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La France en guerre 1939 - 1940

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Corps 1
FRANKREICH IM KRIEG 1939 - 1940
Corps 2


Als Adolf Hitler im Januar 1933 an die Macht kommt, sind seine Hauptziele bekannt: die Korrektur der Friedensverträge und die Wiedervereinigung der Deutschstämmigen in einem Großdeutschland. Im März 1935 beginnt Deutschland unter Missachtung des Vertrags von Versailles mit seiner Wiederbewaffnung. Ein Jahr später wird das Rheinland wieder militarisiert. Nach einer Zeit der Isolierung nähert sich das Naziregime während des Krieges gegen Äthiopien (1935) und des spanischen Bürgerkrieges (1936) dem faschistischen Italien und später dem imperialistischen Japan an. Die Annexion Österreichs im Jahr 1938, die Zerschlagung der Tschechoslowakei und die darauf folgende Gründung des deutschen Protektorats Böhmen und Mähren treiben Frankreich und England gegenüber einem deutschen Staat in die Enge, der sich endgültig für den Krieg entschieden hat. 1939 wendet sich Adolf Hitler, durch die Schwäche der Demokratien ermutigt, gegen Polen und fordert die freie Stadt Danzig. Frankreich und Großbritannien, die sich der Gefahr und der Unvermeidbarkeit der Konfrontation bewusst sind, entscheiden sich nun endlich für eine unnachgiebige politische Haltung und garantieren die Grenzen der von dem III. Reich bedrohten Länder: Polen, aber auch Rumänien, die Niederlande und Belgien.

Nun gewinnt die Stellung der Sowjetunion eine entscheidende Bedeutung. Die Demokratien sind in Verhandlungen mit Stalin eingetreten, aber am 23. August 1939 schließen Berlin und Moskau einen Nichtangriffspakt, dessen geheimes Protokoll die Teilung Polens und der baltischen Staaten (Litauen, Lettland und Estland) vorsieht. Großbritannien und Frankreich müssen sich zwischen dem Krieg und einem neuen Rückzug entscheiden. Am 28. August stellt der Führer unakzeptable Forderungen: die Rückkehr von Danzig und einem Teil von Oberschlesien in das Reich. Als Antwort ruft Polen die allgemeine Mobilmachung aus. Am 31. schlägt Mussolini eine Konferenz vor, aber die Würfel sind gefallen. Am nächsten Tag im Morgengrauen greift die Wehrmacht, unter dem Vorwand einer Aggression, Polen an. Frankreich verfügt die allgemeine Mobilmachung. Am 3. September 1939, als auf das französisch - britische Ultimatum, in dem der Rückzug der deutschen Truppen gefordert wird, keine Antwort erfolgt, erklären Großbritannien um 11 Uhr, dann Frankreich um 17 Uhr Deutschland den Krieg.

Acht Monate lang verschanzt sich die französische Armee an der Maginot - Linie im Osten, in Wartestellung an der französisch - belgischen Grenze, und wartet auf hypothetische Angriffe, einen sehr harten Winter lang. Die Moral der zur Inaktivität gezwungenen Männer sinkt in demselben Maß wie die der Nation. Strategien und Bewaffnungen "Alles deutete darauf hin (...), dass es für den siegreichen Ausgang dieses neuen Krieges genügte, die Fehler zu vermeiden, durch die man den vorigen fast verloren hätte, und die Methoden erneut anzuwenden, die beim ersten Mal zum Erfolg geführt hatten", Marc Bloch, L'étrange défaite (Die merkwürdige Niederlage).

