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Georges Picquart

1854 - 1914

Aktie :

Eugène Carrière, Portrait des „Helden der Affäre Dreyfus“. ©Musée Eugène Carrière

Georges Picquart wird 1854 in Geudertheim im Elsass geboren. Der ausgezeichnete Schüler am kaiserlichen Gymnasium von Straßburg sieht seine Schulzeit durch den Krieg gegen Preußen im Jahre 1870 unterbrochen. Infolge der Annexion Elsass-Lothringens zieht sich seine Familie nach Versailles zurück. Das Trauma der Niederlage und Entwurzelung spielt zweifelsohne bei seiner Entscheidung eine Rolle, eine militärische Laufbahn einzuschlagen, die unter den besten Vorzeichen beginnt: nach Abschluss der Militärakademie von Saint-Cyr als Fünftbester verlief seine Laufbahn reibungslos. Picquart ist ein brillanter, an die republikanischen Werte gebundener Offizier und klettert im Eilschritt die Karriereleiter empor. Da er über eine hohe, mehrsprachige Bildung verfügt – er spricht fließend sechs Sprachen – besucht er gewissenhaft Salons, Museen und Veranstaltungen. Der Musikliebhaber ist mit Gustav Mahler freundschaftlich verbunden und zögert nicht, quer durch Europa zu reisen, um bei Konzerten dabei zu sein, die von ihm dirigiert werden. Nach mehreren Feldzügen in Algerien und Tonkin tritt er 1893 dem Stab von General Galliffet als stellvertretender Bürochef bei. In dieser Funktion nimmt er, ohne dabei eine zentrale Rolle einzunehmen, an der Untersuchung über Hauptmann Dreyfus teil, der der Spionage für Deutschland angeklagt war. Alfred Dreyfus wird Ende 1894 hinter verschlossenen Türen von einem Kriegsgericht zur Degradierung und dauerhaften Verbannung nach Französisch-Guyana verurteilt.

 Im Juli 1895 ersetzt Georges Picquart Oberst Sandherr und ist damit für die Gegenspionage in der Direktion des Deuxième Bureau (die sogenannte Statistik-Abteilung) zuständig.  Anders gesagt übernimmt er die Führung des Nachrichtendienstes. Gleichzeitig unterrichtet er Topographie an der Obersten Kriegsschule. Er ist wortkarg, respektiert die militärische Ordnung und ist bestrebt, die Armee im Hinblick auf die technische Leistungsfähigkeit zu modernisieren. Am 6. April 1896 wird er als Jüngster in diesem Rang zum Oberstleutnant ernannt. Er genießt das Vertrauen seiner Vorgesetzten, seine Beurteilungsbögen würdigen seinen „liebenswürdigen, sympathischen“ Charakter, sein „besonders geradliniges“ Urteilsvermögen, seine „perfekte“ Erziehung, seine „umfangreichen“ Kenntnisse und seine „überragende“ Intelligenz. Er repräsentiert zweifellos die Zukunft der französischen Armee.

Ein Jahr später ändert sich alles.

Im März 1896 entdeckt Picquart in einem Aktenbündel aus der deutschen Botschaft den Beleg, der die Affäre Dreyfus wieder ins Rollen bringt. Der Vergleich dieses Stücks Papier – des berühmten „kleinen Blauen“ („le petit bleu“) - mit dem „Borderau“, der im Prozess rechtswidrig Dreyfus zugeordnet wurde, lieferte Picquart den unwiderlegbaren Beweis für die Unschuld des auf die Teufelsinsel Verbannten. Aus dieser Überzeugung macht sich Picquart mit größter Entschiedenheit daran, der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen. Dieser Sinn für die Wahrheitspflicht und dieses Verständnis von Gerechtigkeit, die er über alle anderen Überlegungen stellt – und über ein ungewisses höheres Interesse der Armee – sind die bestimmenden Persönlichkeitsmerkmale von Picquart. Nachdem Picquart die Untersuchungen seines Vorgängers wieder aufgenommen hat, ist er bald von der Unschuld Hauptmann Dreyfus‘ und der Schuld von Major Ferdinand Esterhazy überzeugt. Da seine Schlussfolgerungen nicht im Sinne der offiziellen Version der Affäre sind, erlebt die Laufbahn Picquarts ein jähes Ende: im Oktober 1896 wird Picquart von seinen Funktionen an der Spitze des Nachrichtendienstes enthoben und für unbestimmte Zeit auf eine Inspektionsreise durch Frankreich und anschließend nach Algerien und Tunesien geschickt, in ein so entlegenes Gebiet, dass Picquart, der sich bedroht fühlt, am 2. April 1897 sein Testament verfasst.

Aber Georges Picquart ist ein hartnäckiger Mann, was seine Suche nach der Wahrheit anbelangt: die Schikanen, denen er zum Opfer fällt, stärken nur seine Entschlossenheit, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Er engagiert sich immer mehr auf Seiten der Dreyfusanhänger, was ihm seinerseits eine Anklage einbringt. Man muss sagen, dass der Kriegsminister, General Mercier, ein fanatischer Dreyfus-Gegner ist. Wenn man weiß, dass der Staatspräsident, Félix Faure, ebenfalls jede Wiederaufnahme des Dreyfus-Prozesses ablehnt, kann man sich eine genauere Vorstellung von der Hartnäckigkeit Picquarts machen. Dieser wird er im Februar 1898 aus der Armee entlassen, anschließend verhaftet und elf Monate, vom 13. Juli 1898 bis 9. Juni 1899, inhaftiert, weil er einem Politiker, Auguste Scheurer-Kestner, die Beweise übergeben hätte, über die er verfügte, um Dreyfus zu entlasten.

Picquart, ein Held für die Dreyfusanhänger, ein Verräter für deren Gegner, ist einer der Hauptakteure des Prozesses von Rennes im Jahre 1899, der mit der Begnadigung und Amnestie von Dreyfus endet. Dennoch gibt Picquart, der mittlerweile nur noch von seiner Majorspension lebt, seinen Kampf für die Wahrheit nicht auf: dieser Schuldspruch, der die Ehre der Armee schont, ohne seine wiederherzustellen, ist ihm ein Grauen. Der unversöhnliche Picquart stellt sich von ganzer Seele gegen jene, die er als „épongistes“ (A. d. Ü.: etwa „Wendehälse“) bezeichnet, da sie die Vergangenheit vergessen wollen. Während seiner Wüstendurchquerung ist sein einziges Ziel die vollständige Rehabilitation. Der Fall Dreyfus solle neu verhandelt werden, damit seine Unschuld schließlich anerkannt werde: allein so könnte das dem degradierten Hauptmann widerfahrene Unrecht wiedergutgemacht, aber auch die Beeinträchtigung der Ehre und der Laufbahn des entlassenen Oberstleutnants behoben werden. Mit seiner Wahrheitssuche sollte Picquart daher sein Schicksal mit dem Dreyfus‘ verknüpfen.

Am 12. Juli 1906 hebt das Berufungsgericht das Urteil von Rennes auf, erkennt die Unschuld von Dreyfus an und verkündet seine Rehabilitierung. Picquart seinerseits war nicht zu rehabilitieren, da er nicht verurteilt worden war. Im Gegenzug wurde seine militärische Laufbahn jäh unterbrochen und er erwartet sehr wohl eine Entschädigung. Am 13. Juli 1906 werden zwei Gesetzesentwürfe zur Wiedereingliederung eingereicht, der eine für Dreyfus, der andere für Picquart. Sie werden mit sehr großer Mehrheit sowohl in der Nationalversammlung als auch im Senat angenommen. Darin ist zu lesen:

Die Verkündung der Unschuld von Dreyfus zeigt die Legitimität der Anstrengungen, die Oberstleutnant Picquart in loyaler und mutiger Weise seit 1896 unternahm, um der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen, obwohl er dabei Gefahr lief, seine Karriere endgültig zu zerstören. Dieser leitende Offizier, der am 26. Februar 1898 entlassen wurde, kann nur durch das Gesetz wieder in seine Tätigkeit eingegliedert werden. Wir fordern Sie außerdem auf, die Auswirkungen dieser Entlassung endgültig zu beseitigen, indem Sie ihm den Rang des Brigadegenerals verleihen, den 64 Offiziere erlangt haben, die weniger lang als er oder gleich lang im Rang des Oberstleutnants dienten und seine Ernennung auf den 10. Juli 1903 zurückzudatieren, welcher der Vortag der Beförderung des am längsten dienenden dieser Generalstabsoffiziere ist. "

Picquart widerfuhr Gerechtigkeit. Seine Ehre ist reingewaschen. Seine Karriere geht wieder voran. Mittlerweile seit drei Jahren rückwirkend als Brigadegeneral wird Picquart am 23. Oktober 1906 zum Generalmajor befördert. Zur selben Zeit erringen bei den Wahlen die Radikalen von Georges Clemenceau den Sieg, der für L’Aurore arbeitete, jene Tageszeitung, die „J‘accuse... !“ („Ich klage an...!“) von Zola veröffentlicht hatte. Der „oberste Polizist Frankreichs“ wird Ratspräsident. Er kennt den elsässischen General gut, dessen Charakterstärke, geistige Unabhängigkeit und Mut er zu schätzen wusste. Zur allgemeinen Überraschung, und besonders zu jener des Betroffenen, machte er ihn zu seinem Kriegsminister.

