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Jean de Lattre de Tassigny

Sous-titre
1889-1952

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Le général de Lattre acclamé par la population de Colmar. Source : ECPAD
Le général de Lattre acclamé par la population de Colmar. Source : ECPAD

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) ist Jean de Lattre de Tassigny der jüngste General Frankreichs.

Nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands am 22. Juni 1940 lässt er sich zur Vorbereitung des Sieges gegen die Nazi-Besatzer von seiner Devise ”Nicht hinnehmen” leiten. Sein Anschluss an das Freie Frankreich von General de Gaulle führt ihn nach Algier, von wo er 1944 mit seiner Armee aufbricht, um Frankreich von der Provence bis zum Rhein zu befreien.

Am 9. Mai 1945 ist dieser künftige Marschall von Frankreichs an der Seite der Alliierten in Berlin und unterzeichnet im Namen Frankreichs die Kapitulationserklärung der deutschen Wehrmacht.

Corps 1

General de Lattre im Jahr 1951. Quelle: Association Rhein et Danube (Rhein-Donau-Veteranenverein)

De Lattre vor dem Zweiten Weltkrieg: Der jüngste General Frankreichs

Jean de Lattre de Tassigny wird am 2. Februar 1889 in Mouilleron-en-Pareds, einem Dorf in der Vendée, geboren.

Nach seinem Studium in Poitiers und Paris wird der künftige Marschall im Juli 1908 in die Militärakademie Saint-Cyr aufgenommen und entscheidet sich für die Kavallerie.

Jean de Lattre, Leutnant des 12. Dragoner-Regiments. Quelle: Musée national des deux victoires Clemenceau - de Lattre (Nationalmuseum der beiden Siege in Clémenceau)

Nach Abschluss der Kavallerie-Schule in Saumur wird er im Oktober 1912 dem 12. Dragoner-Regiment in Pont-à-Mousson zugeteilt. Als Offizier-Aufklärer der 2. Kavalleriedivision wird Oberleutnant de Lattre in den ersten Kriegsmonaten 1914 zweimal verwundet, durch einen Granatsplitter im August und einen Lanzenstich in die Brust im September. Am 20. Dezember 1914 wird er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. 1915 bittet er um Versetzung in die Infanterie. Vorübergehend zum Kapitän ernannt, wird er zum 93. Infanterieregiment, dem Regiment der Vendée versetzt und kämpft in Verdun, wo er mehrere Monate am Chemin des Dames zubringt. Er beendet den Krieg in der 2. Stabstelle der 21. Division. Mehrfach verwundet, erhielt er bis Kriegsende acht Auszeichnungen.

Jean de Lattre im 93. Infanterieregiment. Quelle: Musée national des deux victoires Clemenceau - de Lattre (Nationalmuseum der beiden Siege in Clémenceau)

Nach zwei Jahren im 49. Infanterieregiment in Bayonne äußert de Lattre den Wunsch, in Marokko zu dienen. Er nahm 1922 an den Operationen in der Haute Moulouya und 1923 in Taza teil. Beim Aufstand von Mohammed Abd al-Karim gegen die Franzosen (Rif-Krieg, 1925-1926) ist er Oberbefehlshaber der Region Taza. Er wird zweimal verwundet und erhält drei neue Auszeichnungen.

Jean de Lattre im Einsatz in Marokko. Quelle: DR

1927, dem Jahr seiner Heirat mit Simone de Lamazière, tritt der Bataillonskommandeur in die Oberste Kriegsschule ein. 1932 wird er zum Generalstab unter General Maxime Weygand, Vizepräsident des Obersten Kriegsrates, abkommandiert. Mit der ”Planung” und den ”Beziehungen zum Ausland” betraut, verfolgt Oberstleutnant de Lattre in seinen drei Jahren an der Seite von General Weygand und anschließend General Georges die Entwicklung der Außenpolitik sowie bestimmter innenpolitischer Fragen mit Bezug zu den Verteidigungshaushalten. Von 1935 bis 1937 ist er Kommandeur des 151. Infanterieregiments in Metz im Rang eines Obersts. 1938 wird er Student der Militärhochschule CHEM in Paris. Mit seiner Ernennung zum Brigadegeneral im März 1939 wird er der jüngste General Frankreichs.

