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Die Schlacht von Saumur

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19. - 20. Juni 1940

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Die Brücke Pont Napoléon (oder Pont des Sept Voies), wo Leutnant de Buffévent kämpfte.
Die Brücke Pont Napoléon (oder Pont des Sept Voies), wo Leutnant de Buffévent kämpfte. Quelle: „L'Anjou“, vierteljährliche Zeitschrift, September 1990

 

Deutschland richtet zum Ende des „Sitzkriegs“ am 10. Mai 1940 seine Streitkräfte gegen Frankreich und Belgien.

Nachdem er in den Departements Somme und Aisne gesiegt hat, rückt der Feind Richtung Seine vor. General Weygand, der seit 20. Mai 1940 Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte ist, befiehlt alle Ufer zu verteidigen, welche die Invasionsroute Richtung Süden blockieren könnten..

Corps 1

 

Ende Mai wird daher die Verteidigung der Loire unter dem Kommando von General Vary beschlossen.

Der Teil des Flusses, der sich zwischen Port-Boulet (Indre-et-Loire) und Gennes (Maine-et-Loire) erstreckt, sollte Schauplatz eines Verzögerungskampfes werden, der legendär wurde.

Der Kavallerieschule von Saumur wird der Abschnitt zwischen dem Zusammenfluss der Vienne und der Loire im Osten bis nach Thoureil im Westen zugeteilt, das ist eine ca. vierzig Kilometer lange Front. In diesem Abschnitt befinden sich bereits verschiedene Einheiten, die oftmals vorhergehende Gefechte überstanden haben: Teile des 19. Dragonerregiments, des 13. algerischen Infanterieregiments (RTA), Reste der Freischarengruppe von Neuchèze usw.

Weygand

Maxime Weygand. Quelle SHD

 

An dieser Front gibt es vier Stellen, an denen die Loire überquert werden kann: di Brücke in Monsoreau, den Eisenbahnviadukt, die Brücken in Saumur auf beiden Seiten der Ile Offard sowie die Brücke in Gennes.

Am 10. Juni überqueren die deutschen Truppen die Seine. Am 14. marschieren sie in Paris ein. Die Loire bleibt das einzige Hindernis, das den Versuch einer letzten Schlacht ermöglicht.

Die Kavallerieschule – die keine Kampfeinheit ist – erhält am 15. Juni den Befehl, sich nach Montauban zurückzuziehen.

Für ihren Kommandanten, Oberst Michon, stellt dieser Befehl ein Dilemma dar: dessen Befolgung würde zu einem 40 km langen Loch im Verteidigungssystem der Loire führen. Fürs Erste erreicht er, dass nur kampfunfähige Teile ins Hinterland zurückgeschickt werden, jetzt sind vor allem Führungskräfte und Schüler vor Ort.
Am 17. Juni erteilt Marschall Pétain, der um den Waffenstillstand gebeten hat, den Befehl zur Einstellung der Kämpfe. Oberst Michon bespricht sich mit seinen Führungskräften: alle entscheiden sich zu Ehren der Schule, den Deutschen an der Loire die Stirn zu bieten.

Um den zwei in das Gebiet von Saumur vordringenden deutschen Divisionen – fast 40.000 Mann und 300 Artilleriewaffen – gegenüberzutreten, stehen den Franzosen 2.500 Mann zur Verfügung: 550 Reservistenanwärter (EAR) der Kavallerie, 240 EAR des Zugs, 300 Infanteristen und Maschinengewehrschützen des 13. RTA usw. Die Bewaffnung ist schwach: 5 Geschütze Canon de 75, 13 Panzerabwehrgeschütze, einige 60- und 81-mm-Mörser... Die Schüler der Kavallerieschule sind nur mit einem Karabiner pro Mann sowie mit Maschinengewehren und Saint-Etienne-Mitrailleusen des Modells 1915 bewaffnet, die Ausbildungszwecken dienen.
Angesichts dieser Mittel bilden die Brücken die Verteidigungsstellungen.

Als die Deutschen heranrücken, beziehen die französischen Truppen, der Kommandoposten und die Schwadronen am 18. Juni um 13.30 Uhr an den vorgesehenen Orten Stellung.

Der Kontakt erfolgt am 19. Juni kurz nach Mitternacht. Die ersten Gefechte sind heftig: sieben feindliche Panzer werden an der Brücke nördlich von Saumur zerstört, bevor diese in die Luft gesprengt wird. Um nicht überlaufen zu werden, müssen die Franzosen mehrere Brücken zerstören: zuerst erfolgt die Zerstörung der Brücke nördlich von Saumur, dann jene der Brücke in Montsoreau und des Viadukts. Der Feind bedrängt die französischen Stellungen die ganze Nacht.

Bei Tagesanbruch wird an der ganzen Front gekämpft. Der Feind bombardiert die Franzosen, bei denen sich die fehlende Artillerie in hohem Maße bemerkbar macht. Leutnant de Buffevent, der mit einigen Männern den Fluss überquert hatte, findet den Tod, als er eine deutsche Batterie zerstört. Überall verstärken sich die Schwadronen, um einen Versuch zur Überquerung der Loire abzuwehren, da der Feind immer stärker wird.