Am 23. August 1939 versichert General Gamelin dem Ratspräsidenten Edouard Daladier, dass die französische Armee bereit ist. Tatsächlich ist sie aber weit davon entfernt, in der Lage zu sein, sich einem Krieg der Geschwindigkeit, des Einfallsreichtums und der Geschmeidigkeit entgegen zu stellen, der von Hitler und seinen Generälen vorbereitet worden war. Die seit dem Sieg von 1918 als die Quelle der militärischen Wissenschaft angesehenen obersten militärischen Autoritäten Frankreichs meinen, dass die Verteidigung naturgemäß dem Angriff überlegen ist. Da sie mit einem langen Konflikt rechnen, halten sie es für entscheidend, eine unverletzliche, durchgehende Front zu erhalten und den geeigneten Moment für entscheidende Gegenangriffe abzuwarten, die als langsame und massive Operationen geplant sind, in denen die Panzer vor allem für den Schutz der Infanterie sorgen oder an Aufklärungs- und Ablenkungsmanövern teilnehmen sollen. In Anbetracht dieser Strategie hat die französische Armee, wenn sie auch über genügend Panzer und schwere Artillerie verfügt, nicht die nötigen Flugzeuge, um eine groß angelegte Offensive zu unternehmen.

Dieses Konzept entspricht einer in Frankreich, vor allem bei den Politikern, weit verbreiteten Meinung, die sich aus dem immer noch lebendigen Trauma des Ersten Weltkriegs erklärt und stark von der Bewegung des Pazifismus geprägt ist. Andererseits passt diese Verteidigungs- und Wartestellung hinter der Maginot - Linie, wie es Oberst de Gaulle in seinem Buch Vers l'armée de métier (Zu einer Berufsarmee 1934) ausführt, nicht zu der internationalen Sicherheitspolitik Frankreichs, die auf Bündnisse in Mitteleuropa, vor allem mit Polen, gegründet ist. Logischerweise brauchte ein solches Sicherheitssystem ein offensives militärisches Werkzeug. Die Säule der französischen Verteidigungsstrategie, die Maginot - Linie, besteht aus einem dichten Netz von Betonkasematten, die als uneinnehmbar angesehen wurden, von Hindernissen und Gräben, Panzersperren und unterirdischen Festungen.

Die Linie deckt die Grenze im Osten und Nordosten, von der Schweiz bis Montmédy, d.h. die Grenzen mit Deutschland und Luxemburg; jenseits davon hält man den Wald der Ardennen für unüberwindlich, sogar für schwere Panzer. Dieses Verteidigungssystem soll einen plötzlichen Angriff auf Frankreich verhindern und die Mobilisierung der Landarmee ermöglichen. Weiter im Westen, an der Grenze mit Belgien, müssen die französischen Einheiten eine Verteidigungslinie improvisieren, eine "Erweiterung" der Maginot - Linie.

Tatsächlich schluckt die Maginot - Linie einen großen Teil des Verteidigungsetats des Landes auf Kosten der modernen Waffen und bindet umfangreiche und spezialisierte Truppenteile, ohne dabei die französische Armee auf den Schock des modernen Krieges vorzubereiten. Die Deutschen verfügen ihrerseits über eine Siegfriedlinie, die weniger komplex und kürzer ist als die Maginot - Linie.

In den Jahren 1930-1935 geben die Programme für die Bewaffnung Frankreichs dem Festungsbau und der Marine den Vorrang, auf Kosten der Landarmeen, der Luftwaffe und der Mobilisierung der Industrie. Wenn auch die Wiederbewaffnung der Jahre 1935-1939 zu der gleichen Anzahl von Panzern führt wie bei den Nazis, bleiben bestimmte Defizite weiter bestehen: die Panzerabwehr und die Luftabwehr, die Mittel für Nachrichtenübermittlung und Durchbrüche, aber auch die Handfeuerwaffen.

