Newsletter

Die Gedenkstätte für die Opfer der Deportationen

Ein Ort, ein Text und eine Stimme, ein Bereich, der die Erinnerung an die Deportierten wachhält


Bildquelle: ©JessicaRedouaneECPAD


 

Die am 12. April  1962 von General de Gaulle, dem damaligen französischen Staatspräsidenten, eingeweihte Gedenkstätte für die Opfer der Deportationen bildet einige charakteristische Aspekte der Welt der Konzentrationslager nach: Gefangenschaft, Unterdrückung, Unmöglichkeit der Flucht und, in den Worten ihres Architekten Georges-Henri Pingusson, „der lange Leidensweg der Zermürbung, der Wille zu Vernichtung und Erniedrigung“. 

Diese Nationale Gedenkstätte auf der Île de la Cité in Paris birgt eine weiträumige, sechseckige, schwach beleuchtete Krypta. Besucher folgen einem Rundgang, der es ihnen ermöglicht, die Deportationen in ihrer ganzen Vielfalt zu erfassen. Auch die Gedankenwelt hinter den Gedenkstätten zum Zweiten Weltkrieg wird hier nachvollziehbar. 

Auf dem Weg lassen Auszüge aus Gedichten die Besucher innehalten. Hierzu gehört auch ein Gesicht von Robert Desnos, das wir hier vorstellen. Es wird gesprochen von Eric Cénat, Regisseur, Schauspieler und Gründer des Theaterensembles Théâtre de l'Imprévu ...: 

 

„Ce cœur qui haïssait la guerre“ (Dieses Herz, das den Krieg hasste), ein Gedicht von Robert Desnos

 

Robert Desnos wurde am 4. Juli 1900 in Paris geboren. Er war Autodidakt, ein ausgesprochener Musikliebhaber, stand für eine Weile den Surrealisten nahe und er verfasste Gedichte. Vor dem Krieg arbeitete er für eine Reihe von Zeitungen. Schon früh engagierte er sich gegen den Aufstieg des Faschismus. Im Juli  1942 schloss er sich der Widerstandsbewegung „Agir“ (Handeln) an. 

Am 22. Februar 1944 wurde Robert Desnos in seiner Wohnung von der Gestapo verhaftet und dann deportiert. Er wurde nacheinander in mehreren Lagern gefangen gehalten. Ausgezehrt und krank starb er am 8. Juni 1945 im Konzentrationslager Theresienstadt an Typhus, einen Monat, nachdem die Nazischergen das Lager aufgegeben hatten. 

Zahlreiche Texte über Kunst, Kino oder Musik, aber auch Gedichte, von denen viele posthum veröffentlicht wurden, sind uns von ihm geblieben. Hierzu gehört auch die Gedichtsammlung „Destinée“ (Schicksal), aus der das Gedicht „Ce cœur qui haïssait la guerre“ (Dieses Herz, das den Krieg hasste) stammt, das an den Wänden der Gedenkstätte für die Opfer der Deportationen eingraviert ist. 

 

Paul Eluard, auch Dichter und Widerstandskämpfer, widmete ihm diese Worte:

 

„Bis zu seinem Tod kämpfte Desnos für die Freiheit. Die Idee der Freiheit zieht sich durch seine Gedichte wie ein machtvolles Feuer, das Wort Freiheit schlägt unter den neuesten Bildern, auch unter den extrem gewalttätigen, wie eine Fahne im Wind. Die Poesie von Desnos ist die Poesie des Mutes. Jede nur mögliche Kühnheit des Denkens und des Ausdrucks setzt er ein. Er geht ohne Zweifel und Vorbehalte auf die Liebe, das Leben und auf den Tod zu. Er spricht, er singt in voller Lautstärke, und geniert sich nicht. Er ist der verlorene Sohn eines Volkes, das sich der Besonnenheit, Sparsamkeit und Geduld unterworfen hat, aber trotzdem mit seine Zornanfällen, seiner Freiheitssehnsucht und seinen überraschenden Höhenflügen die Welt immer wieder in Erstaunen versetzt hat.

 

 

Werfen Sie einen Blick zurück auf die zuvor besuchten Orte: