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Antoine de Saint-Exupéry

1900 - 1944

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Antoine de Saint-Exupéry Flieger und Schriftsteller. Foto Sammlung DMPA

 

Antoine de Saint-Exupéry erblickt mit dem 20. Jahrhundert, genauer gesagt am 29. Juni in Lyon das Licht der Welt und erhält eine klassische Ausbildung in einer Klosterschule. Flieger und Dichter? Schriftsteller und Pilot? Wie dem auch sei, die kurze Existenz des sagenumwobensten für Frankreich gestorbenen Soldaten des zweiten Weltkriegs birgt zahlreiche Reichtümer. Schriftsteller und Dichter Am Abend seines ersten Flugs schenkt der damals zwölfjährige Antoine einem seiner Lehrer ein Gedicht; ein erstes Zeichen für die spätere Zweifachorientierung in seinem Leben. Von Kindheit an schreibt Antoine de Saint-Exupéry kurze Texte, die meisten davon in Versform. Im Jahr 1926 entscheidet sich der Autor mit der Veröffentlichung der Novelle 'Der Flieger' endgültig für die Prosa. Der in Marokko im Jahr 1929 geschriebene Roman "Südkurrier" ist das erste von fünf Werken, die den Ruhm von Saint-Ex noch vor dessen tragischem Tod begründen. "Nachtflug" wird im Jahr 1931 mit dem

Femina-Preis ausgezeichnet und ist nur der Vorbote des unglaublichen Erfolgs, den er mit dem im Jahr 1938 herausgebrachten Werk "Wind, Sand und Sterne" erzielt. Während seines Exils in den USA veröffentlicht Antoine de Saint-Exupéry seine beiden letzten literarischen Werke: "Flug nach Arras" im Jahr 1942 und schließlich "Der kleine Prinz" im Jahr 1943. Im Jahr 1948 erscheint "Stadt in der Wüste", ein in den letzten Monaten seines Lebens verfasstes, unvollendetes Werk. Später dann werden eine Reihe von Briefen und anderen Schriften veröffentlicht: Essais, Schriftwechsel, Presseartikel. Der geniale Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry war gleichzeitig ein moderner Cineast und schrieb in dieser Eigenschaft zahlreiche Drehbücher.

 

 

Erfinder und Techniker

Schon in sehr jungen Jahren zeichnet sich Antoine de Saint-Exupéry durch einen ganz erstaunlichen Erfindungsgeist aus und versucht, mit Hilfe seiner Geschwister technische Neuheiten zu entwickeln. Später dann, zwischen 1934 und 1940, veranlassen ihn seine wissenschaftliche Neugier und seine Flugkenntnisse dazu, eine Reihe von Patenten aus dem Bereich der Fliegerei einzureichen. Diese Entdeckungen zielen auf die Entwicklung von Geräten zur Verbesserung der Flugzeugsteuerung oder von Verfahren für eine genauere Navigation ab. So beinhalten zwei dieser Patente ein neues Landesystem für Flugzeuge bei schlechten Sichtverhältnisses gemeinsam mit den für dessen Realisierung notwendigen Geräten und Anlagen. Wie sämtliche anderen von Saint-Ex entwickelten Innovationen werden auch diese Erfindungen nie industriell genutzt.

Pionier der zivilen Luftfahrt

Antoine de Saint-Exupéry wird im Jahr 1921 einberufen und dem 2. Fliegerregiment in Strassburg zugewiesen, wo er seinen Flugschein ablegt. Im Jahr 1926 wird er aufgrund dieser Qualifizierung zum Mechaniker und anschließend zum Piloten der Compagnie Générale Aéropostale Pierre Latécoère ernannt. Saint Exupéry wird dann zum Leiter der Zwischenstation von Cap Juby (Marokko) ernannt und ist in dieser Eigenschaft dafür verantwortlich, diesen Streckenabschnitt zwischen Toulouse und Dakar zu sichern. Im Jahr 1929 kommt er zu Mermoz und Guillaumet nach Buenos Aires und wird Leiter und Pilot der Aeroposta Argentina, eines Tochterunternehmens der Aéropostale, das eine Verbindung nach Patagonien herstellen soll. Die legendäre Geschichte der Aéropostale endet im Jahr 1933, als die zivilen Fluglinien unter dem Namen Air France zusammengefasst werden. Nach einer kurzen Periode als Testpilot, während der er Opfer mehrerer schwerer Unfälle wird, stösst Antoine de Saint-Exupéry zur Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des neuen Unternehmens und hält ab 1934 eine Reihe von Vorträgen über die Luftfahrt.

