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Emile Bourdelle

1861 - 1929

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Bourdelle beim Modellieren. Quelle: Bourdelle-Museum

 

Emile Antoine Bourdelle kommt am 30. Oktober 1861 in Montauban als Sohn des Schreiners Antoine Bourdelle, der ihn bereits im Alter von 13 Jahren in die Arbeit mit unterschiedlichen Materialien einweist, und einer Mutter zur Welt, die ihm die wesentlichen Werte eines einfachen, ländlichen Lebens nahe bringt. Die von ihm geschaffene Statue eines Fauns über einem Kleiderschrank zieht die Aufmerksamkeit zweier örtlicher Persönlichkeiten, nämlich Hyppolite Lacaze und Emile Pouvillon, auf sich, die ihn dazu anhalten, die örtliche Zeichenschule, damals unter der Leitung von Achille Bouis, zu besuchen. Im Jahr 1876 erhält Bourdelle ein Stipendium für die Universität der Schönen Künste von Toulouse. Er nutzt die Einsamkeit seiner Studienjahre zur Schaffung seiner ersten Meisterwerke: die drei Kinderköpfe, das Portrait Achille Bouis' oder das von Emile Pouvillon. Im Jahr 1884 begibt er sich nach Paris und tritt in das Atelier von Falguière an der Ecole des Beaux-Arts ein. 1884 lässt er sich in einem bescheidenen Atelier in der Impasse du Maine nieder. Im Jahr 1885 reicht der junge Bildhauer auf dem 'Salon des Artistes Français' sein Werk 'Der erste Sieg Hannibals' ein, das eine besondere Würdigung erhält. In einem Zustand der Erschöpfung wird der Bildhauer in das Krankenhaus eingewiesen. Nach einer Rekonvaleszenzzeit in Montauban wendet sich Bourdelle überzeugt von der Nichtigkeit der Lehre und der ihn auszeichnenden Preise von der Schule der schönen Künste ab und verlässt diese schließlich im Jahr 1886 ganz. In diesem Jahr schafft der 'Die Agonie der Liebe'.

1888 erscheint zum ersten Mal das später im Werk des Künstlers immer wieder vorkommende Motiv des Portraits Beethovens. Im Jahr 1891 stellt der Bildhauer zum ersten Mal im Salon de la Société Nationale des Beaux-Arts aus. Bourdelle findet neue Meister, die für ihn bald schon eher zu Begleitern werden. Er frequentiert das Atelier von Dalou, impasse du Maine, und beginnt im Jahr 1893 eine Zusammenarbeit mit Rodin in der Werkstatt von Falguière. Im Jahr 1897 bestellt ihm die Stadt Montauban das Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Gefallenen aus dem Jahre 1870. Gemeinsam mit Rodin gründet er im Jahr 1900 das Institut Rodin, eine private Bildhauerschule. Gleichzeitig schafft er neben einer Reihe weiterer Bestellungen 'Les Nuées' die das Pariser Wachsfigurenkabinett 'Musée Grevin' zieren sollen. Werke wie Der Haushalt der Bourdelles, der Orkan oder Herr und Frau Bourdelle bei einem Gewitter zeugen von seinem sehr bewegten Eheleben. Félicien Champsaur, Marie Bermond, Jean Moréas, Elie Faure, oder auch Jules Dalou bilden den Kreis seiner intimen Freunde. Das Jahr 1902 macht den Künstler mit der Eröffnung des Kriegerdenkmals von Montauban in der breiten Öffentlichkeit bekannt; im Jahr 1905 findet die erste persönliche Ausstellung von Bourdelle in der Galerie des Gießers Hébrard statt. Im gleichen Jahr stellt er einen Pallas aus Marmor in der nationalen Gesellschaft für Schöne Künste (Société Nationale des Beaux-Arts) aus. Seine zahlreichen Auslandsaufenthalte zeugen vom Interesse, das der Künstler außerhalb der Grenzen seines eigenen Landes weckt: im Jahr 1907 ist er in Berlin und Genf und im Jahr 1908 in Polen als Mitglied einer Jury zur Errichtung eines Denkmals zu Ehren Chopins.

