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Gedenken an den Krieg von 1870

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Löwe von Bartholdi, Territoire de Belfort. © DR

Der 150. Jahrestag des Krieges von 1870 hat dazu beigetragen, diesen Konflikt, von dem viele glaubten, er sei im nationalen Gedächtnis Frankreichs und Deutschlands vergessen, zu entdecken oder erneut zu entdecken. Neben der Mobilisierung von Akteuren aus den Bereichen Gedenken, Vereinswesen und Kultur ermöglichte er zu beiden Seiten des Rheins die Suche nach den Spuren dieser Erinnerung und der Auswirkungen, die bis heute in den betroffenen Gebieten geblieben sind.

Die Herausforderungen

Die Herausforderungen

Links: Präsident Charles de Gaulle, Verteidigungsminister Pierre Messmer (rechts) und der Minister für Kriegsveteranen Alexandre Sanguinetti (links) anlässlich des 50. Jahrestags der Schlacht von Verdun (Meuse). Samstag, 28. Mai 1966. © Roger-Viollet. Rechts: Der deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker bei seiner viel beachteten Rede im Bundestag in Bonn am 8. Mai 1985 anlässlich des 40. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs. © akg-images/picture-alliance/dpa

Anlässlich des 150. Jahrestags des Frankfurter Vertrags, in dem sich die deutsche und die französische Regierung gegenseitig verpflichteten, Kriegsgräber auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu pflegen, ist es interessant zu hinterfragen, wie die Gedenkpolitik in den beiden Nachbarländern entstanden ist. Das Kriegsgedenken, das einen tugendhaften und mobilisierenden Nationalroman schaffen sollte, wurde nach dem Krieg von 1870 zunächst von der Kirche angeregt, bevor es vom Staat übernommen wurde. Nach den beiden großen Weltkriegen wurde der Diskurs allmählich offener, so dass auch die Sichtweisen und Anliegen anderer Akteure einbezogen wurden; die der Veteranenverbände, aber auch der Zivilgesellschaft insgesamt. Die zunehmende Zahl an Erinnerungen, die bisweilen zu einer Segmentierung führt, ist heutzutage eine echte Herausforderung. Dies gilt umso mehr, als die Schilderung zeitgenössischer Konflikte inzwischen einen komplexen multilateralen Rahmen umfasst, der sich auf die europäische Ebene ausdehnt. So besteht die eigentliche Herausforderung in Frankreich wie auch in Deutschland letztlich weiterhin darin, aus der Erinnerung ein staatsbürgerliches Projekt zu machen, das die Bürger zusammenführen soll.

Eine spezifisch deutsch-französische Problematik: die Erinnerung an die zeitgenössischen Konflikte in der Region Elsass-Moselle

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Rückkehr ehemaliger elsässisch-lothringischer Soldaten, die Ende November 1918 von den Deutschen aus dem Militärdienst entlassen wurden, über die Kehler Brücke, die Straßburg mit dem badischen Land verbindet. © Excelsior-L’Equipe/Roger-Viollet

Innerhalb von fünfundsiebzig Jahren verloren die Elsässer und Lothringer an der Mosel vier Kriege (1871-1918-1940-1945) und fanden sich dennoch viermal auf der Seite des Siegers wieder. Diese Feststellung beschreibt zusammenfassend die Situation einer Region im Grenzgebiet von Frankreich und Deutschland, die zwischen 1870 und 1945 immer wieder Gegenstand von Konflikten war. Elsass-Lothringen, später Elsass-Moselle genannt, wurde jedoch letztendlich zum Symbol für die Versöhnung der beiden „Erbfeinde" im Rahmen der Europäischen Union, in der Straßburg eine der Hauptstädte ist.

