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Dieppe Canadian War Cemetery

Anlässlich des 80. Jahrestags der Operation Jubilee widmen wir unser Interesse dem Dieppe Canadian War Cemetery, auch Vertus-Friedhof genannt, der sich in Hautot-sur-Mer in der Normandie befindet.

Die Gedenkstätte in Chambon-sur-Lignon

Der 2013 eröffnete Gedenkort in Chambon-sur-Lignon ist der Geschichte der Zuflucht und des Widerstands in Chambon-sur-Lignon und den umliegenden Dörfern während des Zweiten Weltkriegs gewidmet.

Der französische Militärfriedhof in Vientiane (Laos)

Kleine Geschichten zu den Gedenkstätten

In dieser Rubrik wird monatlich ein Gedenkort vorgestellt, der mit einem Gedenkzyklus oder einem nationalen Gedenktag in Verbindung steht oder von besonderem Interesse ist.

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Die Gedenktourismus-Ausgaben der Zeitschrift

n°#279 : GEDENKTOURISMUS IN DER NORMANDIE 

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„Les Chemins de la Mémoire" widmet jeden Sommer dem Thema Gedenktourismus eine Sonderausgabe...

Ausgabe Nr. 279 der Zeitschrift Der Gedenktourismus, der wirtschaftliche, kulturelle und staatsbürgerliche Herausforderungen mit sich bringt, zieht jedes Jahr Millionen von Besuchern in die Normandie, die auf den Spuren der Befreier von 1944 wandeln. Als maßgeblicher Akteur der Branche arbeitet die Region Normandie an der Schaffung von Synergien rund um gemeinsame Ambitionen und Projekte.

Gedenktourismus in der Normandie

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Zusammenfassung

    Zusammenfassung

    DATUM: 19. August 1942

    ORT: Frankreich

    FOLGE: Anglo-kanadischer Angriff auf Dieppe (Operation Jubilee)

    Der Gedenktourismus, der wirtschaftliche, kulturelle und staatsbürgerliche Herausforderungen mit sich bringt, zieht jedes Jahr Millionen von Besuchern in die Normandie, die auf den Spuren der Befreier von 1944 wandeln. Als maßgeblicher Akteur der Branche arbeitet die Region Normandie an der Schaffung von Synergien rund um gemeinsame Ambitionen und Projekte.

    Ab 1942, nach dem Überfall auf Dieppe am 19. August, war die Geschichte der gesamten Normandie eng mit der Geschichte der Rückkehr der Freiheit verbunden. Aber es war zweifellos die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944, eine entscheidende Episode des Zweiten Weltkriegs, die der Normandie zu internationalem Ruhm verholfen hat.

    Am D-Day und an den folgenden Tagen landeten Tausende junger Männer aus rund 15 verschiedenen Nationen, darunter die 177 Franzosen des Kommandos Kieffer, an den Stränden der Normandie. Am 6. Juni, gegen Mitternacht, befanden sich dort bereits mehr als 150.000 alliierte Soldaten. 12.000 von ihnen wurden in den ersten Stunden nach der Landung getötet, verwundet oder gefangen genommen. Es folgten mehrere Monate des Kampfes, um die Region zu befreien, anschließend Paris und schließlich Deutschland zu erreichen.

    Die Normandie ist noch heute von den Spuren dieser Kämpfe gezeichnet. Fast 21.000 Zivilisten kamen dabei ums Leben. Die überwiegende Mehrheit der Gemeinden war stark von den Auswirkungen betroffen und einige wurden zu mehr als 90 % zerstört. Noch heute sind diese Stigmata in Form von Überresten, Friedhöfen, Besichtigungsstätten und einem emblematischen Erbe des Wiederaufbaus sichtbar und sorgen dafür, dass diese Erinnerung lebendig bleibt. Die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 und die Schlacht um die Normandie sind im Gedächtnis aller Normannen eingebrannt und Teil eines gemeinsamen Erbes.

    Die Normandie hat sich als Hort des Gedenkens und der Geschichte etabliert, wo sich Besucher aus den verschiedensten Ländern und Generationen einfinden und begegnen, um die Erinnerung an diejenigen, die für die Freiheit gekämpft haben, zu entdecken und zu teilen. Im Rahmen ihrer ständigen Bemühungen, die Geschichte weiterzugeben, versucht die Region, sich für die Entwicklung eines respektvollen Gedenktourismus einzusetzen.

    Die Grundlagen des normannischen Gedenktourismus

    In der Normandie wurde bereits 1945 mit der Gedenkarbeit begonnen, insbesondere durch die Einführung von Gedenkfeiern, die jeden 6. Juni stattfinden und im Laufe der Jahre eine internationale Bedeutung erlangt haben.

    So wurde am 22. Mai 1945 auf Anregung von Raymond Triboulet, der bei der Befreiung zum Unterpräfekten von Bayeux ernannt wurde, das Comité du Débarquement (Landungskomitee) gegründet. Es organisierte bereits am 6. Juni 1945, weniger als einen Monat nach Kriegsende in Europa, den ersten Jahrestag des D-Day und verlieh den Gedenkfeiern sehr schnell eine nationale Dimension. Seitdem besteht seine Rolle darin, jedes Jahr die Gedenkfeiern zur Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 zu gewährleisten.

    Seine Tätigkeit wird durch ein nationales Gesetz vom 21. Mai 1947 „über die Erhaltung des Gedenkens an die Landung der Alliierten in der Normandie" gefördert, durch welches der französische Staat ihm die Aufgabe überträgt, den Küstenraum zu organisieren, um dort einen „Gedenktourismus" zu entwickeln. Dabei handelt es sich um die erste anerkannte Verwendung des Begriffs. Dieses Gesetz ist insofern von grundlegender Bedeutung, als es den jährlichen und nationalen Jahrestag des 6. Juni sowie die Errichtung von Denkmälern, dauerhaften Museen und Gedenkveranstaltungen effektiv festschreibt. So gründete das Comité du Débarquement 1954 das erste Musée du Débarquement (D-Day-Museum) in Arromanches-les-Bains, und der Gedenktourismus begann sich zu entwickeln.

