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Dimitri Amilakvari

1906-1942

Aktie :

Porträt von Dimitri Amilakvari. Quelle : Museum der Fremdenlegion

Der in dem Dorf Bazorkino in Georgien (Region Chida Kartlie) geborene Dimitri Amilakvari ist ein Prinz aus dem Haus Zedguinidze und Großstallmeister der Krone von Georgien. Der Vertrag von Brest-Litowsk und die Revolution läuten das Ende des zaristischen Russlands ein und ermöglichen es der kartwelischen Nation, am 26. Mai 1918 ihre Unabhängigkeit zu erklären. Jedoch gerät die junge sozialdemokratische Republik schon bald ins Schwanken, unter dem Druck der russischen Bolschewiken und der Bedrohung der südwestlichen Grenze durch die Türken (Erzurum). Am 25. Februar 1921 nimmt schließlich die Rote Armee Transkaukasien ein, und die transkaukasische Föderation der sozialistischen sowjetischen Republiken (Armenien, Aserbaidschan, Georgien) wird gegründet. Die zaristischen und republikanischen Eliten werden verfolgt. Die Familie Amilakvari geht ins Exil: nach Konstantinopel und dann nach Frankreich; Dimitri ist zu diesem Zeitpunkt erst etwas über zehn Jahre alt. Als würdiger Abkömmling des georgischen Schwertadels (sein Großvater Iwan ist General und sein Vater, Prinz Giorgi, ist Oberst in der Armee der demokratischen Republik Georgien) tritt Dimitri Amilakvari 1924 in die Militärschule von Saint-Cyr ein.

Er verlässt sie zwei Jahre später und geht zur Fremdenlegion: sein erster Posten ist im 1. Regiment in Sidi-Bel-Abès, dann 1929 im 4. Regiment der Fremdenlegion in Marrakesch, mit dem er an dem Feldzug im Hohen Atlas teilnimmt und sich im Mai 1932 in den Kämpfen von Aït-Atto auszeichnet. Im folgenden Jahr wird er erneut im Zusammenhang mit den Kämpfen am Djebel Baddou erwähnt. Er ist 1939 Hauptmann im 1. RE von Sidi-Bel-Abès und dann im 2. Bataillon der Gebirgsjäger im Februar 1940, als er die französische Staatsangehörigkeit erhält. Mit der 13. Halbbrigade der Fremdenlegion nimmt er am Zweiten Weltkrieg teil. Er ist an den Operationen des Expeditionskorps in Norwegen als Kommandeur der Begleitkompanie des 2. Bataillons beteiligt. Als tapferer Kämpfer erhält Dimitri Amilakvari drei zusätzliche ehrenvolle Erwähnungen, auf Grund derer er als Ritter in die Ehrenlegion aufgenommen wird.

Als Mann von Ehre und Überzeugungen entscheidet "Bazorka", wie er sich zu Ehren seines Heimatdorfes gern nennen lässt, im Juni 1940, den Kampf an der Seite von General de Gaulle fortzusetzen. Drei Tage nach seiner Rückkehr an die bretonische Küste geht er am 19. Juni in Saint-Jacut de la Mer mit ein paar Leuten der 13. an Bord und kommt am 21. über die Insel Jersey in England an. Als FFL - Legionär kommt Dimitri Amilakvari im September 1940 nach Dakar, um an der Operation "Menace" (Drohung) teilzunehmen, bevor er zur Eroberung des Pétain - treuen Französisch Westafrika aufbricht (Gabun, Kamerun) und bei dem Anschluss von Eritrea und den Territorien im Orient beteiligt ist. "Bazorka" wird Anfang 1941 der Orientbrigade zugeteilt und nimmt an der Spitze der Begleitkompanie des 1. Bataillons der Fremdenlegion an dem Sieg von Keren (März 1941) und an der Einnahme von Massaouah (8. April) teil. Im Juni 1941 zeichnet er sich erneut in der Schlacht von Syrien aus und wird zum Bataillonschef befördert. Am darauf folgenden 16. September übernimmt er das Kommando der 13. Halbbrigade der Fremdenlegion DBLE und wird eine Woche später zum Oberstleutnant befördert. Als tapferer Soldat und guter Menschenführer organisiert er seine Truppen neu, bevor er sie in den Krieg in der Wüste führt. Wegen dieses Verhaltens erhält er am 19. Oktober 1941 in Homs aus den Händen von General Catroux die Fahne der 13. Brigade.

Bazorka der von Anfang an in der Schlacht von Libyen kämpft, führt eine Jock column : eine taktische Gruppe, die aus motorisierter Infanterie, einer Batterie bespannter Artillerie, einem Zug Panzerfahrzeuge, einer Abteilung von 75 mm - Panzerabwehrkanonen und leichter FLAK, Pionieren und Funkern besteht. Er stellt an der Seite von General Koenig (1. BFL)seinen Wagemut und seine Tapferkeit während der Schlacht von Bir-Hakeim (26. Mai - 11. Juni 1942) unter Beweis. General de Gaulle verleiht ihm persönlich am 10. August 1942 im Lager von El Tahag (Ägypten) das Kreuz der Befreiung. Anfang Oktober 1942 stehen Oberstleutnant Amilakvari und seine beiden Bataillone den Divisionen des Afrikakorps von Rommel im Abschnitt von El Alamein in Ägypten gegenüber. Sie werden an der Spitze in den Angriff auf den 80 Meter hohen Berg Himeimat geschickt. Dieser Auftrag wird am Morgen des 24. Oktober ausgeführt, als die deutschen Panzer einen Gegenangriff unternehmen. Seine Einheiten ziehen sich mitten in Minenfeldern und unter dem Feuer des Feindes zurück. "Bazorka", das Maschinengewehr im Arm, wird von einer Granate am Kopf getroffen. In El Alamein, an der Stelle, wo er gefallen ist, erinnert ein weißes Kreuz an den Mut und das Opfer dieses französisch- georgischen Prinzen, einer mythischen Figur der Fremdenlegion und Pate des 143. Jahrgangs von St-Cyr. Zum Andenken an seinen 100. Geburtstag, am 19. November 2006, haben Georgier und Franzosen eine Amilakvari - Straße in der Provinzhauptstadt Gori und einen Saal im ethnographischen Museum des Ortes eingeweiht.

Marie-Pierre Koenig

1898-1970

Aktie :

Porträt von Marie-Pierre Koenig. Quelle: SHD

Ein außerordentlicher Mann, ein außergewöhnlicher Soldat, der "für immer in die Geschichte eingehen wird" (Michel Debré) ...