Das Verhältnis der französischen Gesellschaft zur Erinnerung

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Zeremonie zum 100. Jahrestag des Waffenstillstands des Ersten Weltkriegs, Paris, 11. November 2018. © Eric FEFERBERG/AFP

Die Franzosen haben nachweislich eine Vorliebe für Geschichte und die Erinnerung an Ereignisse, die ihre Vergangenheit geprägt haben, doch drückt sich diese je nach Konflikt und Person nicht einheitlich aus. Sie zeigt sich vor allem in der Form des Gedenkens.

Die Rolle des Staates in der Gedenkpolitik

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General de Gaulle, Chef der provisorischen Regierung, besucht das Märtyrerdorf Oradour-sur-Glane, 4. März 1945. © AFP

Trotz der weitgehenden Übereinstimmung der Erfahrungen mit zeitgenössischen Konflikten in Frankreich und Deutschland ist die Entwicklung der Gedenkpolitik in beiden Ländern aufgrund des politischen Systems - Zentralstaat auf der einen Seite, Bundesstaat auf der anderen - äußerst uneinheitlich.

Entstehung und Wandel der Erinnerungspolitik in Deutschland

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Woran erinnert man sich, wenn man in Deutschland über die großen Konflikte des 20. Jahrhunderts spricht? Auf der anderen Seite des Rheins hat die Erinnerungskultur einen besonderen Stellenwert. Das Land (zumindest Ostdeutschland) hat zwei Weltkriege und zwei totalitäre Regimes erlebt, was sich auch in der tragischen Vergangenheit widerspiegelt. Die Erinnerung an diese Ereignisse unterscheidet sich heute jedoch in vielerlei Hinsicht.

Entstehung und Wandel der Erinnerungspolitik in Frankreich

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Jahrestag des Waffenstillstands am Étoile, 11. November 1923. © Agence Rol/BNF

Nach dem Krieg von 1870, dessen 150. Jahrestag wir kürzlich gedacht haben, entstand die Verpflichtung des Staates, die Kriegsgräber der gefallenen Soldaten zu pflegen. Seitdem hat sich die Gedenkarbeit in ihren Zielen und ihrer Form in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Partnern (öffentliche, private, Verbände) ständig weiterentwickelt.

17. Juni 2022: Gedenkfeier für Jean Moulin

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© E. Rabot / SGACOM / Ministère des Armées

 

Jedes Jahr findet am 17. Juni eine Zeremonie im Panthéon in Paris statt,
die dem Datum der ersten Widerstandshandlung von Jean Moulin am 17. Juni 1940 gedenkt.

 

Die SAS in Algerien, Soldaten an der Seite der Bevölkerung

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Les écoles d’El Kremis, de Bou Ighzer et la section administrative spécialisée (SAS) de Pierre, en Kabylie - ECPAD

1962, die Flucht der Franzosen aus Algerien

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©CREUSE/ECPAD/Défense

Sechzig Jahre, reicht das aus, nicht nur um sich zu erinnern, ohne gemeuchelt zu werden, sondern auch und vor allem um eine dramatische Geschichte vernünftig zu durchleuchten, die von Hass und Leidenschaft, von Verachtung und ohnmächtiger Liebe geprägt ist, welche die Erinnerungen damals und heute bewegen? Algerien feiert bald sechzig Jahre Unabhängigkeit, und das ist legitim. Repatriierte Algerienfranzosen (Pieds-Noirs) und französische Muslime versuchen sich zu erinnern und das Unbegreifliche zu verstehen... Warum sind sie unter solchen Bedingungen weggegangen?
 

Friedhöfe

Nécropole de la Fontenelle

Nationalfriedhof La Fontenelle. © ECPAD

Gedenkfeier zum 30. Jahrestag der Operation Daguet

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Am Dienstag, 19. Oktober 2021 konnte im Hôtel national des Invalides bei einer militärischen Feier des 30. Jahrestages der Operation Daguet gedacht werden.

Dieser Jahrestag markiert den Einsatz Frankreichs
im Golfkrieg vom 17. Februar bis 28. Februar 1991, dem Tag des Waffenstillstands.