Mehr als jeder andere wusste der vormals Geächtete nur zu gut, dass die Affäre ihre Spuren und Gräben innerhalb der Armee hinterlassen hatte. Einmal in der Regierung bemüht er sich, sie neu und demokratischer aufzubauen. Der neue Minister unternimmt öfter Besuche und Begegnungen vor Ort und zeigt sich bedacht darauf, das Los der Soldaten durch Fortschritte bei den Unterkünften, der Ernährung, der Hygiene, den Transportmitteln und den Einsatzbedingungen zu verbessern. Er versteht es, dem Land zu zeigen, dass sich die Regierung um ihre Soldaten kümmert. Er perfektioniert die Ausbildung der Soldaten und stützt sich bei der Modernisierung der Militärschulen auf Foch und Joffre. Er arbeitet an der Aussöhnung der Armee mit sich selbst und mit der Nation. Sein Handeln beruhigt die politischen Auseinandersetzungen und festigt die Republik in ihrem Inneren. Durch seine Tätigkeit als Kriegsminister zieht sich schließlich wie ein roter Faden die Absicht, die militärische Ausrüstung zu modernisieren, besonders im Bereich der Artillerie. Mit dem Scheitern der Regierung Clemenceau Ende Juli 1909 scheidet General Picquart fast erleichtert aus seiner Ministerfunktion aus, trotz einer mehr als anständigen Bilanz.

Nach einigen Monaten der Freiheit, die er mit Reisen verbringt, kehrt Picquart im Februar 1910 in eine führende Stellung zurück. Mit 56 Jahren wird er – was sich wie eine Konstante durch seinen Werdegang zieht – der jüngste kommandierende General, als er die Spitze des 2. Armeekorps in Amiens übernimmt.

Am 14. Januar 1914 steigt Georges Picquart wie jeden Tag aufs Pferd. Es ist 7.30 Uhr, klirrend kalt und der Boden ist seit mehreren Tagen hart gefroren. Er reitet Voltigeur, ein bekanntermaßen unruhiges Pferd. Der General wird von seinem Standartenträger begleitet. Auf einem Feldweg zwischen Dury und Saint-Fuscien ist Voltigeur mitten im Trab unaufmerksam und schlägt aus. Sein Reiter lässt die Zügel los, fällt über das Pferd und schlägt mit dem Kopf auf. Er steht wieder auf, bleibt trotz einer starken Blutung sehr gelassen, lehnt es ab sich auszuruhen, steigt wieder aufs Pferd und reitet sogleich in Richtung Amiens. In seinem HQ angekommen steigt er von seinem Pferd und verlässt es nicht, ohne ihm wie immer ein Stück Zucker gegeben zu haben. Am selben und am nächsten Tag ist der General auf seinem Posten, gegen die Meinung seines Arztes und seiner Angehörigen. Aber sein Zustand verschlechtert sich: der heftige Sturz hat zu einem Gesichtsödem geführt, das sich verschlechtert und zu Erstickungsanfällen führt, die immer schlimmer werden. Der Letzte ist tödlich. Georges Picquart stirbt am Morgen des 19. Januar 1914. Er war nicht einmal 60 Jahre alt.

Fred Moore

1920-2017

Aktie :

©Museum des Ordre de la Libération

Oberst (h) Fred Moore - Ehrenkanzler des Ordre de la Libération - 8. April 1920 - 16. September 2017

Fred Moore wird am 8. April 1920 in Brest geboren. Sein Vater, ein ehemaliger Offizier der Royal Navy, der 1926 die französische Staatsbürgerschaft annimmt, ist seit 1921 Kaufmann in Amiens.

Nach seinem Studium am Gymnasium von Amiens tritt Fred Moore in die Optikfachschule „Ecole Nationale d'Optique“ in Morez im Département Jura ein.

Da er zu jung ist, um einberufen zu werden, meldet er sich im Mai 1940 als Freiwilliger bei dem in Chartres stationierten Fliegerbataillon Nr. 117, kann aber seine Einheit nicht erreichen.

Er begibt sich nach Brest, wo seine Eltern und sein Bruder Zuflucht suchten, nachdem sie aus Amiens evakuiert wurden. Da er die Niederlage nicht hinnimmt, verlässt er in Begleitung seines jüngeren Bruders am 19. Juni 1940 Frankreich mit einem Segelschiff von der Bretagne aus. In England angekommen, verpflichtet er sich am 1. Juli 1940 bei den freien französischen Streitkräften unter dem Namen der freien französischen Luftwaffe (FAFL).

Da er seit 1938 Führerscheininhaber ist, wird er schließlich der 1. Zugskompanie zugeteilt, bevor er an der Expedition von Dakar im September 1940 teilnimmt.

Im Dezember 1940 wird er ausersehen, den Unterricht für Anwärter im Camp Colonna d'Ornano in Brazzaville zu besuchen. Am 14. Juli 1941 wird er zum Anwärter ernannt und nach Beirut verlegt, um den Truppen in der Levante zu dienen.

Am 1. September 1941 wird er zu den marokkanischen Spahi als Anführer des 2. Zuges der 1. Staffel der Aufklärungsgruppe des Armeekorps in Damaskus abkommandiert, wo er sich auf die Teilnahme am Libyen-Feldzug vorbereitet.

Im April 1942 gelangt er mit seiner Einheit nach Ägypten, die bald zum 1. Marschbataillon der marokkanischen Spahi wird. Er beteiligt sich nunmehr an der Spitze des 2. Aufklärungszuges an allen Feldzügen mit der 1. Staffel des 1. RMSM. Zuerst kämpft er in Ägypten, dann in Libyen.

  1943 zeichnet er sich in Tunesien aus, besonders am 6. März im Gefecht von Oued Gragour, wo er seinen Zug angesichts der Überzahl der feindlichen Panzer entschlossen einsetzt und diese zweimal aufhält. Durch diese Verzögerungsaktion ermöglicht er dem Großteil der Truppen rechtzeitig einzugreifen und dem Feind eine Niederlage zuzufügen. Im April beteiligt er sich mit der Force L von General Leclerc an den Kämpfen rund um Djebel Fadeloun.

Im Juli 1943 wird Fred Moore für eineinhalb Monate zur Ehrengarde von General de Gaulle in Algier abkommandiert, bevor er wieder zur 1. RMSM nach Marokko zurückkehrt, wo sich die 2. Panzerdivision bildet.

Am 10. April 1944 schifft er sich mit seiner Einheit in Oran mit dem Ziel England ein.

Er wird im Juni 1944 in den Rang des Leutnant befördert und landet am 2. August 1944 mit der 2. Pz.Div. in Grandcamp in der Normandie. An der Spitze des 2. Zuges der 5. Staffel des 1. RMSM - in Wirklichkeit handelt es sich um die 1. Staffel, die in die 5. Staffel umbenannt wurde - kämpft Leutnant Moor in der Normandie. Von 15. bis 29. August 1944 setzt er mit seinem Zug drei deutsche Panzerabwehrkanonen außer Gefecht, nimmt mehr als hundert Gefangene und erbeutet zahlreiches Material, wobei er im Laufe dieser Operationen nur zwei Männer verliert.

Bei der Befreiung von Paris am 25. August 1944 beteiligt er sich aktiv an der Eroberung der Militärakademie und dann, am 27. August, an der Schlacht von Dugny - Le Bourget im Département Seine-Saint-Denis.
Es folgt der Feldzug in den Vogesen, wo er am 23. September 1944 in Buriville mutig und aktiv die Straße Luneville-Straßburg in den Gefechten des Mondon-Waldes unter Beschuss nimmt und dem Feind große Verluste in Bezug auf Material und Soldaten zufügt.