Corps 2

Vom Zweiten Weltkrieg zum Indochinakrieg

Nach der Kriegserklärung vom 3. September 1939 übernimmt de Lattre als Oberbefehlshaber der V. Armee (Elsassarmee) ab Januar 1940 das Kommando des 14. Infanterieregiments. Im Verlauf der Gefechte im Mai und Juni zeichnet sich diese Division in Rethel aus, wo sie die deutschen Truppen, die versuchen, die Aisne zu überqueren, dreimal zurückdrängt, bevor sie sich zurückzieht und Verzögerungskämpfe an der Marne und der Loire ausführt.

Der Waffenstillstand mit Deutschland wird am 22. Juni 1940 unterzeichnet. Die französischen Streitkräfte werden demobilisiert und entwaffnet, Frankreich darf nur noch die für die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung erforderlichen Truppen behalten. In diesem Klima der Niederlage will de Lattre den jungen Franzosen Hoffnung geben und wieder Vertrauen einflößen und widmet sich der militärischen Kaderausbildung. ”Nicht hinnehmen” ist seine Devise. In Opme Nähe Clermont-Ferrand, in Salammbo in Tunesien und in Carnon Nähe Montpellier arbeitet er an der Aufstellung französischer Truppen mit dem Ziel, die Kämpfe an der Seite der Alliierten wieder aufzunehmen.

Am 11. November 1942, als die Deutschen in die Freie Zone eindringen, erteilt er seinen Truppen den Befehl, aus ihren Garnisonen herauszukommen und Widerstand zu leisten. Er wird verhaftet, zunächst in das Zentralgefängnis Toulouse und später ins Fort Montluc in Lyon überstellt und wegen Verlassens seines Postens am 9. Januar 1943 vom Staatsgerichtshof (letztinstanzliches Sondergericht) zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt Am 2. Februar wird er nach Riom überstellt, wo er in der Nacht vom 2. auf den 3. September mit Hilfe seiner Frau und seinem Sohn Bernard fliehen kann.

Er hält sich einen Monat lang in der Auvergne versteckt, bevor er nach Mâcon zieht. Mitte Oktober erreicht er London und am 20. Dezember Algier, die Hauptstadt des Freien Frankreichs. General de Gaulle betraut ihn mit der Aufstellung und Führung der französischen B-Armee, deren Kader in der Militärschule Douera trainiert werden. Die im Juni 1944 auf Elba siegreiche Armee, aus Afrika und Italien kommende Armee landet im August an der Seite der Alliierten in der Provence (Operation Dragoon). Ihr Auftrag ist die Einnahme von Toulon und von Marseille; die Einnahmen sollten laut ”Zeitplan” der Amerikaner am 4. und 24. September erfolgen.

August 1944, General de Lattre und seine Männer bereiten sich auf die Landung in der Provence vor. Quelle: ECPAD

Deutlich vor dem Zeitplan befreit die B-Armee die beiden Städte am 27. und 28. August und zieht das Rhône-Tal gen Norden, marschiert am 3. September in Lyon ein und befreit Mâcon, Autun und Dijon, wo General de Lattre auf die 2. Panzerdivision stößt und seinen größten Sieg erringt: die Verschmelzung der Afrikaarmee mit den Französischen Streitkräften des Inneren (Aufnahme in die ”reguläre” Armee der Widerstandsverbände).

Die Armee von de Lattre, in 1. französische Armee umbenannt, erreicht am 19. November als erste alliierte Truppe den Rhein. Mit der Rückeroberung von Belfort, Mulhouse, Straßburg und Colmar ist die vollständige Befreiung Frankreichs abgeschlossen.

Der Führungsstab von General de Lattre im Januar 1945 in Montbéliard, von Siss. Quelle: Musée national des deux victoires Clemenceau - de Lattre (Nationalmuseum der beiden Siege in Clémenceau)

Die Truppen überqueren am 31. März 1945 gewaltsam den Rhein, erreichen Karlsruhe und Stuttgart, überqueren die Donau und stoßen bis nach Ulm vor, während andere Verbände an der Schweizer Grenze entlang von Basel nach Konstanz und bis zum Arlbergpass ziehen.

