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Der Krieg von 1870 vor 150 Jahren

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150 Jahre nach dem Krieg, den viele vergessen zu haben scheinen, leistete der Staat einer starken Mobilisierung und Erwartung der Gebiete Genüge, die durch eine Geschichte geprägt sind, deren Spuren an bestimmten Gedenkstätten sowie in lokalen Gedenkpraktiken sichtbar bleiben.

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Im Herbst 2018 wurde die Direktion für Kulturerbe, Gedenken und Archive (DPMA) des Verteidigungsministeriums von mehreren Partnereinrichtungen der Regionen Île-de-France, Hauts-de-France und Grand Est im Hinblick auf den Gedenkzyklus zum 150. Jahrestag des Krieges von 1870 kontaktiert. Im Bewusstsein um die Verbreitung der Erinnerungen im Zusammenhang mit dem Krieg von 1870 und die einzelnen Gedenk-, Kultur- und touristischen Praktiken der jeweiligen Gebiete wollen sie, dass der Staat die verschiedenen Initiativen begleitet und alle Aktivitäten koordiniert.

Auch wenn es umfangreiche künstlerische und literarische Zeugnisse zum Thema gibt, besteht die Herausforderung für das Verteidigungsministerium und seine Partner, insbesondere die dauerhaft durch diesen Konflikt gezeichneten Gebiete, darin, möglichst vielen Menschen die Bedeutung dieses Krieges im Verständnis der beiden darauf folgenden deutsch-französischen Konflikte näherzubringen, sein Gedenken in der Nachwelt sowie den Nachhall, den er in der heutigen Welt haben kann.

Verstreute Erinnerungen und aktive Gebiete

In Frankreich zählt man 22 Orte und Museen, die mit dem Krieg von 1870 in Verbindung stehen, sowie 4 Soldatengrabstätten (Krypta mit Beinhaus in Champigny-sur-Marne, Beinhaus von Bazeilles, Friedhof Metz-Chambière, Gedenkhalle und deutsch-französischer Friedhof von Gravelotte), die im Eigentum des Verteidigungsministeriums sind. Das Gedenken an diesen Krieg ist für das DPMA außerdem Anlass, an der Seite der betroffenen Gemeinden und seines deutschen Partners vom VDK, dem Dienst für die Erhaltung der deutschen Kriegsgräber, über die Zukunft der französischen und deutschen Kriegsgräber nachzudenken, deren Schutz im Friedensvertrag von 1871 vorgesehen wurde und damit eine staatliche Politik einläutete, die in diesem Bereich heute noch andauert. Diese mehr als 20 Gedenkstätten sind gleichermaßen kulturelle Zeugnisse eines lang vergangenen Krieges der zeitgenössischen Geschichte, dessen Leid für die Bevölkerung und die Erinnerung an die 138000 Toten auf französischer Seite in manchen Gemeinden lebendig bleiben.

Seit 2018 haben sich viele engagiert, um ein umfangreiches, neu gestaltetes Gedenk- und Kulturprogramm anzubieten, das seit ein paar Monaten in Anbetracht der Gesundheitslage einigen Anpassungen unterzogen wurde. Diese in einem Netzwerk zusammengefassten Orte haben gemeinsam mit den Gebietskörperschaften und der nach dem Konflikt entstandenen Gesellschaft Souvenir Français ihre Visionen und Ressourcen über den Krieg von 1870 geteilt, um ein innovatives und pädagogisches Konzept anzubieten. Neben außergewöhnlichen Objekten, historischen Anekdoten, unveröffentlichtem Archivmaterial und Kunstwerken gibt es so viele Einblicke in diesen „ersten“ deutsch-französischen Konflikt, dass den Gebieten sehr daran liegt, diese in einem Vorhaben zur touristischen Nutzung, Förderung der geschichtlichen Forschung und kulturellen Aufwertung zu würdigen.

Das Verteidigungsministerium als Akteur des 150. Jahrestages

Das DPMA hat nicht nur das Programm der Partner vor Ort auf nationaler Ebene unterstützt und aufgewertet, sondern auch Maßnahmen durchgeführt, um den 150. Jahrestag zu einem Moment der „Rückkehr ins Gedächtnis“ zu machen, wie die Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Geneviève Darrieussecq, unterstrich. Dies geschieht durch offizielle Feierlichkeiten, wie jene von Gravelotte Ende August zum Gedenken an die schrecklichen Kämpfe vom 16. und 18. August 1870.