Während des Elsass-Feldzugs beteiligt er sich am 20. November aktiv am Kampf um Mittelbronn vor Sarrebourg und der Befreiung von Straßburg am 23. November, anschließend an der Eroberung von Plobsheim, Krafft und Gerstheim am 28., 29. und 30. November.

Im April 1945 nimmt Leutnant Moore an den Operation an der Front von La Rochelle teil, bevor er sich nach Deutschland auf den Weg macht, wo er an den letzten Kämpfen teilnimmt.

Im April 1946 aus dem Kriegsdienst entlassen, gründet er ein Optikergeschäft in Amiens.

Nachdem Fred Moore 1950 zum Hauptmann der Reserve befördert wurde, wird er im Mai 1956 wieder in den Dienst gestellt und zum 6. Regiment der marokkanischen Spahi abkommandiert. Er dient bis November 1956 als Kommandant der 4. Staffel in Algerien.

Anschließend wird er in der Reserve im Oktober 1958 zum Staffelführer, dann 1966 zum Oberstleutnant und 1971 zum Oberst befördert. Er ist Kommandeur der 54. RID der Oise.

Am 8. April 1982 wird er zum Honorarkonsul ernannt.

Nachdem er 1958 zum Abgeordneten des Département Somme in Amiens (1. Wahlkreis) gewählt wurde, technischer Berater im Kabinett des Industrieministers (1962 bis 1964) und Mitglied des Wirtschaftsrats (1964-1966) ist, scheidet er 1969 aus allen seinen politischen Ämtern aus und widmet sich seinem Beruf als Optiker.

Von 1969 bis 1974 ist er landesweiter Vizepräsident der Optikerkammer, Verwaltungsrat von Gesellschaften und Geschäftsführer der Société Industrielle de Développement Electronique et Nucléaire (S.I.D.E.N.).

Generaldelegierter der allgemeinen Gewerkschaft der französischen Optik sowie der Eurom, dem Pendant auf europäischer Ebene, von 1977 bis 1982.

Im März 2004 wird Fred Moore zum Mitglied des Rates des Ordre de la Libération ernannt, dann per Dekret vom 11. Oktober 2011 als Nachfolger von Professor François Jacob zum Kanzler des Ordre de la Libération.

Am 16. November 2012 wird er per Dekret zum Nationalen Delegierten des nationalen Rats der Gemeinden mit dem Titel „Compagnon de la Libération“ (Kamerad der Befreiung) ernannt. Nach der Verlängerung im Oktober 2015 zieht er sich im Januar 2017 von seinen Ämtern zurück und wird am 4. Mai 2017 zum Ehrenkanzler des Ordre de la Libération ernannt. 

Fred Moore stirbt am 16. September 2017 in Paris, wo er beigesetzt ist.


• Großkreuz der Ehrenlegion

• Compagnon de la Libération (Kamerad der Befreiung) - Dekret vom 17. November 1945

• Croix de Guerre 39/45 (zahlreiche Belobigungen)

• Médaille des Evadés

• Médaille Coloniale mit den Spangen „Libyen“, „Tunesien“

• Croix du combattant Volontaire 39/45

• Croix du combattant Volontaire de la Résistance

• Officier des Palmes Académiques

• Médaille des Services Militaires Volontaires

• Médaille Commémorative des Services Volontaires dans la France Libre

• Gedenkmedaille der Operationen für die Sicherheit und zur Erhaltung der Ordnung in Algerien

• Presidential Unit Citation (USA)

• Nischan-el-Iftikhar-Offiziersorden (Tunesien)

• Offizier des Ordens Ouissam Alaouite (Marokko)

 

Veröffentlichung : « Toujours Français Libre ! », Elytis, Bordeaux 2014
ITW [P. 5] Les Chemins de la Mémoire-n°232 - Dez. 2012/Jan. 2013
 Gedächtnisstätten | Musée de l'Ordre de la Libération

Henri Mathias Berthelot

1861-1931

Aktie :

Henri Berthelot wurde am 7. Dezember 1861 als Sohn eines Hauptmanns der Gendarmerie in Feurs im Departement Loire geboren. Nach seinem Abschluss in Saint-Cyr entschied er sich als Viertbester seines Jahrgangs für die Kolonialtruppe. Als Unterleutnant im 1. Zuavenregiment von Koléas in Algerien ging er anschließend nach Indochina, wo er seine Feuertaufe ablegte. Er wurde 1886 zum Leutnant ernannt und im Juli 1887 zum Ritter des Drachenordens von Annam geschlagen. Eine Fieberkrankheit führte ihn zurück nach Frankreich, wo er sich dem 96. Infanterieregiment in Gap anschloss.

Nach seiner Aufnahme in die École supérieure de guerre (Kriegshochschule) erhielt er sein Stabspatent und wurde 1891 zum Hauptmann befördert. Anschließend ging er nach Österreich, um sein Deutsch zu verbessern. Er wurde Ordonnanzoffizier unter General Joseph Brugère im 132. Infanterieregiment in Reims und anschließend im 8. Armeekorps in Bourges. Nachdem er in das zweite Armeekorps in Amiens eingetreten war, wurde er im Dezember 1897 zum 132. Infanterieregiment nach Reims zurückversetzt und im Juli 1899 zum 115. Infanterieregiment versetzt.
Nachdem er sich General Brugère, dem damaligen Militärgouverneur von Paris, angeschlossen hatte, beaufsichtigte er die Organisation des Armeepavillons während der Weltausstellung 1900. Im November desselben Jahres wurde er zum Bataillonschef ernannt und begleitete 1901 als Ordonnanzoffizier von Brugère Zar Nikolaus II. nach Reims.

1903 wurde er Kommandeur des 20. Bataillons der Fußjäger in Baccarat. Von Brugère im Januar 1906 zurückgerufen, wurde er im Dezember in das 2. Büro der Infanteriedirektion berufen. Im März 1907 wurde er Oberstleutnant und im Oktober Sekretär des Technischen Komitees des Generalstabs. Im Jahr 1910 zum Oberst befördert, übernahm er im folgenden Jahr die Leitung des 94. Infanterieregiments in Bar-le-Duc. 1913 wurde er in den Stab von Joffre, dem Generalstabschef der Streitkräfte, aufgenommen. Er war an der Ausarbeitung von Plan XVII beteiligt, dem Plan zur Mobilisierung und Konzentration der französischen Armee im Falle eines Kriegseintritts, und glaubte nicht an eine deutsche Bewegung durch Belgien.

Im Jahr 1914 war er als erster Generalstabsassistent von General Joffre für Operationen zuständig. Nach den Fehlschlägen im August in Ungnade gefallen, erhielt Berthelot am 21. November seinen Versetzungsbescheid an die Spitze der 5. Gruppe der Reservedivisionen. Im Januar 1915 leitete er eine Offensive bei Crouy in der Nähe von Soissons. Nach harten Kämpfen war er gezwungen, sich hinter die Ausgangspositionen zurückzuziehen.
Vom 3. August 1915 bis zum 19. September 1916 befehligte er das 32. Armeekorps (32. CA) oder „Groupement Berthelot", das im September/Oktober an der Champagne-Offensive teilnahm. Im März 1916 befand sich das 32. CA in Verdun, wo es die Anhöhe des Mort-Homme und die Höhe 304 zurückerobern sollte. Im Juni verließ das 32. CA Verdun, um in den Vogesen und später in der Somme zu dienen.

Am 14. Oktober 1916 leitete er die französische Militärmission in Rumänien, die fast 2.000 Offiziere und Unteroffiziere umfasste. Er strukturierte die rumänische Armee neu, die eine schwere Niederlage gegen Deutschland erlitten hatte und in Moldawien nur mühsam Widerstand leistete.. Nach dem Rückzug Russlands aus dem Konflikt von den Alliierten abgeschnitten, unterzeichnete Rumänien am 9. Dezember 1917 den Waffenstillstand von Focșani.

Nach seiner Rückkehr nach Frankreich übertrug General Foch General Berthelot vom 5. Juli bis zum 7. Oktober 1918 das Kommando über die 5. Armee, die an den Schlachten vor Reims und Epernay teilnahm.

Am 7. Oktober wurde er als Leiter für eine rumänische Mission abberufen. Seine Funktion war sowohl diplomatisch als auch militärisch. Nachdem die rumänische Armee modernisiert und umstrukturiert worden war, griff Rumänien am 10. November wieder zu den Waffen, während gleichzeitig die Zentralreiche zusammenbrachen. Diese erneute Militärintervention diente sowohl der Eindämmung des russischen revolutionären Drucks auf dem Balkan als auch der Erfüllung einiger rumänischer Gebietsansprüche, insbesondere im Hinblick auf Siebenbürgen und das nördliche Banat.

