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Edouard de Castelnau

1851-1944

Aktie :

Porträt von Castelnau. Quelle : SHD

 

Castelnau, Noël Marie Joseph Edouard de Curières, de (24. Dezember 1851 : Saint-Affrique, Aveyron - 19. März 1944 : Montastruc-la-Conseillère, Haute-Garonne)

 

Edouard de Castelnau stammt aus einer alten katholischen, monarchistischen Familie des Rouergue. Er besucht das Jesuitenkolleg Saint-Gabriel (Saint-Affrique), das er nach dem naturwissenschaftlichen Abitur verlässt, bevor er sich auf Saint-Cyr vorbereitet. Als Schüler der Militärschule von Saint-Cyr nimmt er zum ersten Mal im Krieg von 1870 an Kämpfen teil. Er gehört zu dem Jahrgang 1869 der Militärakademie, die er am 14. August 1870 als Leutnant verlässt , um in das 31. Infanterieregiment einzutreten. Da er sein Korps wegen des Durcheinanders hinter der Front nicht zur Zeit erreichen kann, wird er am 2. Oktober der Loire - Armee von General d'Aurelles de Paladine als Leutnant im 36. Infanterieregiment zugeteilt; vierzehn Tage später wird er zum Hauptmann befördert. Edouard de Castelnau kämpft in Tusey, Sainte-Maxime, Chambord, Gué-du-Loir, le Mans. 1871 nimmt er als Einwohner von Versailles an der Zerschlagung der Kommune unter Führung von Oberst Davout d'Auerstaedt teil. Nach der Rückstufung zum Leutnant durch den Ausschuss zur Neufestsetzung der Dienstgrade wird er erst 1876 erneut zum Hauptmann befördert.

Seine lange militärische Karriere ist dann höchst traditionell: Garnisonen von Bourg, Givet, Ham, Laon. 1878 tritt er in die Kriegsschule ein, die er 1880 mit dem Offizierspatent verlässt, bevor er zu dem 59. Infanterieregiment von Toulouse versetzt wird. Er verbringt eine Station seiner Ausbildung bei Stab des 17. Korps und danach beim Stab der 34. Division und kehrt 1888 zum 126. Infanterieregiment und zum 17. Korps zurück. Am 6. Mai 1889 wird er Bataillonschef und erhält 1891 das Kreuz der Ehrenlegion, wird 1893 in das erste Büro des Generalstabs in Paris zu General de Miribel versetzt. Als Oberstleutnant wird der am 10. September 1896 zum stellvertretenden Chef und dann zum Chef des ersten Büros ernannt. 1899 wird er Offizier der Ehrenlegion. Nach dem Eintritt von General André ins Kriegsministerium wird er aus der Leitung des ersten Büros entfernt. Als Oberst erhält er die Führung des 37. Regiments von Nancy von 1900 bis 1905. Als "jesuitenfreundlich" bezeichnet, dient das Armeekorps dem General dazu, seine Meinungen bekannt zu machen: während einer der Geschichte der französischen Armee gewidmeten Parade lässt er seine Leute ohne Unterschied vom Ancien Régime bis zur Republik in Szene setzen. Er wird Stabschef von General Michal, Oberkommandierender für die Verteidigung von Belfort. Am 25. März 1906 wird er Brigadegeneral und führt die 24. Brigade in Sedan, die 7. in Soissons, und wird am 21. Dezember 1909 Divisionsgeneral. Er war zum ersten Mal von General Sarrail von der Beförderungsliste gestrichen worden, als dieser Leiter der Infanterie war -, zu dem Zeitpunkt kommandiert er die 13. Division in Chaumont. Auf besonderen Wunsch von Joffre wird er zum Stab zurück gerufen und am 2. August 1911 zum ersten stellvertretenden Chef des Generalstabs unter seinem Befehl ernannt. In demselben Jahr wird er zum Kommandeur der Ehrenlegion befördert. Ende 1913 wird er Mitglied des Obersten Kriegsrats. 1914 kommandiert er die 2. Armee von Lothringen in der Schlacht von Morhange. Indem er zusammen mit der 1. Armee von Dubail methodisch vorrückt, erreicht er das Signal von Barouville jenseits von Dieuze und das Seengebiet. Er rettet die Stadt Nancy, indem er den Vormarsch des Prinzen Ruprecht von Bayern durch einen Angriff an der Flanke am 25. August aufhält. Bei dieser Gelegenheit widmet er der Jungfrau Maria ein Exvoto: "Unserer hilfreichen Lieben Frau in ewiger Dankbarkeit. Nisi Dominus custoderit civitatem frustra vigilat qui custodit eam [wenn Gott die Stadt nicht beschützte, würde der Wächter umsonst über sie wachen. (Psalm 118)]", am 12. September 1914. Es folgt eine heftige Schlacht, die bis zum 10. September dauert : Castelnau verlängert den Sieg an der Marne nach Osten durch den Sieg an der Schneise von Charmes, der verhindert, dass die französischen Truppen von rechts umgangen werden können, so dass sie sich neu aufstellen können. Er wird zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt (am 18. September). Nun beginnt der "Wettlauf zum Meer": Castelnau bringt die 2. Armee an den linken Flügel, um den Feind einzuschließen, der sich in die Dünen von Nieuport zurückzieht. In Roye und vor Arras kämpft er erbittert weiter.