    Die Gedenkfeiern zum 6. Juni erlebten dann 1984 einen Wendepunkt. In diesem Jahr wurde das Gedenken internationalisiert und die alliierten Mächte wurden in die Normandie eingeladen.

    Seit diesem Datum und insbesondere seit dem 60. Jahrestag sind der Staat, die Gebietskörperschaften, Verbände, Unternehmen und viele andere Akteure bei der Organisation der D-Day-Feierlichkeiten nicht mehr wegzudenken. Diese gehen inzwischen über das reine Gedenken hinaus und entfalten einen festlicheren Charakter, was wiederum zu Gedenkveranstaltungen führt, die wichtige wirtschaftliche Auswirkungen für die Normandie gewährleisten.

    Innerhalb von 20 Jahren hat sich die Zahl der Besucher, die mit dem Gedenktourismus in Verbindung gebracht werden, von 3 auf fast 6 Millionen verdoppelt (5.926.409 Besucher im Jahr 2014). Sehr hohe Spitzenwerte bei den Besucherzahlen sind bei zehnjährigen Jubiläen zu verzeichnen, und auch die Gedenkfeiern selbst scheinen immer mehr Besucher zu haben.

    Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und die Landung der Alliierten bilden somit die Grundlage für die Entwicklung eines Gedenktourismus in der Normandie. Zahlreiche regionale Initiativen, die von Gebietskörperschaften, Museen oder Bildungsgemeinschaften getragen werden, sind entstanden, um die neuen Generationen beim Begreifen dieses Konflikts, bei der Überlieferung dieses normannischen Gedenkens und bei einem besseren Verständnis der heutigen Welt zu unterstützen.

     

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    „Les Braves" (Die Tapferen) von der Bildhauerin Anilore Banon, Omaha Beach. © Marie-Anaïs Thierry/CRT Normandie

     

    Eine globale Strategie

    Im Vorfeld des 70. Jahrestags der Landung der Alliierten im Jahr 2014 bekräftigte die Region Normandie ihren Willen, die seit 1945 geleistete umfangreiche Arbeit fortzusetzen, indem sie den normannischen Gedenktourismus umfassend strukturierte.

    Ihr Ziel ist es, die Normandie zu DEM internationalen Reiseziel schlechthin für den Zweiten Weltkrieg zu machen, das die Werte des Friedens, der Freiheit und der Versöhnung vertritt.

    Zu diesem Zweck hat die Normandie ab 2013 den Reisezielvertrag „Gedenktourismus in der Normandie" angestoßen, ein echtes kollaboratives Arbeitsinstrument, das die Strukturierung und Förderung von touristischen Reisezielen mit starker internationaler Sichtbarkeit ermöglicht. Dieser Vertrag ermöglichte es, 22 öffentliche und private Partner (Staat, Gebietskörperschaften, Museen, Transportorganisationen usw.) einzubeziehen, mit dem Ziel, eine territoriale Dynamik zur Entwicklung des lokalen Gedenktourismus aufzubauen.

    Dieser Ansatz beruhte auf zwei Prinzipien:

    • dem Übergang von einem Gedenktourismus zu einem Geschichtstourismus mit dem Anspruch, die Fakten und den Sprachgebrauch in einer aktuellen Sichtweise der Geschichte zu verankern;
    • der herausragenden Qualität des Reiseziels und der Absicht, die gesamte Dienstleistungskette zu strukturieren, zu qualifizieren und weiterzuentwickeln, wobei die Zufriedenheit der Besucher stets im Vordergrund steht.

    Die im Rahmen des Vertrags durchgeführten Maßnahmen haben zu Folgendem beigetragen:

    • der Einrichtung eines Zielgebietsmanagements, um die Strukturierung des Angebots auf regionaler Ebene zu stärken;
    • einer Verbesserung der Qualität des Gästeempfangs, der den Kunden des Gedenktourismus angeboten wird, im Sinne einer „Dienstleistungskette" (11 Einrichtungen von Normandie Qualité Tourisme und 15 Einrichtungen von Normandie Qualité Tourisme Lieux de mémoire);
    • dem Übergang von einer Strategie des Zusammenbringens hin zu einer Strategie der Akzeptanz bei den neuen Generationen: Eine Marketingstrategie rund um die neue Reisezielmarke „1944 D-DAY Normandie, Region der Freiheit" gehört heute zu den Marken, die von Atout France in Frankreich und international stark gefördert werden, und trägt so zur Ausstrahlung und Attraktivität der Region bei;
    • einer deutlichen Entwicklung der touristischen Attraktivität des Reiseziels in diesem Themenbereich, die eine Steigerung der wirtschaftlichen Auswirkungen begünstigt;
    • einer Positionierung der Normandie als Reiseziel, das die Werte Frieden, Freiheit und Versöhnung vertritt: Die Maßnahmen des Reisezielvertrags tragen zur Umsetzung der regionalen Strategie „Normandie für den Frieden" bei und werden systematisch im Einklang mit dem Projekt zur Aufnahme der D-Day-Strände in das UNESCO-Weltkulturerbe konzipiert;
    • einem Beitrag zur politischen Bildung, indem das Verständnis für die dargestellten historischen Ereignisse verbessert wird.

    Der Vertrag wurde darüber hinaus mit dem Ziel konzipiert, über die Landung hinaus die Schlacht um die Normandie als Ganzes zu thematisieren, um diese Ereignisse in einen Zusammenhang mit der Befreiung von Paris und Europa zu stellen.

    Die seit nunmehr vielen Jahren entwickelte Fachkompetenz in diesem Themenbereich des Gedenktourismus hat zu einer internationalen Anerkennung geführt. Dies ist einer der Gründe, warum die Region Gründungsmitglied des europäischen Netzwerks Liberation Route Europe (LRE) ist. Dieses soll den Akteuren des Gedenktourismus die Bedeutung einer gemeinsamen Geschichtsauffassung bewusst machen, um sie dazu zu bringen, ihr Angebot weiterzuentwickeln und so neue Kundengruppen anzuziehen. Dies ermöglicht es außerdem, Überlegungen und Projekte auf europäischer Ebene voranzutreiben und von den Erfahrungen zu profitieren, die in den verschiedenen europäischen Ländern ausgetauscht werden.