Nach der deutschen Niederlage wurde er damit beauftragt, während des Ungarisch-Rumänischen Krieges 1919 gegen die russischen Bolschewiki in Bessarabien und später gegen die ungarischen Bolschewiki in Siebenbürgen zu kämpfen. Anschließend war er bis 1922 Militärgouverneur in Metz und von 1923 bis 1926 in Straßburg.

Er starb im Januar 1931 in Paris und wurde in Nervieux, seiner Heimatregion im Forez beigesetzt.

Er war u. a. Träger des Großkreuzes der Ehrenlegion, des Kriegskreuzes 1914-1918 mit drei Palmen, der Militärmedaille, der interalliierten Medaille 1914-1918 sowie zahlreicher ausländischer Auszeichnungen.

Verteidigungsministerium/SGA/DMPA

Milan Stefanik

1880-1919

Aktie :

General Stefanik

Milan Stefanik wurde am 21. Juli 1880 als Sohn eines Pfarrers in Kosariska geboren. Nach dem Schulbesuch in Bratislava, Sopron und Sarvas trat er in die Universität von Prag ein. Er wurde Mathematiker, Astronom und im Jahr 1904 schließlich Doktor der Wissenschaften. Im Jahr 1905 war er in Frankreich Assistent des Direktors der Sternwarte in Meudon, veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen und organisierte sieben astronomische Beobachtungsexpeditionen zum Gipfel des Mont Blanc. Als Vielreisender unternahm er im Auftrag der französischen Regierung mehrere diplomatische und astronomische Missionen, darunter 1910 eine nach Tahiti, um den vorbeiziehenden Halleyschen Kometen zu beobachten.

 

Milan Stefanik während eines Aufenthalts am Observatorium in Meudon, Frankreich. Quelle: IMS

 

Nachdem er 1912 die französische Staatsbürgerschaft erhalten hatte und 1914 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden war, trat er in die französische Armee ein und stieg innerhalb von drei Jahren zum Brigadegeneral auf. Er wurde zur Luftwaffe eingezogen und verbesserte die Militärmeteorologie. In den Jahren 1916 und 1917 reiste er offiziell nach Rumänien, Sibirien und in die USA, um die Rekrutierung tschechoslowakischer Freiwilliger zu organisieren. Am 21. April 1918 unterzeichnete er in Italien zusammen mit Premierminister Orlando den Vertrag über die Aufstellung einer tschechoslowakischen Armee an der italienischen Front.

 

Sergeant Stefanik wird für seinen Einsatz bei der französischen Luftwaffe das Kriegskreuz mit Palme 1914-1918 verliehen. © SHD

 

Frankreich ernannte ihn zum Kommandeur der Ehrenlegion. Am 28. Oktober 1918 wird die Tschechoslowakei unabhängig und Stefanik wird Kriegsminister der noch jungen Regierung. Am 4. Mai 1919 starb er bei der Rückkehr in seine Heimat, als sein Flugzeug in der Nähe von Bratislava abstürzte. Sein Leichnam ruht seit 1928 im Mausoleum in Bradlo.

 

Quelle: Verteidigungsministerium/SGA/DMPA

Roland Garros

1888-1918

Aktie :

Roland Garros, der berühmte Unbekannte

Es gibt Namen, die jeder kennt, von denen aber nur wenige Menschen das Schicksal ihrer Träger kennen. Der Name Roland Garros ist vielleicht eines der besten Beispiele, da der Bekanntheitsgrad des gleichnamigen Tennisturniers mittlerweile die Erinnerung an die exemplarische Laufbahn dieses Flugpioniers, der in den letzten Wochen des ersten Weltkriegs ums Leben kam, praktisch völlig ausgelöscht hat.

Garros, ein Kind aus Übersee, wurde am 6. Oktober 1888 auf La Réunion geboren und wuchs in Saigon auf, bevor er mit zwölf Jahren ins Internat nach Paris kam. Der gesundheitlich gezeichnete Garros setzt seine Schulbildung in Cannes und dann in Nizza fort, wo er seine Leidenschaft für den Sport entdeckt. Radsport und Fußball nehmen einen Großteil seiner Energie in Anspruch, wobei auch sein Studium nicht zu kurz kommt.

Nachdem er ein Diplom in Handelswissenschaften absolviert, eröffnet Garros einen Autohandel, wo er auch ein Sportmodell anbietet, das er selbst entwickelt hatte. Sein rascher kommerzieller Erfolg gestattet es ihm, sich ein Flugzeug anzuschaffen, mit dem er sich im Frühjahr 1910 selbst das Fliegen beibringt. Die Faszination, die er ein Jahr vorher beim Flugmeeting in Reims angesichts der zerbrechlichen Maschinen empfunden hatte, ließ ihn nicht mehr los. Der Autohandel gehört schnell der Vergangenheit an und er widmet sich nunmehr ausschließlich der Luftfahrt.

Alles geht sehr schnell, schon im Sommer erhält er seine ersten bezahlten Aufträge für Flugshows in der Provinz, anschließend begibt er sich in die Vereinigten Staaten, wo er vom Piloten John Moisant unterrichtet wird, und im Oktober eine Tournee mit dessen Flugshow antritt. 1911 kehrt Garros nach Frankreich zurück und nimmt an den damals sehr beliebten Luftmeetings teil. Unermüdlich beginnt er Ende des Jahres eine neue Tournee in Brasilien.

Kaum nach Paris zurückgekehrt, gewinnt er mit Bravour den Großen Preis des Aero-Club und schenkt sogar sein Flugzeug, ein Blériot XI, der Armee, die es dem Kapitän de Rose, dem ersten Offizier mit einem militärischen Pilotenschein anvertraut.

Das Schicksal dieser beiden Männer, Gründungsväter des Jagdflugs, sollte sich ständig kreuzen. Auch wenn das Datum ihrer ersten Begegnung unbekannt ist, wissen wir, dass sie sich rasch anfreundeten und im Laufe eines Jahres zusammenarbeiteten, um das Problem der Synchronisation des Maschinengewehrs mit dem Propeller zu lösen. Gleichzeitig nimmt Garros auch ständig neue Herausforderungen an, wie zum Beispiel an Bord seines Morane-Saulnier den Weltrekord auf Niveau der Höhe zu brechen, dann erfolgreich am 23. September 1913 das Mittelmeer zu überfliegen. Es folgen viele Wettbewerbe in ganz Europa und Garros entdeckt, ganz wie Pégoud, alle Geheimnisse des Loopings.

Als der Krieg ausbricht, kann er zwar nicht mobilisiert werden, aber er zögert nicht, sich am 4. August als MS 23-Pilot zu engagieren. Er führt zahlreiche Missionen aus, und erhält die Zustimmung der Kommandantur, ab dem Herbst mit Unterstützung des Hauptmanns seine Forschungen zum Schießen durch die Propeller weiterzuführen. Mit der Hilfe von Jules Hue, seinem treuen Mechaniker, gelingt es Garros, ein System von Deflektoren an den Flügeln des Propellers zu entwickeln, mit dem es ihm gelingt, am 1. April 1915 sein erstes Flugzeug abzuschießen.

Leider muss er 18 Tage später auf Grund einer Panne hinter den deutschen Linien landen. Das Flugzeug, das er nicht ganz zerstören konnte, fällt in die Hände des Feindes. Es erwarten ihn drei lange Jahre im Gefängnis, während derer der hochgebildete Mann, Freund von Jean Cocteau, seine Memoiren verfasst.

Am 15. Februar 1918 gelingt ihm schließlich zusammen mit Leutnant Marchal die Flucht und er gelangt nach einer langen beschwerlichen Reise nach Frankreich. Er verlangt sofort, wieder in seine Einheit MS 26 eingezogen zu werden und verweigert den technischen Posten, der ihm angeboten wird. Ab Mai trainiert er wieder in Pau, um die neuen Kampfmethoden des Flugzeugs SPAD XIII zu erlernen, bevor er am 20. August zu seiner Einheit zurückkehrt. Schön langsam kehrt sein Gefühl zurück, und auch wenn seine Sehprobleme ihm einige Schwierigkeiten bereiten, erlangt er schließlich am 2. Oktober einen Sieg. Drei Tage später stirbt er, als sein Flugzeug von einer Fokker abgeschossen wird.

 

Marie-Catherine Villatoux, Service historique de la défense /DAA (zentrales Archiv des französischen Verteidigungsministeriums).