Jetzt beginnt die Reifeperiode des Künstlers und somit trennen sich seine Wege endgültig von denen Rodins. Im Jahr 1909 beginnt er zu unterrichten und gibt Kurse an der Académie de la Grande Chaumière. Zu seinen Schülern zählen beispielsweise Giacometti und Germaine Richier. Diese Jahre sind auch die künstlerisch fruchtbarsten des Meisters. In dieser Zeit schafft er in nur einer Nacht die Entwürfe für die Fassade des Theaters an den Champs-Elysées, arbeitete zur gleichen Zeit am Sterbenen Zentaurus, an der Statue von Carpeaux, an der Gedenkstätte für Auguste Quercy. Im Jahr 1910 schließlich schafft Bourdelle sein Meisterwerk, den Bogenschützen Herkules, der in der Société Nationale des Beaux Arts gemeinsam mit der Büste Rodins ausgestellt ist. Ein Jahr später präsentiert Bourdelle das Gipsmodell von Penelope und beendet das Modell des Denkmals für Mickiewicz. Im Jahr 1913 schließt er das Projekt des Theaters an den Champs-Elysées ab. Mit diesen Flachreliefs und bemalten Friesen zu Themen aus der Mythologie materialisiert Bourdelle sein Ideal der Baukunst, bei dem das Dekor den Gesetzen der Architektur unterworfen ist. Seine Untersuchungen an monumentalen Werken setzen sich mit der Bestellung des Denkmals von Alvear, des für ihn bislang bedeutendsten Auftrags, und dann im Jahr 1919 mit dem Denkmal von Montceau-les-Mines und der Jungfrau mit der Opfergabe für den Hügel von Niederbrück fort. Bis zum Ende seines Lebens entwirft Bourdelle noch zahlreiche weitere Denkmäler, die er jedoch nicht mehr fertig stellen kann (Denkmal für Daumier, für Marschall Foch...).

 

Das Jahr 1914 wird von seinem Erfolg auf der Biennale von Venedig und von der Vorstellung des Sterbenden Zentaurus bei der Société Nationale des Beaux-Arts geprägt. Sein Erfolg wird mittlerweile schon bald unbestritten anerkannt: im Jahr 1919 wird der Bildhauer zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. Um Bourdelle reihen sich weitere Persönlichkeiten: André Suarès, Anatole France, Krishnamurti, Henri Bergson.

Neben seinen Ausstellungen an der Société Nationale des Beaux-Arts gründet Bourdelle im Jahr 1920 gemeinsam mit Besnard und Perret den Salon des Tuileries. Die Geburt der Aphrodite stellt er im Salon des Tuileries und schließlich im Jahr 1925 auf der internationalen Ausstellung der Schönen Künste (Sapho, Masque de Bourdelle), in Japan und in den USA aus. Die Bronzestatue des Sterbenden Zentaurus wird im Salon des Tuileries dem Publikum präsentiert. Die letzten Lebensjahre Bourdelle sind von seinen Polychromie-Experimenten geprägt. So realisiert er im Jahr 1926 mit der Königin von Saba und dem Jungen Mädchen von la Roche-Posay seine ersten Versuche polychromer Skulpturen. Während Frankreich im Salon des Tuileries präsentiert wird, wird das Denkmal für Alvear in Buenos Aires eingeweiht. Ein Jahr vor seinem Tode feiert Bourdelle seinen Triumph: eine erste Bourdelle-Retrospektive wird anlässlich der Einweihung des Brüsseler Palais des Beaux-Arts präsentiert (141 Skulpturen und 78 Gemälde und Zeichnungen); am 28. April 1929 schließlich wird am Place de l'Alma das Denkmal für Mickiewicz eingeweiht. Am 1. Oktober stirbt Bourdelle in Vésinet bei seinem Freund dem Gießer Rudier.

Das Talent Emile Bourdelles trug zur Verewigung zahlreicher Gedenkstätten bei: - in Montauban schafft der Künstler das Monument der Soldaten und Verteidiger der Region Tarn-et-Garonne 1870-1871 und schließlich das Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die im Krieg 1914-1918 gefallenen Soldaten; - Sieg des Rechts in der französischen Nationalversammlung; - Der Bogenschütze Herkules im Temple du Sport von Toulouse ; - das Denkmal an der Pointe de Grave zur Erinnerung an den Kriegseintritt der Vereinigten Staaten im Jahr 1917; - Das Kriegerdenkmal der Offiziersschule von Saint-Cyr (Coëtquidan), eine ursprünglich im Jahr 1935 in Alger errichtete Statue; - Die Form für die Errichtung der Gedenkstätte an die Forces françaises libres; - die schreienden Gesichter der Gedenkstätte von Capoulet-Junac (Ariège) ; - Die Säule von Trôo (Eure-et-Loir) ; - das Denkmal von Montceau-les-Mines (Saône-et-Loire), dessen eine Seite den Titel "die Rückkehr des Soldaten" trägt.

  • Fresque du théâtre des Champs Elysées. 1913. Source : www.artandarchitecture.org.uk

  • La défense du drapeau. Pont Vieux à Montauban.
    Source : www.artandarchitecture.org.uk