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Marie-Madeleine Fourcade

1909-1989

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Bildquelle: © Ministère de la Défense-DMPA

Ab 1940 im Widerstand, war Marie-Madeleine Fourcade die einzige Frau, die als Chef eines bedeutenden Netzwerkes der französischen Résistance, Alliance, anerkannt wurde. Ihre Biografin Michèle Cointet erzählt uns ihren ungewöhnlichen Werdegang. 

 

Marie-Madeleine Bridou entkommt dem Konformismus des gutbürgerlichen Milieus, in das sie 1909 hineingeboren wird. Sie lebt getrennt von ihrem Ehemann Édouard Méric, einem in Marokko arbeitenden Verwaltungsangestellten, mit ihren beiden Kindern in Paris. Sie teilt ihre Zeit auf zwischen „Radio-Cité“ und dem Generalsekretariat der antikommunistischen und antideutschen Publikationen des Kommandanten Loustaunau-Lacau, Gründer des Netzwerks Corvignolles und La Spirale, ihres Lehrmeisters in Sachen Geheimdienst. Die Liebe zu einer während einer Kindheit in Shanghai verklärten Heimat, wo ihr Vater als Generalagent der Messageries Martimes und…. „Honorable Correspondant“ (was in etwa einem Geheimagenten entspricht) tätig ist, ihre Illusionslosigkeit gegenüber Pétain, lösen im Juni 1940 einen Reflex aus: da die Männer die Waffen niedergelegt haben, müssen die Frauen sie ergreifen.

Dennoch lässt sie sich überzeugen, Loustaunau-Lacau nach Vichy zu folgen, angezogen von einer Generaldelegation der mächtigen Légion française des combattants. Es entsteht ein Netzwerk, das sich auf Marseille und Vichy konzentriert und einen Nährboden für die Anwerbung patriotischer Ministerial- und Verwaltungsbeamter darstellt. Der Bruch mit Vichy lässt nicht lange auf sich warten, nachdem der Admiral Darlan im Februar 1941 Loustaunau-Lacau aus der Legion entlässt. Der Kriegsverlauf bietet ihnen die Möglichkeit, sich aktiv gegen Hitler zu engagieren. Tatsächlich bedrohen die U-Boot-Einsätze das Überleben der Briten. Informationen über das Auslaufen von U-Booten von Lorient sind lebenswichtig. Nur die Franzosen können sie liefern. Im April 1941 wird ein Kontakt in Lissabon hergestellt, von wo Loustaunau-Lacau Geld und einen ersten Radiosender mitbringt, die effizienteste Waffe, da dadurch die mehrwöchigen Postwege wegfallen und endlich eine unmittelbare Antwort möglich ist. Alliance wird davon bis zu 17 Stück besitzen. Da Marie-Madeleine nicht wie Loustaunau-Lacau in Paris erwischt worden war, organisiert sie in der Zone Nord und im Westen das Netzwerk Alliance, dessen Name die Treue zu England und die Gleichwertigkeit der Partner widerspiegelt. Die Deutschen werden ihm den Namen „Arche Noah“ geben, da seine Mitglieder als Pseudonyme Tiernamen gewählt haben.

Im Mai 1941 wird Loustaunau-Lacau in Algier verhaftet, verurteilt und an die Deutschen ausgeliefert. Nach dieser Episode verweigert Marie-Madeleine politische Engagements, wodurch sie sich von Mitgliedern wie dem General Alamichel entfernt, der sich De Gaulle anschließen wollte. Auf Drängen ihrer Kameraden tritt sie die Nachfolge von Loustaunau-Lacau an und wählt einen neutralen Namen: POZ 55. Da die Ergebnisse hervorragend sind, erkennen die Briten die Frau, deren Identität endlich enthüllt ist, schließlich als Chef der militärischen Nachrichtendienste an, womit sie die einzige in Europa ist, die diesen Status genießt. Sie besitzt ein großes Organisationstalent, ist autoritär, streng, versteht es Menschen mitzureißen, ist beherzt und beweist genügend Flexibilität, um dem Rat der Briten zu folgen, das Netzwerk zu dezentralisieren und in mehrere Untergruppen wie Sea Star oder die bemerkenswerten Druiden von Georges Lamarque aufzuteilen.

Alliance wirbt besonders im öffentlichen Dienst an und weist eine Besonderheit auf: 24% der Mitglieder sind Frauen, was das Netzwerk zur Widerstandsorganisation mit der höchsten Frauenquote macht. Alliance spielte seine wichtigste Rolle während der Atlantikschlacht. Informationen über die TCO (deutsche Transporte in Richtung Osten) wurden geliefert, eine erste Information Dank Amniarix (Jeannie Rousseau) bezüglich der Versuche der V1 und V2 in Peenemünde, Aufnahmen der Abschussrampen im Nordwesten Frankreichs, sowie eine detaillierte Karte der Verteidigungsanlagen entlang der Atlantikküste. Marie-Madeleine organisiert am 4. November 1942 den Aufbruch per U-Boot im Hafen von Le Lavandou von General Giraud, der die Landung der Alliierten in Algier empfangen muss. 

Nachdem sie auf Grund der Verhaftung ihres Stellvertreters Faye im September 1943 in England festsitzt, gelingt es ihr, im Juli 1944 nach Frankreich zurückzukehren und sie führt nach ihrer Flucht aus einer deutschen Kaserne Nachrichtendienste in der Vorhut der Armee von General Patton aus.

Sie ist von seelischen und materiellen Notlagen sehr berührt und kümmert sich mehr als zwanzig Jahre lang um die Überlebenden und die Familien eines Netzwerks, das schwere Verluste hinnehmen musste – 431 Tote und Vermisste, was mehr als ein Drittel der Mitglieder ausmacht. Sie veröffentlicht ihre Erinnerungen in Form von Memoiren unter dem Titel L’Arche de Noé und verteidigt das Gedenken an den Widerstand als Vorsitzende des Comité d’action de la Résistance. Mit ihrem Ehemann Hubert Foucade, einem Mitglied der Freien französischen Streitkräfte, ist sie an der Rückkehr an die Macht von General de Gaulle 1958 beteiligt. Sie ist weder die Ikone einer politischen Partei, noch eine militante Antifaschistin, aber sie ist ihrer Auffassung des Widerstands immer treu geblieben: ein wirksamer, patriotischer Kampf gegen Hitlerdeutschland.