Rouget de Lisle

1760-1836

Aktie :

Claude-Joseph Rouget de Lisle. 1792 © BnF

Claude-Joseph Rouget, geboren am 10. Mai 1760 in Lons-le-Saunier spielt Violine und komponiert bereits als Kind instinktiv. Um mit 16 Jahren in die Pariser Militärschule École du génie aufgenommen zu werden, ergänzt er seinen Namen mit der Endung „de Lisle“, die er von seinem Großvater übernommen hat.

Nachdem er diese sechs Jahre später als Leutnant verlässt, wird er nach drei Einsätzen 1791 nach Straßburg geschickt, wo er mit anderen Offizieren in den Salons von Bürgermeister Dietrich empfangen wird, dem die üblichen Marschgesänge auf die Nerven gehen und der den jungen Hauptmann, dem bereits der Ruf als Komponist vorauseilt, bittet, ein patriotisches Lied zu schreiben... Rouget ist überrascht und möchte sich dem entziehen, gibt dem Bürgermeister und den Offizieren jedoch nach, die ihn drängen, der Bitte nachzukommen.

Zuhause ergreift er die Geige und entlockt ihr Akkorde, während das zuvor am Abend Gehörte in seinem Kopf hämmert. Nach und nach entsteht die Melodie und die Worte überlagern die Musik. Erschöpft schläft der Urheber ein. Gleich im Morgengrauen geht er zum Bürgermeister, der sich, von soviel Schnelligkeit überrascht, ans Cembalo setzt und vom Lied angetan ist. Er ruft die am Vorabend anwesenden Offiziere zusammen und intoniert mit kräftiger Stimme: „Allons enfants de la patrie“. Alle zeigen sich begeistert und Rouget ist glücklich.

Dieses Lied wird am 29. April im Beisein von acht Bataillons, die sich zum Abmarsch bereit aufgestellt haben, auf der Place d‘Armes öffentlich aufgeführt. Die Männer hören zu und sind in den Bann geschlagen. Dieses Lied wird schnell in Paris bekannt, und zuvor in Marseille, wo es das in die Hauptstadt aufbrechende Regiment übernimmt. Es erhält den Namen „Marseillaise“. Der junge Hauptmann wird nach Huningue entsandt, um die dortigen Arbeiten zu leiten, und am 14. Juli wird das Lied im Feldlager Hoensingue aufgeführt. Am 25. August 1792 wird Rouget von den Regierungskommissaren seines Amtes enthoben, weil er gegen die Internierung Dietrichs protestiert hatte.

Nach der Ausrufung der Republik wird er wieder aufgenommen und kommt zur Nordarmee, jedoch fällt er unter Verdacht, da er seines Amtes als Hauptmann enthoben ist. Er wird verhaftet, zweifelsohne wegen seiner Kritik an der Hinrichtung des früheren Bürgermeisters von Straßburg, und eingesperrt; er verfasst eine Eingabe. Der Tod Robespierres gibt ihm die Freiheit zurück.

Das Dekret des Konvents vom 26. Messidor im Jahre III, das Die Marseillaise als Nationallied wählt, wurde niemals angewandt.

 

livret Marseillaise

 

Obwohl er wieder in die Armee aufgenommen wird, scheidet Rouget de Lisle aus ihr aus, um zur Poesie und Musik zurückzukehren. Am 10. Vendémiaire des Jahres IV werden seine Werke in der Oper und in der Komischen Oper aufgeführt. Bonaparte fordert Rouget auf, ihm ein Lied zu komponieren. Dieses gefällt ihm nicht und wird daher abgelehnt. Rouget schreibt gekränkt einen arroganten Brief an Bonaparte. Er würde dem Empire nie mehr dienen und wird wieder verdächtig. 1812 zieht er in das Haus der Familie nach Montaigu (Jura) und komponiert; 1817 zieht er sich nach Paris zurück und veröffentlicht 1825 eine Sammlung mit fünfzig Französischen Liedern.

Der Herzog von Orléans, der ein Kampfgefährte von Hauptmann Rouget de Lisle war, gewährt ihm drei Renten und bewahrt ihn so vor Bedürftigkeit. Er wird zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Mit siebenundsiebzig Jahren stirbt er in Choisy-le-Roi nicht wissend, dass sein Lied 1879 die französische Nationalhymne werden sollte. Er wurde am Friedhof Choisy-le-Roi beigesetzt, am 14. Juli 1915 wurden seine sterblichen Überreste in den Invalidendom überführt.

Marie-Louise Jacotey - Historikerin

Überführung der sterblichen Überreste von Rouget de Lisle in den Invalidendom - 14. Juli 1915 © BnF, Dist. RMN-Grand Palais / Bild BnF

Fernand Hederer

1889-1984

Aktie :

Hederer im Jahr 1950. Öffentliches Eigentum

 

Der Abschlussjahrgang 2008 der Kadetten im Marinekommissariat erhielt zum Gedenken an Fernard Hederer, Marinekommissar, Veteran des Ersten Weltkriegs und Widerstandskämpfer unter der Nazi-Besatzung, die Bezeichnung "Jahrgang Hederer". 

Der im Jahr 1889 geborene Fernard Hederer ist Mitglied des Abschlussjahrgangs 1913 am Marinekommissariat. 1914 wird er dem 1. Regiment der Marine-Kanoniere zugeteilt und später der 1. Gruppe der schweren Artillerie für den Schienenverkehr, wo er als Zweiter Offizier und später als Kommandant der Batterie dient. Am 6. April 1916 kommt er als Beobachter des Luftraums zum Einsatz, bevor er dann im September 1917 als Jagdpilot eingesetzt wird. Im Februar 1918 übernimmt Hederer das Kommando über das Jagdgeschwader SPAD 285, eine überaus außergewöhnliche Auszeichnung für einen jungen Kommissar der 3. Klasse.

Durch den Krieg kommt er mit den Besten der Luftfahrt zusammen, insbesondere mit Coli, Guy­nemer, Fonck und Navarre. Hederer erhält zahlreiche Auszeichnungen (Armee, Division, Regiment) und wird mit dem Kriegskreuz mit drei Palmen und drei Sternen sowie 1917 mit der Ehrenlegion ausgezeichnet. All diese Ehrungen verweisen auf seine menschlichen Qualitäten, seinen Mut, seinen Elan, seine Missachtung persönlicher Gefahr sowie seine Führungsqualitäten. Während seiner Kriegseinsätze erleidet er zahlreiche Verletzungen, darunter ein verirrter Granatsplitter im rechten Unterarm sowie ein halberfrorenes Bein während eines Fluges, wo er den feindlichen Flugzeugen nur durch einen Aufstieg in größtmögliche Höhe entkommen konnte. Aber es gibt auch eine Verletzung, die nicht verheilt: Der Tod im Kampf von 20 Piloten seines Geschwaders in weniger als einem Jahr.

Nach Wiederherstellung des Friedens dient Hederer, Kommissar der 1. Klasse, an Bord des Panzerschiffes Marseillaise, bevor er dann als Kommissar den Marinestützpunkt in Konstantinopel übernimmt. In verschiedenen Häfen schließt er sich dann den technischen Diensten der Marine an. 1925 beginnt er im Kontrollkorps der Marine eine neue Karriere. Auf seinen Wunsch hin wird er 1929 in das Luftfahrtministerium versetzt. Zu seinen Aufgaben zählen teilweise heikle Kontrollmissionen, wie z. B. die allgemeine Kompanie der Luftpost in Südamerika, die dazu führen, dass er 1933 in das Kontrollkorps der Luftfahrtverwaltung aufgenommen wird. Im März 1936 wird er zum Generalkontrolleur ernannt und leitet gemeinsam mit Pierre Cot, dem damaligen Luftfahrtminister, die Nationalisierung der Luftfahrtindustrie.

Noch immer im Kabinett von Cot tätig, wird Hederer während des so genannten "Sitzkrieges" im Zuge des Debakels im Juni 1940 bei einem Autounfall schwer verletzt. Bereits seit Beginn der Besatzung engagiert er sich bei der Verbreitung von Propaganda gegen die Deutschen. Unter dem Pseudonym "Pommery" ist er an zahlreichen Aktionen des Widerstands beteiligt und schließt sich am 1. Januar 1943 dem Netzwerk Marco Polo an. Er unterhält Kontakte zu den Abgesandten aus London und leitet Informationen an die SRA in Lyon weiter, insbesondere über die Aktivitäten der Luftwaffe zwischen Salon-de-Provence und Marignane: Lagerung von Bomben und Munition, Kontrollposten, Radaranlagen, Stellungen der DCA... Als Organisator des Nachrichtendienstes für den Luftverkehr gerät er Anfang 1944 ins Visier der Gestapo, die in Marseille und Aix stationiert ist.

