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Normandie – Kessel von Falaise

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Kanadische Soldaten beim Eintreffen in der Stadt Falaise.
Kanadische Soldaten beim Eintreffen in der Stadt Falaise. Quelle: Conseil Régional de Basse-Normandie / Staatliches Archiv KANADA

Nahezu eingekesselt und von allen Seiten unter Druck stehend, organisieren zwei deutsche Armeen während der Schlacht um den Kessel von Falaise ihren Rückzug.

Corps 1

Die Kämpfe

Die Amerikaner verfolgen wie auch die Kanadier, Franzosen und Engländer ein einziges Ziel: Chambois. Die Amerikaner der 90. Infanteriedivision, unterstützt durch die 2. französische Division, hatten sich der kleinen Stadt bereits auf sechs Kilometer genähert, als sich vor ihnen ein Hindernis auftat: Das Dorf Bourg-Saint-Léonard. Eines der kampferprobten Regimente der Waffen SS hatte ebenfalls den Befehl zur Eroberung erhalten.
Die Deutschen verfolgten im Kessel die Strategie, Panzer entlang des südlichen Rands in Richtung Argentan aufzufahren, um die Amerikaner aufzuhalten. Die 21. Panzerdivision errichtete gemeinsam mit der 12. SS Panzerdivision eine schwere Verteidigungslinie in Falaise. Dank diesen Mitteln und hartnäckigen Widerstands gelingt es den Deutschen, die alliierten Kräfte zu spalten und in die Zange zu nehmen, sodass einem Teil ihrer Soldaten die Flucht gelang. Während die Panzer gerettet wurden, musste der Großteil der Infanterie zurückgelassen werden.

Zentraler Platz in Falaise am 16. August 1944. Quelle: Conseil Régional de Basse-Normandie / Staatliches Archiv KANADA

Am 16. August 1944 wurde Falaise von den Kanadiern eingenommen. Am selben Tag treffen die Amerikaner in Dreux ein. General Klüge erhält die Zustimmung Hitlers zum Rückzug. Bis zum 17. August gelingt durch die geschaffenen Lücken der etappenweise Rückzug in Richtung Osten; dennoch führt der Befehl an diesem Tag zum Zusammenbruch.

Angehörige der 1. polnischen Panzerdivision in den Wirren des deutschen Rückzugs. Quelle: Polish Government Ministry of Information Photo Service

Am 18. August nimmt die 1. kanadische Armee Trun von Norden ein, während im Süden das 5. Korps in Chambois einmarschiert. Am Morgen des 19. August marschiert die 4. Panzerdivision der Kanadier in Saint-Lambert-sur-Dives ein.

Kapitulation der deutschen Truppen in Saint Lambert les Dives. Quelle: Persönliche Sammlung. trun.free.fr

Unter den Angriffen der amerikanischen, kanadischen, englischen und französischen Division sowie der unaufhörlichen Luftangriffe wird der Kessel immer enger. Die Deutschen leisten Widerstand bis zuletzt. Der Kessel wird zum wahren Heizkessel, aus dem am 19. und 20. August die letzten deutschen Einheiten versuchen zu entkommen.

Gruppe amerikanischer Infanteristen vor einem deutschen Panzer, der in Chambois zerstört wurde, am 20. August 1944. Quelle: US Archiv ARCWEB

Am 19. August wird der Korridor über die Verbindung zwischen Trun und Chambois geschlossen, indem sich die Kanadier und Polen aus Richtung Falaise und die Amerikaner und Franzosen aus dem Süden und Alençon dem Kessel nähern. Am 20. gelingt es einigen einzelnen Einheiten während eines Gegenangriffs zu entkommen, der von der 2. und 9. SS Panzerdivision geleitet wurde. Der Kessel von Chambois wird geschlossen und die Alliierten gehen aus der Schlacht um die Normandie als Sieger hervor.

General Otto Elfeldt, Kommandant des 84. deutschen Armeekorps ist der einzige hochrangige Gefangene, der von den Alliierten bei den Kämpfen um den Kessel gefangen genommen wurde. Quelle: Historische Dienste der USA - NARA

Eisenhower in Chambois, im August 1944. Quelle: U.S. Federal Government.

Corps 2

Opfer der Zivilbevölkerung während der Schlacht um die Normandie

Anders als im Ersten Weltkrieg, kam es im Zweiten Weltkrieg zwischen 1939 und 1945 zu zahlreichen Todesopfern unter der Zivilbevölkerung. In Frankreich wurden zwischen 1939 und 1945 nahezu 400.000 Zivilisten getötet.
Bereits 1943 begannen die strategischen Bombardierungen Frankreichs durch die Alliierten, mit dem Ziel, die deutschen Einrichtungen und Firmen, die für Nazi-Deutschland produzierten, zu zerstören. Diesen Angriffen fielen Tausende Zivilisten zum Opfer.