Michèle Cointet, emeritierte Universitätsprofessorin, In Les Chemins de la Mémoire, 239/Oktober 2013

 

Weitere Informationen :
Marie-Madeleine Fourcade-Un chef de la Résistance, éd. Perrin, 2006.

Alain Savary

Algier 25. April 1918 - Paris 17. Februar 1988

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Leutnant zur See Savary. Quelle: Sammlung des Museums des Ordens der Befreiung

 

Nach dem Besuch der weiterführenden Schule in Paris erwarb Alain Savary einen Abschluss in Rechts- und Politikwissenschaften und trat anschließend in die École du commissariat de la marine (Schule des Marinekommissariats) ein.

Er absolvierte den Frankreichfeldzug im Kommissärskorps, bevor er sich nach England begab, wo er sich am 8. August 1940 den Freien Französischen Seestreitkräften (FNFL) anschloss. Mit dem Rang eines Fähnrichs wurde er zum Adjutanten von Admiral Muselier, dem Kommandanten der FNFL. Nach dem Beitritt von Saint-Pierre und Miquelon ernannte ihn dieser zum Gouverneur dieses Territoriums mit dem Rang eines Leutnants zur See.

Im Juni 1943 schloss er sich in Tripolitanien zunächst als Stabsoffizier und später als Kommandant der 2. Eskadron dem 1. Regiment der Marineinfanteristen an, das als gepanzertes Aufklärungsregiment Teil der 1. Freien Französischen Division war. Er nahm mit seiner Einheit am Italienfeldzug, der Landung in der Provence und der Befreiung des nationalen Territoriums teil, bevor er im Oktober 1944 in die provisorische beratende Versammlung berufen wurde, um dort die Compagnons de la Libération (Gefährten der Befreiung) zu vertreten.

1945 wurde er dem Innenministerium zur Seite gestellt und begann daraufhin eine Karriere als hoher Beamter und Politiker.

1946 war er Generalsekretär des Kommissariats für deutsche und österreichische Angelegenheiten, später Berater der Französischen Union, Abgeordneter von Saint-Pierre und Miquelon, Staatssekretär für marokkanische und tunesische Angelegenheiten und von 1969 bis 1971 Erster Sekretär der Sozialistischen Partei. Er war Abgeordneter des Departements Haute-Garonne (1973-1981) und Vorsitzender des Regionalrats Midi-Pyrénées (1974-1981). Von 1981 bis 1984 war er Bildungsminister.

Alain Savary war Offizier der Ehrenlegion, Compagnon de la Libération, Träger des Kriegskreuzes 1939-1945 (mit drei Belobigungen), Träger der Widerstandskämpfermedaille und des Silver Star (USA).

 

Quelle: MINDEF/SGA/DMPA

Charles N’Tchoréré

1896 – 1940

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Hauptmann N’Tchoréré, Kommandant der 7. Kompanie des 53. RICMS. Quelle: Musée des troupes de marine

Charles N’Tchoréré, Sohn einer angesehenen Familie, absolviert seine schulische Ausbildung in Montfort. Er sieht sich gezwungen, ins Berufsleben einzusteigen und nimmt eine Stelle als Handelsvertreter in Kamerun an. 

Im Zuge der Kriegserklärung im Jahr 1914 verlässt er die deutsche Kolonie und kehrt nach Gabun zurück. Im Jahr 1916 geht er als Freiwilliger an die Front. Nach Kriegsende entscheidet er sich endgültig für eine Karriere in der Armee. Nach seiner Beförderung zum Feldwebel im Jahr 1919 nimmt er an den Kämpfen in Marokko teil. Er besucht die Offiziersschule in Fréjus, die er mit dem Grad ‚Major’ 1922 absolviert. Bei einem Einsatz in der Levante wird der Leutnant N’Tchoréré im Zuge einer Operation in Syrien schwer verletzt. Im Jahr 1925 erhält er eine „Citation à l’ordre de la division’ und wird mit dem Kriegskreuz mit Silberstern ausgezeichnet. 

Nach einer kurzen Tätigkeit im Kriegsministerium äußert er den Wunsch, in den Sudan verlegt zu werden. In Kati übernimmt er das Kommando der Compagnie hors rang des 2. RTS und leitet gleichzeitig die Schule für die Kinder der Truppenangehörigen. 

1933 wird er zum Kapitän befördert und zum 1. RTS in Saint Louis (Senegal) verlegt, wo er ebenfalls die Schule für die Kinder der Truppenangehörigen leitet.

Im Zuge der Kriegserklärung im September 1939 beantragt er seine Mobilisierung mit einem Bataillon gabunischer Freiwilliger. Dem Lager von Sauge, in der Nähe von Bordeaux zugewiesen, wird er an die Front an der Somme geschickt, wo er das Kommando der 7. Kompanie des 53. RICMS übernimmt. Am 7. Juni 1940 werden Hauptmann N’Tchoréré und seine Kompanie, die sich im Dorf Airaines in der Nähe von Amiens verschanzt hatten, nach langen, zähen Kämpfen von den übermächtigen Deutschen gefangen genommen. Der Hauptmann macht sein Recht geltend, als französischer Offizier behandelt zu werden und wird mit einem Pistolenschuss aus nächster Nähe getötet.

Für sein Verhalten während des Frankreichfeldzugs erhält Hauptmann N’Tchoréré im Oktober 1940 posthum eine „Citation à l’ordre de la division“ und schließlich, im August 1954, eine „Citation à l’ordre du corps d’armée“ und wird mit dem Kriegskreuz mit Vermeilstern ausgezeichnet. 

Der Abschlussjahrgang 1957-1959 der École de formation des officiers ressortissants des territoires d’outre-mer nimmt den Namen "Capitaine N’Tchoréré" an.

Georges Thierry d'Argenlieu

Georges Thierry d'Argenlieu Brest 1889 – Carmel du Relecq-Kerhuon 1964

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Georges Thierry d'Argenlieu. Quelle: Museum des Ordre de la Libération

Georges Thierry d'Argenlieu macht seinen Abschluss an der Seefahrtsschule im Jahr 1908. Er dient danach zunächst in Marokko, dann während dem Krieg von 1914 bis 1918 im Mittelmeer. Im Jahr 1920 tritt er dem Karmeliterorden bei.