Während der Befreiung von Paris schützt und reorganisiert er unter seiner Leitung die administrativen Organe des Luftfahrtministeriums. Sein Verhalten wird durch die Verleihung der Medaille des Großoffiziers der Ehrenlegion, des Kriegskreuzes 1939-1945 mit zwei Palmen und der Medaille des Widerstands mit Rosette belohnt.

Nach Kriegsende wird er zum Direktor der Luftfahrtkontrolle und später der Bewaffnung ernannt, bevor er dann seine Karriere im Staatsdienst in der Funktion des Generalsekretärs für zivile Luftfahrt beendet. 1951 ist er am Höchstalter seines Grades angelangt und er beginnt eine neue berufliche Laufbahn in der Industrie. Bis 1965 ist er Präsident und Generaldirektor der französischen Gesellschaft für die Ausstattung der Flugsicherung.

Im Alter von 93 Jahren wird er mit dem Großkreuz der Ehrenlegion gewürdigt. Diese Auszeichnung wird ihm von Marcel Dassault verliehen, der sehr glücklich war, diese Ehrung  einem Mann zu erteilen, der ihn seit 1941 verteidigt hatte, als er auf Befehl von Laval verfolgt und verhaftet wurde, der während seiner zweijährigen Deportation im Konzentrationslager Buchenwald seiner Frau hilfreich zur Seite stand und der vielen jüdischen Familien Unterstützung bot, die nach Südfrankreich geflüchtet waren.

 

C. Mommessin, Kommissar der Marine der 1. Klasse, In Les Chemins de la Mémoire, 197/September 2009

Henry Dunant

1828-1910

Aktie :

Henry Dunant. Öffentliches Eigentum

1859 wird ein junger Schweizer namens Henry Dunant auf dem Schlachtfeld von Solferino in Italien mit den Schrecken des Krieges konfrontiert. Daraufhin entscheidet er sich zur Gründung einer internationalen Organisation, mit dem Ziel, den Kriegsverletzten zu helfen. 

Dies war die Gründung des Roten Kreuzes.

 

Der am 8. Mai 1828 in Genf geborene Henry Dumant entstammt einer sehr frommen kalvinistisch geprägten Familie, die eine tiefe Nächstenliebe pflegt. Er gibt seinen höheren Bildungsweg auf und beginnt eine Ausbildung in einer Bank in Genf. Er engagiert sich im sozialen Bereich und verbringt viel Zeit mit dem Besuch von Gefangenen und der Unterstützung der Armen.

 

1853 führt ihn sein Weg nach Algerien, wo er die Leitung über eine schweizerische Kolonie in Sétif übernimmt. Seine Pläne sehen den Bau einer Weizenmühle vor, jedoch erhält er nicht die notwendige Landkonzession, eine unabdingbare Voraussetzung für den Bau. Er macht sich auf den Weg nach Paris, um dort Napoleon III zu treffen.  Dieser ist jedoch Kommandant der französisch-sardischen Truppen, die in Norditalien gegen die Österreicher kämpfen. Dunant begibt sich an den Schauplatz, um den Herrscher zu treffen. Am 24. Juni 1859, Tag der Schlacht, trifft er in Castiglione, Lombardei, ein, einer kleinen Stadt in der Nähe der Kampfhandlungen. Am nächsten Morgen kommt er auf das Schlachtfeld von Solferino. "Derjenige, welcher diesen ausgedehnten Schauplatz des Kampfes vom vorigen Tage durchwanderte, traf auf jedem Schritte und inmitten einer Verwirrung ohne Gleichen unaussprechliche Verzweiflung und Elend in allen Gestalten". Angesichts von so viel Leid beginnt Dunant mit der Organisation von Rettungsmaßnahmen und setzt durch, dass auch die österreichischen Gefangenen dieselbe medizinische Versorgung erhalten wie die anderen Soldaten. Er erreicht weiterhin, dass die unter den österreichischen Gefangenen befindlichen Mediziner bei der Versorgung der Verletzten helfen dürfen.

 

Nach seiner Rückkehr nach Genf verfasst er sein Werk Un souvenir de Solferino (Eine Erinnerung an Solferino), in dem er über seine Eindrücke auf dem Schlachtfeld berichtet und seine Ideen vorstellt, wie die Versorgung der Verletzten verbessert werden kann. "Wäre es nicht möglich, in einer friedlichen und ruhigen Epoche, Hilfsgesellschaften zu gründen, deren Zweck es ist, die Verwundeten in Kriegszeiten zu pflegen oder pflegen zu lassen?"

 

Am 17. Februar 1863 gründet Dunant ein internationales und ständiges Komitee für die Pflege von verwundeten Soldaten. 1875 wird das Komitee umbenannt und wird zum Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Am 26. Oktober 1863 nehmen rund 15 Länder an der Internationalen Konferenz in Genf teil, die als tatsächlicher Gründungsakt des Roten Kreuzes gilt. Unterstützt durch Napoleon III bereitet das Komitee, bei dem Dunant Mitglied und Sekretär ist, die Genfer Konvention vor, die 1864 von 15 Ländern unterzeichnet wird.

 

Dunant, nunmehr geschätzt und gefeiert, wird von zahlreichen Staatschefs empfangen. Seine Geschäfte gehen allerdings immer schlechter und er bekommt große finanzielle Probleme. 1867 meldet er Konkurs an. Finanziell ruiniert und verschuldet, ist er gezwungen, von seinem Posten beim Internationalen Komitee zurückzutreten. In Paris lebt er in Armut und muss sogar auf öffentlichen Bänken schlafen. Dennoch bestellt ihn Kaiserin Eugénie in den Tuilerienpalast ein und bittet ihn um seinen Rat hinsichtlich der Erweiterung der Genfer Konvention auf die Kriegsschauplätze auf dem Meer. Dunant wird zum Ehrenmitglied der nationalen Gesellschaften des Roten Kreuzes in Österreich, den Niederlanden, Schweden, Preußen und Spanien ernannt.

 

Während des französisch-preußischen Krieges im Jahr 1870 besucht er die nach Paris gebrachten Verwundeten und führt die Erkennungsplakette ein, anhand derer die Toten später identifiziert werden konnten.

 

Nachdem der Frieden wieder eingekehrt war, begibt sich Dunant nach London, wo er sich dafür engagiert, eine diplomatische Konferenz zu organisieren, um über das Los der Kriegsgefangenen zu entscheiden. Während er vom Zar unterstützt wird, zeigt sich England dem Projekt gegenüber eher abhaltend. Am 1. Februar 1875 findet dank seiner Initiative in London ein internationaler Kongress zur "vollständigen und endgültigen Aufhebung des Sklavenhandels" statt.

 

Es folgen Jahre des Umherirrens und der Armut: Dunant reist zu Fuß ins Elsass, nach Deutschland und nach Italien. Er lebt von den Almosen und der Gastfreundschaft von Freunden. Schlussendlich landet er 1887 in einem kleinen Schweizer Städtchen am Bodensee: Heiden.

 

In seinem kranken Zustand findet er Zuflucht in einem Krankenhaus, wo ihn 1895 ein Journalist entdeckt, der einen Artikel über ihn schreibt, der nur wenige Tage später die Runde durch die gesamte Presse Europas macht. Plötzlich ist Dunant wieder geschätzt und gefeiert. 1901 wird ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Er stirbt am 30. Oktober 1910.

 

Source :

In Les Chemins de la Mémoire, 196/Juli - August 2009 

Charles Tricornot de Rose

1876-1916

Aktie :

Charles de Tricornot de Rose in einer Beilage der Zeitschrift L’Illustration 1923

Charles de Rose, Vater der Jagdfliegerei

Jean-Baptiste, Marie, Charles Tricornot de Rose, auch Carlo genannt, Baron von Tricornot, Marquis von Rose ist in der breiten Öffentlichkeit eher weniger bekannt. Dennoch ist dieser freie und erfinderische Geist die Schlüsselfigur für die Jagdfliegerei, für die er als Gründervater gilt.