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151. Jahrestag der Kämpfe von Bazeilles

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Die im Tschad anwesenden Marinetruppen gedachten am Donnerstag, 16. September 2021 auf dem Waffenplatz der Siedlung Lamy in N’Djamena unter der Oberaufsicht des ersten Gesandtschaftsrats der französischen Botschaft des 151. Jahrestages der Kämpfe von Bazeilles im Jahr 1870.

Pantheonisierung von Josephine Baker

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Am 30. November 2021 wurde Josephine Baker auf Entscheidung des Staatspräsidenten, im Pantheon beigesetzt

 

Souvenir Français in der Welt

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Digitaler Gedenktourismus

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Zusammenfassung

    Zusammenfassung

    THEMA: Gedächtnistourismus

    ZIEL: Digitale Innovation

    AKTEURE: Gedenkorte, vor allem Museen

    Seit fast 30 Jahren hält die digitale Technik zunehmend in unseren Museen Einzug. Die Covid-19-Krise hat dieses Phänomen nur noch verstärkt. Der „Gedächtnistourismus 2.0“ ermöglicht ein besseres Verständnis der Geschichte und erhöht gleichzeitig die Attraktivität der Destinationen und Gedenkstätten zeitgenössischer Konflikte.

    Unser Land, das vor allem Schauplatz der weltweiten Kriege des 20. Jahrhunderts war, besitzt heute eine hohe Dichte an Museen, Gedenkstätten und Befestigungsanlagen. Die Gedenkzyklen zum Ersten und zum Zweiten Weltkrieg erweckten großes Interesse der Öffentlichkeit an den Gedenkorten, die eine immer größere Zahl französischer, aber auch ausländischer Besucher zählen.

    So verzeichneten 2019 die Gedenkorte 15,2 Millionen Besucher. Die Gedenkorte und -stätten erobern daher ein sehr breites Publikum, das mehr über seine Vergangenheit erfahren möchte. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, wurden zahlreiche Hilfsmittel für die Besichtigung und Vermittlung eingesetzt, darunter ein umfassendes innovatives digitales Angebot.

    Pionnierorte

    Das Ende der 1980er-Jahre ist von der Entstehung mehrerer digitaler Einrichtungen geprägt, die als Mittel zur Verbreitung von Wissen und Kenntnissen in Erscheinung treten und in diesem Sinne der Kultur- und Gedenkpolitik dienen. Die digitale Technik ermöglicht der Öffentlichkeit damit Zugang zu den Datenbanken der Museen. Daraus entstehen interaktive Säulen in kulturellen und kulturhistorischen Einrichtungen, um den kulturellen Maßnahmen eine didaktische Dimension zu verleihen. Weitere digitale Systeme werden entwickelt, wie zum Beispiel CD-ROMs. Die Digitalisierung bietet die Möglichkeit, viele Augenzeugenberichte über die zeitgenössischen Konflikte zu bewahren und zu erfassen. Diese Maßnahmen sind ein erster Schritt zur Einführung neuer kultureller und touristischer Praktiken im Zusammenhang mit Erinnerungen.

    Denn der digitale Aufschwung bietet den Gedenkstätten und -akteuren zahlreiche Möglichkeiten. An den meisten Gedenkorten ist die erste Multimedia-Einrichtung das Video, das auf einem klassischen Bildschirm angezeigt wird, der an einer Wand angeordnet ist oder in den Ausstellungsvitrinen Einzug gehalten hat. So werden im Eingangsbereich des Museums General Leclerc de Hauteclocque und der Befreiung von Paris – Museum Jean-Moulin, das sich in der Nähe des Montparnasse-Bahnhofes befindet, kurze Sequenzen aus Berichten von Widerstandskämpfern mithilfe von Bildanzeigeeinrichtungen ausgestrahlt. Die Gedenkorte sensibilisieren den Besucher auf eine neue Art und Weise für die zeitgenössischen Konflikte. Unter Nutzung hochmoderner Technologien werden auch mehrere Medien eingesetzt, so wie im Zentrum Juno Beach. Das Museum, das ein Pionier bei der Installation neuer Einrichtungen ist, bietet im „Courseulles“-Raum die Möglichkeit, die Landung in der Normandie so „mitzuerleben“, als ob der Besucher dabei wäre. Das Publikum nimmt in einem stilisierten Kahn Platz, um einen Film anzusehen. Auf die Wände werden Bilder vom Krieg, den Übungen der Bataillone und des D-Days projiziert, während die kanadischen Soldaten und ihre Familien ihre damaligen Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen. Die Gedenkorte werden mit einer innovativen und häufig markanten Vermittlung während des Rundgangs dem zweifachen Ziel der Sensibilisierung und Geschichtsvermittlung gerecht.