 

Als Reservist wird er 1939 erneut einberufen und dem Generalstab in Cherbourg zugeordnet, bevor er zum Korvettenkapitän befördert wird. Er gerät am 19. Juni 1940 in Gefangenschaft, kann aber am 22. fliehen. Er schließt sich General de Gaulle an, der ihn zum Leiter des Generalstabs der Seestreitkräfte des Freien Frankreichs ernennt. Der Fregattenkapitän Thierry d'Argenlieu nimmt im Herbst 1940 an verschiedenen Operationen in Afrika teil. Anschließend wird er nach London zurückberufen, wo er im Juli 1941 zum Hochkommissar Frankreichs ernannt wird. Er ist zuständig für den Pazifik und er hält auch 1942 den Vorsitz, als sich das Wallis und Futuna anschließen. Nach seiner Teilnahme an der Konferenz von Casablanca wird er am 19. Juli 1943 zum Kommandant der Seestreitkräfte in Großbritannien ernannt. Am 14. Juli 1944 bringt er an Bord der Combattante General de Gaulle nach Frankreich und begleitet ihn bis Paris, wo sie gemeinsam am 25. August 1944 eintreffen.

 

Thierry d'Argenlieu wird im Dezember 1944 zum Vizeadmiral ernannt und hat diese Stellung bis über das Ende des Zweiten Weltkriegs hinaus, bis im Jahr 1947, inne. Im Laufe dieser Zeit übernimmt er äußerst wichtige Funktionen. Von August 1945 bis März 1947 ist er Hochkommissar von Frankreich und leitender Kommandant in Indochina, bevor er dann dem Karmeliterorden beitritt.

 

Als ehrwürdiger Vater Louis de la Trinité wird Admiral Thierry d'Argenlieu mit dem Ehrenkreuz der Ehrenlegion und dem Compagnon de la Libération ausgezeichnet. Er ist Träger der Militärmedaille und des Kriegskreuzes von 1939 bis 1945 mit drei Palmen, dem Kriegskreuz für Auslandseinsätze mit Palme und der Medaille des Widerstands mit Rosette.

Alphonse Juin

(1888-1967)

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Marschall Juin. Quelle: ECPAD

Alphonse Juin wird am 16. Dezember 1888 in Bône, Algerien als Sohn eines Polizisten geboren. Er studiert zunächst in Constantine und später in Algier und wird 1909 in Saint-Cyr aufgenommen. Er schließt als Jahrgangsbester ab – Jahrgang „de Fès“, wie auch Charles de Gaulle – und entscheidet sich für einen Einsatz bei der algerischen Infanterie.  Ende 1912 wird er nach Marokko versetzt und der Unterleutnant Juin nimmt an verschiedenen Befriedungseinsätzen des Landes teil.

Am 3. August 1914 erklärt Deutschland Frankreich den Krieg. Leutnant Juin zieht mit den marokkanischen Truppen an die Front. Im September 1914 nimmt er an den Kämpfen in der Marne teil. Im März 1915 wird er an der Front von Champagne schwer verletzt, infolgedessen sein rechter Arm dauerhaft gelähmt bleibt. 1916 kehrt als Hauptmann zum 5. Bataillon der marokkanischen Infanterie in Chemin des Dames zurück. Im Februar 1918 gehört er zum Generalstab in Melun, bevor er im Oktober in den Dienst des französischen und des amerikanischen Militärs versetzt wird. Dort ist er zuständig für die Weiterbildung von Offizieren für das amerikanische Expeditionskorps.

Als Diplomand der höheren Kriegsschule dient er 1921 in Tunesien, bevor er dann Ende 1923 nach Marokko zurückkehrt, um sich der Rif anzuschließen. Im Herbst 1925 kehrt er gemeinsam mit Marschall Lyautey nach Frankreich zurück und arbeitet unter ihm für den Obersten Kriegsrat. 1926 wird er zum Bataillonschef ernannt und kehrt im Folgejahr zum 7. Regiment der algerischen Infanterie in Constantine zurück.    

1929 ist er Leiter der Militärregierung unter dem offiziellen Vertreter Frankreichs, Lucien Saint, in Marokko. In dieser Funktion trägt er aktiv zur Realisierung der letzten Phase des Befriedungsplans von Atlas bei. Im März 1932 wird er als Oberstleutnant zum Professor für allgemeine Taktik an der höheren Kriegsschule, bevor er dann 1933 zum Kommandant über das 3. Regiment der Zuaven in Constantine befördert wird. Am 6. März 1935 übernimmt er das Kommando über dieses Regiment und wird im Juni zum Oberst befördert. 1937 erhält er einen Posten unter dem offiziellen Vertreter Frankreichs in Marokko, General Noguès, während er parallel den Unterricht am Zentrum der Militärstudien besucht.

Nachdem er am 26. Dezember 1938 zum Brigadegeneral ernannt wurde, wird er mit der Mobilisierung des Generalstabs für den Schauplatz Nordafrika betraut. Während sich die Situation in Europa weiter verhärtet, bereitet er in Algerien entsprechende Maßnahmen vor für die Einberufung der Divisionen in Algerien und Tunesien. Bei Ausbruch des Krieges im September 1939 bittet er um seinen Einsatz im Mutterland Frankreich. Am folgenden 4. Dezember übernimmt er das Kommando über die 15. Division der motorisierten Infanterie. Während die deutschen Streitkräfte am 10. Mai 1940 ihren Angriff an der Westfront starten, trifft er mit seiner Division in Belgien ein, wo er sich durch seine Aktionen am 14. und 15. Mai Ruhm verdient. Weiter im Süden war es den deutschen Truppen gelungen, die Front in Sedan zu durchbrechen. Juin erhält den Befehl zum Rückzug. Er verteidigt erfolgreich Valenciennes und die Vororte von Lille und gibt der 1. Armee Frankreichs Rückendeckung für den Rückzug in Richtung Dünkirchen. Am 30. Mai 1940 wird er in Lille gefangen genommen und in der Festung Königstein inhaftiert. Noch während seiner Gefangenschaft wird er zum Divisionsgeneral befördert und im Juni 1941 auf Befehl von Marschall Pétain als Spezialist für Nordafrika befreit. Der am 16. Juli 1941 zum Obersten Kommandant der Truppen in Marokko ernannte Juin wird dann zum General des Armeekorps befördert und übernimmt am darauffolgenden 20. November als Nachfolger von General Weygand das Kommando über die Truppen Nordafrikas. Er setzt die Vorgehensweise seines Vorgängers, die „Verteidigung gegen jeglichen Feind“ fort (Truppen der Achsenmächte wie die Alliierten).