     

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    D-Day-Museum in Utah Beach. © Coraline und Léo/CRT Normandie

     

    Ein umfangreiches Angebot, das kontinuierlich aktualisiert wird

    Der 75. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie und der Schlacht um die Normandie im Jahr 2019 war erneut ein wichtiger Jahrestag, der die volle Bandbreite der Entwicklung dieses Reiseziels veranschaulicht. Die darauf folgende Gesundheitskrise sorgte allerdings für einen Rückschlag, der die normannischen Gedenkstätten stark in Mitleidenschaft zog.

    Es stellen sich neue Herausforderungen, und die Region Normandie hat sich vorgenommen, sich weiterhin für die Tourismusakteure einzusetzen, um die Entwicklung ihres Angebots zu unterstützen.

    Zunächst einmal geht es darum, der kollektiven Forderung nach einer verantwortungsbewussteren Tourismusentwicklung nachzukommen: Die Nachfrage der Kunden nach Angeboten, die Freizeit, Entdeckungen sowie den Schutz der Umwelt und der Gesellschaft miteinander in Einklang bringen, wird immer größer. Die Gesundheitskrise, die wir durchlebt haben, hat diese Erwartungen sehr deutlich verstärkt.

    Anschließend müssen neue Kundengruppen gesucht werden, indem das Reiseziel an Neulinge (Jugendliche oder Personen, die keine direkte Beziehung zu dieser Geschichte haben) oder an Personen, die von diesen kulturellen Bezugspunkten weit entfernt sind (z. B. asiatische Kunden), angepasst wird, aber auch die während der Krise wiederentdeckten Kunden aus dem Nahbereich an sich gebunden werden. Die Notwendigkeit, das Angebot vom Gedenktourismus zum Geschichtstourismus weiterzuentwickeln, ist nach wie vor von zentraler Bedeutung.

    Nicht zuletzt ist es notwendig, sich an die neuen Erwartungen der Kunden anzupassen, indem man Besichtigungserlebnisse anbietet, die die Geschichte und die Stätten respektieren und den Besuchern gleichzeitig einen neuen Blickwinkel, d.h. einen neuen Entdeckungswinkel vermitteln.

    Um die in Gang gesetzte Dynamik, die von den verschiedenen Akteuren des Reiseziels einhellig begrüßt wird, fortzusetzen, wurde ein neuer Aktionsplan für die nächsten fünf Jahre festgelegt, dessen Schwerpunkt auf dem Jahr 2024 und dem 80. Jahrestag der Landung und der Schlacht um die Normandie liegt.

    Dieser neue Projektfahrplan ist eine Fortsetzung der bereits eingeleiteten Maßnahmen. So ist geplant, ab 2022 eine große Studie über das Verbraucherverhalten und die touristischen Praktiken an diesem Reiseziel durchzuführen. Es werden neue, aktuelle Daten über das Verhalten und die Erwartungen der Besucher zusammengetragen, die es später ermöglichen, angepasste Aktionen zur Angebotsentwicklung durchzuführen.

    Es ist ferner anzumerken, dass der gesamte Aktionsplan Teil eines Ansatzes zur Entwicklung eines verantwortungsvolleren Reiseziels ist, an dem die Region in Abstimmung mit den Gebietskörperschaften und Tourismusakteuren der Normandie arbeitet.

    In der Normandie gibt es heute 94 Gedenkstätten und Besichtigungsorte, die mit dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung stehen. Hierbei handelt es sich um das wichtigste Thema für Besuche in der Normandie. Mit fast 45 % ausländischen Besuchern zwingt die jüngste Krise jedoch dazu, die Entwicklung dieses Reiseziels immer wieder neu zu überdenken. Der Gedenktourismus ist zudem ein sensibles Thema, bei dem es darum geht, der jungen Generation Angebote zu vermitteln, die die Werte des Reiseziels widerspiegeln, die auf präzisen und fundierten Kenntnissen beruhen und die stets nach hervorragender Qualität streben.

    Ausblick auf 2024

    Die Region Normandie wird in diesem Jahr mit dem Jahrestag der Operation Biting und dem Angriff auf Dieppe den Gedenkzyklus zum 80. Jahrestag des Zweiten Weltkriegs unterstützen, wobei der Fokus auf dem Jahrestag der Landung und der Schlacht in der Normandie in zwei Jahren liegen wird. Ein eigens dem 80. Jahrestag gewidmetes Logo ermöglicht es den Akteuren in der Normandie, sich ab sofort an diesem Jubiläum zu beteiligen und die zahlreichen Gedenk- und Feierprojekte aufzuwerten.

    Der 80. Jahrestag wird übrigens höchstwahrscheinlich der letzte sein, an dem Veteranen oder Zeitzeugen des Konflikts anwesend sind. Dieses angekündigte Ende unserer direkten Verbundenheit mit den Geschehnissen verstärkt den Bedarf nach einer intergenerationellen Überlieferung und deutet mehr denn je auf einen Übergang vom Gedenken zur Geschichte hin, für den wir aus diesem Grund bereits jetzt das angestrebte Ziel vorbereiten müssen.

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    Die britische Gedenkstätte in Ver-sur-Mer

     

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    © Refuse to hibernate/CRT Normandie

     

    Die Gedenkstätte von Ver-sur-Mer (Calvados) mit Blick auf den „Gold Beach" besteht aus dünnen Säulen aus weißem Stein, in die die Namen der 22.442 Soldaten gemeißelt sind, die unter britischem Kommando zwischen der Landung am 6. Juni und dem 31. August 1944 in der Normandie ihr Leben verloren.

    Die Anlage wurde im Jahr 2021 in Anwesenheit von Emmanuel Macron und Theresa May eingeweiht und umfasst darüber hinaus ein Denkmal für Zivilisten, die bei den Kämpfen in der Region ums Leben kamen.

     


    Die Gedenkstätte von Bruneval

     

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    © Elisa Dolleans

     

    Die Gedenkstätte von Bruneval liegt auf den Kreidefelsen der Alabasterküste in Saint-Jouin-Bruneval (Seine-Maritime) und soll an eine der kühnsten alliierten Operationen des Zweiten Weltkriegs erinnern: den britischen Angriff in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1942, der das in der Gemeinde installierte deutsche Radargerät zum Ziel hatte.