Wenn der Artillerie auch umfangreiche Mittel zur Verfügung stehen (über 11000 Kanonen), so besteht die Hälfte aus den berühmten 75ern des Ersten Weltkriegs, die sich bald als veraltet herausstellen, vor allem gegenüber den 105 mm - Kanonen der Deutschen, wenn sie auch ausgezeichnete Panzerabwehrwaffen bleiben. Selbst nach dem Polenfeldzug, der die deutsche Taktik des koordinierten Angriffs von Panzern, Luftwaffe und Infanterie demonstriert hat, halten die Franzosen Panzer und Flugzeuge weiterhin nur für Begleitwaffen der Infanterie, der "Königin der Waffen". Zu zwei Dritteln werden Panzer in kleinen Gruppen eingesetzt und müssen an allen Stellen der Front einsatzbereit sein. Außerdem ist ihre Versorgung mit Kraftstoff unzureichend geplant. 1940 verfügen die Franzosen über fast 3 200 Panzer und Panzerfahrzeuge, die Engländer über 600 und die Deutschen über 3 500. Wenn die Alliierten an Zahl und Qualität des Materials dem Vergleich mit der Wehrmacht standhalten können, so ist es die taktische Anwendung und vor allem die Kombination Panzer/Flugzeug, die General Guderian so am Herzen liegt, die im Lauf des Frankreichfeldzugs einen eindeutigen Vorteil zugunsten der deutschen Truppen bewirken wird.

In der Wehrmacht werden die Panzer in Massenformationen eingesetzt, während die Flugzeuge sie beim Durchbrechen der feindlichen Linien unterstützen und die Einheiten von Fallschirmspringern wichtige Hindernisse überraschend einnehmen. Nach dem Sieg der Deutschen in Polen wird die französische Strategie beibehalten. Man will Zeit gewinnen und die Wirkung der Blockade Deutschlands abwarten, dessen Wirtschaft einem langen und umfassenden Konflikt nicht standhalten kann. Man will auch darauf warten, dass die Bemühungen der Wiederbewaffnung und der Mobilisierung des Empires Früchte tragen; darüber hinaus will man warten, bis die Engländer ihre Vorbereitungen beendet haben; und schließlich dass die Amerikaner ihrerseits in den Krieg eintreten. Bis dahin muss man die Stellung halten. Der Glaube an die Maginot - Linie und die Überlegenheit der alliierten Kriegsmarine lassen diese abwartende Haltung zu. Dieses Konzept des Konflikts ist nicht ganz unbegründet, aber das französische Oberkommando verwechselt Verteidigung mit Untätigkeit. Es überlässt dem Feind die Initiative, dessen militärische Macht überschätzt wird. Tatsächlich zwingen die schweren Mängel in der Wehrmacht, an Personal, Führungskräften, Material, Rohstoffen, Kraftstoff, Munition, Hitler dazu, auf einen schnellen Sieg über die militärische Macht Frankreichs zu hoffen. "Sitzkrieg"

Hier ist alles eingefroren. Die Schaltungen sind eingefroren. Die Maschinengewehre sind eingefroren (...) Nach neun Monaten Krieg konnten wir immer noch nicht erreichen, dass die Industrie die Maschinengewehre und die Schaltungen dem Klima in großen Höhen anpasst, Antoine de Saint Exupéry, Pilote de guerre (Flug nach Arras). In Frankreich wird der "Sitzkrieg" damit begründet, dass man mindestens bis zum Frühjahr 1940 standhalten muss, ohne Probleme. Die alliierten Truppen müssen stärker werden, ihre militärische Produktion muss wachsen, die Festungen müssen verstärkt werden, die kleinen Staaten in den Schoß der französisch - britischen Entente heimkehren. Gleichzeitig muss Deutschland anfangen, die Auswirkungen der Blockade zu spüren, das deutsche Volk muss ein Regime ablehnen, das es in eine Sackgasse führt, Italien und die Sowjetunion müssen sich von ihrem Verbündeten trennen. Die Offensive der Wehrmacht, die zum Angriff gezwungen ist, wird aufgehalten und dann zurück geschlagen werden. Am Ende eines jahrelangen Konflikts wird der alliierte Gegenangriff den Sieg davontragen. Die Weigerung, Polen Anfang September 1939 zu Hilfe zu eilen, liegt in der Logik des französischen Oberkommandos: es kommt nicht in Frage, die in Wartestellung hinter der Maginot - Linie liegende französische Armee schon in den ersten Tagen einem lang andauernden Konflikt auszusetzen, zumal die Einheiten nicht auf eine Offensive vorbereitet sind. Außerdem wird sich dieser Krieg, wie schon 1918, an der Nordostfront, auf nationalem Boden entscheiden.