Tollkühner Militärflieger

Nach seinem Einzug im September 1939 wird der Reservekapitän Saint-Exupéry auf seine eigene Bitte hin zu der in Orconte, in der Region Haute-Marne, basierten Aufklärungsstaffel 2/33 berufen und führt mehrere Missionen über Deutschland, Belgien und dem Norden des besetzten Frankreichs aus. Im März 1943 stösst er nach einer erneuten Mobilisierung wieder zu Staffel 2/33, dieses Mal in Marokko. Trotz seines Alters gelingt es ihm die Militärbehörden zu überzeugen, erneut zu fliegen, nicht ohne auf die Feuerprobe gestellt zu werden.

Weder Anhänger des Vichy-Regimes noch Gaulliste

Nach dem Waffenstillstand im Jahr 1940 lässt sich Saint-Exupéry nicht in den Bann der nationalen Revolution des Vichy-Regimes ziehen und exiliert in die USA, wo er sich abseits der restlichen Exilfranzosen aufhält. Der bereits damals sehr berühmte Schriftsteller findet in dieser zwischen Anhängern de Gaulles und Kollaborateuren mit dem Feind zweigeteilten Welt nicht seinen Platz. Beide Lager werben um seine Gunst, doch Saint-Exupéry verweigert beiden seine Zustimmung und spricht sich für die innere Versöhnung eines durch Niederlage und Besatzung zerrissenen Landes aus. Als Mann des Worts gibt er sich nicht schweigend besiegt und veröffentlicht im Jahr 1943 seine an seinen in Frankreich verbliebenen Freund Léon Werth adressierten 'Briefe an eine Geisel', in denen er die Franzosen dazu aufruft, sich im Kampf für die Verteidigung der Menschenrechte zu vereinen.

Das Rätsel seines Verschwindens

Als Mann der Tat tritt er im Jahr 1943 in den Kampf und schließt sich der France Libre an. Am Morgen des 31. Juli 1944 verlässt er Borgo in Korsika an Bord seines Lightning P-38 und kommt von dieser Aufklärungsmission, die der Vorbereitung der Landung der Alliierten in der Provence dienen sollte, nie zurück. Am 7. April 2004 schließlich, rund sechzig Jahre nach dem Verschwinden des Pilots, gibt die französische Presseagentur eine von der Abteilung für archäologische Unterwasserforschung von Marseille veröffentlichte Information bekannt: am linken Pfosten eines in 70 m Tiefe vor Marseille liegenden Flugzeugs hat ein Taucher eine vierstellige Zahl, die Herstellungsnummer des Flugzeugherstellers Lockheed entdeckt, die der Nummer des Militärflugzeugs von Saint-Exupéry entspricht. Nach sechzig Jahren unter Wasser kann das Wrack des Flugzeugs die genauen Ursachen für das Verschwinden des Vaters des Kleinen Prinzen nicht mehr preisgeben. Der mythische Poet der Luftfahrt wird somit für immer Teil der Legende. Dieser Mann, dem es gelungen ist, auf der Suche nach dem Wesentlichen stets sämtliche Ungewissheiten aus dem Wege zu räumen, bleibt für viele sowohl aufgrund seines Gedankenguts als auch seiner Taten ein wichtiger Wegbereiter des 20. Jh.s.


Der 1943 nach Buchenwald deportierte Widerstandskämpfer und mehrmalige Minister von Général de Gaulle, Pierre Sudreau, erzählt in seinem Werk "Au-delà de toutes les frontières" von seinem ungewöhnlichen Zusammentreffen mit dem legendären Piloten.