    Ein erstes Denkmal wurde 1947 in Anwesenheit von General de Gaulle errichtet. Die eigentliche Gedenkstätte wurde 2012 von Kenneth Holden, einem der letzten Veteranen des Angriffs, eingeweiht.

     


    Die Gedenkstätte Mont Ormel

     

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    © Coraline und Léo/CRT Normandie

     

    August 1944: Das Ende der Schlacht um die Normandie. In der Kesselschlacht von Falaise-Chambois (Orne) gelingt es den Alliierten, den Sieg über die Deutschen zu erringen. Die Gedenkstätte befindet sich am Ort der Kämpfe zwischen Argentan und Vimoutiers und bietet einen außergewöhnlichen Blick auf das Tal der Dives.

    Als Zeugnis der Bemühungen der alliierten Nationen, einen gemeinsamen Feind zu besiegen, und als Ort, an dem man in die Kämpfe hineinversetzt wird, ehrt diese Gedenkstätte die großen Strategen und Protagonisten einer Schlacht, die Montgomery als den „Anfang vom Ende des Krieges" bezeichnete.

    Autor

    Hervé Morin - Vorsitzender der Region Normandie

    Das Juno Beach Centre

    Aktie :

    © F. Turgis

    Gedenken an den Angriff von Dieppe

    Aktie :

    Gedenkstätte für den 19. August 1942, Dieppe. © Danielle Dumas/CRT Normandie

    Renovierungsarbeiten in den Museen der Normandie

    Aktie :

    Modellierung des zukünftigen Landungsmuseums in Arromanches. © Foto cabinet Projectiles

    Das Widerstandsmuseum im Morvan

    Im Herzen Burgunds, im Morvan, werten 29 Einrichtungen zum Thema „Résistances en Morvan-Chemins de mémoire" (Widerstand im Morvan - Wege der Erinnerung) die Orte des Gedenkens an die Geschichte des Zweiten Weltkriegs auf.

    Das Denkmal für die Märtyrer der Deportation

    Das Denkmal für die Märtyrer der Deportation wurde vor 60 Jahren, am 12. April 1962, eingeweiht und entstand im Auftrag des Réseau du Souvenir (Netzwerk der Erinnerung).

    © Mémorial des martyrs de la Déportation _ Matthieu Pellerin

    © Mémorial des martyrs de la Déportation _ Matthieu Pellerin

    19. August 1942 - Der Angriff auf Dieppe

    Aktie :

    Zu Beginn des Jahres 1942 sind die Achsenmächte an allen Fronten siegreich. Die gegen die deutschen Truppen in Bedrängnis geratenen Sowjets wollen, dass die Alliierten im Westen eine neue Front eröffnen, um sie zu entlasten.

    Obwohl der Zustand der alliierten Streitkräfte eine größere Landung in Europa vor 1943 nicht zulässt, wird dennoch beschlossen, einen Angriff auf Dieppe in der Normandie zu wagen. Als strategischer Punkt liegt die Stadt nämlich in Reichweite der britischen Luftwaffe, wodurch die am Boden kämpfenden Soldaten unterstützt werden können. Ziel der Operation ist es, das deutsche Verteidigungssystem zu testen, Informationen zu sammeln und möglichst viel strategische Infrastruktur zu zerstören: Küstenverteidigung, Flugplatz, Radarstation, Kraftwerk usw.

    Im Morgengrauen des 19. August 1942 landen etwas mehr als 6.000 Männer, darunter 5.000 Kanadier, 1.000 Briten, 50 Ranger der US-Armee und einige Kämpfer des Freien Frankreichs an fünf verschiedenen Punkten, die sich über 16 Kilometer der von den Deutschen verteidigten Küste verteilen. Die Operation Jubilee ist gestartet. Und sie sollte tragisch enden.

    Drei Säulen gegenüber der Seine

    Gedenkstätte für den Algerienkrieg und die Kämpfe in Marokko und Tunesien

    Die 2002 vom französischen Staatspräsidenten eingeweihte Gedenkstätte für den Algerienkrieg und die Kämpfe in Marokko und Tunesien ehrt die Männer und Frauen, die als Mitglieder der Ersatztruppen, Wehrpflichtige oder Freiwillige im Algerienkrieg und in den Kämpfen in Marokko und Tunesien von 1954 bis 1962 für Frankreich gestorben sind, sowie an die verschwundenen oder verstorbenen zivilen Opfer des Krieges. So werden die Namen der Kämpfer und Opfer dieser Konflikte als Laufschrift auf drei Lichtsäulen angezeigt, deren Vorderseite zur Seine gerichtet ist und die in den Farben der französischen Flagge leuchten.

    Die militärischen Aspekte des Algerienkriegs

    Aktie :

    Im November 1954 verübt die Nationale Befreiungsfront (FLN) ihre ersten Anschläge in Algerien. Frankreich ist nicht bereit, den nationalistischen Charakter des Aufstands anzuerkennen, und spricht daher nur von „Ereignissen", während es gleichzeitig die militärischen Mittel verstärkt und Ausnahmegesetze erlässt. Da sich die Sicherheitslage jedoch weiter verschlechtert, werden die Operationen zur „Aufrechterhaltung der Ordnung" aufgrund des Ausmaßes der menschlichen und materiellen Verluste, die sie verursachen, zu einem regelrechten Krieg.

    Die verwundeten Soldaten Algeriens

    Aktie :

    Bergung eines Verwundeten.

    Hinrichtung in der Festung auf dem Mont-Valérien am 21. Februar 1944

    Am 21. Februar 1944, fast auf den Tag genau vor 78 Jahren, wurden 25 Widerstandskämpfer auf dem Mont-Valérien auf einer kleinen Lichtung im Inneren der Festung erschossen.

    1962, Ende des Algerienkriegs

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    1962, Ende des Algerienkriegs

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    Zusammenfassung

      Zusammenfassung

      DATUM: 18. März 1962

      ORT: Évian-les-Bains

      BETREFF: Unterzeichnung der Waffenstillstandsabkommen in Algerien, die auch den Übergang von der französischen zur algerischen Souveränität regelt und Klauseln enthält, die die künftige Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten umreißen.