 

Pierre Koenig wird am 10. Oktober 1898 in Caen (Calvados) als Sohn eines Orgelbauers geboren. Er stammt aus einer alten elsässischen Familie. Er verbringt seine Schulzeit bei den Brüdern der christlichen Schulen. Nach dem Abitur meldet er sich freiwillig, um seinem Vaterland zu dienen und wird am 17. April 1917 in das 36. Infanterieregiment (RI) eingegliedert. Im Februar 1918 ist er Offiziersanwärter, nimmt im Mai 1918 an der Schlacht um Flandern teil, im Juni - Juli an der Schlacht von Matz und dann im August - September an der Offensive an der Oise und einen Monat später an den Kämpfen an der Ailette. Als vorbildlicher Soldat wird er auf der Ebene der Armee am 26. September 1918 ehrenvoll erwähnt und erhält die Militärmedaille. Nach dem Krieg beschließt Pierre Koenig, die militärische Karriere einzuschlagen. Er geht zum 15. Bataillon der Alpenjäger, dient in Oberschlesien und an der Ruhr (1919 bis 1922) und wird 1920 zum Leutnant befördert, bevor er in die Alpen beordert wird (1922-1923). Er dient dann bis 1929 als Nachrichtenoffizier im Stab der 40. und 43. Infanteriedivision der Besatzungstruppen in Deutschland. Nach zwei Jahren im 5. RI in Paris wird er als Kommandeur einer Kompanie im 4. Fremdenregiment nach Marokko geschickt (1931-1934), wo er Unternehmen zur Befriedung des Protektorats durchführt. Während seiner Abordnung zu General Catroux in Marrakesch leitet Hauptmann Koenig verschiedene Operationen im Hinterland, als der Krieg 1939 ausbricht.

Im Februar 1940 gehört er mit den aus Nordafrika abgeordneten Einheiten der 13. Halbbrigade der Fremdenlegion (DBLE) zu dem Expeditionskorps in Norwegen, wo er sich bei den Kämpfen von Namsos auszeichnet. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich erlebt er am 15. Juni 1940 den Einmarsch der Wehrmacht in Brest. Da er die Aufgabe des Kampfes durch die französische Armee nicht akzeptieren kann, beschließt er, mit einigen Kameraden aus der 13. Halbbrigade nach London zu gehen. Er legt am 19. Juni in Saint-Jacut de la Mer ab und landet am 21. an der britischen Küste.

Am 1. Juli nimmt er als Bataillonschef mit seinen Kameraden von der 13. DBLE an der erfolglosen Unternehmung von Dakar teil, dann an der Operation "Menace" (Drohung), während der er im November Gabun von den Anhängern der Vichy - Regierung zurück gewinnt. Im Dezember 1940 wird er zum Kommandeur von Kamerun ernannt. Unter dem Decknamen "Mutin" geht er einen Monat später zu den Truppen des Freien Frankreich FFL im englischsprachigen Sudan, bevor er sich Anfang 1941 in die Gebiete der Levante begibt. Als Oberstleutnant ist er Stabschef von General Legentilhomme während der Schlacht um Syrien und wird zum Delegierten des Freien Frankreich in der Waffenstillstandskommission von Saint-Jean d'Acre nach der Kapitulation von General Dentz gewählt. Als Brigadegeneral auf Zeit arbeitet er an der Reorganisation der freien französischen Truppen der Levante.

Als Kommandeur der 1. leichten Division der freien französischen Streitkräfte FFL (bzw. der 1. freien französischen Brigade BFL) schließt er sich der 8. britischen Armee an, kämpft in Libyen, in Halfaya (Dezember 1941 und Januar 1942), in Mechili (Februar 1942) und Bir-Hakeim (Februar-Juni 1942). Er erfüllt die von ihm gestellte Aufgabe, gegenüber dem Afrikakorps von Rommel "in jedem Fall die Stellung zu halten, bis zu unserem endgültigen Sieg" (Botschaft von Koenig an seine Truppen am Morgen des 3. Juni), und zwar 14 Tage lang, vom 27. Mai bis zum 10. Juni 1942, was es der englischen Armee ermöglicht, sich in Alexandria neu aufzustellen: "indem sie den deutschen Vormarsch aufhielten [Pierre Koenig und seine Männer] gewann man Zeit, um die Truppen von Palästina zu holen und Ägypten zu decken" äußert Winston Churchill anerkennend. General de Gaulle verleiht ihm das Kreuz der Befreiung für diese große Kriegsleistung.

Während ihm sein Ruf vorauseilt, nimmt Koenig an dem Sieg über die Truppen der Achse in El-Alamein im Oktober 1942 teil. Dann führt er seine Truppen als Unterstützung von General de Larminat zur Eroberung von Libyen und Tunesien. Anfang August 1943 übt er die Funktion des stellvertretenden Stabschefs der Armee in Algier aus. Dort hat er die Aufgabe, die Truppen von Nordafrika und dem Freien Frankreich zu vereinen und die zwischen ihnen bestehenden Spannungen abzubauen. Ab März 1944 betritt General Koenig die politische und diplomatische Bühne: er wird zum Delegierten der provisorischen Regierung der Französischen Republik (GPRF) bei General Eisenhower gewählt, dem Oberkommandierenden der französischen Streitkräfte in Großbritannien und Kommandeur der französischen Streitkräfte im Innern (FFI).

Insbesondere erreicht er bei den Alliierten den Abwurf von Waffen für die FFI als Vorbereitung der Landung in der Normandie, womit er zur Koordinierung der regulären Truppen und der Aktionen der Guerillakämpfer des Widerstandes beiträgt. Nach seiner Ernennung zum Generalleutnant am 28. Juni 1944 wird er am 25.

 

August zum ersten Militärgouverneur von Paris im befreiten Frankreich ernannt. Als Kommandeur der französischen Streitkräfte in Deutschland (Juli 1945 bis August 1949) wird er am 20. Mai 1946 General und erhält das Großkreuz der Ehrenlegion. Als Inspekteur der Land-, See- und Luftstreitkräfte von Nordafrika und stellvertretender Präsident des Obersten Kriegsrats wird er 1951 in die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften und zum Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates berufen. Da er den Wunsch hat, sich aktiv an den Angelegenheiten der Republik zu beteiligen, lässt sich Pierre Koenig 1951 zum Abgeordneten des Departements Bas-Rhin wählen (und wird 1956 wieder gewählt) und übernimmt die Präsidentschaft der Kommission für die nationale Verteidigung im Parlament (August 1951 bis Juni 1954). Er ist als Verteidigungsminister von Juni bis August 1954 Mitglied der Regierung Mendès-France und füllt diesen Posten ein zweites Mal im Kabinett Edgar Faure aus (von Februar bis Oktober 1955). Im Jahr 1958 verabschiedet er sich vom politischen Leben.

