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Guillaume II

1859-1941

Aktie :

Porträt Wilhelms II.
Quelle : Kriegsalbum 1914-1919. © L'illustration

 

Wilhelm II., Sohn Kaisers Friedrich III. und der Kaiserin Victoria, Enkel Wilhelms I. von Hohenzollern väterlicherseits und der Königin Victoria von England mütterlicherseits, wird am 27. Januar 1859 in Potsdam geboren. Nach seiner Schulzeit am Lyzeum in Kassel studiert er zwei Jahre lang an der Universität Bonn und beginnt dann mit seiner militärischen Ausbildung bei den Gardetruppen. 1877 wird er Leutnant im 1. Garderegiment zu Fuß, 1880 Hauptmann, 1881 Major der Gardehusaren und 1883 im 1. Bataillon des 1. Garde - Regiments zu Fuß, 1885 wird er zum Oberst befördert und kommandiert die Husaren. 1888 wird er zum General ernannt. 1881 heiratet er Prinzessin Auguste-Viktoria, die Tochter Friedrich - Augusts von Schleswig-Holstein. Im Mai 1884 reist er nach Russland, um nach den Anweisungen Kanzler Bismarcks die Allianz der drei Kaiser zu stärken (Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland). Am 15. Juni 1888 wird Wilhelm nach der dreimonatigen Regierungszeit Friedrichs III. zum König von Preußen und Kaiser von Deutschland gekrönt und will von nun an tatsächliche politische Macht ausüben. Seine Teilnahme an den Geschehnissen ist jedoch wegen seines schwankenden nervlichen Zustands sehr wechselhaft.

Seine Meinungsverschiedenheiten mit Bismarck, vor allem was die sozialen Fragen, die Beziehungen zu Russland oder die Kolonialpolitik betrifft, verstärken sich, woraufhin Bismarck 1890 zurück tritt. Wilhelm II. ernennt Leo von Caprivi zu dessen Nachfolger, auf ihn folgt 1894 Prinz Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, 1900 Prinz Bernhard von Bülow und 1909 Theobald von Bethmann-Hollweg. Um die militärische Macht und den Reichtum des deutschen Kaiserreichs zu entwickeln, verlegt er sich nun auf eine expansive Wirtschafts-, Kolonial- und Flottenpolitik. Deutschland erlebt einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung und wird allmählich zur wichtigsten Industriemacht in Europa. Dies wirkt sich auch in sozialer Hinsicht aus, aber trotzdem gibt es große Spannungen. Die Sozialdemokraten gewinnen immer mehr an Boden und werden 1912 zur stärksten Partei im Reichstag. Innenpolitisch hat es das Land im Übrigen mit seinen verschiedenen Minderheiten zu tun: Polen aus Posen, Dänen aus Schleswig und Elsass - Lothringer, die sich gegen die Politik der Germanisierung zur Wehr setzen. In Europa ist man über das Wachstum Deutschlands und seine Außenpolitik beunruhigt. Konkurrenz auf wirtschaftlichem Gebiet, Interventionen im Nahen Osten oder auf dem Balkan sind Streitpunkte, umso mehr da der Kaiser keine eindeutige Haltung an den Tag legt, sondern sich einmal der einen und einmal der anderen der vier europäischen Großmächte annähert (Großbritannien, Frankreich, Österreich-Ungarn, Russland). 1890 verlängert er nicht den Vertrag für gegenseitige Hilfe mit Russland sondern konzentriert sich auf die Stärkung des Dreibundes zwischen Deutschland, Österreich und Italien, der 1892, 1902 und 1912 verlängert wird. Gleichzeitig macht er verschiedentlich Versuche, sich Großbritannien und Frankreich (die untereinander 1904 den Vertrag der Entente cordiale abschließen) und Russland selbst zu nähern. Die Beziehungen zwischen Deutschland und England verschlechtern sich aber zusehends. Das Verteidigungsbündnis mit Russland (der Vertrag von Björkö, 1905) ist ein Misserfolg. Ebenso wenig von Erfolg gekrönt ist der Annäherungsversuch an Frankreich nach der Agadir - Affäre (1911). Deutschland ist diplomatisch mehr und mehr isoliert. Wilhelm II. beschleunigt die Entwicklung seiner Marine und seiner Armee.

In dem Krieg, der 1914 ausbricht, ist er Oberbefehlshaber der Streitkräfte und behält sich das Recht auf Ernennung in die höchsten Funktionen wie auch der Koordination und Vermittlung zwischen Politikern und Militärs vor. Allerdings muss er die Leitung der Operationen an Hindenburg und Ludendorff abgeben, die nach den Erfolgen von Tannenberg und den Masurischen Seen vom August und September 1914 große Popularität genießen und im Sommer 1916 an die Spitze des Oberkommandos berufen werden. Auf Grund der deutschen Niederlage und der revolutionären Unruhen im November 1918 dankt der Kaiser am 9. November ab. Er flüchtet nach Holland, das den Antrag auf Auslieferung an die Alliierten ablehnt, die die im Versailler Vertrag vorgesehenen Sanktionen gegen ihn anwenden wollen. Er widmet sich nun dem Schreiben und publiziert 1922 und 1927 seine Memoiren: Ereignisse und Gestalten, 1878-1918 und Aus meinem Leben, 1859-1888. Er stirbt 1941 in Doorn.