Am 8. November 1942 landen die britisch-amerikanischen Truppen in Algerien und Marokko. Juin, der von dieser Operation nicht unterrichtet war, wird in Alger von Mitgliedern des lokalen Widerstands aufgehalten. Schnell übernehmen jedoch die Behörden die Kontrolle über die Stadt. Nach der Befreiung greift Juin ein und versucht, einen Waffenstillstand zwischen den Landungstruppen und den französischen Streitkräften zu erreichen. Die Afrikaarmee tritt an der Seite der Alliierten wieder in das Kriegsgeschehen ein und kämpft für die Rückeroberung des nationalen Territoriums. Der erste Kampfschauplatz ist hierbei Tunesien. Während dieses Feldzugs (November 1942 bis Mai 1943) hat General Juin die Befehlsgewalt über das Sonderkommando der französischen Armee (DAF) und wird am 25. Dezember 1942 zum Armeegeneral ernannt. Er übernimmt vorläufig den Posten des offiziellen Vertreters Frankreichs in Tunesien, beginnend am 8. Mai 1943. Im Sommer übernimmt er das französische Expeditionskorps (CEF) und nimmt mit ihm am Feldzug in Italien teil. Nach mehreren erfolgreichen Kämpfen im Dezember 1943 in Pantano und im Januar 1944 in Rapido und Belvédère gewinnt er am 13. Mai den Kampf um Garigliano und öffnet damit den Alliierten die Tore von Rom. Anschließend kehrt er nach Sienna und in den Norden der Toskana zurück. Juin verlässt im August das französische Expeditionskorps und somit auch Italien.

Als Leiter des Generalstabs für die nationale Verteidigung unter General de Gaulle, der seinerzeit provisorischer Regierungschef war, zieht er am 25. August in das befreite Paris ein.  Während sich die Befreiung des nationalen Territoriums weiter fortsetzt, widmet er sich der Neuorganisation der französischen Streitkräfte, damit diese vollständig bis zum Ende der Operation zur Verfügung stehen konnten. Gleichzeitig wird er als Militärexperte mit verschiedenen Missionen betraut, die ihn insbesondere im Dezember 1944 nach Moskau führen. Dort ist er an den Verhandlungen für den späteren französisch-sowjetischen Pakt beteiligt sowie im April 1945 in den USA an den Gesprächen zur Gründung der Vereinten Nationen. Im April 1946 wird General Juin nach Fernost entsandt, um den Rückzug der chinesischen Truppen zu verhandeln, die den Norden Indochinas besetzt hatten.

Im Jahr 1947 kehrt Juin nach Nordafrika zurück, wo er als offizieller Vertreter Frankreichs in Rabat, Marokko im Einsatz ist. Da sich die Lage in Fernost jedoch weiter zuspitzte, wird er im Oktober 1950 von der Regierung mit einer neuen Mission in Indochina betraut. Der im Januar 1951 als Generalinspektor der französischen Streitkräfte eingesetzte Juin übernimmt im September auf Befehl der alliierten Streitkräfte und im Rahmen der Atlantikallianz den Sektor Mitteleuropa. Seine Aufgaben umfassen die wichtigsten nationalen und internationalen Probleme: Stellung von Frankreich innerhalb der Atlantikallianz, Debatten über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG), Entwicklung der Länder Nordafrikas, die Unabhängigkeit forderten, Krieg in Indochina usw. Zur selben Zeit wird er am 7. Mai 1952 zum Marschall von Frankreich ernannt und wird am 26. Juni von der Französischen Akademie aufgenommen.

Im Februar 1957 erscheint sein erstes Buch mit dem Titel Le Maghreb, das eine Abfassung seiner Memoiren und verschiedener Werke enthält.

Marschall Juin stirbt am 27. Januar 1967.

Er erhielt mehrere Auszeichnungen, unter anderem das Ehrenkreuz der Ehrenlegion und die Militärmedaille, das Kriegskreuz 1914 – 1918, das Kriegskreuz 1939 – 1945, das Kriegskreuz für Auslandseinsätze, die Kolonialmedaille von Marokko und Tunesien sowie zahlreiche ausländische Auszeichnungen.

Paul Nizan

1905-1940

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Portrait de Paul Nizan. Source : bibliothèque des lettres de l'ENS - Fonds photographique
© ENS - droits réservés

Ich war zwanzig Jahre alt. Keiner soll je sagen, dass das das schönste Alter im Leben ist. Diese Worte wurden von einem 26-jährigen jungen Mann namens Paul Nizan verfasst. Sie leiten sein erstes Buch, „Aden Arabie“ ein, das 1931 veröffentlicht wurde, ein äußerst provokantes Pamphlet gegen den Kolonialismus, welches den Ton für das folgende Werk angibt: angespannt, polemisch und ausgesprochen verzweifelt. Auf dem Höhepunkt der Revolte und dem roten Faden des Kommunismus folgend hat Paul Nizan während seiner viel zu kurzen Karriere nie aufgehört, die bestehende Ordnung anzuprangern, die Fehler der bürgerlichen Gesellschaft aufzuzeigen und die Vorzeichen der Geschichte aufzudecken. 

Der am 7. Februar 1905 in Tours geborene Sohn einer kleinbürgerlichen Mutter und eines sich hochgearbeiteten Arbeiters tritt mit 19 Jahren sein Studium an der Ecole Normale Supérieure an. Zu seinen Kommilitonen im Abschlussjahrgang 1924 zählen Raymond Aron und Jean-Paul Sartre. Bei der Lektüre von „Aden Arabie“ sieht ihn Sartre, sein unzertrennlicher Freund, mit dem er immer verwechselt wird (der Eine schielt einwärts, der Andere auswärts), „in die Betrachtung seiner Fingernägel vertieft und seine Ungeheuerlichkeiten mit einer hinterlistigen und trügerischen Gelassenheit äußernd“. Aber diese scheinbare Kälte, dieses schillernde Auftreten eines charmanten Dandys, dessen lila Anzüge und lakonische Aussagen, wie zum Beispiel „Die Moral ist ein Arschloch“ für Aufregung in den Reihen seiner Kollegen sorgen, vermögen eine heimliche Verletzung nur schwer zu verbergen.