Pierre Koenig stirbt am 2. September 1970 im Amerikanischen Hospital von Neuilly-sur-Seine. Er wird nach einer offiziellen Trauerfeier in der Kirche Saint-Louis des Invalides auf dem Pariser Friedhof Montmartre beigesetzt. Als außergewöhnlicher Mann und Mitglied des Befreiungsordens wird Pierre Koenig posthum am 6. Juni 1984 durch Dekret zum Marschall von Frankreich erhoben.

Henri Fertet

1926-1943

Aktie :

Porträt von Henri Fertet. Quelle: Musée de l'Ordre de la Libération

 

Henri Fertet, Schüler der Oberstufe am Lycée Victor-Hugo in Besançon, wurde am 3. Juli 1943 von den Deutschen verhaftet und vom Militärgericht der Feldkommandantur 560 wegen Widerstandshandlungen zum Tode verurteilt und am 26. September 1943 hingerichtet.

Henri Fertet kam am 27. Oktober 1926 in Seloncourt im Département Doubs als Sohn einer Lehrerfamilie zur Welt.

Nach Abschluss der Grundschule verließ er seine Heimatstadt und trat 1937 in das Lycée Victor Hugo in Besançon ein. Als begabter und fleißiger Schüler interessierte er sich für Archäologie und Geschichte. Henri Fertet, der seit dem Waffenstillstand im Juni 1940 unter dem Joch der Nazis lebte, schloss sich im Sommer 1942, inspiriert durch seine augustinischen Studienfächer, der Gruppe von Marcel Simon an, der in Larnod Sekretär der Jeunesse agricole chrétienne (Christliche Landwirtschaftliche Jugend) war.

Die Simon-Gruppe schloss sich im Februar 1943 der Organisation der Franc-tireurs et Partisans an und nannte sich Groupe-franc „Guy Mocquet". Er leitete daraufhin geheime Untergrundaktionen.

Henri Fertet (registriert unter der Matrikelnummer Émile - 702) beteiligte sich als Teamleiter an drei Operationen:

  • Angriff auf den Wachposten des Forts Montfaucon am 16. April 1943, um ein Sprengstofflager zu besetzen, bei dem ein deutscher Wachposten getötet wurde.
  • Zerstörung eines Hochspannungsmastes in Châteaufarine in der Nähe von Besançon am 7. Mai.
  • Überfall auf den deutschen Zollkommissar Rothe am 12. Juni 1943 auf der Straße Besançon-Quingey mit dem Ziel, ihm seine Waffe, seine Uniform und die mitgeführten Papiere zu entreißen.

Henri Fertet schoss auf den Kommissar und verletzte ihn tödlich, aber die Ankunft eines Motorrads hinderte sie daran, die Dokumente zu erbeuten. Die Mitglieder der Gruppe wurden von nun an aktiv gesucht und ab Juni 1943 nacheinander verhaftet.

Henri Fertet wurde am 3. Juli 1943 von den deutschen Streitkräften aufgegriffen: Es war drei Uhr morgens, der junge Mann ruhte sich bei seinen Eltern in der Ecole de Besançon-Velotte aus. Henri Fertet, der jüngste der Angeklagten, war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 16 Jahre alt und wurde im Gefängnis La Butte (Besançon) inhaftiert. Er wurde vor das Militärgericht der Feldkommandantur 560 gestellt und am 18. September 1943 zum Tode verurteilt. Nach 87 Tagen Haft und Folter wurde der „Seelenverwandte" von Guy Mocquet am 26. September 1943 in der Zitadelle von Besançon hingerichtet.

Wie dieser richtete er seinen letzten Brief an seine Eltern:

„Liebe Eltern, 

Mein Brief wird euch großen Kummer bereiten, aber ich habe euch so voller Mut gesehen, dass ihr ihn, da bin ich mir sicher, auch weiterhin behalten werdet, und sei es nur aus Liebe zu mir.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich moralisch in meiner Zelle gelitten habe, wie sehr ich darunter litt, euch nicht mehr zu sehen und eure innige Fürsorge nur noch aus der Ferne zu spüren. Während dieser 87 Tage in der Zelle habe ich eure Liebe mehr vermisst als eure Pakete, und oft habe ich euch gebeten, mir all den Schmerz zu vergeben, den ich euch zugefügt habe. Ihr könnt nicht ahnen, wie sehr ich euch heute liebe, denn früher habe ich euch eher aus einer gewissen Gewohnheit heraus geliebt, aber jetzt verstehe ich alles, was ihr für mich getan habt, und ich glaube, ich bin bei der echten, der wahren Sohnesliebe angekommen. Vielleicht wird euch nach dem Krieg ein Kamerad von mir erzählen, von dieser Liebe, die ich ihm mitgeteilt habe. Ich hoffe, dass er bei dieser heiligen Aufgabe nicht versagen wird. 

Bedankt euch bei allen, die sich für mich interessiert haben, besonders bei unseren engsten Verwandten und Freunden. Erzählt ihnen von meinem Vertrauen in das unvergängliche Frankreich. Umarmt ganz fest meine Großeltern, meine Onkel, Tanten und Cousins, Henriette. Einen kräftigen Händedruck für Herrn Duvernet. Sagt jedem ein paar Worte. Bitte richtet dem Herrn Pfarrer aus, dass ich auch besonders an ihn und die Seinen denke. Ich danke dem Monsignore für die große Ehre, die er mir erwiesen hat, eine Ehre, derer ich mich, wie ich glaube, würdig gezeigt habe. Den Tod vor Augen grüße ich auch meine Schulkameraden. Nebenbei bemerkt: Hennemann schuldet mir eine Schachtel Zigaretten, Jacquin mein Buch über die Urzeitmenschen. Gebt „Der Graf von Monte Christo" in Emourgeon zurück, 3 Chemin Français, hinter dem Bahnhof. Gebt Maurice André aus La Maltournée 40 Gramm Tabak, die ich ihm schulde. 

Ich vererbe meine kleine Bibliothek an Pierre, meine Schulbücher an meinen Papa, meine Sammlungen an meine liebe Mama, aber sie soll sich vor der prähistorischen Axt und der gallischen Schwertscheide in Acht nehmen. 

ch sterbe für mein Vaterland. Ich will ein freies Frankreich und glückliche Franzosen. Kein hochmütiges Frankreich, das die führende Nation der Welt ist, sondern ein fleißiges, hart arbeitendes und ehrliches Frankreich. 

Dass die Franzosen glücklich sind, ist das Wichtigste. Im Leben muss man das Glück beim Schopf packen. 

Was mich betrifft, macht euch keine Sorgen. Ich behalte meinen Mut und meine gute Laune bis zum Schluss und werde „Sambre et Meuse" singen, weil du mir, meine liebe kleine Mama, das Lied beigebracht hast. 