Dies geschieht auch über andere Wege, wie die Erstellung einer Dokumentation, einer Broschüre und eines Clips, die im entsprechenden Bereich für den Gedenkzyklus auf der Website www. cheminsdememoire.gouv.fr bereitgestellt werden, oder auch die Erstellung einer 10-teiligen Webserie, die dem Etablissement de communication et de production audiovisuelle de la défense (Einrichtung für Kommunikation und audiovisuelle Produktion der Verteidigung) anvertraut wurde. Darin lässt sich die Geschichte des Krieges von 1870 anhand der Kultur- und Gedenkstätten durch die Schilderung der Orte oder Gegenstände, die sowohl symbolisch wie auch ungewöhnlich sind, neu entdecken. So beginnt die Serie zum Beispiel mit dem Panorama von Rezonville, das von Alphonse de Neuville gemalt wurde und die ersten Gefechte der französischen Armee zeigt, und bietet anschließend einen Blick auf die „kleinen Geschichten“ von 1870, wie jene einer nach Paris geflohenen Familie aus Champigny, oder auch den von Oberst Denfert-Rochereau während der Belagerung von Belfort verwendeten Kompass.

Die ministeriellen Partner des DPMA wurden ebenfalls aktiv. So führte der Historischen Dienst der Verteidigung ein umfangreiches Projekt der Zuordnung und Wiederaufnahme der Serie GR L in den Bestand durch, die den operativen Archiven des Konflikts gewidmet ist. Er wird darüber hinaus 2021 eine Ausstellung über den Krieg von 1870-71 präsentieren und bereitet die Herausgabe von bisher unveröffentlichten Erinnerungen von Offizieren und Berichten von Soldaten vor.

Das Armeemuseum bietet seinerseits einen kommentierten Museumsrundgang unter dem Titel „La guerre de 1870- 71 à hauteur d’hommes“ (Der Krieg von 1870-71 hautnah). Ab Oktober 2020 wird eine Auswahl an Fotos, Grafiken und Zeichnungen das Schicksal dieser Männer in Erinnerung rufen, die 1870 Geschichte geschrieben haben. Der Rundgang endet in einem Fotoatelier, in dem der Besucher eingeladen ist, sich vor der Kulisse und mit den Accessoires der Zeit porträtieren zu lassen.

Die pädagogische Aufgabe im Mittelpunkt des Gedenkzyklus

Auch wenn die kulturelle und denkmalpflegerische Dimension wichtige Wege der Vermittlung dieser Erinnerung sind, muss festgehalten werden, dass sich die pädagogische Frage bald schon als wesentlich erwies. Als erster deutsch-französischer Konflikt in einer Reihe von drei Kriegen innerhalb von weniger als einem Jahrhundert in der modernen Geschichte bietet der Krieg von 1870-71 die Möglichkeit, die Gründe für die deutsch-französische Gegnerschaft (mit der französischen Niederlage, dem Verlust Elsass-Lothringens und der deutschen Besatzung) als Ursache der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts zu verstehen.

Da in der Schule bisher wenig Wissen über diesen Krieg vermittelt wurde, hat 2019 das Ministerium für nationale Bildung und Jugend diesen Konflikt als geschichtliche Grundlage wieder in die neuen Lehrpläne der Schulen aufgenommen. Denn seine pädagogische Bedeutung liegt in seinen politischen und militärischen Aspekten sowie im Verständnis des seit 150 Jahren zurückgelegten Weges in Europa.

Gleichzeitig steht der pädagogische Bereich im Zentrum des Gedenkprogramms zu diesem Jahrestag. Mehrere Akteure stellen Unterrichtsmaterialien zur Verfügung, so wie das Museum des Gesundheitsdienstes der Armeen, das Museum Loigny-la-Bataille oder auch das DPMA auf seiner Plattform für den Verteidigungsunterricht Educ@ef.

Darüber hinaus bieten zahlreiche Stellen ein neu gestaltetes pädagogisches Angebot: so veranstaltet das Museum des Krieges von 1870 und der Annexion in Gravelotte pädagogische Aktivitäten, die für Schüler von der Vorschule bis zum Gymnasium geeignet sind; das Museum der Schlacht vom 6. August 1870 bei Wörth bietet mehrere unterhaltsame Workshops mit Spielen wie Puzzles, oder auch das Museum über Krieg und Frieden in den Ardennen, das eine akademische Fortbildung für Lehrer durchführt.

Zwischen pädagogischen Themen, Aufwertung der Spuren des Kulturerbes und der Feier der deutsch-französischen Versöhnung beweisen die Gedenkfeiern zum Krieg von 1870, dass die Erinnerung an ihn 150 Jahre später im Verlauf des 20. und 21. Jahrhunderts nicht verloren gegangen ist.


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