Meine einzige Originalität besteht darin, regelmäßig in Depressionen zu verfallen, vertraut er im Scherz Henriette Alphen, seiner zukünftigen Frau an. „Ich bin nicht fröhlich und ich bin nicht verzweifelt, aber ich bestätige während des Hauptganges, dass das Leben keinen Sinn hat und während der Nachspeise, dass es niemanden zu wundern braucht, wenn ich eines Tages in einen Orden eintrete.“ Nizan verfällt manchmal in tagelanges Schweigen, wenn er nicht plötzlich verschwindet und einige Nächte später völlig mitgenommen wieder auftaucht, er sucht seinen Weg zwischen Rechtsextremismus und Kommunismus und entdeckt seine Leidenschaft fürs Kino. Von einem Lebensüberdruss, der ihn nie verlässt, geplagt, besessen von Gedanken an den Tod und angewidert von der „offiziellen Ausübung der Philosophie“ tritt er eine Stelle als Hauslehrer bei einer englischen Familie in Aden im Jemen an. In Aden, „dieser Kompression Europas“, entdeckt er sein politisches Gewissen. Ein Jahr später kehrt er zurück und entscheidet sich für den Marxismus, die einzige konkrete Lösung, die seiner Revolte entspricht. Ende 1927 tritt er der kommunistischen Partei Frankreichs bei. Er ist beinahe 23 Jahre alt, hat eine Frau und bald auch zwei Kinder und einen Lehramtstitel für Philosophie. 

Der überzeugte Aktivist ist Parteikandidat bei den 1932 stattfindenden Wahlen in Bourg-en-Bresse, wo er ein Jahr lang Philosophie unterrichtet. Anschließend widmet er sich der Literatur und dem Journalismus, ist zunächst Chefredakteur der Avantgarde-Revue „BIFUR“, die Michaux, Sartre und Joyce bekannt macht, dann Literaturkritiker bei „l’Humanité“ (1935), wo er Céline, Breton und Lacan unterstützt und schließlich Redakteur für Außenpolitik bei „Ce Soir“ unter der Leitung von Aragon wird. Von Moskau, wo er den internationalen Schriftstellerkongress vorbereitet, bis Brest, Schauplatz blutiger Unruhen im Zuge des Vormarsches der Front Populaire, über England und Spanien einige Monate vor dem Bürgerkrieg, findet man ihn immer in den ersten Reihen. Obwohl er ein leidenschaftlicher Reporter ist, führt er parallel dazu eine Karriere als Schriftsteller und veröffentlicht Schlag auf Schlag Essays (Les Chiens de garde, Les Matérialistes de l'Antiquité) und Romane (Das Leben des Antoine B., Das Trojanische Pferd), die alle von den Kritikern begeistert aufgenommen wurden. 1938 wird Die Verschwörung mit dem Preis Interallié ausgezeichnet. Paradoxerweise gibt sich nur die kommunistische Partei sehr verhalten, ja sogar äußerst kritisch gegenüber seines literarischen Schaffens, wobei zu bemerken ist, dass seine Schriften nicht gerade orthodox sind und nicht dem eher engen Raster der Kommunisten der damaligen Zeit entsprechen. 

Im Jahr 1939 deckt er in seinem letzten Werk Chronique de Septembre die Mechanismen der Verhandlungen zwischen Hitler, Daladier, Chamberlain und Mussolini auf, die zum Münchner Abkommen und der Auflösung der Tschechoslowakei führten. Im Urlaub in Ajaccio wird er vom deutsch-sowjetischen Abkommen zwischen Stalin und Hitler überrascht.

Er kehrt umgehend nach Paris zurück, um sich möglichst schnell über die Haltung der Partei zu informieren, welche den Pakt befürwortet. Sich selbst und seinen antifaschistischen Überzeugungen treu tritt er öffentlich im September 1939 aus der kommunistischen Partei aus.

Nachdem er für den Militärdienst eingezogen wird, setzt er sich an der Front weiter für seine Überzeugungen ein, indem er vehement versucht, seinen Kameraden seine Haltung verständlich zu machen.

Er wird als Dolmetscher für die englische Armee nach Lille versetzt und stirbt am 23. Mai 1940 beim Angriff der Deutschen auf Dünkirchen. Er wird auf dem nationalen Soldatenfriedhof La Targette in Neuville-Saint-Vaast beigesetzt.

Pierre Clostermann

1921 - 2006

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Pierre Clostermann. Quelle: Wikipedia - lizenzfrei.

Helden des Freien Frankreich

Der Autor des Beststellers „Le Grand Cirque“, Pierre Clostermann, stirbt am Mittwoch, 22. März 2006 in Montesquieu-des-Albères. Er wurde 85 Jahre alt.

 

Der am 28. Februar 1921 in Curitiba (Brasilien) als Diplomatensohn geborene Pierre Clostermann tritt am 18. März 1942 in England dem Freien Frankreich bei und dient in der Jägergruppe „Alsace“.

Ende des Krieges ist er Kapitän und auf sein Konto gehen 2.000 Flugstunden, nahezu 600 kriegerische Lufteinsätze, 33 Luftsiege und 5 vermutlich erfolgreiche Siege sowie zahlreiche materielle Zerstörungen: 225 Lkws, 72 Lokomotiven, 5 Panzer, 2 Torpedo-Schnellboote.

Nach seiner Auszeichnung mit dem Compagnon de la Libération am 21. Januar 1946 beginnt er seine politische Karriere. Er wird acht Mal wiedergewählt, insbesondere im Departement Bas-Rhin: 1951 wird er Abgeordneter von Marne, dann von Seine (1956-1958), Seine-et-Oise (1962-1967) und von Yvelines (1967-1969).

Der zum Kommandant beförderte Clostermann dient dann in Algerien, wo er eine weitere Beförderung zum Oberstleutnant der Luftwaffe erhält (1956 – 1957). Zwischen 1963 und 1969 unterstützt er den Vizepräsidenten der Kommission der Nationalen Verteidigung und die Streitkräfte der Nationalversammlung. 

Parallel zu seiner Karriere als Ingenieur wird er ein erfolgreicher Autor, der in seinem Werk Le Grand Cirque über seine Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg berichtet. Von diesem 1948 erschienen Buch werden über 3.000.000 Exemplare verkauft.