 

Im Juni 1915 wird Castelnau zum Kommandeur des zentralen Truppenteils ernannt, leitet die Offensive vom 25. September 1915 in der Champagne: in wenigen Tagen macht er 25000 Gefangene, erobert 125 Kanonen und kontrolliert ein Gebiet von mehreren Kilometern Tiefe in Deutschland. Nach diesem Sieg erhält er das Großkreuz der Ehrenlegion (am 8. Oktober 1915) und wird Adjutant des Oberbefehlshabers Joffre. In der Öffentlichkeit ist Castelnau so populär, dass der Express de Lyon - ähnliches liest man auch in der ausländischen Presse, z.B. im Manchester Guardian - seine Ernennung folgendermaßen kommentiert : "Diese Beförderung verdankt er allein seinen unbestreitbaren Verdiensten, denn seine Treue zum katholischen Glauben hat ihn lange abseits stehen lassen. Es ist bekannt, dass General Castelnau unter dem freimaurerischen Denunziantentum eines Combes und eines Generals André ein General war, dem jedes Weiterkommen versagt blieb" (23. Dezember 1915). Sein Gegner, General von Kluck, sagt über ihn: "Der französische Gegner, dem instinktiv unsere Sympathie galt, wegen seines großen militärischen Talents und seiner Ritterlichkeit, das ist General Castelnau. Und ich würde mich freuen, wenn er das erführe". Im Februar 1916, nach einer Reise nach Saloniki, um die eventuelle Organisation des dortigen Stützpunkts zu untersuchen, haben seine Empfehlungen zur Verteidigung der Maas Einfluss auf die Schlacht von Verdun und ermöglichen es, dass das rechte Ufer nicht dem Feind überlassen wird. - General de Castelnau wird am 18. Januar 1917 mit einem Verbindungsauftrag nach Russland geschickt. Nach seiner Rückkehr im März wird der Kommandeur der Ostarmeen und nimmt, nachdem er im September mit der Militärmedaille ausgezeichnet wurde, an der Großoffensive von 1918 teil, die zum Sieg führte und nach der er im Triumph in Colmar und dann in Straßburg einzog. Trotz der Dienste, die er dem Vaterland erwiesen hat, wird er nicht zum Marschall befördert. Die Republik bleibt nach der Dreyfus - Affäre misstrauisch gegenüber den Militärs, und seine Beziehungen zu den traditionalistischen Milieus der Rechten und sein militanter Katholizismus - Clémenceau gibt ihm den Beinamen "gestiefelter Kapuziner" - rufen das Gespenst des Gesetzes von 1905 wieder wach. - Der Erste Weltkrieg nimmt ihm seine drei Söhne! Er bleibt im aktiven Dienst ohne Altersbegrenzung, ausgegliedert, bekommt aber kein Kommando und leitet den nationalen Ausschuss für Kriegsgräber, dem die großen nationalen Friedhöfe unterstehen.