Der am 16. Oktober 1876 in Paris geborene Charles de Tricornot de Rose entscheidet sich zur Fortführung der Familientradition, indem er eine Karriere in der Armee anstrebt. Bereits seit sechs Generationen sind die Tricornot als Kavallerieoffiziere im Einsatz. 1895 tritt er in die Militärschule Saint-Cyr ein und wird dann dem 9. Dragoner-Regiment in Lunéville unterstellt. Seine Laufbahn, die zunächst brillant beginnt, findet 1906 ein jähes Ende. Nachdem er sich geweigert hatte, in Ausführung des Gesetzes zur Trennung von Kirche und Staat, einen Pfarrer aus seiner Kirche zu verweisen, kommt Carlo de Rose in Arrest.

Er wird zwar vom Kriegsrat freigesprochen, jedoch in den folgenden drei Jahren militärisch nicht eingesetzt. Dennoch gelingt es Carlo de Rose, diese schwierige Situation sinnvoll zu nutzen. Dank seines Interesses für die Mechanik und Verbrennungsmotoren findet er einen Arbeitsplatz beim Automobilhersteller Brillié.  Diese Erfahrung ist maßgeblich entscheidend für seine weitere Karriere. Er ist ein Mann mit freiem Geist, neugierig und reich an Vorstellungskraft, der die bevorstehenden Umwälzungen und den zukünftigen Fortschritt der Technik erahnt. Seine Zeit im Fegefeuer nimmt am 25. März 1909 mit seiner Wiederaufnahme in die Armee ihr Ende.

Obwohl er dem 19. Dragoner-Regiment von Carcassonne zugeteilt wird, zögert Carlo de Rose ab Ende des Jahres nicht, sich freiwillig für eine Pilotenausbildung zu melden, nachdem General Roques den Luftfahrtdienst der Armee ins Leben gerufen hatte.   Im Dezember 1910 erhält er den zivilen Pilotenschein des Aéro-Club und ist aufgrund seiner zahlreichen Luftangriffe auch bald öffentlich bekannt. Carlo de Rose hat seine Erfüllung in der Luftfahrt gefunden, wo sein energiegeladener und ideenreicher Geist sich vollkommen entfalten kann.

Auf der Jagd nach feindlichen Flugzeugen

Im Mai 1911 wird er offiziell in der Einrichtung von Vincennes aufgenommen, wo zahlreiche Untersuchungen im Bereich der Luftfahrt durchgeführt werden. De Rose gelingt nach zahlreichen Versuchen im August des Folgejahres die Entwicklung der ersten Vorrichtung zum Abfeuern eines Artilleriegeschosses von einem Flugzeug aus. Er entdeckt seine Leidenschaft für die Bewaffnung von Gerätschaften und nach dem Zusammentreffen mit Roland Garros im Jahr 1912 gelingt ihm in diesem Bereich der entscheidende Vorstoß.

Bei Ausbruch des Krieges wird ihm das Kommando über die Luftfahrt der 5. Armee anvertraut. Sein Erfahrungsschatz erweist sich unabdingbar. Der Sieg von Frantz und Quenault, die am 5. Oktober 1914 einen deutschen Flieger abschießen, ist für de Rose der endgültige Beweis dafür, dass seine Vorahnungen richtig waren. Im März 1915 betraut er die Piloten seiner Einheit, die MS 12, alle ausgestattet von Morane-Saulnier, mit einer neuen Mission: Aufspüren der feindlichen Flieger und deren Abschuss. Er entwickelt die Grundlagen für die Jagdflieger, allerdings bleibt die Synchronisation des Abfeuerns nach wie vor problematisch und er sucht weiterhin nach Lösungen. Dieses Problem wird schlussendlich von Sergeant Alkon der MS 12 im Frühjahr 1916 nach monatelangen Anstrengungen gelöst. Sein Weitblick überzeugt das Oberkommando von der Einrichtung der ersten Jagdgeschwader entlang der Front.

Als im Februar 1916 die furchtbare Schlacht von Verdun beginnt, gibt es ohne Zweifel nur einen Mann, der die für Frankreich ungünstige Situation umkehren kann, den Kommandanten de Rose. General Pétain betraut ihn sodann mit einer Mission, die er mit den berühmten Worten zusammenfasst: "Rose, fegen Sie mir den Himmel frei! Ich bin geblendet." De Rose bekommt 15 Geschwader, ausgestattet mit dem berühmten Flugzeug Nieuport XI, auch "Bébé" genannt, und bringt die besten Piloten zusammen, unter ihnen Navarre, Guynemer, Brocard, Garros, Heurtaux, Nungesser, Dorme. Nach heftigen Kämpfen gelingt es den französischen Patrouillen im April endlich den Luftraum zu beherrschen.

Während er am 11. Mai im Süden von Soissons an Bord seiner Nieuport, die sein persönliches Zeichen, eine Rose, trägt, einen Demonstrationsflug durchführt, wird Kommandant de Rose Opfer eines Motorschadens und stirbt bei dem Unfall, nachdem er der Jagdfliegerei zum Durchbruch verholfen hatte.

 

Marie-Catherine Villatoux - Historischer Dienst der Verteidigung, Abteilung der Luftwaffe. In Les Chemins de la Mémoire, 193/April 2009

René Cassin

1887-1976

Aktie :

René Cassin. Öffentliches Eigentum

 

"Es wird solange keinen Frieden auf diesem Planeten geben, solange irgendwo auf der Welt Menschenrechte mit Füssen getreten werden." So René Cassin, ein hervorragender französischer Jurist und einer der Väter der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Niemand hat es besser verstanden als er, dass die Menschenrechte und der Frieden aufs Engste miteinander verknüpft sind.

René Samuel Cassin kommt als Sohn einer traditionsreichen jüdischen Familie am 5. Oktober 1887 in Bayonne zur Welt. Nach seinem hervorragenden Abschluss am Lycée Masséna in Nizza studiert er an der Fakultät für Rechtswissenschaften in Aix-en-Provence. Er schließt sein Studium mit dem Titel lic. phil. ab, gewinnt den ersten Preis beim allgemeinen Wettbewerb der Rechtsfakultät, promoviert als Jurist, Volkswirtschaftler und in den politischen Wissenschaften und erhält 1919 seine Zulassung für Privatrecht.

1914 wird René Cassin als Obergefreiter mobilisiert. Am 12.Oktober desselben Jahres wird er in Saint-Mihiel durch einen Schuss aus einem Maschinengewehr schwer verletzt.  Er wird mit dem Kriegsverdienstkreuz mit Palmzweig und der Militärmedaille ausgezeichnet. Nachdem er vom Militärdienst freigestellt wurde, unterrichtet er an der Fakultät in Aix-en-Provence und später in Marseille, Lille und Paris. Aus Solidarität mit seinen alten Kampfgefährten engagiert er sich ab 1917 für die Errichtung einer der ersten Vereinigungen für Kriegsopfer. 1929 wird er Vizepräsident des Obersten Rats der unter staatlicher Fürsorge stehenden Kriegswaisen. Bis 1940 widmet er seinen Aktivitäten für ehemalige Kämpfer viel Zeit und entwirft zahlreiche Gesetze zugunsten der Kriegsopfer.

René Cassin ist ein Kämpfer für den Frieden und wünscht sich nichts mehr, als die "Abschaffung sämtlicher Grenzen zwischen den Menschen und die Gültigkeit derselben Gesetze für jeden, was untrennbar ist mit der Menschenwürde." 1924 ist er Mitglied der französischen Abordnung im Völkerbund. Nach den Vereinbarungen von München, die er anprangert, verweigert er seine Teilnahme am Treffen in Genf. Bereits Anfang der 30er Jahre sieht er einen neuen Konflikt in Europa vorher, nachdem ihn deutsche Juden, die er während einer Reise nach Palästina kennengelernt hatte, auf die Gefahren des Nationalsozialismus aufmerksam gemacht hatten.

Friedensnobelpreis für den Verteidiger der Menschenrechte

Im Juni 1940 lehnt er den Vorschlag eines Waffenstillstands ab, geht nach England und trifft am 29. Juni auf General de Gaulle. Dieser betraut ihn mit der Mission, die Vereinbarung vom 7. August 1940 mit den Briten zu verhandeln. Eine Vereinbarung, die de Gaulle zum umfassenden Verbündeten macht und dem Freien Frankreich einen Status verleiht, der auf einwandfreien juristischen und administrativen Strukturen basiert, die das Weiterbestehen des Staates und der Republik sichern.

Auf Anfrage von General de Gaulle übernimmt er 1943 die Leitung über die Allgemeine Israelische Allianz, die er bis zu seinem Tod innehält. Als ständiger Sekretär des Conseil de défense de l'Empire français, Präsident des juristischen Komitees des kämpfenden Frankreichs und dann der provisorischen Regierung der französischen Republik (1941-1944) wird er 1944 zum Vizepräsidenten des Staatsrats ernannt. Diese Funktion führt er bis 1960 aus.