    Diese an manchen Gedenkorten relativ früh in Erscheinung getretenen digitalen Einrichtungen setzen relativ einfache Technologien ein, um immersive und spürbare Erfahrungen für die Besucher zu bieten. Als wahre Mittel der Geschichtsvermittlung stellen sie auch einen Stimulus für die Entwicklung für Gebiete und Stätten im Zusammenhang mit den zeitgenössischen Konflikten dar, indem sie eine Diversifizierung des Angebots des Gedächtnistourismus ermöglichen und die Erwartungen der Besucher, besonders jene der jüngeren Generationen, erfüllen.

    Kartographie des Vorhandenen

    In den 2010er-Jahren wurde das tourisitsche Angebot der Gedenkorte um zahlreiche innovative Einrichtungen erweitert. Dieses Jahrzehnt stellt eine Wende in der kulturellen Vermittlung dar, denn die moderneren Mechanismen zur Wissensverbreitung halten in den Institutionen Einzug. Diese Mittel, die sich auf innovative Technologien der geografischen Ortung sowie der virtuellen oder immersiven Realität stützen, sind wertvolle Hilfsmittel bei der Besichtigung, aber für bestimmte Akteure wie die Gebietskörperschaften auch echte Faktoren für die Attraktivität. Der Departementrat der Ardennen brachte zum Beispiel 2016 die App „Ardennes, terre de mémoire“ (Ardennen, Land der Erinnerung) heraus. In einem folgerichtigen Rundgang wird der Tourist an verschiedene Stätten des Gebiets geführt, die durch die zeitgenössischen Konflikte geprägt wurden. Wenn man sich vor Ort befindet, können über die App Beschreibungen und ein umfangreicher Inhalt abgerufen werden, der von Texten über Spiele bis zu Stadtspaziergängen reicht.

    Die neuen Medien zur Vermittlung werden den Anforderungen der Gedenkakteure gerecht, deren Aufgabe die Vermittlung der Geschichte der und Erinnerung an die zeitgenössischen Kriege ist. Digitale Techniken können diese Arbeit mit verschiedenen Funktionen (Geolokalisation, immersive Augmented Reality, Video, Audioinhalte) erleichtern.

    Digitale Medien begleiten den Touristen nicht nur bei seinem Besuch, sondern dienen insbesondere durch mobile Anwendungen auf spielerische Weise auch der Wissensvermittlung. Sie sind sehr beliebt und werden von Gedenkeinrichtungen entwickelt, wie zum Beispiel dem Museum des Widerstands in Limoges mit der App „Résistance en poche“ (Widerstand im Taschenformat), die sich an Jugendliche richtet (8-12 Jahre). Diese folgt drei Kindern in ihrem Tempo und selbstständig bei ihrer Erkundung des Museums. Diese Art der Einrichtung, die ein „serious game“ (ernsthaftes Spiel – eine Tätigkeit, die eine „ernsthafte“ Absicht – pädagogischer, informativer Art – mit spielerischen Bereichen kombiniert) ist, wird auch von anderen Gedenkorten entwickelt. Das Erlernen der Geschichte zeitgenössischer Konflikte wird durch diese Mittel, die sich seit der Covid-19-Gesundheitskrise ständig weiterentwickeln, gefördert.