Seid streng aber auch liebevoll mit Pierre. Überprüft seine Leistungen und zwingt ihn zur Arbeit. Lasst keine Nachlässigkeit zu. Er muss sich meiner würdig erweisen. Von drei Kindern bleibt eines übrig. Er muss sich bewähren.

Die Soldaten kommen, um mich zu holen. Ich beeile mich. Meine Schrift mag zittrig sein. Aber das liegt daran, dass ich nur einen kleinen Bleistift habe. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich habe ein so reines Gewissen.

Papa, ich flehe dich an, bete. Bedenke, dass es zu meinem Besten ist, wenn ich sterbe. Welcher Tod wäre für mich ehrenhafter als dieser? Ich sterbe bereitwillig für mein Vaterland. Wir vier werden uns bald im Himmel wiedersehen.  Was sind hundert Jahre?

Mama, vergiss nicht:

Diese Rächer werden neue Verteidiger finden, die nach ihrem Tod wiederum Nachfolger haben werden.

Adieu, der Tod ruft. Ich will keine Augenbinde und nicht gefesselt werden. Ich umarme euch alle. Es ist dennoch nicht leicht zu sterben.

Tausend Küsse. Es lebe Frankreich.

Ein 16-jähriger zum Tode Verurteilter

H. Fertet

Bitte verzeiht die Rechtschreibfehler, keine Zeit zum Gegenlesen.

Absender: Henri Fertet Au Ciel, près de Dieu (Im Himmel, nahe bei Gott)."

 

Quelle: Ordre de la Libération - MINDEF/SGA/DMPA

Jean Vuillermoz

1906-1940

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Porträt von Jean Vuillermoz. Quelle: Collection Vuillermoz

Der am 29. Dezember 1906 in Monaco geborene Jean Vuillermoz wurde von seinem Vater, dem berühmten Hornisten Édouard Vuillermoz, schon in frühester Kindheit mit der Musik vertraut gemacht.

Im Alter von 19 Jahren ging er nach Paris, um am Conservatoire National zu studieren und war Komponist, Dirigent und Regisseur beim französischen Rundfunk. Er verfasste außerdem großartige Volksliedharmonien für gemischte Chöre (zwei Lieder aus dem 16. Jahrhundert) oder für Männerstimmen (drei Lieder aus der Renaissance, mit Orchesterbegleitung).

Aus den bedeutendsten Werken seines Schaffens stechen ein „Konzert für Horn und Orchester", das Ballett „Veglione", eine Kantate für Chöre und Orchester nach einem Gedicht von Anatole France „Ode à la lumière" (Ode an das Licht) und eine Orchestersuite „Le Tombeau d'Anna Pavlova" (Das Grab von Anna Pavlova) besonders hervor.

Unter seinen Divertissements für Orchester ist die „Promenade zoologique" (humorvolle Bilder, die an das Leben im Zoo von Vincennes erinnern, in dessen Nähe der Komponist wohnte) hervorzuheben. Nur ein Bruchteil dieser Kompositionsarbeit wurde veröffentlicht, das meiste blieb als Manuskript erhalten, dessen elegante und akkurate Kalligraphie aus den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg beeindruckend ist.

Jean Vuillermoz war ein feinfühliger Künstler, ein Enthusiast, der sich ganz der Kunst hingab, ohne nach Ruhm oder Geld zu streben.
Seine Frau und seine drei Kinder waren für ihn ein heiliges Gut, das ihm besonders am Herzen lag.
Als Soldat des 22. Festungsinfanterieregiments wurde er am 21. Juni 1940 bei einer Patrouille an der Maginotlinie in Drachenbronn (Bas-Rhin) getötet.

Gaston Monnerville

1897-1991

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Porträt von Gaston Monnerville.
Quelle: www.senat.fr

(2. Januar 1897: Cayenne, Französisch Guyana - 7. November 1991: Paris)

Gaston Monnerville, der Enkel eines Sklaven, wird 1897 in Cayenne geboren. Er ist ein brillanter Schüler und erhält 1912 ein Stipendium für das französische Mutterland. Er geht nach Toulouse und schließt dort das Gymnasium Pierre de Fermat (Hôtel Bernuy)als Stipendiat ab, bevor er sich an der philosophischen und juristischen Fakultät in Toulouse einschreibt. 1921 promoviert er in Jura mit einer Arbeit über "Die Bereicherung ohne Grund", die vom Erziehungsministerium subskribiert wird und einen Preis erhält. In demselben Jahr wird er zum Auswahlverfahren der Sekretäre der Conférence der Rechtsanwälte zu gelassen, erhält die Goldmedaille "Alexandre Fourtanier", die einen der besten Sekretäre auszeichnet, verlässt Toulouse und wird in die Anwaltskammer von Paris aufgenommen. Bald tritt er in das Büro eines berühmten Anwalts und Staatsmannes ein, César Campinchi, dessen wichtigster Mitarbeiter er acht Jahre lang ist.

1923 wird Gaston Monnerville Sekretär der Conférence des Avocats am Berufungsgericht in Paris. 1927 wird er zum Präsidenten der Vereinigung der jungen Advokaten gewählt und zeichnet sich in mehreren großen Prozessen aus, wie z.B. der Affaire "Galmot" 1931. Vierzehn Einwohner Guyanas, die nach dem Aufruhr im Jahr 1928, der auf Grund des Wahlbetrugs und des ungeklärten Todes des Abgeordneten Jean Galmot entstanden war, beschuldigt werden, kommen vor das Schwurgericht von Nantes. Gemeinsam mit Fourny, Zevaes und Henri Torres verteidigt sie Monnerville. Sein Plädoyer beeindruckt die Geschworenen so sehr, dass sie sich für den Freispruch der Angeklagten aussprechen. Dieser Aufsehen erregende Prozess steht am Beginn seiner politischen Tätigkeit. Er lässt sich in Guyana gegen den scheidenden Abgeordneten Eugène Lautier aufstellen und wird im ersten Wahlgang 1932 gewählt. 1936 wird er wieder gewählt, nachdem er 1935 zum Bürgermeister von Cayenne gewählt worden ist. Zweimal, 1937 und 1938, ist er Unterstaatssekretär der Kolonien, und auf Grund seiner Kenntnis der internationalen und überseeischen Angelegenheiten wird er zum Mitglied der französischen Delegation in der Pazifikkonferenz, der "Konferenz der neun Nationen" gewählt, die 1937 in Brüssel stattfindet, anlässlich des japanischen Angriffs auf China. 1939 ist Gaston Monnerville ein Parlamentarier von über vierzig Jahren. Gemäß dem Gesetz über die Nation in Kriegszeiten kann er nicht eingezogen werden. Zusammen mit vier Kollegen zieht er eine Gesetzesverordnung von Daladier heran, die eine Ausnahme vorsieht und geht sofort zur Marine. Er dient als "Rechtsoffizier" auf dem Panzerkreuzer "La Provence", eine Erfahrung, die er im Schiffstagebuch festhält.