Raoul Monclar

1892-1964

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Portrait von Raoul Monclar. Quelle: Ordre de la Libération

(07. Februar 1892: Budapest, Ungarn – 3. Juni 1964: Val-de-Grâce, Paris)

Raoul Magrin-Vernerey war Soldat mit Leib und Seele. Schon im Alter von sieben Jahren war er wild entschlossen, seine Familie zu verlassen und sich den Boers anzuschließen.

Als Sohn der in Wien tätigen Französischlehrerin Anne Magrin erweckt Raoul Charles das Interesse eines ungarischen Grafen, der seine intellektuelle und moralische Erziehung übernimmt. Der in kosmopolitischer Umgebung der österreichisch-ungarischen Gesellschaft aufgewachsene junge Mann behält sein ganzes Leben lang ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Zurück in Frankreich wird er dann von seiner Großmutter in Avison, Doubs erzogen. Nach seinem Studium an der Lycée Victor Hugo in Besançon und später am Seminar von Ornans, und immer noch besessen von seiner Leidenschaft, endlich eine Uniform tragen zu dürfen, flieht er im Alter von 15 Jahren von zuhause und verpflichtet sich in der Fremdenlegion. Zu jung für ein solches Abenteuer kehrt er zu seinen Studien zurück und beginnt seine militärische Karriere am 10. Oktober 1912 mit dem Eintritt in die spezielle Militärschule von Saint-Cyr.

1914 schließt er mit Diplom ab, geht nach Montmirail und schafft es in den Kriegswirren in das 60. Infanterieregiment: das Flachland im Elsass, Morte-Fontaine (Oise), die Kämpfe in Ourcq, Aisne, Freiwilliger beim Angriff auf Aumetzwiller (Moselle), Gegenangriff im Wald von Haumont (Bois des Caures), Angriff auf die Somme, Ypres, der Hügel von Tahure in der Gegend von Reims.

Der für seine heldenhaften Taten bekannte Monclar wird Opfer eines Giftgasanschlags, sechs Mal verletzt sowie 11 Mal lobend erwähnt, davon sieben Mal von der Armee. Mit einer Untauglichkeit von 90% wird er am 24. Juni 1916 zum Hauptmann des 260. Infanterieregiments befördert und von der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Nachdem der Frieden eingekehrt ist, wird er an ausländische Einsatzorte wie Odessa (1919) und Syrien-Palästina (1920) versetzt, wo er sich erneut durch seine Verdienste einen Namen macht und mit dem Offizierskreuz der Ehrenlegion in Algerien, Marokko und dann im Dienst des 5. Auslandsregiment der Infanterie ausgezeichnet wird. Im Rahmen dieser Missionen gelingt es ihm, seinen Traum zu verwirklichen: Wiedereintritt in die Fremdenlegion im Jahr 1924.

Am 23. Februar 1940 gibt er sein Kommando über das 4. Infanterieregiment in Marokko auf, um zwei Marschbataillons der 13. Halbbrigade der Fremdenlegion für eine Expedition in Norwegen zu übernehmen. Er landet am 5. Mai in Ballangen, gewinnt die Herrschaft über Bjervik und Narvik, befreit 60 alliierte Gefangene und nimmt 590 Deutsche in Gefangenschaft. Die Expedition ist nur von kurzer Dauer und Magrin-Vernerey kehrt am 15. Juni nach Brest zurück. Mit Verkündigung des Waffenstillstands verlässt er gemeinsam mit Hauptmann Koenig und 500 Soldaten Frankreich, um sich der Befehlsgewalt von General de Gaulle zu unterstellen. Mit seiner Beförderung zum Hauptmann wird er bekannt als Monclar (Name eines Ortes in Tarn-et-Garonne, der Heimat seiner Familie) und Kämpfer für das Freie Frankreich. Im Dezember 1940 bricht die 13. Halbbrigade in Richtung Afrika auf: Dakar, Freetown, Kamerun, wo er eine kleine Abhandlung über sein Kampfkonzept verfasst, den so genannten Catéchisme du combat. Er landet im britisch-ägyptischen Sudan, nimmt an der Seite des Bataillons Garbay teil an den Kämpfen in Eritrea, befreit die Hauptstadt Massaouah und nimmt den Admiral und die Kommandochefs der italienischen Streitkräfte gefangen. Obwohl er sich geweigert hatte, dem Bündnis von Gabon beizutreten, möchte er sich auch in Syrien (Juni 1941) nicht engagieren, da er die Idee eines Bruderkriegs in der französischen Armee nicht unterstützen kann. 1941 wird er zum Brigadegeneral ernannt und führt verschiedene Kommandos in Großbritannien und dann im Morgenland. Er wird zum Kamerad der Befreiung.

Nach diversen Missionen in Algerien, Pakistan und Indochina wird er am 25. Juni 1948 zum Inspektor der Fremdenlegion ernannt.

Am 20. Februar 1950 nimmt Monclar als General des Armeekorps und bereits kurz vor Erreichen der Altersgrenze tatkräftig seine Aufgaben als Oberstleutnant wahr und meldet sich am 19. Oktober freiwillig für die Leitung des französischen Bataillons in Korea, das er bis 1951 gegen die kommunistischen Truppen Nordkoreas anführt.

Am 21. Oktober 1962 beginnt für die lebende Militärlegende, gewürdigt mit 17 nationalen und 21 internationalen Auszeichnungen, die Zeit als Pensionär. Er übernimmt die Nachfolge von General Kienst als Gouverneur der Invaliden.

Diesen Posten behält er bis zu seinem Tod im Jahr 1964 inne.