    Die digitale Technik in Krisenzeiten

    Die Gesundheitskrise hat die Kultureinrichtungen gezwungen, sich neu zu erfinden und sich neue digitale Mittel einfallen zu lassen. Da die Gedenkorte durch die Lockdowns immer wieder geschlossen waren, wurden mehrere Maßnahmen ergriffen, damit sie ihren Aufgaben so gut wie möglich gerecht wurden. Sie stützten sich zuerst auf die vorhandenen Inhalte und entwickelten dann neue, um Internetbenutzer stärker anzusprechen. So blieben sie mit ihren regelmäßigen Besuchern in Kontakt und verstärkten sogar ihre Verbindung zu ihnen, während sie gleichzeitig ein neues Publikum ansprachen. Eines der Merkmale des digitalen Angebots ist dessen Anpassung an jedes Publikum, sowohl an jene, die üblicherweise Gedenkorte besuchen, aber auch an andere.

    Die Idee bestand darin, die jeweiligen Erwartungen (von Veteranen, Eltern, Kindern, Lehrern oder einfachen Interessierten) im Rahmen mehrerer Zielsetzungen zu erfüllen: gedenken, sich erinnern, entdecken, sich unterhalten, lernen und lehren. Die Gedenkorte und -stätten haben ihre Inhalte mit zahlreichen Maßnahmen in den sozialen Netzwerken aufgewertet, wie zum Beispiel dem Programm „Restez à bord, la mer s’invite chez vous“ (Bleiben Sie an Bord, das Meer kommt zu Ihnen nach Hause), das vom Nationalen Marinemuseum gestartet wurde. Zusätzlich zu den verschiedenen Online-Ressourcen auf den Internetseiten stellten sie Lehrmittel zur Verfügung.

    Dem Publikum wurden durch innovative und interaktivere Vermittlungsformen auch mehrere wöchentliche Termine in den sozialen Netzwerken angeboten. Mit dem gleichen Ziel hat das Museum des Ordre de la Libération eine Zusammenarbeit mit dem Youtuber Nota Bene, der über eine Million Abonnenten hat, gestartet. Auf diese Weise lassen sich seine Sammlungen erkunden und den Jüngsten die Geschichte der Befreiung Frankreichs zu vermitteln.

    So sind in dieser Krise neue Möglichkeiten für den Gedächtnistourismus entstanden. Da die Besucher nicht mehr vor Ort sein konnten, kamen die Institutionen mit virtuellen Führungen auf elektronischem Wege zu ihnen. Internetnutzer konnten die nationalen Gedenkstätten des Verteidigungsministeriums von besonderer Bedeutung mittels 360°-Führungen erkunden, die während der Lockdowns auf YouTube online gestellt wurden. Darüber hinaus wurden die meisten Gedenkfeiern in eingeschränkter Form abgehalten, wodurch die Gedenkorte und ihre Partner gezwungen waren, sich andere Gedenkpraktiken auszudenken. Damit die Franzosen sie verfolgen konnten, wurden sie von mehreren Institutionen, wie zum Beispiel der Gedenkstätte der Shoah und dem Mont Valérien, aber auch dem Verteidigungsministerium, über die sozialen Netzwerke (Facebook, Instagram, YouTube…) übertragen. Diese Praxis wurde seit Jahresbeginn dauerhaft für die meisten nationalen Feierlichkeiten eingeführt. Viele Internetnutzer haben auf diese Weise die verschiedenen Gedenkstätten entdeckt und bekamen dadurch Lust, sich dorthin zu begeben.

     

    Anne Franck

    Bild aus „Anne Frank House VR“. © FeelU

     

    Welche Perspektiven?

    Die Covid-19-Krise hat die Art des Reisens und folglich die Praktiken im Zusammenhang mit dem Gedächtnistourismus verändert. Der Tagestourismus hat stark zugenommen, was die Gedenkorte berücksichtigt haben. Um die Neugier einer immer breiteren Kundschaft zu stillen, entstehen neue Innovationen.