Monnerville wird eine Woche nach der unbeschränkten Bevollmächtigung von Marschall Pétain in Vichy, am 10. Juli 1940, entlassen. Am 17. Juli 1940 fährt er nach Vichy, um gegen den Waffenstillstand und die Behandlung der aus Übersee stammenden Menschen durch die Regierung Pétain zu protestieren. Seit dem Winter 1940-1941 ist er in der Widerstandsbewegung "Combat" aktiv und verteidigt die aus Gewissensgründen oder wegen ihrer Volkszugehörigkeit gefangenen Personen. Unter dem Pseudonym "Commandant Saint-Just" ist er Mitglied des Maquis der Auvergne (Gruppe von Kommandeur Cheval), von Oktober 1942 bis Oktober 1944. Von Juni bis August 1944 verwaltet er das Krankenhaus von Cheylade, das von den FFI beschlagnahmt ist und nimmt vom 7. bis zum 10. September 1944 an der Operation "Bec d'Allier" teil. Das Kriegskreuz 1939-1945, die Rosette der Résistance und die Ehrenlegion für militärische Verdienste zeugen von seinem Mut und seinem Patriotismus. Im November 1944 erhält er von der Résistance im französischen Mutterland einen Sitz in der provisorischen beratenden Versammlung. Dort hat er den Vorsitz in der "Kommission des überseeischen Frankreichs" und hat die Ehre, im Namen der Völker der französischen Union in der feierlichen Sitzung vom 12. Mai 1945 den Sieg der Alliierten zu feiern. Er hält in dieser Sitzung auch eine Rede zu Ehren der Soldaten aus den überseeischen Gebieten.

 

1945 beruft die provisorische Regierung der Republik den Präsidenten Monnerville an die Spitze der Kommission, die das zukünftige politische Statut der Gebiete in Übersee vorbereiten soll. Diese Kommission arbeitet den konstitutionellen Rahmen der Französischen Union aus. Nachdem er am 21. Oktober 1945 zum dritten Mal in die Verfassungsgebende Versammlung von Guyana gewählt wurde, wird sein Mandat am 2. Juni des nächsten Jahres in der zweiten Verfassungsgebenden Nationalversammlung erneuert. Am 15. Dezember 1946 wird er zum Vizepräsidenten dieser Versammlung von Guyana gewählt. Im März 1947 wird er zum Präsidenten des Rates der Republik gewählt und im Januar 1948 wiedergewählt. Im November 1948 wird er Senator im Departement Lot und von 1964 bis 1971 Bürgermeister von Saint-Céré (Lot), dann Präsident des endgültigen Rates der Republik, der den Senat ersetzt und dessen Präsident er zweiundzwanzig Jahre lang bleibt. Von März 1974 bis März 1983 hat er einen Sitz im verfassungsgebenden Rat. Gaston Monnerville, ein großer Diener des Staates im Ausland, nachdem ihn Frankreich 1937 als Delegierten auf die Pazifik - Konferenz und im Januar 1946 in die Versammlung der Vereinten Nationen gesandt hat, 1957 Vertreter Frankreichs in Lateinamerika, 1980 in Haïti anlässlich der Zweihundertjahrfeier seiner Hauptstadt, Port-au-Prince. Der Schriftsteller Gaston Monnerville publiziert im Mai 1968 ein Werk über Georges Clemenceau und widmet sich dann seinen Memoiren, "Zeugnisse, vom tropischen Frankreich zum Palais du Luxembourg" (1975) und "Zweiundzwanzig Jahre Präsidentschaft" (1980).

Benjamin Fondane

1898-1944

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Benjamin Fondane im Jahr 1938. Quelle: www.fondane.org

(Jassy, Rumänien, 14. November 1898 - Auschwitz, 2. oder 3. Oktober 1944)

Benjamin Wechsler (oder auch Vecsler) nimmt für seine Literaturkarriere den Namen B. Fundoianu an. In seinen frühen Jahren als Schriftsteller verfasst er ein beachtliches Werk in rumänischer Sprache. Fondane zählt zu den rumänischen Schriftstellern, die von der Ausstrahlung der französischen Literatur begeistert sind und sich von ihr verzaubern lassen. 1923 führt ihn sein Weg unter dem Namen Fundoianu nach Paris, wo er sich dann Benjamin Fondane nennt. Trotz der in ihn gesetzten Hoffnung konnte Fondane dem Surrealismus nichts abgewinnen. 1928 schließt er sich der Gruppe „Discontinuité“ an und entdeckt seine Liebe für das „Große Spiel“ von René Daumal.

Allerdings ist es dann das Zusammentreffen mit Léon Ghestov, das das Leben und die Werke von Fondane maßgeblich bestimmen wird. Ab diesem Zeitpunkt verfasst er seine Werke in französischer Sprache. Im Jahr 1933 erscheinen gleichzeitig sein Gedicht Ulysse und sein Essay Rimbaud le voyou, die sehr beachtlich sind: Die existentielle Lesung von Rimbaud richtet sich eindeutig gegen die Interpretation von Breton und den Surrealisten. Mit Faux traité d'esthétique (1938) hingegen verfasst er ein kritisches Werk über den Surrealismus in existentieller Dichtkunst.

Die Gedichte von Fondane, wie z. B. Ulysse (1933) und Titanic (1938) sind herb, prophetisch und fast schon weinerisch. Seine gesammelten Gedichte sind erschienen unter dem Titel Le mal des fantômes. Sie bilden eine Art existentielle Odyssee, in der die Figur des umherirrenden Dichters dominiert, leibhaftiger Mensch, Dichter und Jude. Im Jahr 1936 erscheint sein erstes philosophisches Buch La conscience malheureuse, und es enthält Essays, die Ghestov, Kierkegaard, Husserl, Heidegger und weiteren Künstlern gewidmet sind. Fondane ist zeitlebens fasziniert vom Theater und er schreibt mehrere Bühnenstücke: Dramatische Gedichte, metaphysische Dramen (Le festin de Balthazar, Philoctète). Er kooperiert mit Cahiers du Sud, wo er die Rubrik „Philosophie vivante“ schreibt.

Nachdem er 1938 die französische Staatsbürgerschaft erhalten hat, wird Fondane 1940 zum Militärdienst einberufen. Er wird gefangen genommen, es gelingt ihm aber die Flucht. Als er wieder aufgegriffen wird, wird er aus gesundheitlichen Gründen wieder freigelassen. Im Winter 1942 verfasst er Baudelaire und die Erfahrungen am Abgrund. Gleichzeitig arbeitet er an dem Werk L'Être et la connaissance, Essays über Lévy-Bruhl, Ghestov und Lupasco. Sein letzter Essay Le lundi existentiel et le dimanche de l'histoire gleicht einem philosophischen Testament. Er beschreibt seine Philosophie von Freiheit, des Möglichen, dem bahnbrechenden Sieg über die Geschichte als Notwendigkeit.