Werkstattladen der SNCF, zerstört am 9. Juni 1944... gleichzeitig auch viele “Kollateralschäden” für die Bewohner von Rennes - Foto von Robert Caillard

Ab dem 6. Juni 1944 nahmen die Bombardierungen der strategischen Punkte in der Normandie weiter zu. In der Nacht vom 5. auf den 6. Juni kommt es zu systematischen Luft- und Seeangriffen auf die wichtigsten Straßen, um die Nachschubwege für die Deutschen zu verschließen. Während der Schlacht um die Normandie war auch die Zivilbevölkerung der Bombardierung von Städten, Kommunikationswegen, Hafenanlagen und Flughäfen ausgesetzt. Die heftigen Kämpfe dauerten über 2 Monate an, vom 6. Juni bis 19. August 1944. Die Zivilbevölkerung der Normandie zahlte einen äußerst hohen Preis für ihre Befreiung.
Innerhalb weniger Tage liegen Caen, Lisieux, Pont-l'Evêque, Vire, Falaise, Avranches, Valognes, Alençon, Argentan und Flers in Schutt und Asche. Das Leiden in der Normandie endet im September durch den Abwurf von 12.000 Tonnen Bomben, die Le Havre zerstören.

Luftansicht der Stadt Vire nach der Bombardierung vom 6. Juni 1944, die Kirche Notre-Dame ist das einzige Gebäude, das inmitten der Ruinen erhalten bleibt. Quelle: Conseil Régional de Basse-Normandie / Staatliches Archiv KANADA

Insgesamt kamen nahezu 20.000 Zivilbürger der Normandie in den Kämpfen zu Tode, die meisten infolge von Bombardierungen und weitere 300.000 erlitten schwere Verletzungen. Die Opfer und Zerstörungen infolge der Landung der Alliierten und den Befreiungskämpfen sind überall zu finden: entlang der Loire (Nantes, Tours), an der Küste der Bretagne (Brest, Lorient, Saint-Nazaire), an den Atlantikküsten, insbesondere in Royan sowie in Nordfrankreich (Lille, Amiens, Dünkirchen).

Bombardierung von Brest durch die Royal Air Force - Ende August 1944. Quelle: Royal Air Force

Besonders schwer betroffen von den Kämpfen waren die Städte Le Havre (1.770 getötete Zivilisten), Caen (1.741), Rouen (883), Saint-Lô (400) und Falaise (350). Die größten Verluste, proportional an den Einwohnerzahlen gemessen, hatte die kleine Gemeinde Evrecy in Calvados zu verzeichnen. Von 460 Einwohnern wurden 62 getötet.

Le Havre im Winter 1944-1945. Winter: GNU Lizenzfrei

Gedenkstätte für die Zivilopfer in der Normandie

Die Stadt Falaise (Calvados) und der berühmte Kessel, einstige Hochburg der Schlacht um die Normandie und des Widerstands der deutschen Armee, beherbergt heute ein beliebtes Gedenkmuseum, das die vielen Touristen über die Geschehnisse informiert und stets daran erinnert, dass diese schrecklichen Kämpfe niemals in Vergessenheit geraten dürfen.
Nachdem die Gedenkstätte von Falaise für den Tourismus geöffnet und das Museum August 44 geschlossen wurde, wurde das Projekt des Gedenkmuseums gemeinsam von den lokalen und gewählten Vertretern und der Gedenkstätte von Caen umgesetzt. Die Gedenkstätte von Caen legt höchsten Wert auf moralische und wissenschaftliche Inhalte und bietet in diesem Sinne zwei verschiedene Projekte an:
- einen museografischen Bereich über die Militäroperationen rund um Falaise;
- ein Memorial zum Gedenken der Toten und der Leiden der Zivilbevölkerung in der Normandie.
Das Gedenkmuseum ist in den Räumen des ehemaligen Gerichtshofs von Falaise untergebracht, der in Folge der Neuordnung der Judikative aufgegeben worden war. Eine logische, aber auch geografische (durch die Nähe des Schlosses von Guillaume-le-Conquérant) und historische Auswahl, durch die der Justizpalast die Mühen des Wiederaufbaus nach Kriegsende darstellt.

Alter Gerichtshof in Falaise. Quelle: DR

Die Eröffnung des Museums ist für 2015 geplant.