    So hat das Armeemuseum beispielsweise eine Smartphone-App entwickelt, mit der Familien die Einrichtung durch Spiele erkunden können, ebenso wie das Historial de la Grande Guerre de Péronne – Thiepval. In der Einrichtung des Historial können die Besucher den Ersten Weltkrieg und die Geschichte wichtiger Persönlichkeiten durch Overlap Reality miterleben. Schließlich hat die Region Normandie die Anwendung „TimeTravel“ eingeführt, die das vorhandene Erbe in der Bucht des Mont-Saint-Michel zeigt, indem sie die Besucher in eine bestimmte Zeit versetzt.

    Die Gedenkorte werden auf diese Weise mit anderen historischen Denkmälern verbunden und tragen dank verschiedener digitaler Innovationen zum zunehmenden Erfolg des Slow Tourism (langsamer Tourismus, der sanfte Formen des Reisens bevorzugt, um ein Land oder eine Region zu entdecken und dabei die Auswirkungen auf die Umwelt minimiert) bei. In diesem Sinne werden derzeit neue Formen virtueller Führungen ausgearbeitet, damit ausländische Touristen diese Orte besichtigen können, ohne durch das Reisen einen CO2-Abdruck zu hinterlassen. Es geht dabei um die Anpassung an die neuen Erwartung der Reisenden, indem man sich auf die digitale Technik stützt, damit sie neue Erfahrungen machen können.

    Denn jüngere Besucher wollen starke und authentische Eindrücke erleben. Denn der „Erlebnistourismus“ verzeichnet eine starke Nachfrage und ist bei den nach Erlebnissen und Emotionen hungrigen Urlaubern sehr beliebt. Der Gedächtnistourismus spricht die Emotionen an, die mittels digitaler Technik hervorgerufen werden können. Die neuen Technologien werden daher von den Akteuren dieses Sektors eingesetzt, damit der Reisende einmaligen Augenblicke erlebt. Das Museum Jean et Denise Letaille – Bullecourt 1917 bietet zum Beispiel die Möglichkeit, die Schlacht von Arras mit einem Augmented-Reality-Helm zu erleben. Die Akteure des Gedächtnistourismus sind daher mit Veränderungen durch die neuen Technologien konfrontiert. Um all diese Transformationen zu unterstützen, hilft das Verteidigungsministerium als Akteur und Partner des Gedächtnistourismus den Fachleuten mit zahlreichen Maßnahmen (Seminare zur Professionalisierung, Projektausschreibungen „Innovative digitale Dienste“ usw.).

    Die Entwicklung innovativer digitaler Einrichtungen an Gedenkorten bildet derzeit einen der Schwerpunkte der Politik zur Strukturierung des Gedächtnistourismus. Frankreich positioniert sich beim jungen Publikum als attraktive Destination der Erinnerung und Geschichte, die international konkurrenzfähig ist. Die von den Gedenkorten entwickelten Einrichtungen werden immer stärker fachbereichsübergreifend, indem sie im Vorfeld oft das Publikum (vor allem die Jugend), die Dimension der nachhaltigen Entwicklung und das Konzept der Netzwerkbildung der betroffenen Akteure miteinbeziehen. Die Gesundheitskrise stellt darüber hinaus ihre Finanzierungsmethode in Frage. Ihre Monetarisierung ist umstritten. Obwohl sie von der Öffentlichkeit sehr geschätzt werden, scheint diese keine Bezahlung für den Zugang in Erwägung zu ziehen.