      VERTRETER: Die Regierung der Französischen Republik und der Provisorischen Regierung der Algerischen Republik (GPRA)

      Am 18. März 1962 unterzeichneten die französische Regierung und ihre algerischen Kollegen in Évian-les-Bains ein Abkommen, das den Weg für die Unabhängigkeit Algeriens ebnete und das Ende der 132 Jahre dauernden Kolonialherrschaft und des 1954 begonnenen Krieges ankündigte. Dies bedeutete jedoch nicht, dass die Gewalt und die Auseinandersetzungen sofort aufhörten.

      Warum sollte dem Algerienkrieg nicht am Jahrestag des Waffenstillstands von Évian, dem 19. März 1962, gedacht werden? Diese Frage hat die französischen Veteranenverbände seit dem 19. März 1963 gespalten. Laut der Fédération nationale des anciens combattants en Algérie (Nationaler Verband der Kriegsveteranen in Algerien) und der Association républicaine des anciens combattants (Republikanischer Verband der Kriegsveteranen) werden Kriegsgedenken am Tag des Waffenstillstandsakts begangen, wie die beiden Weltkriege, deren jeweiliges Ende am 11. November (1918) und am 8. Mai (1945) gedacht wird. Nach Ansicht anderer Vereinigungen hingegen sollte der 19. März nicht begangen werden, da er den Algerienkrieg nicht beendete, sondern seine schlimmste Phase einleitete.

      Worin bestanden also die Abkommen von Évian, die am 18. März 1962 von den Vertretern der französischen Regierung und der Provisorischen Regierung der Algerischen Republik (GPRA) unterzeichnet wurden, und wie wurden sie vor Ort von beiden Seiten umgesetzt?

      Beendigung des Kriegs

      Die Abkommen von Évian waren das Ergebnis eines langen Verhandlungsprozesses, der im Wesentlichen nach dem Referendum vom 8. Januar 1961 begonnen hatte, in dem die französische Regierung beauftragt worden war, die Unabhängigkeit Algeriens durch die Schaffung eines algerischen Staates in seinen Grundzügen vorzubereiten. Diese Verhandlungen mit der GPRA dauerten fast fünfzehn Monate, wurden durch den „Putsch der Generäle" vom 22. April 1961 in Algier verzögert, dann am 20. Mai 1961 in Évian öffentlich eröffnet und zweimal ausgesetzt, zuerst von Frankreich im Juni und dann von der GPRA im Juli. Nach mehreren Monaten großer Unsicherheit wurden die Verhandlungen im November 1961 heimlich wieder aufgenommen und führten zu einem vorläufigen Abkommen, das am 18. Februar 1961 in einem Chalet in Les Rousses beschlossen und vom 7. bis 18. März 1962 in Évian neu verhandelt wurde. In der Zwischenzeit hatten die französischen Gegner der Verhandlungen mit der Front de libération nationale (FLN) die Organisation armée secrète (OAS) gegründet, die als einzige organisierte Kraft versuchte, die Umsetzung der Abkommen mit Gewalt zu verhindern.

      Die Abkommen von Évian waren, wie es einer ihrer französischen Unterzeichner, Robert Buron, ausdrückte, „ein sehr seltsames Dokument". Denn es handelte sich nicht nur um ein Waffenstillstandsabkommen zwischen zwei Armeen, sondern auch um ein Verfahren, das den Wechsel von der französischen zur algerischen Eigenständigkeit für eine Übergangszeit von drei bis sechs Monaten regelte, und schließlich um Klauseln, die die Grundzüge der künftigen Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten in den kommenden Jahren umrissen. Tatsächlich bestanden diese Vereinbarungen aus mehreren Dokumenten: einem bilateralen Waffenstillstandsabkommen und „Regierungserklärungen zu Algerien", die gemeinsam festgelegt, aber von beiden Seiten separat veröffentlicht wurden.

       

      Une Humanité

      Bekanntgabe des Waffenstillstands in Algerien. Titelseite der „L'Humanité" vom 19. März 1962. © Bianchetti/Leemage/Leemage via AFP

       

      Die allgemeine Erklärung fasste die Grundzüge der Vereinbarungen zusammen. Sie enthielt Angaben zur Organisation der öffentlichen Hand während der Übergangszeit (Koexistenz eines französischen Hochkommissars, der letztlich für die Aufrechterhaltung der Ordnung verantwortlich war, und einer provisorischen algerischen Exekutive mit muslimischer Mehrheit) und zu den Garantien des Unabhängigkeitsreferendums, mit dem die Abkommen ratifiziert und der algerische Staat innerhalb von drei bis sechs Monaten gegründet werden sollte. Sie proklamierte die volle Souveränität des zukünftigen Staates, garantierte die Freiheit und Sicherheit seiner Bewohner (insbesondere der Algerienfranzosen) und legte die Grundsätze für die Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten, die Regelung militärischer Fragen und die Beilegung von Streitigkeiten fest. Die Garantieerklärung versprach allen Einwohnern völlige Straffreiheit für Handlungen, die vor dem Waffenstillstand begangen wurden, und für Meinungen, die vor der Abstimmung über die Unabhängigkeit geäußert wurden, sowie volle Bewegungsfreiheit zwischen den beiden Ländern. Sie gewährte den Algerienfranzosen das Recht, drei Jahre lang die algerischen Bürgerrechte (mit einer Vertretung proportional zu ihrer Zahl) auszuüben, bevor sie ihre endgültige Staatsangehörigkeit wählten, und garantierte ihnen sowie den französischen Staatsangehörigen mit ausländischem Status die Achtung ihres Zivilrechts, ihrer Religion, ihrer Sprache und ihres Eigentums. Eine Grundsatzerklärung zur wirtschaftlichen und finanziellen Zusammenarbeit stützte diese auf die vertragliche Grundlage der Gegenseitigkeit der Interessen. In weiteren Erklärungen wurden die Grundsätze der Zusammenarbeit bei der Erschließung der Reichtümer des Sahara-Untergrunds unter Wahrung der erworbenen Rechte und mithilfe einer französisch-algerischen technischen Einrichtung festgelegt; der kulturellen Zusammenarbeit mit dem Ziel, die allgemeine und berufliche Bildung, die wissenschaftliche Forschung und den kulturellen Austausch zu entwickeln; der technischen Zusammenarbeit durch die Entsendung französischer Beamter nach Algerien und algerischer Praktikanten nach Frankreich. In einer Erklärung zu militärischen Fragen wurde festgelegt, dass die französischen Streitkräfte ein Jahr nach der Unabhängigkeit auf 80.000 Mann reduziert und zwei Jahre später vollständig abgezogen werden sollten, mit Ausnahme der Marine- und Luftwaffenstützpunkte Mers-el-Kebir und Bou Sfer, die für 15 Jahre zur Verfügung gestellt wurden, der Raketen- und Atombomben-Testgelände in der Sahara für fünf Jahre und der Zwischenlandungsrechte auf bestimmten Flugplätzen für fünf Jahre. Eine letzte Erklärung sah die Beilegung von Streitigkeiten durch Schlichtung, Schiedsverfahren oder die Anrufung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag vor.

