière pour nous autres charnels

 

Charles Péguy wird am 7. Januar 1873 in Orléans, in einer bescheidenden Familie geboren. Sein Vater, der Schneider war, stirbt im selben Jahre seiner Geburt. Seine Mutter ist Stuhlflechterin und erzieht ihn also alleine auf. Charles PEGUY ist ein ausgezeichneter Schüler und kann daher von einem Stipendium profitieren, der ihm die Möglichkeit gibt, brillante Studien, nach der Schule zu machen. Nach seinem Wehrdienst in der 131 I.R. von Orléans im Jahre 1892, wird er 1894 die Lehrerbildende Hochanstalt besuchen und mit anspruchsvollen Professoren, wie Joseph Bédier, dem Autor Romain Rolland oder dem Philosophen Henri Bergson arbeiten. Der Letztere wird im übrigen einen großen Einfluss auf das intellektuelle Reifen des jungen Studenten ausüben. Hochschulabsolvent in Geisteswissenschaften im Jahre 1896, wird er die Prüfung im Auswahlverfahren für das Lehramt in Philosophie nicht besteht und verlässt daher die Institution im Jahre 1897. Er gibt die religiösen Praktiken auf, um sich nach der Bekanntschaft mit Bernard Lazar seinen Überzeugungen in der drayfusistischen Frage zu widmen. 1897, wird Péguy für die "Revue Blanche" mitwirken und beendet im Juni sein erstes Werk, "Jeanne d'Arc", gefolgt ein Jahr später von "de Marcel, premier dialogue de la cité harmonieuse".

1898 feiert er seine zivile Hochzeit mit Charlotte Bauouin, Schwester seines besten Freundes, der kurz davor gestorben war. Das Paar wohnt in Rue de l'Estrapade in Paris. Sie werden vier Kinder haben: Marcel im Jahre 1898, Germaine im Jahre 1901, Pierre 1903 und schließlich Charles-Pierre 1915. Marcel Baudouin gab ihm die sozialistische Orientierung. An Seiten von Jean Jaurès, Lucien Herr udn Charles Andler wird er sich der politischen Angelegenheiten widmen und an der Revue Socialiste mitwirken. Er investiert ebenfalls in einer Bücherei, die er mit Georges Bellais öffnet und die schnell ein Treffpunkt für jener sein wird, die eine marxistische und sozialistischen Einstellung haben, und die von Jules Guesde gepredigt wird. Jean Jaurès widmet sich der Frage der parlamentarischen Linken. Doch dieses Betrieb scheitert infolge zahlreicher Schwierigkeiten, was Grund für Pégunys entgültige Distanzierung zu seinen Linken Freundschaften bewirkt. Im Januar 1900 gründet Charles Péguy das "Cahier de la Quinzaine", ein unabhängiger Verlag, der jeden Monat eine eigene Zeitschrift veröffentlicht. Der Verlag befindet sich in 8, rue de la Sorbonne, dessen Leitung er persönlich übernehmen wird. 229 Werke werden zwischen dem 5. Januar 1900 und Juli 1914 veröffentlicht, was Péguy die Möglichkeit geben wird seine Werke zu veröffentlichen, sowie die seiner Freunde André Suarès, Anatole France, Georges Sorel oder Julien Benda. Péguy verfasst auch Aktualitätstexte, z.B. bezüglich der Trennung von der Kirche und dem Staat, die Bildungskrise...

