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Félix Eboué

1884-1944

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Félix Eboué. Photo DMPA

Adolphe Félix Eboué wird am 26. Dezember 1884 in Cayenne (Guyana) als vierter Sohn von insgesamt fünf Kindern einer schwarzen Familie geboren. Sein Vater, der zunächst als Goldsucher arbeitete, eröffnet 1898 mit seiner Frau einen Gemischtwarenladen. 1901 erhält er ein Teilstipendium um seine Studien in Bordeaux fortsetzen zu können. Er schließt die Schule 1905 ab und wechselt nach Paris auf die Kolonialschule, die er 1908 mit einem Diplom verlässt. Sehr früh schon wird er - auf Grund seiner kreolischen Abstammung - von Schwarzafrika und seinen Zivilisationen angezogen. Er entscheidet sich für die Verwaltung von afrikanischen Kolonien und wird 1909 als Chefverwalter in Ubangi-Schari (heute Zentralafrikanische Republik) eingesetzt, wo die Penetration der westlichen Zivilisation noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Er verbleibt bis 1933 auf diesem Posten, kommt aber für seinen Urlaub regelmäßig nach Guyana zurück. 1921 heiratet er Eugénie Tell. In Schwarzafrika erarbeitet Félix Eboué seine eigene Vorstellung von Kolonialpolitik, wobei er versucht, die Modernisierung des materiellen Lebens mit der Erhaltung der afrikanischen Kultur zu verbinden. Er fördert neue Agrarkulturen, wie zum Beispiel die Baumwolle und entwickelt das Schienen- und Straßennetz. Gleichzeitig setzt er sich für die Erhaltung der zur Ernährung dienenden Kulturen ein, erlernt die lokalen Sprachen und erweitert seine Forschungen über die Traditionen...

Verfechter der Angliederung - und nicht der Übernahme - der kolonialisierten Völker, kommt er häufig mit seinen Vorgesetzten in Konflikt, die seinen Eintritt die die Menschenrechtsliga im Jahr 1928 nicht befürworten. Félix Eboué stellt sich tatsächlich der großen Herausforderung, auf der einen Seite ein sorgfältiger Kolonialverwalter und auf der anderen Seite ein kompromissloser Humanist zu sein. 1934 begibt er sich in den französischen Sudan (heute Mali). Er stützt sich auf die schwarzen Eliten und beginnt mit einer Bewirtschaftung der Ufer des Sudan sowie der Ansiedlung der Nomaden, um die Felder zu bestellen. Zwischenzeitlich arbeitet er von 1932 bis 1933 als Generalsekretär auf Martinique, wo er versucht, die Insel weiterzuentwickeln, die Bedingungen der Ärmsten zu verbessern und die Konfliktpunkte zwischen Weißen, Mulatten und Schwarzen zu verringern.

Er wird im September 1936 aus dem Sudan abgezogen, um die Politik der Volksfront, der "Front Populaire" auf Guadeloupe umzusetzen. Er findet auf dieser Insel eine Krisensituation vor und eröffnet die Gespräche, er setzt einen Plan zur Hilfe bei der Kreditaufnahme, für die berufliche Weiterbildung und den Bau von Wohnsiedlungen ein und saniert die öffentlichen Finanzen. Am 4. Januar 1939 wird er zum Gouverneur des Tschads ernannt, einer neuen, gerade erst befriedeten Kolonie. Er ist sich über die strategische Lage des Landes in einer Region im Klaren, in der die italienische Gefahr immer deutlicher spürbar wird und beginnt mit bedeutenden Infrastrukturarbeiten. Am 6. Juni 1940 erreichen die Informationen der französischen Niederlage und des Waffenstillstands Fort-Lamy. Auch der Aufruf von General de Gaulle wird nur wenige Tage später gehört. In Brazzaville stellt sich der Generalgouverneur von Französisch-Äquatorialafrika, Boisson, am 29. Juni nach einigem Zögern auf die Seite von Pétain. Eboué, vertritt die Ansicht, dass dieser Waffenstillstand sein Land um die Werte bringt, die er stets verteidigt hat und schickt die Nachricht, dass er dessen Klauseln nicht umsetzen wird. Auch wenn seine isolierte Lage den Tschad in eine unbequeme Position versetzt, verbleibt das Land im Kriegszustand. Am 16. Juli sagt ihm ein Telegramm von de Gaulle die Unterstützung des Anführers des Freien Frankreichs zu, dessen Abgesandte am 24. August eintreffen. Am 26. August erklärt eine Proklamation die Zugehörigkeit des Tschads zum Freien Frankreich. Kamerun und Kongo folgen diesem Beispiel: Eboué hat das Zeichen für die afrikanische Abspaltung gegeben, und gab damit der Sache des kämpfenden Frankreichs einen wichtigen Rückhalt.