      Eine chaotische Umsetzung

      Ab dem 19. März setzte Frankreich die Bestimmungen der Abkommen um, die den Übergang von Französisch-Algerien zu Algerien unter französischer Führung, verkörpert durch den Hochkommissar Christian Fouchet, aber in Zusammenarbeit mit einer einvernehmlich ernannten provisorischen französisch-algerischen Exekutive unter dem Vorsitz des ehemaligen Abgeordneten Abderrahmane Farès, der sich der FLN angeschlossen hatte, regelten. Zunächst musste Frankreich den Widerstand der OAS gewaltsam brechen, die sich weigerte, die Abkommen von Évian im Namen der Algerienfranzosen anzuerkennen, und sich bemühte, sie unwirksam zu machen, indem sie den Waffenstillstand nach der Veröffentlichung des Abkommens von Les Rousses verweigerte. In ihren beiden Hochburgen Algier und Oran verstärkte die OAS ihre terroristischen Aktionen gegen die FLN, gegen die muslimische algerische Bevölkerung, die unter ihrer Herrschaft lebte, und gegen die französischen „Ordnungskräfte", insofern diese sich weigerten, sich ihr anzuschließen.

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      Europäische Demonstranten, die gegen die Unabhängigkeit Algeriens sind, marschieren am 26. März 1962 durch die Rue d'Isly in Algier.
      Mehrere Dutzend Menschen werden bei diesem Ereignis getötet. © AFP

       

      Die Ankündigung des Waffenstillstands sollte eine entscheidende Kraftprobe auslösen. Sie führte zu einer brutalen Durchkämmung des Viertels Bab-el-Oued durch die französische Armee am 23. März und zu Schüssen auf die in der Rue d'Isly demonstrierenden französischen Menge durch eine Sperre algerischer Schützen der französischen Armee, die am 26. März 1962 fast 70 Tote unter den algerischen Demonstranten forderte, sowie zum Scheitern der Bildung eines Gegenmaquis im Ouarsenis (Ende März, Anfang April 1962). Die zunehmenden Verhaftungen von OAS-Führern in Algier (Roger Degueldre und am 20. April General Salan, nomineller Chef der gesamten Organisation) konnte die Eskalation der Gewalt nicht aufhalten.Sie wurde erst durch direkte Verhandlungen zwischen Jean-Jacques Susini, dem Präsidenten der Provisorischen Exekutive, Abderrahmane Farès, und dem Chef der FLN-Delegierten in dieser Exekutive, Chawki Mostefaï, unterbrochen, die am 17. Juni 1962 zu einem Waffenstillstand führten. Die wesentlich besser organisierte OAS in Oran setzte trotz der Verhaftung ihres Anführers General Jouhaud am 25. März ihre bewaffnete Aktion gegen die FLN und die von General Katz befehligten französischen Streitkräfte bis Ende Juni 1962 fort.

      Währenddessen setzten die FLN und ihre Nationale Befreiungsarmee (ALN) den Waffenstillstand in sehr relativierter Form um. Die Zahl der französischen Soldaten, die nach dem 19. März in Algerien getötet, verletzt oder entführt wurden, war nach wie vor nicht unerheblich, ebenso wie die Zahl der zivilen Opfer von Anschlägen und Entführungen. Die Einheiten der ALN, die sich laut Artikel 3 des Waffenstillstandsabkommens „innerhalb der Regionen stabilisieren sollten, die ihren derzeitigen Standorten entsprechen", beeilten sich, diese zu verlassen, um ihre Herrschaft über die algerische Bevölkerung auszudehnen, und die französische Armee gab ihren Versuch, sich dem mit Gewalt zu widersetzen, schnell auf.

      Dann, wenige Tage nach der Ratifizierung der Abkommen von Évian im französischen Mutterland durch das Referendum vom 8. April 1962, der Amtsübernahme der Provisorischen Exekutive in Rocher Noir am 13. April und der Ablösung von Michel Debré durch Georges Pompidou als französischer Regierungschef am 14. April, begann am 17. April eine Serie von Entführungen französischer Zivilisten aus Algerien in Algier, Oran und den umliegenden Regionen, die der These des Historikers Jean Monneret folgte, der sie als „stillen Terrorismus" bezeichnete. Diese Entführungsserie, die vom Chef der autonomen Zone Algier, Si Azzedine, als notwendige Antwort auf den antialgerischen Terrorismus der OAS dargestellt wurde, traf in der überwiegenden Mehrheit der Fälle keine bewaffneten „Killer", die sich verteidigen konnten: Wenn sie auf diese abzielte, dann indirekt, indem sie durch Terror die Massenflucht der französischen Zivilbevölkerung, in deren Obhut sie sich befanden, auslöste.