Als im Jahre 1905 der Zwischenfall von Tanger stattfindet, ist ihm die deutsche Bedrohung und die "universelle Bosheit" bewusst. Péguy erhebt sich daher gegen den Pazifismus und dem Internationalismus der Linken. Er veröffentlicht zu diesem Zweck "Notre Patrie" (Unser Vaterland), ein polemisch-patriotisches Schriftstück. In den folgenden Jahren wird der Schriftsteller auch die Wissenschaftsgläubigkeit der "intellektuellen Partei" verurteilen, mit anderen Worten kritisiert er seine ehemaligen Hochschulprofessoren. Das Jahr 1908 ist von der Wiederfindung seines Glaubens geprägt. Er wird dies seinem Freund Joseph Lotte anvertrauen. Von 1912 bis 1914 wird Charles Péguy mehrere Wallfahrten nach Notre-Dame de Chartres unternehmen. Der Schriftsteller prangert das offizielle Sozialismus an, dem er seine Demagogie und den antiklerikalistischen Sektierertum, nach der Trennung von der Kirche und dem Staat vorwirft. Der Schriftsteller schreibt mystische, philosophische Texte, wie z.B. Clio, Dialogue de l'Histoire et de l'Âme païenne, das er zwischen 1909 und 1912 veröffentlicht, oder auch Victor-Marie, comte Hugo im Jahre 1910. Er wird seinen persönlichen, zeitlosen Stil in umfangreichen, rednerischen Gedichten ausdrücken : Le Mystère de la charité de Jeanne d'Arc im Jahre 1910 Le Porche du Mystère de la deuxième Vertu im Jahre 1911 Le Mystère des Saints Innocents et La Tapisserie de sainte Geneviève et de Jeanne d'Arc, 1912, La Tapisserie de Notre-Dame im Jahre 1913. In seinen letzten Werken wird Charles Péguy sich mit den Themen der Konfrontation zwischen Mystizismus und Politik, sowie das innere Leben des Volkes beschäftigen. Schließlich vollzieht er erneut, mit "Eve" im Jahre 1913 ein umfangreiches Gedicht von etwa 3000 Vierzeilern. Hier zelebriert er noch einmal die Toten "für die Liebe der Erde", und zwar die Erde unserer Vorfahren.

 

 

Am 2. August 1914 ist er wegen der allgemeinen Mobilisierung gezwungen, sein Vermerk über Descartes und der kartesianischen Philosophie, ein Plädoyer über die Verteidigung Bergsons zu unterbrechen. Am 4. August übernimmt er das Kommando der Reservisteneinheit in Colommiers und erreicht Lothringen. Nach einer kurzen Kampagne vor Metz, rückt sein 276. Infanterieregiment auf Aisne zurück, wo die französische Armee den Rückzug unternimmt. Am 5. September 1914 in Villeroy in der Nähe von Meaux, während den ersten Kämpfen der Marne Schacht, stoßt die Einheit von General Péguy mit der des Feindes zusammen der die Absicht hatte in Paris vorzurücken. Während er den Beschuss kommandiert, wird der Offizier von einem Schuss mitten in der Stirn getötet. Er wird unter seinen andren Kameraden im nationalen Friedhof von Chaucoin-Neufmontiers begraben.

 

Heureux les grands vainqueurs.

Paix aux hommes de guerre.

 

Qu'ils soient ensevelis dans un dernier silence.

Que Dieu mette avec eux la juste balance

Un peu de ce terreau d'ordure et de poussière.

 

Que Dieu mette avec eux dans le juste plateau

Ce qu'ils ont tant aimé, quelques grammes de terre.

Un peu de cette vigne, un peu de ce coteau,

Un peu de ce ravin sauvage et solitaire.

 

Mère voici vos fils qui se sont tant battus.

Vous les voyez couchés parmi les nations.

Que Dieu ménage un peu ces êtres débattus,

Ces coeurs pleins de tristesse et d'hésitations.

 

Et voici le gibier traqué dans les battues,

Les aigles abattus et les lièvres levés.

Que Dieu ménage ces coeurs tant éprouvés

Ces torses déviés, ces nuques rebattues.

 

Que Dieu ménage un peu de ces êtres combattus,

Qu'il rappelle sa grâce et sa miséricorde.

Qu'il considère un peu de ce sac et cette corde

Et ces poignets liés et ces reins courbatus.

 

Mère voici vos fils qui se sont tant battus.

Qu'ils ne soient pas pesés comme Dieu pèse un ange.

Que Dieu mette avec eux un peu de cette fange

Qu'ils étaient en principe et sont redevenus."

Extrait de l'œuvre poétique Eve, publiée dans le Quatorzième cahier de la quinzième série, le 28 décembre 1913.