Henri Giraud

1879-1949

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Porträt von General Giraud. 1934-1936. Quelle: ECPAD

(18. Januar 1879: Paris - 11. März 1949: Dijon)

Henri Giraud, der aus einer einfachen elsässischen Familie stammt, die in Paris wohnt - sein Vater war Kohlenhändler - ein junger Mann voller Tatendrang, ist ein ausgezeichneter Schüler der humanistischen Gymnasien Stanislas, Bossuet und Louis-le-Grand und tritt 1900 in die französische Armee ein, als er seine Ausbildung an der Militärschule Saint-Cyr abgeschlossen hat. Er wird der Einheit der 4. Zuaven in Nordafrika zugewiesen, mit der er 1914 an die Front geschickt wird. Er wird in der Schlacht von Guise während des Gegenangriffs von General Lanrezac gegen die 2. deutsche Armee von Bülow verwundet und kommt am 30. August in Gefangenschaft. Ende September gelingt ihm mit Hilfe des Netzes von Doktor Frère die Flucht. Er trifft den französischen Militärattaché in Den Haag, der ihn nach England bringt, von wo er sich wieder nach Frankreich einschifft. Im Herbst 1917 zeichnet er sich erneut aus, als das 3. Bataillon der 4. Zuaven das Fort de la Malmaison am Chemin des Dames zurück erobert, und später bei den von Pétain organisierten Offensiven nach der Krise im Frühling 1917. Nach dem Krieg schließt er sich den Truppen von General Franchet d'Esperey in Konstantinopel an und kehrt als Oberst auf Betreiben von Lyautey nach Morokko zurück, wo er die Aufstände der Berber bekämpft. So trägt er zur Übergabe von Abd-el-Krim (27. Mai 1926) während des Rifkrieges bei, eine Heldentat, die ihm die Ehrenlegion einbringt.

Als Militärkommandant der Festung Metz trifft er mit den Obersten Charles de Gaulle und Jean de Lattre de Tassigny zusammen. 1936 wird Giraud General und Kommandeur der 7. Armee und Mitglied des Obersten Kriegsrats. Da er nicht an die Wirksamkeit der Panzerarmee glaubt, lehnt er die von de Gaulle vertretene Taktik ab, als der Zweite Weltkrieg ausbricht. Am 10. Mai 1940 halten seine nach Holland geschickten Einheiten den deutschen Vormarsch auf, vor allem bei Breda am 13. Mai. Er wird am 19. Mai in Wassigny gefangen genommen, als er versucht, sich in den Ardennen mit der 9. französischen Armee den Panzerdivisionen entgegen zu stellen. Er wird in Schlesien, im Schloss Königstein in der Nähe von Dresden gefangen gehalten. Am 17. April 1942 flüchtet Giraud mit Hilfe von Freunden, den Generälen Mesny, Mast, Baurès und des britischen Geheimdienstes, die ihm die Flucht von Schandau aus ermöglichen. Von dort aus geht er ins Elsass und dann nach Vichy. Sein Abenteuer, das bald allgemein bekannt ist und das er in Mes évasions (Meine Fluchten) erzählt, ärgert die deutsche Regierung, die seine Auslieferung verlangt. Diese kann er dadurch verhindern, dass er einen Brief an Marschall Pétain unterzeichnet, in dem er versichert, dass er nicht gegen dessen Regime opponieren wird. Während er unter Hausarrest lebt, nehmen die Alliierten bald mit Giraud Kontakt auf, da sie General de Gaulle aus der Vorbereitung der Operation Torch heraus halten wollen. Er wird im November 1942 über Gibraltar außer Landes gebracht und trifft sich mit Eisenhower, der ihn mit dem Kommando über die französischen Truppen beauftragt. Vor Ort entwickeln sich bürgerkriegsähnliche Zustände, da die Leute von Admiral Darlan sich weigern, seine Führung anzuerkennen. Durch die Ermordung von Darlan am 24. Dezember wird dieser Konflikt beendet. Giraud macht sich zu dessen Nachfolger, behält die Institutionen wie auch das Ausnahmestatut der Juden bei und lässt einige Widerständler in Lagern in der südlichen Sahara internieren, die bei der Landung geholfen hatten. Als Teilnehmer an der Konferenz von Casablanca wird er gezwungen, diese Widerständler frei zu lassen und seiner Regierung einen demokratischeren Anstrich zu geben. Er wird Mitglied des Direktoriums des französischen Komitees der nationalen Befreiung (CFLN), das "Duell Giraud - de Gaulle" erreicht seinen Höhepunkt. Auf Grund der immer größeren Anhängerschaft von General de Gaulle muss er aber bald weichen. Seine uneingeschränkte Unterstützung von Pierre Pucheu diskreditiert ihn schließlich bei seinen Anhängern. Dieser ehemalige Innenminister von Pétain war nämlich nach Marokko gekommen, um dem Freien Frankreich zu dienen, aber sein Schritt wurde als verspätet empfunden, da ihm Kollaboration mit dem Feind und die Teilnahme an der Verhaftung von Geiseln vorgeworfen wurde.

Am 13. September 1943 schickt er französische Truppen zur Landung nach Korsika, um die dortigen Widerstandsgruppen zu unterstützen. Es ist ein militärischer Erfolg, aber Giraud wird von General de Gaulle stark kritisiert, weil er die kommunistische korsiche Résistance bewaffnet hat, wodurch die Operationen zur Befreiung Europas einen politischen Anstrich erhalten und die Arbeit der Vereinigung der Résistance erschwert wird. Er verliert endgültig seinen Sitz im CFLN. Im April 1944 organisiert Giraud die Teilnahme Frankreichs an der Schlacht um Italien, wird aber wegen seiner zu starken Verstrickung in das repressive System von Vichy von seinem Posten als Oberkommandierender abgelöst und muss sich aus den militärischen Institutionen des Freien Frankreichs zurück ziehen. Er schreibt später über seine Erfahrungen aus diesen unruhigen Jahren in seinem Werk: Un seul but: la Victoire (Ein einziges Ziel: der Sieg), Algier 1942-1944. Er überlebt ein Attentat in Mostaganem am 28. August 1944. 1946 lässt sich Giraud in Lothringen auf der Liste der republikanischen Partei der Freiheit und der unabhängigen Landwirte für einen Sitz in der zweiten verfassungsgebenden Nationalversammlung aufstellen. Als er am 2. Juni gewählt wird, vereinigt er die Gruppe der unabhängigen Republikaner und trägt zur Gründung der Vierten Republik bei, obwohl er sich weigert, für die Verfassung zu stimmen. Er beteiligt sich an den Debatten über die Situation der noch nicht heimgekehrten Kriegsgefangenen (25. Juli 1946) und über die allgemeine Politik der Regierung in Algerien (22. August 1946). Bis Dezember 1948 hat er einen Sitz im Obersten Kriegsrat und erhält am 10. März 1949 die Militärmedaille für seine außergewöhnliche Flucht. Am nächsten Morgen stirbt er und wird im Invalidendom beigesetzt.