Im März 1944 wird er gefangen genommen. Er wird zunächst in Drancy interniert, bevor er dann nach Auschwitz deportiert wird und am 2. (oder 3.) Oktober 1944 in einer Gaskammer stirbt.

In der 6 rue Rollin in Paris, seinem Wohnort vom 15. April 1932 bis 7. März 1944, wird zu seinem Gedächtnis eine Tafel angebracht.

Im Mémorial de la Shoah ist er unter dem Namen Benjamin Vecsler eingraviert.

 

Bibliografie:
Rimbaud le voyou (1933) , Le lundi existentiel, Baudelaire et l'expérience du gouffre, Le Mal des fantômes, Le Voyageur n'a pas fini de voyager, Faux-traité d'esthétique, Essai sur Lupasco.

Guy Môquet

1924-1941

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Portrait von Guy Môquet. Quelle: SHD

 

Guy Môquet wird am 26. April 1924 in Paris geboren. Als Schüler am Lycée Carnot erwacht in ihm früh eine Leidenschaft für die Politik und er entscheidet sich, als sein Vater Prosper Môquet, Mitglied der Eisenbahnergewerkschaft und kommunistischer Abgeordneter verhaftet wird, in dessen Fußstapfen zu treten. Als ehemaliger Kämpfer im Ersten Weltkrieg tritt Prosper Môquet (1897-1986) in die Eisenbahngesellschaft SNCF ein, in der er aktiv für eine einheitliche Föderation der Eisenbahner kämpft. Seit 1926 ist er Mitglied der Kommunistischen Partei (PCF) und 1936 wird er als Abgeordneter gewählt. Trotz der Auflösung der Kommunistischen Partei Frankreichs im Jahre 1939, verfolgt er die Linie der Partei weiter und verrät den deutsch-sowjetischen Pakt vom 23. August 1939 nicht. Er beteiligt sich an der Bildung der Französischen Arbeiter- und Bauerngruppe. Nachdem er mit 43 anderen Abgeordneten dieser Gruppe im Oktober 1939 verhaftet wird, muss er im Januar 1940 sein Mandat einbüßen. Anschließend wird er wie seine Kameraden im April zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Im März 1941 deportiert man ihn mit anderen kommunistischen Abgeordneten in das Straflager Maison-Carrée in Algerien. Im Februar 1943 nach der Ankunft von General De Gaulle in Algier wird Prosper Môquet befreit, nach dem Krieg hat er weitere Posten als Abgeordneter inne.

Nach der Verhaftung von Prosper, waren Guy, seine Mutter Juliette und sein kleiner Bruder Serge nach Bréhal in der Manche geflohen. Er kehrt allein nach Paris zurück und engagiert sich mit vollem Eifer zusammen mit den heimlich sich reorganisierten jungen Kommunisten. Er verteilt Flugzettel und klebt Plakate, die die Politik der Partei verkünden, sogar noch nach dem Einfall der Deutschen in Paris am 14. Juni 1940 und der Proklamation des Französischen Staates am darauf folgenden 10. Juli. Zur gleichen Zeit unterhält er einen Briefwechsel mit seinem Vater, für dessen Befreiung er sich engagiert einsetzt. Im November richtet er dazu ein langes Gedicht in Alexandrinern an Edouard Herriot, den Präsidenten der Assemblée Nationale, im folgenden ein Auszug: [align=center] "Ich bin junger Franzose und ich liebe mein Vaterland In meiner Brust schlägt das Herz eines Franzosen, das bittet und fleht, man möge ihm seinen Vater zurückgeben, ihn, der mit soviel Tugend für unser schönes Frankreich gekämpft hat".[/align] Am 13. Oktober 1940 wird Guy Môquet im damaligen Alter von 16 Jahren am Gare de l'Est von französischen Polizisten, die kommunistische Aktivisten suchten, verhaftet. Man verhört ihn. Man will ihn dazu bringen, die Freunde seines Vaters auszuliefern.

Inhaftiert im Gefängnis von Fresnes wird der junge Aktivist von demselben Chefankläger wie sein Vater der "Verletzung der Verordnung vom 26. September 1939 über die Auflösung kommunistischer Organisationen" beschuldigt. Am 23. Januar 1941 wird er von der 15. Strafgerichtskammer von Paris freigesprochen und ist auf Bewährung freizulassen. Guy Môquet wird trotzdem nicht freigelassen. Im Gegenteil: Er wird am darauf folgenden 10. Februar in das Gefängnis Santé in Paris verlegt. Der junge Mann wird ungeduldig, schreibt dem Staatsanwalt, doch nichts geschieht. Er wird wieder verlegt, nun in das Gefängnis von Clairvaux in der Region Aube, dann in das Camp Choisel in Châteaubriant in der Region Loire-Inférieure (heute Loire-Atlantique), wo weitere kommunistische Aktivisten festgehalten werden, die im allgemeinen zwischen Herbst 1939 und 1940 verhaftet worden waren.

Am 16. Mai 1941 kommt er in Baracke 10, die Baracke der Jugendlichen, wo er zahlreiche Freundschaften schließt. Am 20. Oktober 1941 töten die drei kommunistischen Widerstandskämpfer Marcel Bourdarias, Gilbert Brustlein und Spartaco Guisco in Nantes den Feldkommandanten Karl Hotz, Kommandant der Besatzungstruppen der unteren Loire-Region. Als Vergeltungsmaßnahme beschließt der Besatzer die Erschießung von 50 Geiseln.

Der Innenminister der Regierung von Vichy, Pierre Pucheu legt eine Liste vor, die im wesentlichen Kommunisten enthält, darunter 27 Gefangene aus dem Camp Choisel, unter ihnen Charles Michels, Generalsekretär der Lederverarbeitenden Industrie im Gewerkschaftsbund, Jean-Pierre Timbaud, Führer der Industriegewerkschaft Metall und Guy Môquet, Sohn eines kommunistischen Abgeordneten. Parallel dazu werden einundzwanzig weitere Personen in Nantes und in Paris erschossen.