 

Ferdinand Foch

1851-1929

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Marschall Foch. Copyright : SHD

 

Foch wird 1851 in Tarbes geboren. Er stammt aus einer frommen und bürgerlichen Familie. Fleißiger und brillanter Gymnasiast besteht er sein Abitur erst in Geisteswissenschaften und dann auch in Naturwissenschaften. 1869 wird er nach Metz geschickt um sich dort auf die Ecole Polytechnique vorzubereiten. Er erlebt die preußische Besetzung, und die Bemächtigung Lothringens. An der Ecole Polytechnique entscheidet er sich für die Militärausbildung. Im Alter von 26 Jahren ist er Kapitän und Freund von Gustave Doré. Er wird 1883 heiraten. 1885 ist er Student an der Kriegesakademie und wird später, von 1895 bis 1901 hier lehren, bevor er 1908 als Kommandant der Akademie ernannt wird. Es wurden schon in zwei Werken seine strategischen Vorstellungen zusammengefasst.

August 1914 : der Krieg bricht aus.

Seit 1907 ist er General und wird die 9. Armee kommandieren. Er wird sich während der Schlacht "marais Saint-Gond" auszeichnen. Diese Operation wird für die erste Schlacht der Marne entscheidend sein. Er koordiniert dann die Heeresgruppe Nord, welche die Deutschen in deren "Wettlauf zum Meer" stoppt. 1915 leitet er die Artois Offensiven und die der Somme im Jahre 1916. Doch die Auswirkungen der Ergebnisse dieser Operationen werden als unausreichend beurteilt darüber hinaus kommen auch interne Rivalitäten, was Generals Foch provisorische Unzufriedenheit und Bitterkeit erklären wird. 1917 ist die militärische Situation der Alliierten prekär : Misserfolg des Generals Nivelle auf dem "Chemin des Dames", Aufstände, Zusammenbruch des russischen Imperiums, Zusammensturz Italiens... Foch wird zum Chef des Generalstabs ernannt. Im April wird er Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte und unternimmt die entscheidende Gegenattacke am 18. Juli. Am 11. November hat er das Gefühl seine Pflicht erfüllt zu haben. Doch andererseits ist er sich der Millionen Todesopfer - darunter auch sein Sohn und sein Schwiegersohn - bewusst und weiß, dass man auch den Frieden zurückgewinnen muss. "Ich mache den Krieg nicht für den Krieg. Wenn ich durch den Waffenstillstand die Bedingungen erhalte, die wir Deutschland auferlegt haben, kann ich mich als zufrieden erklären. Sobald das Ziel erreicht ist, hat keiner das Recht nicht noch ein Tropfen Blut zu vergießen." (Memoiren des Marschalls Foch, Band II Seite 285). Man erweist ihm mehrmals die Ehre: Er ist Marschall von Frankreich, von Großbritannien und Polen, Akademiker, Besitzer von 37 französische und ausländische Auszeichnungen, Vorsitzender des Obersten Kriegesrates. Berater während der Friedenskonferenz, die am 18. Januar 1919 eröffnet wird, kann er sich mit seiner Forderung, die französische Militärgrenze an den Rhein zu verlegen, nicht durchsetzen.


Von den Klauseln des Friedenvertrags enttäuscht, wird er sich den Präsidentschaftswahlen 1920 vorstellen, um seine Stimme hören zu lassen. Nach seinem Misserfolg gibt er die Politik auf. Er reist und schreibt seine Memoiren auf und verteidigt unermüdlich seine Überzeugungen zu verteidigen : eine moralisch starke, mächtig bewaffnete Nation ist notwendig um zu verhindern, dass der Krieg nicht wieder ausbricht. Die Isolierung Frankreichs, der wirtschaftliche Marasmus, der sich profiliert, der Verfall der Friedensverträge, verfinstern die letzten Jahre seines Lebens. Er stirbt am 20. März 1929 und hinterlässt das folgende Motto: "Sei derjenige besiegt, der nicht siegen will." Der Name Foch ist mit dem Sieg von 1918 verbunden und viele Gemeinden Frankreichs haben symbolisch , Straßen, Plätze und Boulevards mit diesem Namen getauft : Marschall Foch ist ohne Zweifel die historische Persönlichkeit, die am meisten in den Städten Frankreichs erwähnt wird.