Mit achtundsechzig Jahren wird er auf einer Liste des nationalen Blocks im Jahr 1919 zum Abgeordneten des Aveyron gewählt und arbeitet sehr aktiv im Ausschuss der Armee der Kammer. Wegen seiner ausgesprochen militanten rechten Einstellung und seines eindeutigen Militarismus wird er ins Abseits gedrängt. 1923 löst er Barrès an der Spitze der Liga der Patrioten ab. 1924 wird er nicht wieder gewählt und gründet im folgenden Jahr die nationale katholische Föderation (FNC), eine durch Pius XI. geförderte Bewegung, die den antiklerikalen Plan des Linkskartells zu Fall bringen soll. Die Föderation, die sich fest in den Gemeinden etabliert (er stellt in weniger als einem Jahr eine riesige pyramidenförmige Organisation aus 1,5 bis 2 Millionen Mitgliedern auf), die Massendemonstrationen organisiert, vor allem in Elsass-Lothringen, im Westen und im Zentralmassiv, zwingt die Regierung Herriot zum Rückzug. Die FNC, ein Betätigungsfeld für pensionierte Offiziere wie z.B. Tournès, Margot, Navel, de Reynies, de la Bussières, Picard, de Maitre d'Allerey, Etienne, Amiot, Mazurier und Keller, ist auch ein bedeutendes Druckmittel, indem sie, abgesehen von ihrer Schiedsrichterrolle bei den Wahlen, das parlamentarische Leben überwacht und nicht zögert, in der Presse die Liste der Parlamentarier zu veröffentlichen, die für oder gegen bestimmte Projekte gestimmt haben, vor allem in Bereichen wie Erziehung, Familie, Religionsfreiheit, und andere durch Vermittlung ihrer Vertreter in der Kammer vorzuschlagen. Im Übrigen verfügt General Castelnau außerdem über eine Tribüne, das Echo de Paris, eine einflussreiche rechte Tageszeitung, in der er den Antiklerikalismus und die französisch-deutsche Politik der Versöhnung unter Führung von Briand bekämpft. Der politische Einfluss von Castelnau nimmt in den 30er Jahren ab. Der Antiklerikalismus bewegt die Gemüter nicht mehr, der Katholizismus hat andere Tätigkeitsfelder gefunden, die nationalistischen Werte der Föderation werden von den reaktionären Ligen und faschistisch eingestellten Bewegungen abgelöst. 1940, als er zurückgezogen auf seiner Besitzung im Hérault lebt, zeigt er sich, obwohl ihm die nationalen Werte der Revolution am Herzen liegen, sehr misstrauisch gegenüber Pétain und verurteilt den Waffenstillstand. - Er stirbt 1944 im Schloss Lasserre in Montastruc-la-Conseillère und wird in dem neuen Familiengrab in Montastruc beigesetzt. Wenn ihn die Geschichte auch vergessen hat, so gehört Edouard de Castelnau doch zu den wichtigen Persönlichkeiten seiner Epoche. Als gebildeter Mann von Welt hatte er die Blumenspiele von Toulouse unter sich, war Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Gründungsmitglied des Hilfsvereins für den französischen Adel, Mitglied der Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Literatur des Aveyron. Sein Mut und seine Kenntnis der Kriegskunst haben ihm die internationale Ehre des Kriegskreuzes, des Großkreuzes des Ordre du Bain, des Heiligen Gregorius des Großen, des Weißen Adlers, Sankt Stanislaus und der Heiligen Anna von Russland, des Alexander - Newski - Ordens, des Viktoria - Ordens von England, des Ritters der Virtuti militari von Polen, und des Großkreuzes des Lazarusordens von Jerusalem eingebracht.

  • Portrait de Castelnau. Source : SHD