Guy Môquet wird sterben. Wenige Minuten, bevor er zum Ort der Hinrichtung geführt wird, schreibt er, während er noch zusammen mit seinen Kameraden in Baracke 6 ist, einen letzten Brief an seine Familie, diesen berühmten Brief, der mit den Worten "Ich werde sterben!" beginnt und mit "Ich umarme Euch von tiefsten Kinderherzen" endet. Dann kritzelt er ein letztes Wort für eine junge Kommunistin, Odette Leclan (heute Odette Nilès), einer Aktivistin der Union des Jeunes Filles de France (Frz. Mädchenbund). Er hatte sie einen Monat zuvor kennen gelernt, als sie im Camp Choisel interniert wurde und intensivierte seither die Kontakte zu ihr anhand einer Holzpalisade über einer Absperrung, die den Bereich der Jungen von dem der Mädchen trennt. Sie verliebten sich schnell und der junge Guy trauert in seinen letzten Zeilen dem Kuss nach, den sie ihm versprochen hatte.

An jenem 22. Oktober 1941 werden die siebenundzwanzig Geiseln in drei Gruppen erschossen, in der Sandgrube La Sablière am Ortsausgang von Châteaubriant. Sie ließen sich nicht die Augen verbinden und riefen in ihren letzten Atemzügen laut "Vive la France". Am nächsten Tag verteilten die Deutschen ihre Leichname auf mehreren Friedhöfen im Umland, die Körper derjenigen, die General de Gaulle ab dem folgenden 25. Oktober in einer Radioansprache als "Märtyrer" bezeichnen sollte: "Indem er unsere Märtyrer erschießt, hat der Feind geglaubt, dass er Frankreich Angst einjagen kann. Frankreich wird ihm zeigen, dass es ihn nicht fürchtet."

Den Leichnam Guy Môquets bringt man anschließend auf den Pariser Friedhof Père Lachaise (carré 97) zur Bestattung in Anwesenheit des Bruders und der Mutter. Nachträglich erhielt Guy Môquet den Titel des Ritters der Ehrenlegion sowie das Croix de Guerre und die Medaille der Résistance.

 


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Emile Muselier

1882-1965

Aktie :

Porträt von Emile Muselier. Quelle: SHD

 

Emile Henry Muselier wurde am 17. April 1882 in Marseille geboren und starb in Toulon am 2. September 1965. Von 1899 bis 1901 war er Schüler der Ecole navale (Navigationsschule). Ab dann und bis 1939 durchläuft er eine glänzende Karriere, die ihn Posten in Einheiten (Ferner Orient von 1902 bis 1905, Yser 1915...) und hohe öffentliche Ämter (Mitglied der Kabinette von Painlevé, Jeanneney und Clemenceau) belegen lässt. Fähnrich zur See im Jahre 1902, wird er 1912 zum Oberleutnant zur See, 1926 zum Kapitän zur See, 1933 zum Konteradmiral und 1939 am Vizeadmiral befördert. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst, kurze Zeit nach seiner letzten Beförderung, stößt er am 30. Juni 1940 zum General de Gaulle in London. Dieser beauftragt ihn mit dem Aufbau der Forces navales françaises libres (Seemacht der freien französischen Streitkräfte - FNFL) und der Forces aériennes françaises libres (Luftmacht der freien französischen Streitkräfte - FAFL). Bis zum 30. April 1942 kommt Muselier seinen Aufgaben als Führer der FNFL nach. Als Marinekommissar im französischen Nationalkomitee leitet er im Dezember 1941 das Unternehmen, das den Anschluss von Saint-Pierre-et-Miquelon herbeiführt. Am 3. März 1942 kündigt er sein Amt im Nationalkomitee auf. Er schließt sich im Mai 1943 General Giraud in Algier an und wird im Juni der stellvertretende Oberbefehlshaber der Forces maritimes d'Afrique du Nord (Seestreitkräfte Nordafrikas). Nach dem Zusammenschluss der FNFL und den Forces maritimes d'Afrique du Nord wird er im August 1943 seines Amtes enthoben.

Im September 1944 übernimmt er die Führung der Délégation navale à la mission militaire de la Défense nationale chargée des affaires allemandes (Delegation der Seestreitkräfte bei der militärischen Mission der nationalen Verteidigung für deutsche Angelegenheiten). Er verlässt den aktiven Dienst im Juni 1946. Bis 1960 ist er als beratender Ingenieur für das Haus Laignel tätig. Er beschäftigt sich ebenfalls mit Kriegsveteranenvereinigungen und Marineinfanteristen des ersten Weltkriegs und wird zum Ehrenpräsident der Union Franco Belge des Combattants de l'Yser et des Flandres (frz.-belgische Union der Yser- und Flandernveteranen) und zum Präsidenten der Association Nationale d'Entraide à la Vieillesse (nationaler Alten-Solidaritätsverein) ernannt. Vizeadmiral Muselier besaß die Ehrenauszeichnungen des Großoffiziers der Ehrenlegion, " Compagnon de la Liberation " und " Compagnon de l'Ordre du Bain ". Er war ebenfalls Träger des Kriegskreuzes 1914-1918 und des Kriegskreuzes für externe Operationsgebiete. Von seinen veröffentlichten Büchern möchten wir besonders erwähnen Marine et Résistance (1945) und De Gaulle contre de Gaulle (1946).

Robert Desnos

1900-1945

Aktie :

Porträt von Robert Desnos.
Quelle: http://perso.orange.fr/d-d.natanson/desnos.htm

Robert Desnos wird am 4. Juli 1900 in Paris geboren und verbringt seine Kindheit im Quartier des Halles. Die Schule interessiert ihn wenig, er zieht die Welt der Comics und Abenteuerromane vor. Mit 16 Jahren wird er Gehilfe in einer Drogerie. 1918 erscheinen seine ersten Schriften in La Tribune des jeunes, und seine Gedichtsammlung Le Fard des argonautes (Der falsche Glanz der Argonauten) wird 1919 in einer Zeitschrift der Avantgarde veröffentlicht, Le Trait d'union (Der Bindestrich) . Ein Jahr später entdeckt er die Dada - Bewegung mit Benjamin Perret und André Breton und schließt sich der Gruppe nach seinem Militärdienst an, den er in Marokko ableistet. Als der Surrealismus, der die Literatur zwischen den Kriegen so sehr geprägt hat, den Dadaismus ersetzt, wird Desnos einer seiner wichtigsten Vertreter: das automatische Schreiben, der Traum in Hypnose, sie bringen fremdartige Dichtungen und Aphorismen hervor: Prose Sélavy, L'Aumonyme, L'asile ami... [align=center]"Die Klinge, die das Leid der Seelen durchtrennt, offenbart sie den Freunden die Fiktion der Liebe?"[/align] [align=right](Prose Sélavy)[/align] Zwischen 1924 und 1929 ist er Redakteur der Zeitung La Révolution surréaliste, außerdem aber auch Buchhalter, Kassierer, Journalist bei Paris-Soir und dann Soir. Sein Liebesleben teilt er zwischen der Sängerin Yvonne George - die 1930 stirbt - und Youki Foujita. Aus dieser Zeit stammen La liberté ou l'amour, La mystérieuse, Siramour. 1926 zieht er in das Quartier Montparnasse und verkehrt mit den Brüdern Prévert, Raymond Queneau, Joan Miro.