    Da diese Ansicht von einer großen Mehrheit der Gedenkstätten geteilt wird, entwickeln sie verschiedene wirtschaftliche Modelle, um diese ziemlich kostspieligen digitalen Mittel zu finanzieren. Denn auch wenn große Gedenkeinrichtungen die Mittel haben, solche Systeme zu entwickeln, können sich kleinere Strukturen mit deren Anschaffung schwer tun. Die Stellen müssen nicht nur die digitalen Medien zahlen, sondern auch verschiedene Fachleute beiziehen, wie Historiker, Akteure oder auch Entwickler, die sie bezahlen müssen. Darüber hinaus müssen die Anlagen gewartet werden, damit sie nicht veralten. Um die Ausgaben einzudämmen, können die digitalen Einrichtungen im Ticketpreis enthalten sein oder durch öffentliche Subventionen unterstützt werden. Das Hauptziel dieser Mittel ist nicht die Rentabilität, sondern vor allem die Attraktivität und die Erneuerung des Publikums. Dies impliziert auch eine Evaluierungsphase für diese Einrichtungen, um den Erwartungen und technologischen Entwicklungen am besten gerecht zu werden.

     

    Das Museum des Ersten Weltkriegs in Meaux aus der Ferne besuchen

     

    musée Grande Guerre Meaux

    © Museum des Ersten Weltkriegs, Meaux

     

    Das Museum des Ersten Weltkriegs bietet seit 2014 Schulgruppen die Möglichkeit, über eine Internetplattform mit einer interaktiven digitalen Tafel (oder einem Videoprojektor) von der Klasse aus eine Führung zu besuchen, die von einem Kulturvermittler auf einer Dauerausstellungsfläche von 3.000 m² begleitet wird. Mithilfe von fixen und mobilen Kameras besteht die Möglichkeit des direkten Austauschs zwischen den Schülern und dem Gegenüber am Bildschirm. Während der Gesundheitskrise wurden Führungen aus der Ferne auch für die breite Öffentlichkeit organisiert.

     

    Das immersive audiovisuelle System des Denkmals auf dem Mont-Faron

     

    Mémorial-MontFaron

    © Patrick Palmesani

     

    Das Denkmal für die Landung und Befreiung in der Provence ist eine nationale Gedenkstätte des Verteidigungsministeriums mit besonderer Bedeutung auf der Anhöhe von Toulon (Mont-Faron) und besitzt seit 2017 eine neue Museumsgestaltung. Der Besucherrundgang bietet verschiedene innovative Einrichtungen, darunter ein großes immersives audiovisuelles Spektakel. Auf einer riesigen Bildfläche von 17 Metern Länge versetzt ein didaktischer Film die Besucher mitten in die Kämpfe, von den ersten Tagen der Landung bis zur Befreiung der Provence. Dieses immersive Erlebnis mit einer Dauer von 10 Minuten, das gleichzeitig auf mehrere Bildflächen projiziert wird, vermittelt ein besseres Verständnis für die Herausforderungen und die militärischen Fakten, die zur Befreiung der Provence beitrugen.

     

    Die InstaLive des Mémorial de la Shoa (Gedenkstätte der Shoah)

     

    Brochoire expo perm

    © Photo Florence Brochoire/Mémorial de la Shoa

     

    Während der aufeinanderfolgenden Lockdowns entschied sich die Gedenkstätte der Shoah zur Beibehaltung ihres Kulturprogramms, indem sie es an die verfügbaren Kommunikationskanäle anpasste. Zusätzlich zu den über Zoom und Youtube organisierten Konferenzen oder die Bereitstellung von Filmen auf ihrer Website bot die Gedenkstätte ungefähr dreißig virtuelle Begegnungen auf Instagram (InstaLives) an, bei denen Persönlichkeiten eingeladen waren, live Texte aus dem Archivbestand vorzulesen. Aufgrund des großen Erfolges wird diese Initiative immer noch gelegentlich fortgesetzt.

    Autor

    Lise Denis - Zentrum „Gedächtnistourismus“ in der Direktion für Kulturerbe, Erinnerung und Archive

    Die Gedenkstätte von Verdun

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    © Gedenkstätte von Verdun

    Hervé Morin

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    Hervé Morin. © Rechte vorbehalten

    Ausschreibung für digitale Projekte

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    © SGA Com

    Der Beitrag der Überseegebiete im Zweiten Weltkrieg

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