Deutsche Artilleriebatterien und Selbstfahrlafetten beschießen den ganzen Tag lang die französischen Stellungen, die sie erst mit ihren 81-mm-Mörsern zerstören können. Der Kampf ist heroisch: trotz unzureichender Bewaffnung vernichten die Franzosen alles, was in ihrer Reichweite vorbeikommt. Gegen Ende des Tages sprengen sie schließlich die Brücke nördlich von Gennes und die Südbrücke in Saumur. Dennoch ist kein französischer Verband gefallen: die Verteidiger der Insel von Saumur halten immer noch ihre Stellungen.

pont Balbigny

Die Loire-Brücke in Balbigny bei ihrem Einsturz im Juni 1940. Public Domain

 

Um 21 Uhr beschießen die Artillerie 77 und die deutschen Panzerwagen die Ile de Gennes und das Südufer der Loire, um den Weg für eine Überquerung des Flusses im Osten und Westen der Insel zu ebnen. Der Beschuss der FM und der französischen Mitrailleusen vereiteln diesen Plan. Der Feind wird durch die effektive Verteidigung der Brigade von Leutnant Desplats zurückgedrängt, der die Ile de Gennes hält. Der äußerst heftige Einsatz dauert bis 23.30 Uhr. Die Brigade Destrelats ist jedoch gezwungen, die Südbrücke der Stadt in die Luft zu sprengen, wodurch sie abgeschnitten ist.

In der Nacht sind alle Versuche des Feindes, die Loire zu überqueren, gescheitert. Die französischen Stellungen halten immer noch stand: die französischen Einheiten haben auf wundersame Weise Oberhand über einen vorrückenden, stark bewaffneten Feind gewonnen.

Am Abend des 20. Juni verstärken zwei Kompanien mit Reserveinfanterieanwärtern aus Saint-Maixent, die dem Abschnitt Saumur zugeteilt wurden, die französischen Truppen westlich von Gennes.

In der Nacht vom 20. Juni beschießen die Deutschen die französischen Stellungen und vor allem Saumur und Gennes, um den Weg für eine Überquerung der Loire zu ebnen.

Ein Verband der Artillerieschule von Poitiers kommt als Verstärkung in den Abschnitt. Eine Gruppe bezieht bei der Brücke in Port-Boulet Stellung, die sie bis am Abend halten kann. Der Großteil der Artilleristen wird jedoch von einem Ort an den anderen geschickt, ohne wirkliche Koordinierung mit den anderen Einsätzen.
Am frühen Morgen landen die Deutschen auf der Ile de Gennes, die sie nach einem Kampf Mann gegen Mann besetzen. Sie versuchen anschließend, am Südufer der Loire Fuß zu fassen, werden aber für einige Stunden durch die Staffel von Hauptmann Foltz aufgehalten, die diesen Abschnitt um jeden Preis verteidigen soll. Angriffe und Gegenangriffe wechseln sich den ganzen Tag über ab. Am 20. Juni werden die Franzosen gegen 21 Uhr überlaufen und sind gezwungen, den Abschnitt Gennes aufzugeben.

Das Opfer von Leutnant Desplats, der die Insel mit allen Mitteln verteidigt, die Initiative, der Weitblick und die Ruhe von Hauptmann Foltz, der Gennes bis zum Ende verteidigt, die beispielhafte Haltung von zwei seiner Leutnants, Leutnant Roimarmier und Bonnin, die in der Schlacht getötet werden, der Mut der Kadetten der Schule, die sich vorbildlich verhalten haben, als sie das erste Mal einen Beschuss erlebten, all dies ermöglichte einen erbitterten Widerstand gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind, der über eine Artillerie, Panzer und starke Kampfmittel verfügte.

Gleichzeitig fasst der Feind am Südufer der Loire bei Saumur Fuß, jedoch gelingt es ihm trotz heftiger Kämpfe und eines unaufhörlichen Beschusses der französischen Stellungen nicht, die Stadt einzunehmen. Obwohl die Schlacht in Saumur und vor allem der Artilleriebeschuss die heftigsten im ganzen Abschnitt sind, halten sich die Franzosen gut und verlassen ihn erst in der Nacht.

Im Abschnitt Montsoreau, wo sich laut späteren Berichten ein deutsches Spionagenetz befinden soll, wird an diesem 20. Juni gegen 21 Uhr der Befehl zum Rückzug erteilt. Die Brigade, die dort Stellung bezogen hatte, kann diese ohne allzu große Verluste räumen.

Am Donnerstag, 20. Juni abends wird der gesamte Abschnitt von Saumur gehalten. Es sind jedoch alle Reserven eingesetzt und ein Großteil aufgebraucht. Die Verluste sind hoch.

 

soldat allemand blessé

Verwundeter deutscher Soldat, der im Juni 1940 an der Front medizinisch behandelt wird. © Deutsches Bundesarchiv

 

Da die Mittel und Munition zur Fortsetzung einer effektiven Verteidigung fehlen und bereits um den Waffenstillstand angesucht worden war, wird die Evakuierung des Abschnitts von Saumur unumgänglich.

Die Kadetten der Kavallerieschule hatten die Aufgabe standzuhalten. Sie haben großartig standgehalten und dabei das Opfer auf sich genommen, Stellungen zu verteidigen und sogar jedes Mal Gegenangriffe mit voller Kraft durchzuführen, wenn es dem Feind gelungen war, ihre Linien zu unterwandern.

Gewiss konnten die „Kadetten von Saumur“ - wie sie erstmals von General Feldt genannt wurden, dem Kommandanten der 1. deutschen Kavalleriedivision, der den Angriff auf Saumur leitete - durch ihren heroischen Widerstand die Überquerung der Loire durch den Feind nicht verhindern, jedoch schrieben sie ein ruhmreiches Blatt der französischen Militärgeschichte.

Auf französischer Seite betrugen die Verluste 250 Gefallene oder Verwundete.

218 Schüler und Offiziere der Kavallerieschule wurden im Zuge der Kämpfe vom 19. und 20. Juni 1940 gefangen genommen. In den folgenden Wochen ermöglichen ihnen die Deutschen, die Südzone als freie Männer zu erreichen und ehren sie sogar beim Passieren der Demarkationslinie.

 

MINARM/SGA/DPMA