Die Frage, ob der surrealistische Geist mit einem politischen Engagement vereinbar ist - dem Kommunismus - bewirkt die Spaltung der Gruppe und macht Desnos, Prévert, Soupault und einige andere zu unerbittlichen Feinden von Breton, Aragon, Eluard... In den Dreißigerjahren ändert sich die Tätigkeit von Desnos: er schreibt weniger, widmet sich dem Radio als Verfasser von Sendungen, als Werberedakteur, sowie dem Chanson und dem Film. Da er aus kleinen Verhältnissen stammt, möchte er, dass die Kultur das Leben aller Menschen durchdringt. [align=center]"Der Mond, Nest der Glühwürmchen, Zieht seine Bahn am Himmel. Er streut über die Kinder, Über alle schönen schlafenden Kinder, Traum um Traum, Tropfen um Tropfen."[/align][align=right](Chantefables et Chantefleurs)[/align]
Aber als Künstler empfindet er die internationalen Spannungen als Gefahr für die Freiheit: er schließt sich dem Komitee der Wachsamen antifaschistischen Intellektuellen an, setzt sich aktiv für die spanischen Republikaner ein und zieht ohne Zögern 1939 die Uniform an. Nach seiner Entlassung nach der Niederlage im Juni 1940 arbeitet er bei der Zeitung Aujourd'hui. 1942 schließt er sich der Widerstandsgruppe "Agir" (Handeln) an, arbeitet in der Untergrundpresse und kehrt zur Literatur zurück, in der Form von Pamphleten und Romanen (Maréchal Duconno, Etat de veille...). [align=center]"Ich bin der Wächter des Goldenen Tores Um den Turm verdichtet der Bois de Vincennes seine Finsternis Ich habe Schreie aus der Richtung Créteil gehört Und Züge fahren nach Osten mit einer Spur von Liedern der Revolte."[/align][align=right](Destinée arbitraire - Willkürliches Schicksal)[/align] Am 22. Februar 1944 wird Desnos verhaftet und in das Gefängnis von Fresnes gebracht. Das Lager Compiègne-Royallieu, wohin er am 20. März verlegt wird, ist die erste Station seiner Deportation. Am 12. Mai geht es nach Buchenwald. Am 25. Mai kommt er in das Lager Flossenburg und am 2. Juni kommt das Kommando: Flohä. Als die Alliierten nach Deutschland einmarschieren, räumen die Nazis die Lager, töten die Deportierten oder schicken sie auf furchtbare Todesmärsche. Desnos verlässt das Lager am 14. April 1945 und kommt nach Theresienstadt (Terezin) in der Tschechoslowakei, eine Stadt, die am 8. Mai von den Russen befreit wird. Er bekommt Typhus und stirbt am 8. Juni 1945. Er ist in Paris, auf dem Friedhof Montparnasse begraben.

Max Jacob

1876-1944

Aktie :

Portrait von Max Jacob. Quelle: Foto Carl van Vechten, Kongressbibliothek

Der Dichter wurde am 12. Juli 1876 in Quimper (Finistère) als Sohn einer jüdischen Familie geboren, die aus Preußen stammte. Im Jahr 1888 ändert er seinen ursprünglichen Namen Alexandre zu Jacob.

Der Sohn eines Schneiders besucht die Lycée von Quimper und bei seinem Schulantritt an der kolonialen Schule belegte er den 8. Platz bei einem Philosophiewettbewerb. Dennoch schien es nicht, als hätte er besondere Voraussetzungen für ein Leben als Künstler, das er 1897 mit seinem „Aufstieg in Paris“ begann. Er war sehr angetan vom Geist der neuen künstlerischen Ansätze. Im Jahr 1901 lernt er Picasso kennen und besucht regelmäßig die Künstler im „Bateau-Lavoir“, wo er sich 1911 niederlässt. 1903 veröffentlicht er sein Werk Histoire de Kaboul 1er et du marmiton Gauvain.

Zahlreiche seiner Werke werden von seinen Freunden illustriert: Die Illustrationen für oeuvres burlesques et mystiques du frère Matorel stammen von Derain, die für Le siège de Jérusalem von Pablo Picasso und die für Ne coupez pas mademoiselle von Juan Gris.

Im Jahr 1909 konvertiert er zum Katholizismus und feiert am 18. Februar 1915 im Kloster Sion in Paris Taufe. Picasso wird sein Patenonkel. Er war für den Wehrdienst als untauglich eingestuft und ist in den Jahren 1916 – 1917 im Ersten Weltkrieg nicht im Militärdienst im Einsatz. Er verschreibt sich dem Surrealismus, woraus das Werk Le cornet à dés entsteht.

1921 zieht er sich in das Kloster Saint-Benoît-sur-Loire zurück. In seiner Poesie als Prosa oder in Versform spiegelt sich weiterhin die Ironie und die Sensibilität Max Jacobs wieder, sowohl in der Schockwirkung der Bilder als auch in den grotesken Worten.

 

 

"Les manèges déménagent,

Ah ! Vers quels mirages ?

Dites pour quels voyages

Les manèges déménagent."

(Pour les enfants et les raffinés)

Zwischen 1921 und 1924 werden seine Werke Le Laboratoire central, La Couronne de Voltaire, Visions infernales veröffentlicht. Im Jahr 1927 kehrt er nach Paris zurück, wo das reichhaltigste literarische Leben des 20. Jahrhunderts und wahre künstlerische Schlachten stattfanden. Er bleibt dort neun Jahre bevor er nach Loiret zurückkehrt. Dort schreibt er seine Gedichte, trägt sie vor und stellt seine Gouachen in der von Christian Dior neu eröffneten Galerie aus.

Der Krieg, dem er sich 20 Jahre früher erfolgreich entzogen hatte, nimmt immer mehr judenfeindliche Züge an. 1943 wird sein Bruder Gaston deportiert. 1944 folgt die Deportation seiner Schwester Mirthé-Léa und am 24. Februar 1944 wird Max Jacob selbst verhaftet und im Gefängnis von Orléans inhaftiert. Am 28. Februar wird er in das Lager Drancy gebracht und stirbt am 5. März an einer Lungenentzündung. Er wird auf dem Friedhof von Ivry beigesetzt, bevor dann seine sterblichen Überreste am 5. März 1949 nach Saint-Benoît-sur-Loire überführt werden.

"Le Paradis est la ligne de craie

sur le tableau noir de ta vie V

as-lu l'effacer avec les diables

de ce temps ?"

(Folklore)