General de Lattre, von der Bevölkerung in Colmar bejubelt. Quelle: ECPAD

Am 9. Mai 1945 ist General de Lattre an der Seite der Alliierten in Berlin und unterzeichnet im Namen Frankreichs die Kapitulationserklärung der deutschen Wehrmacht.

TAGESBEFEHL NR. 9

Offiziere, Unteroffiziere, Korporale und Soldaten der ersten französischen Armee!

Der Tag des Sieges ist angebrochen.

Mit Stolz kann ich in Berlin im Namen Frankreichs, in Eurem Namen, den feierlichen Akt der Kapitulation Deutschlands unterzeichnen.

Würdig unseres obersten Chefs, des Generals de Gaulle, des Befreiers unseres Landes, habt ihr durch eure Anstrengungen, eure Hingabe, euer Heldentum, dem Vaterlande seine Stellung und seine Größe zurückgegeben.

Brüderlich vereint mit den Soldaten der Résistance, Seite an Seite mit unseren alliierten Kameraden, hab ihr den Feind, wo er euch auch begegnete, zermalmt.

Im Herzen Deutschlands flattern eure Fahnen.

Eure Siege sind Marksteine auf dem Wege der Wiederaufrichtung Frankreichs.

Von ganzem Herzen sage ich euch Dank dafür. Ihr dürft mit Recht auf euch, auf eure Taten stolz sein.

Lasst uns stets in Ehrfurcht unserer Toten gedenken. Als edle Gefährten blieben sie auf dem Feld der Ehre und sanken dahin in Opfertod und Ruhm, wie unsere Füsilierten und Märtyrer, damit Frankreich wiederauferstehe!

Feiern wollen wir euren Sieg: Als Maiensieg, als strahlenden Frühlingssieg, der unserem Frankreich Jugend, Stärke und Hoffnungsfreude zurückgibt.

Sieggekrönte Soldaten! Das neue Heldenlied, das euch das Vaterland verdankt, wird man dereinst euren Kindern lehren!

Berlin, den 9. Mai 1945

Der Armeegeneral DE LATTRE DE TASSIGNY,

Oberbefehlshaber der 1. Französischen Armee

J. DE LATTRE

De Lattre, ab 1945 Generalinspekteur und Oberbefehlshaber der Landstreitkräfte, wird 1948 unter Marschall Montgomery zum Oberbefehlshaber aller NATO-Streitkräfte in Westeuropa ernannt.

Angesichts der schwierigen Situation in Indochina im Krieg der Kolonialmacht Frankreichs gegen die vietnamesische ”Liga für die Unabhängigkeit” (Viet Minh) wird de Lattre am 6. Dezember 1950 zum Hochkommissar in Indochina und Oberbefehlshaber in Fernost ernannt. Mit den Siegen in Vinh Yen und Mao Khê stellt er die Lage in Tonkin wieder her, stärkt das Vertrauen aller und fördert und entwickelt die vietnamesische Armee. Sein einziger Sohn Bernard wird am 30. Mai 1951 an der Spitze einer vietnamesischen Staffel des 1. Jägerregiments in Ninh Binh getötet.

Militärparade der vietnamesischen Volksarmee. Quelle: DR

Nach verschiedenen Missionen in Washington, London und Rom geht er, bereits erkrankt, nach Vietnam. Er kehrt nach Frankreich zurück, um für die beteiligten Staaten (Vietnam, Kambodscha, Laos) am Hohen Rat der Französischen Union teilzunehmen, dem er seinen Länderbericht zu Indochina präsentiert. Er stirbt am 11. Januar 1952. Vier Tage später wird Jean de Lattre de Tassigny der Ehrentitel Marschall von Frankreich verliehen.

Er trug das Großkreuz der Ehrenlegion, war Kamerad der Befreiung und Inhaber der Militärmedaille, des Kriegskreuzes 91914-1918, des Kriegskreuzes 1939-1945, des Kriegskreuzes der äußeren Kriegsschauplätze, der Medaille der Entflohenen sowie zahlreicher ausländischer Orden.

Ehrenmal zum Gedenken an Marschall de Lattre de Tassigny un des französischen Expeditionskorps in Fernost, Mouilleron-en-Pareds. Quelle: DR