Als Abgeordneter Frankreichs bei der UN ist René Cassin ab 1946 Mitglied einer kleiner Expertenrunde, die damit betraut ist, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu überarbeiten, die dann am 10. Dezember 1948 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen in Paris beschlossen wird. An der Seite der Vorsitzenden der Kommission, Eleanor Roosevelt, Ehefrau des früheren Präsidenten der USA, spielt er eine maßgebliche Rolle. Er setzt durch, dass die Erklärung "universellen" und nicht "internationalen" Charakter hat und dass die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte ebenfalls als fundamentale Rechte Berücksichtigung finden.

Im Januar 1959 wird er von der Beratenden Versammlung des Europarats auserwählt, als Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu wirken, wo er von 1965 bis 1968 den Vorsitz innehat. Im Oktober 1968 wird ihm der erste Friedensnobelpreis verliehen. Das erhaltene Preisgeld ermöglicht es ihm, 1969 das Internationale Institut für Menschenrechte zu gründen.

René Cassin nimmt außerdem aktiv am institutionellen Leben in Frankreich teil. 1958 ist er Vorsitzender des Komitees zur Vorbereitung der Verfassung der 5. Republik und 1959 nimmt er als Vizepräsident des Staatsrats den Amtseid des neuen Präsidenten der Republik, General de Gaulle, ab. Auch bei der Gründung des Verfassungsrates spielt er eine wesentliche Rolle und ist dort von 1960 bis 1971 Mitglied.

Ausgezeichnet mit dem Großkreuz der Ehrenlegion, dem Titel Compagnon de la Libération, der Medaille des Widerstands und Träger der Palmes Académiques, einer der höchsten Auszeichnungen für Verdienste um das französische Bildungswesen, stirbt René Cassin am 20. Februar 1976 in Paris. Am 5. Oktober 1987 wird sein Leichnam anlässlich seines 100. Geburtstags ins Pantheon überführt.

 

Quelle : In Les Chemins de la Mémoire, 188/November 2008 

Georges Bernanos

1888-1948

Aktie :

Georges Bernanos, ca. im Jahr 1940. Öffentliches Eigentum

 

Der Autor von "Journal d'un curé de campagne" (Tagebuch eines Landpfarrers) verpflichtet sich im Alter von 26 Jahren im August 1914 für den Dienst in der Kavallerie. Wie auch bei anderen Schriftstellern sind die Werke von Georges Bernanos vom Ersten Weltkrieg geprägt. In seiner Arbeit als Schriftsteller gibt er nie auf, das Mysterium des Bösen zu untersuchen und engagiert sich gleichzeitig im Kampf für Glaube und Freiheit.

Der 1888 in Paris geborene Georges Bernanos studiert Rechts- und Geisteswissenschaften. Katholisch und königstreu engagiert er sich bei den so genannten "Camelots du Roi". Seine ersten Romanschriften werden zwischen 1913 und 1914 in der Presse veröffentlicht, bevor sie dann als Buch mit dem Titel Dialogues d'ombres erscheinen. Obwohl er im Jahr 1911 ausgemustert wird, schafft er es dennoch, Ende August 1914 einzurücken. Seine Leidenschaft für Pferde und den Reitsport führt ihn zur Kavallerie. Ende Dezember tritt er dem 6. Dragoner-Regiment bei, in dem er bis zum Waffenstillstand seinen Dienst ableistet.

Der Krieg jedoch verändert Bernanos. Er wird zum Ausgangspunkt seines Werkes. In einem Brief schreibt er: "Alle, die die Tragödie dieser Zeiten nicht verstehen, nicht wegen der Tausenden Toten, sondern weil sie ein Höchstmaß in der Weltgeschichte markiert, sind dumme Esel."

"Die Geduldsprobe in den Gräben hat ihm die beängstigende Grimasse der modernen Menschheit gezeigt", beobachte Albert Béguin, Literaturprofessor, Kunstkritiker und Verleger, den Bernanos damit beauftragt hatte, sich nach seinem Tode um seine Schriften zu kümmern. Es ist zweifelsohne hier, wo die tragische Dimension seines Werkes ihren Lauf nimmt, wo der Autor, so beschreibt es Jean Bastier "von einem eher konventionellen Universum zu niedrigen, düsteren Himmeln wechselt, zu schmutzigen und farblosen Morgengrauen sowie schlammigen und satanischen Gefilden", die allesamt Bestandteile seiner großen Romane sind. Von seinem Buch Sous le soleil de Satan, begonnen kurz nach dem Waffenstillstand und erschienen im Jahr 1926, sagt Bernanos selbst, dass es durch den Krieg geboren wurde.

Im Februar 1915 hält sich Bernanos in Marne auf, im April dann in der Nähe von Verdun. Im Mai trifft seine Division in der Picardie ein, wo ein Teil der Männer sich in den Schützengräben verschanzt. Im September, vor den beiden Großangriffen in der Region Artois und in der Champagne, hofft er auf einen Vorstoß der Infanterie, die der Kavallerie endlich zu einem Sieg verhelfen würde. Der Großangriff findet jedoch nicht statt. Während des folgenden Winters bedient das 6. Dragoner-Regiment nach wie vor die Einheiten in den Gräben. Während einer Bombardierung am 1. Mai 1916 wird Bernanos schwer erschüttert: "Ihre großen Granaten treffen uns mit großer Regelmäßigkeit, der Kreis um uns herum wird von Minute zu Minute enger, bis zu dem Moment, wo eine Granate in den eigenen Graben einschlägt, auf Kopfhöhe und nur einen Meter neben mir. Was für ein Blitz (...) und gleich danach, welch' Dunkelheit! Das funkelnde Etwas warf mich, ich weiß nicht wohin, mit einem Kameraden unter eine Lawine rauchender Erde. Der Boden unter uns und rings um uns herum wurde durchsiebt von enormen Splittern (...)".

Von Februar bis März 1917 macht er einer Fliegerausbildung an der Flugschule in Dijon-Longvic, und später in der Flugschule von Chartres. Da sein Sehvermögen jedoch als nicht ausreichend gut eingestuft wurde, wird er Anfang April wieder zu den 6. Dragonern zurückgeschickt. Er nutzt die momentane Abwesenheit von der Front, um am 14. Mai 1917 zu heiraten.

Im Frühjahr 1918 beginnen die Großangriffe der Deutschen. Die Einheit von Bernanos kämpft zu Fuß in den Regionen Aisne und Oise. Am 30. Mai erhält er infolge einer Beinverletzung eine ehrenvolle Erwähnung. "Ich war zwei Tage lang die Verbindungsstelle zwischen meiner Sektion und meiner Kompanie. (...). Den ganzen Donnerstag bewegte ich mich zwischen einer Ebene und einem Wald, der sprichwörtlich durchsiebt war von Kugeln (...). Ich habe gekämpft, wie ich es immer erträumt hatte."

Den Juli/August verbringt Bernanos im Krankenhaus, bevor er im September wieder auf sein Regiment trifft: "Staub, Schlamm (...) ich nehme die Farbe unseres Weges an". Am 11. November teilt der Schriftsteller das Leid der Kavalleristen: es gab keinen umfassenden Sieg und keine Verfolgung zur Zerstörung der feindlichen Armee. Auch ist er enttäuscht von der Anwendung der Verträge von Versailles: "Der Sieg ist uns nicht gegönnt", schreibt er in Les Enfants humiliés.

In den 30er Jahren bricht er mit seinem politischen Umfeld. Er lässt sich mit seiner Familie in Palma de Mallorca nieder und nimmt am Krieg in Spanien teil, der ihn zu seinem Werk Les grands cimetières sous la lune (1938) inspiriert, in dem er Franco und seine Partisanen stigmatisiert. 1938 verlässt er Europa in Richtung Paraguay, später führt ihn sein Weg nach Brasilien. Er bezeichnet das Vichy-Regime betitelt als "lächerliche Bauerndiktatur", und ergreift Partei für General de Gaulle.

1945 kehrt er nach Frankreich zurück und geht dann nach Tunesien, von wo er nur noch zum Sterben zurückkehrt. Bernanos stirbt 1948 in Neuilly.

 

Quelle : Jean Bastier, "Georges Bernanos, le dragon de 1914-1918" In Les écrivains combattants de la Grande Guerre, Giovanangeli Ed., 2004, In Les Chemins de la Mémoire, 186/September 2008