In der Tat reicht diese acht Monate lange Zeit der Passivität nicht aus, um das Militärpotential der Alliierten zu stärken. Im Gegensatz dazu hat Deutschland nach der Einnahme von zwei weiteren Ländern (Norwegen und Dänemark) seinen Bedarf an Eisen gesichert, wie auch an Öl und Getreide über die kleinen Staaten der Sowjetunion. Italien hat sich, obwohl "nicht Krieg führende Partei", bereit erklärt, an die Seite Deutschlands zu treten. Was das Volk und auch die deutsche Generalität betrifft, denen Hitler seinen Willen aufgezwungen hat, so stehen sie vereint hinter ihrem "Führer". Trotz einiger Fortschritte hat die militärische Produktion Frankreichs, die durch die allgemeine Mobilmachung durcheinander geraten ist, nicht die erhoffte Stärke erreicht, vor allem bei Flugzeugen und Panzerabwehr- und Flugabwehrwaffen. Die Streitigkeiten unter den Alliierten sind wieder erwacht: die Franzosen werfen den Briten vor, sich nicht stärker auf dem Kontinent engagieren zu wollen; die Belgier zweifeln an der Fähigkeit der Franzosen und Engländer, sie zu schützen.

In Frankreich werden die politischen Divergenzen durch Abrechnungen verschärft. Das Verbot der kommunistischen Partei, die den deutsch - sowjetischen Pakt unterstützt und sich weigert, einen "imperialistischen Konflikt" gut zu heißen, und die rechten Pressekampagnen, nicht etwa gegen Deutschland, sondern gegen die Sowjetunion als Aggressor Finnlands im November 1939, verschlimmern die Situation. Im Gegensatz zu 1914 gibt es keine Einigkeit. Die Franzosen gehen resigniert in den Krieg, aber auch entschlossen. Jedoch machen die langen Monate des "Sitzkriegs" die Armee untätig, und dies hat seine Auswirkungen auf eine Bevölkerung, die seit zwanzig Jahren durch den Pazifismus beeinflusst ist und in der jetzt eine Strömung von Defätismus aufkommt, die sich anlässlich der polnischen Kapitulation verstärkt. Man meint, jetzt wo Polen geschlagen sei, sei der Frieden möglich. Frankreich wird nicht angegriffen: es gibt keine nationale Gefahr wie 1914. Der Zweifel über den Sinn des Krieges legt sich auf die Gemüter. Manche wünschen sich ein neues "München".

Außerdem ist die Bevölkerung unzufrieden auf Grund der Abkommandierungen zu Sondereinsätzen, der Schwierigkeiten des täglichen Lebens und der gestiegenen Lebenshaltungskosten. An der Front langweilen sich die zur Untätigkeit verdammten Soldaten. Der Präsident der Republik, Albert Lebrun, gibt nach einem Besuch der Truppen zu, dass er auf "erschlafften Willen und schlechte Disziplin" getroffen ist. Die langsame Mobilisierung, die Verspätungen beim Aufstellen der schweren Artillerie für den Angriff auf die deutschen Befestigungen, die polnische Niederlage und vor allem der Wunsch von Gamelin, die "Truppen besonnen zu verwalten" und "das Instrument nicht stumpf zu machen" erklären das Verhalten des Oberkommandierenden, der sich weigert, eine in der Tat günstige Situation zu nutzen.