       

      habitants Oran

      Einwohner der Stadt Oran beobachten in der Nähe des Hafens die brennenden Tanks der British Petroleum, die von den Delta-Kommandos der OAS angegriffen wurden, 25. Juni 1962. © STF/UPI/AFP

       

      Fast zwei Monate nach dem 19. März, am 14. Mai, brach die autonome Zone von Algier unter Si Azzedine unverhohlen den Waffenstillstand von Évian mit einer Reihe von Terroranschlägen in der Stadt Algier, die von der Hinrichtung aller zuvor entführten Geiseln begleitet wurden. Schließlich zeigte sich auch General de Gaulle davon berührt. Am 23. Mai heißt es in den von ihm unterzeichneten Entscheidungen des Komitees für algerische Angelegenheiten: „Der Hochkommissar wird einschreiten, damit die Provisorische Exekutive erreicht, dass die Entführungen und Morde an Europäern, die derzeit in Algier verübt werden, eingestellt werden. Es obliegt Herrn Farès, dafür zu sorgen, dass Si Azzedine seine Aktivitäten in diesem Bereich einstellt oder festgenommen wird". In Wirklichkeit erreichte Si Azzedine, was er wollte: die Ansiedlung von algerischen "Auxiliaires temporaires occasionnels" (ATO - Aushilfskäfte), die von der autonomen Zone in den europäischen Vierteln Algiers ausgewählt wurden, und die Ausweisung von französischen Polizisten und Militärs, die seiner Sache feindlich gegenüberstanden; und die französische Regierung erreichte keine Verurteilung der Entführungen seitens der GPRA.

      Ebnung des Wegs in die Unabhängigkeit

      Als General de Gaulle sah, dass der Waffenstillstand nicht mehr eingehalten wurde, beschloss er am 15. Mai, das Datum des Referendums über die Unabhängigkeit Algeriens - das wegen der chaotischen Lage im Land verschoben worden war - und damit das Ende der Übergangszeit auf den 1. Juli 1962 vorzuverlegen, um alle Beteiligten zu zwingen, so schnell wie möglich ihren Pflichten nachzukommen. In Algier wurde er mit dem zwischen der OAS und der FLN ausgehandelten Waffenstillstandsabkommen zufrieden gestellt, in Oran jedoch nicht.

      Andererseits war die Sicherheit der auf französischer Seite eingesetzten „muslimischen Franzosen" theoretisch durch die „Allgemeine Erklärung" und die „Garantieerklärung" sichergestellt, in denen es hieß: „Niemand darf aus folgenden Gründen Gegenstand polizeilicher oder gerichtlicher Maßnahmen, disziplinarischer Sanktionen oder einer wie auch immer gearteten Diskriminierung werden: - Meinungen, die anlässlich von Ereignissen in Algerien vor dem Tag der Unabhängigkeitswahl geäußert wurden; - Handlungen, die anlässlich derselben Ereignisse vor dem Tag der Verkündung des Waffenstillstands begangen wurden". Doch bereits am 19. März kam es in Saint-Denis-du-Sig (Oranien) zu einem Massaker an „Harkis". Überall folgten auf Versprechungen von Vergebung oder „Freikauf" gegen Zahlung von Demobilisierungsprämien an die ALN Entführungen und Misshandlungen oder Quälereien, die von den Tätern exemplarisch gemeint waren. Doch eine Direktive der Wilaya V vom 10. April 1962, die von der französischen Armee abgefangen und von der OAS weitergegeben wurde, ließ das Schlimmste nach dem Datum der Unabhängigkeit befürchten und forderte das algerische Volk auf, dieses Datum abzuwarten, um seine gerechte Rache zu befriedigen. Dennoch widersetzten sich der Minister für algerische Angelegenheiten Louis Joxe und der Verteidigungsminister Pierre Messmer am 12. Mai der Überführung aller ehemaligen Ersatzsoldaten in das Mutterland außerhalb des von den Behörden organisierten allgemeinen Repatriierungsplans und drohten, alle, die außerhalb dieses Plans eintreffen würden, nach Algerien zurückzuschicken. Damit verstießen sie gegen die allgemeine Erklärung der Abkommen von Évian, wonach „kein Algerier gezwungen oder daran gehindert werden darf, algerisches Territorium zu verlassen", und gegen die Garantieerklärung, die die „Freiheit, sich zwischen Algerien und Frankreich zu bewegen", zusicherte. Außerdem hatte Louis Joxe selbst dem Parlament versichert, dass kein Algerienfranzose seine Staatsbürgerschaft verlieren würde, sofern er nicht freiwillig auf sie verzichtet, sie aber nur in Frankreich geltend machen könne. Die Abschiebung „muslimischer Franzosen" aus dem französischen Hoheitsgebiet bedeutete also, ihnen ihre Bürgerrechte vorzuenthalten und gleichzeitig ihr Leben zu gefährden.

       

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      Stimmzettel für „Ja" und „Nein", die beim Referendum über die Unabhängigkeit Algeriens am 1. Juli 1962 verwendet wurden. © AFP PHOTO

       

      Instabilität und Gewalt

      Das Referendum in Algerien am 1. Juli 1962 sollte den in den Abkommen von Évian vorgesehenen Prozess nicht unterbrechen, da die GPRA diesen befürwortet hatte, indem sie das algerische Volk aufforderte, auf die gestellte Frage mit Ja zu stimmen: „Wollen Sie, dass Algerien ein unabhängiger Staat wird, der mit Frankreich unter den Bedingungen kooperiert, die in den Erklärungen vom 19. März 1962 festgelegt wurden?" Doch der Nationalrat der Algerischen Revolution (CNRA), der vom 25. Mai bis zum 7. Juni tagte, hatte zunächst einstimmig für das „Programm von Tripolis" gestimmt, das die Erklärungen als „neokolonialistische Plattform" definierte, die so schnell wie möglich zerschlagen werden sollte: Es war also eine Weigerung, diese Abkommen zu ratifizieren, aber auch eine Täuschung gegenüber der französischen Regierung - da das Programm von Tripolis geheim gehalten wurde - und dem algerischen Volk, das aufgerufen war, die ohne sein Wissen abgelehnten Abkommen von Évian zu ratifizieren.