Von der Regierung in Vichy seiner Funktionen enthoben und in Abwesenheit zu Tode verurteilt, wird Félix Eboué am 13. November vom General de Gaulle zum Generalgouverneur von Französisch-Äquatorialafrika ernannt und sitzt mit im Verteidigungsrat des Reichs. Der Tschad wird zur Rückenstutzpunkt der Franzosen, die den Kampf wiederaufnehmen: Von hier aus startet Leclerc im März 1942 seinen legendären Angriff auf Kufra und von hier aus greifen die F.F.L. die Italiener in Fezzan und dann in Tripolitanien an. Zur gleichen Zeit, in der er die Truppen mit Nachschub versorgt, eine Kriegswirtschaft einrichtet, kommerzielle Kreisläufe wieder in Gang bringt, versucht Eboué, den zivilen Frieden nach Französisch-Äquatorialafrika zurückzubringen, und die seit 1940 bestehenden Spannungen zwischen Gaullisten und Petainisten abzubauen. Er ist außerdem fest davon überzeugt, dass sich eine französische Autorität ohne eine durchgreifende Reform der Kolonialpolitik nicht dauerhaft in Schwarzafrika halten kann.
In diesem Sinn sieht sein Rundschreiben vom 8. November 1941 auch den Respekt des Gewohnheitsrechts, die Zusammenarbeit der Verwaltung mit afrikanischen Ratsstrukturen, die Ausbildung von eingeborenen Führungskräften, die Ausweitung von Arbeitsverträgen etc. vor. Im Juli 1942 unterzeichnet de Gaulle drei Dekrete, die ebenfalls in diese Richtung gehen. Am 30. Januar 1944 eröffnet der Chef des Freien Frankreichs in Brazzaville eine Konferenz über die Zukunft der französischen Territorien in Afrika. Die Empfehlungen der Konferenz nehmen zwar die für Eboué so wichtigen Themen wie die Beteiligung der Einheimischen an der Verwaltung oder die Verteilung der Regionen entsprechend der ethnischen Zugehörigkeit auf, er ist aber dennoch nicht zufrieden. Eine spätere Autonomie wird von der Konferenz abgelehnt, auch wenn eine gewählte Vertretung der afrikanischen Territorien empfohlen wird. Müde geworden nimmt Eboué Urlaub und fährt im Februar 1944 mit seiner Familie, die 1942 aus Frankreich zu ihm gestoßen ist, nach Ägypten. Dort findet er noch Zeit, an den diplomatischen Beziehungen zwischen diesem Land und der provisorischen Regierung der französischen Republik zu arbeiten. Am 17. Mai 1944 stirbt er an den Folgen einer Lungenstauung. Am 19. Mai 1949 wird die Asche von Félix Eboué in das Panthéon nach Paris überführt. Zu diesem Anlass erinnert der Senatspräsident Gaston Monnerville daran, dass "es eine Nachricht der Menschlichkeit gewesen sei, die Félix Eboué, und uns alle, die Widerstandskämpfer jenseits des Ozeans, zu einer Zeit geleitet hat, in der bestialischer Fanatismus fast die Lichter des Geistes ausgelöscht hätte, und in der, zusammen mit Frankreich beinahe auch die Freiheit untergegangen wäre". Die Erinnerung an Félix Eboué wird heute durch mehrere Denkmäler und Gedenktafeln wach gehalten. In Paris trägt eine Station der Untergrundbahn seinen Namen, gemeinsam mit dem von Daumesnil.