 

Georges Catroux

1877-1969

Aktie :

Porträt von General Catroux. Quelle: SHD

(29. Januar 1877: Limoges - 21. Dezember 1969: Paris)

 

Als Sohn eines Angehörigen des Militärs, der sich in den Schlachten des Zweiten Kaiserreichs in Nordafrika und Asien ausgezeichnet hatte, und einer genuesischen Mutter, hat Georges Catroux den Geist des Dienens und das Interesse an fernen Ländern geerbt. Nach dem Schulbesuch in Limoges, Angers und Rennes, den Garnisonsorten des Vaters, wird er Schüler der staatlichen Militärschule Prytanée von La Flèche und später, 1896, der Militärschule von Saint-Cyr, wo er dem Jahrgang "Grandes manoeuvres" (Große Manöver) angehört und wählt nach Beendigung der Ausbildung die Infanterie (Grenoble). Als junger Leutnant der Fremdenlegion wird er 1900 zu einer Befriedungsmission in die Sahara geschickt. Drei Jahre später wird er dem Gouverneur von Indochina, General Paul Beau, zugeteilt, bevor er nach Nordafrika zurück kehrt, zunächst nach Algerien, wo er Lyautey trifft, (einige Jahre später schreibt er un Lyautey le Marocain - Lyautey der Marokkaner), dann nach Marokko, wo er bis 1911 die Besetzung des Territoriums vorbereitet. Danach kehrt er nach Algier zu General Lutaud zurück. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs ist er Kommandeur des 2. Regiments der algerischen Infanterie. Er wird im Oktober 1915 bei Arras verletzt und kommt in Kriegsgefangenschaft, wo er Charles de Gaulle im Fort IX von Ingolstadt trifft.

1919-1920 ist er Mitglied der französischen Militärmission in Arabien und wird danach zum Gouverneur des Staates Damaskus ernannt, wo er die Verwaltung und die Regierung von Syrien aufbaut, bevor er als Militärattaché nach Konstantinopel geht. Seine Erfahrung in der Levante findet in dem Werk Deux missions au Moyen-Orient (Zwei Missionen im Mittleren Osten) von 1919-1922 ihren Niederschlag. Lyautey ruft ihn während des Rifkrieges nach Marokko zurück, von Juni bis Oktober 1925. Als er zu Henri de Jouvenel, dem Hochkommissar in der Levante versetzt wird, tritt Catroux für die Unabhängigkeit von Syrien und Libanon ein. Da diese These kein positives Echo findet, bittet er um seine Ablösung und kehrt 1927 in die Wüste zurück, an die Spitze des 6. Regiments der algerischen Infanterie in Tlemcen. Als Oberst und später General kommandiert er in Marrakesch von 1931 bis 1934, dann in Mülhausen und schließlich das 19. Armeekorps in Algier von 1936 bis 1939. Zum Zeitpunkt der Kriegserklärung im September 1939 ist Catroux seit drei Monaten Generalgouverneur von Indochina: Mandel hatte ihn am 21. August aus der Reserve in dieses Amt berufen. Nach dem Waffenstillstand muss er mit einer Regierung zusammen arbeiten, die keine fremden Truppen auf diesem Territorium duldet und die Beziehungen mit China und den Japanern vorantreibt, die unbedingt den Kontinent besetzen wollen, um Peking auszuschalten. Die Regierung Vichy ruft ihn am 26. Juli 1940 zurück. Er weigert sich, nach Frankreich zurück zu kehren und schließt sich dem Freien Frankreich an,via Singapur und Kairo. Nach seiner Ankunft in London am 17. September 1940 betraut ihn General de Gaulle mit der Aufgabe, den Anschluss der Staaten der Levante als Vertreter des Freien Frankreichs in dieser Region vorzubereiten. Als Mitglied des Verteidigungsrates des Empire, Oberkommandierender und Delegierter des Freien Frankreichs im Mittleren Osten ruft er im Juni 1941 die Unabhängigkeit Syriens und des Libanons aus. Am 19. Juli wird er durch Verfügung von General Wilson, dem Oberkommandierenden der britischen Truppen in dieser Zone, zum Hochkommissar des Freien Frankreichs in der Levante ernannt. Er nimmt an den auf die Landung in Nordafrika folgenden Verhandlungen teil und macht sich daran, nachdem er am 25. November 1942 zum Kommandeur der französischen Streitkräfte ernannt wurde, die überseeischen Gebiete unter seinem Kommando zu vereinigen. Gleichzeitig übernimmt er die Rolle des Vermittlers zwischen de Gaulle und Giraud. Als Staatskommissar im französischen Ausschuss für die nationale Befreiung wird er im Mai 1943 mit der Koordinierung der muslimischen Angelegenheiten beauftragt und verfasst den Beschluss vom 7. März 1944, in dem bestimmten Kategorien von Mohammedanern die französische Staatsangehörigkeit verliehen wird und andere die Möglichkeit erhalten, sie zu erwerben. Im Juni 1944 wird er Generalgouverneur von Algerien und durch die Verleihung des Befreiungsordens Compagnon de la Libération und wird am 9. September durch die provisorische Regierung der französischen Republik zum Staatsminister für Nordafrika ernannt.

Die Erfahrungen als Botschafter in der Sowjetunion von 1945 bis 1948 finden ihren Niederschlag in seinem Werk J'ai vu tomber le rideau de fer (Ich habe den Eisernen Vorhang fallen sehen. Nach seiner Rückkehr ist er diplomatischer Berater der Regierung und wird 1954 zum Großkanzler der Ehrenlegion erhoben. Als eine Kommission damit beauftragt wird, die Verantwortung für die Niederlage von Dien Bien Phu zu klären, schreibt er über diesen Krieg in Deux actes du drame indochinois (Zwei Akte des indochinesischen Dramas . 1955 wird er mit der Lösung der Unruhen in Marokko beauftragt und spielt eine wichtige Rolle in den Verhandlungen zur Rückkehr von Sultan Mohammed V., der in Madagaskar im Exil lebt. Im folgenden Jahr ist er Minister - Resident in Algerien, tritt aber wegen der gegen die Europäer gerichteten Demonstrationen zurück. 1961 ist Catroux Mitglied des Militärgerichts, das die putschenden Generäle (Challe, Zeller) und ihre Komplizen aburteilen soll. 1969 scheidet er aus dem aktiven Dienst aus, und der Compagnon de la Libération Georges Catroux stirbt am 21. Dezember im Krankenhaus Val-de-grâce. Er wird auf dem Friedhof von Thiais (Val-de-Marne) beigesetzt.