      Die Souveränität des französischen Staates in Algerien wurde am 3. Juli an den neuen Staat, verkörpert durch die Provisorische Exekutive, übergeben, bis eine algerische verfassungsgebende Versammlung gewählt und einberufen werden konnte. Der Vorsitzende Abderrahmane Farès übergab der GPRA jedoch umgehend die Befugnisse der Provisorischen Exekutive, von der alle von der GPRA ernannten Mitglieder am 30. Juni zurückgetreten waren, weil sie die totale Anarchie im Land anprangerten. Präsident Ben Khedda lehnte jedoch seinen Rücktritt ab und beauftragte ihn, seine Aufgabe weiterhin zu erfüllen, ohne dass er dazu befugt war. Die „Force locale", die gemäß den Abkommen von Évian geschaffen wurde, um die Provisorische Exekutive bei der Aufrechterhaltung der Ordnung zu unterstützen, war einem ehemaligen algerischen Offizier der französischen Armee anvertraut worden, doch bereits am 3. Mai hatte dieser berichtet, dass er nicht mehr in der Lage sei, seine Aufgabe zu erfüllen, weil „die Anzahl seiner Mitglieder wie Schnee in der Sonne schmolz, da sie desertierten, um mit Waffen und Gepäck die Reihen der ALN zu vergrößern". Was von der Force locale übrig geblieben war, verschwand in den ersten Julitagen des Jahres 1962.

      Die FLN, die politische Siegerin des Algerienkonflikts, präsentierte sich in der Stunde der Unabhängigkeit zerstritten in Form zweier rivalisierender Koalitionen, die entweder die verbliebene GPRA oder das von Ben Bella gebildete Politische Büro anerkannten, das mit dem Generalstab der ALN von Oberst Boumedienne verbündet war. Drei Monate der Auseinandersetzungen, unterbrochen von Verhandlungen, schwächten die Erstere und führten zu einem beginnenden Bürgerkrieg zwischen der Wilaya 4 (Algerien) und den von Oberst Boumedienne aufgestellten Streitkräften, bis zu einem Waffenstillstand, der die Wahl einer Nationalversammlung ermöglichte, in der das Volk aufgefordert war, die einheitliche Liste der von Ben Bella ausgewählten Kandidaten der FLN zu ratifizieren, die am 20. September gewählt und am 29. September Teil der Regierung Ben Bella wurden.

       

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      Freudenkundgebungen in Algier nach der Verkündung der Unabhängigkeit Algeriens am 5. Juli 1962. © Photographe inconnu/ECPAD/Défense

       

      Diese knapp drei Monate der Anarchie begünstigten die Fortsetzung der Entführungen und Morde an zivilen (und manchmal auch an militärischen) Franzosen, insbesondere in Oran, wo ab dem 5. Juli 1962, dem Tag vor der Ankunft des ersten französischen Botschafters Jean-Marcel Jeanneney in Algerien, fast 700 Franzosen getötet oder verschleppt wurden. Gleichzeitig entlud sich die Gewalt gegen ehemalige „Harkis" und Partisanen Frankreichs in Form von Entführungen, denen nicht selten Folter und Massaker folgten. Die Zahl der entführten französischen Zivilisten wurde vom 19. März bis zum 31. Dezember 1962 offiziell auf über 3.000 Entführte und fast 1.700 Tote und Vermisste geschätzt, doch die Zahl der „muslimischen Franzosen" konnte nicht ermittelt werden.

      Botschafter Jeanneney bemühte sich, Ben Bella zur Einhaltung der Abkommen von Évian zu bewegen, entdeckte aber am 8. September 1962, dass der Text des - bis dahin unbekannten - Programms von Tripolis mit diesen Abkommen unvereinbar war. Nach zahlreichen Verstößen setzte die französische Regierung im Dezember 1962 die Beendigung der Haushaltsunion zwischen dem französischen und dem algerischen Finanzamt durch, die es dem algerischen Staat ermöglichte, sein enormes Defizit, das durch die Massenflucht von Algerienfranzosen noch verschärft wurde, von Frankreich bezahlen zu lassen. Doch einige Monate später begann Algerien erneut an den Abkommen von Évian zu kratzen, was 1971 zur Verstaatlichung der Öl- und Gasvorkommen in der Sahara führte.

      „Ein wackeliges juristisches Gerüst"

      Letztendlich waren die Abkommen von Évian nur ein wackeliges juristisches Gerüst gewesen, mit dem die französische Regierung nicht nur den Krieg mit der FLN beenden, sondern auch die Zukunft der französisch-algerischen Beziehungen festlegen wollte, ohne jedoch ihren Partner als gesetzlichen Vertreter des noch zu gründenden algerischen Staates anzuerkennen. Obwohl sich die drei französischen Minister, die an den Verhandlungen in Évian teilgenommen hatten, bereit erklärten, den Text der Vereinbarungen zu unterzeichnen und die 93 Seiten mit dem Leiter der GPRA-Delegation Belkacem Krim zu paraphieren, veröffentlichte die französische Regierung sie nicht in der vorliegenden Form, sondern unter dem Namen „Regierungserklärungen zu Algerien" nach einem anderen Plan und mit anderen Unterschriften. Und sie protestierte gegen die „De-jure-Anerkennung" der GPRA durch die sowjetische Regierung am 19. März. So hatte die französische Regierung selbst, indem sie ihren Verhandlungspartner nicht anerkannte, den Wortlaut der Vereinbarungen verwässert. Im Gegensatz dazu hatte die GPRA eine konsequentere Haltung eingenommen, indem sie bereits am 24. Oktober 1961 der französischen Regierung vorschlug, die GPRA unverzüglich anzuerkennen, bevor sie alles andere zwischenstaatlich verhandelte, und indem sie nach dem 18. März 1962 die wichtigsten Vertragstexte als Ergebnisse einer Verhandlung zwischen den beiden Regierungen veröffentlichte.

      Es ist daher verständlich, warum sich die französischen Regierungen über ein Drittel eines Jahrhunderts lang geweigert haben, dem 19. März 1962 zu gedenken. Der damit einhergehende Waffenstillstand beendete die Auseinandersetzungen nicht, sondern ebnete den Weg für ein unabhängiges Algerien und damit das Ende eines Zyklus.

       

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      Algerien-Rückkehrer auf dem Deck des Passagierschiffs Ville-d'Alger, 20. Juni 1962. © Jean-Jacques Jordi

      Autor

      Guy Pervillé – Historiker